Hallo,
Gestern und vorgestern habe ich mal gezielt Grashalme unterschiedlicher Art, u.a. auch von Schilf (Phragmites australis) eingesammelt, um selbige auf Pilze zu überprüfen. Ich kann nur sagen: es dauert keine 30 Minuten, da hat man mehr als 1000 Pilzfruchtkörper eingesammelt. Soll das doch mal einer von euch Morchelsammlern von sich behaupten
Phaeosphaeria vagans [Erstfund für NRW] an Grasresten unterschiedlicher Arten (Festuca, Deschampsia usw.)
Phaeosphaeria fuckelii, Fuckels Braunsporkugelpilz, wächst derzeit massenhaft an abgestorbenen Schilfhalmen
Phaeosphaeria nigrans an Grasresten
Leptosphaeria agnita an Angelica sp. (Engelwurz)
Man achte hier vor allem auf die mikrosopischen Merkmale. Jede dieser Arten hat eine charakteristische Sporenform mit arttypischen Querwänden in den Sporen. Die erstgenannte Art hat sogar Längswände in den mittleren Zellen, solche Sporen werden "Dictyosporen" genannt (gr. dictyos = Netz).
Bei der Bestimmung von solchen "Punkten" kommt es darauf an, welches Substrat es ist (Einkeimblättrig oder Zweikeimblättrig) sowie welche der Zellen verdickt ist. Bei P. fuckelii ist es die 4. Zelle von oben, bei P. nigrans ist es die 2. von oben und bei L. agnita die 3. Zelle von oben. Oben und unten wird dabei anhand der Ausrichtung der Sporen im Sporenschlauch definiert.
Für die Bearbeitung solcher Arten bedarf es zusätzlich eines Stereomikroskops (mindestens 15fach), um solche Winzigkeiten gezielt aus dem Substrat zu entnehmen. Da ich das bis vor ein paar Tagen noch nicht hatte, hatte ich vorher immer massenhaft Substratreste mit im Präparat, was natürlich dazu führt, dass man neben den Sporen und Sporenschläuchen zuviel anderes Zeugs sieht und die eigentlichen Merkmale oft verdeckt sind.
So Ende der kleinen Mikroskopierstunde
lg björn