Rada&bwergen: Rückkehr der Pilzfestivals

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 7.273 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Ingo W.

  • Liebes Forum,


    es ist mal wieder soweit, nach einer kurzen Durststrecke mit vergleichsweise wenigen Neufunden gab es letzten Samstag an der Grube Cox bei Herrenstrunden (Bergisches Land) eine durchaus sehenswerte und pilzreiche Exkursion im Umfang von etwa 4-5 Stunden. Gefunden wurden dabei etwa 40 Arten (wobei hier nicht alle fotografiert und bearbeitet wurden, da etliche bereits mehrfach im BL festgestellt wurden und für uns sozusagen schon "langweilig" waren). Immerhin hat Rada seinen Maipilz bekommen :D


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    1. Inocybe dulcamara, Bittersüßer Risspilz
    => an den bohnenförmigen Sporen <10 µm sowie dem Vorkommen bei Seen und Teichen gut erkennbarer Risspilz.





    2. Inocybe fuscidula var. fuscidula, Braungestreifter Risspilz



    3. Lachnella alboviolascens var. "brunnipiloides", Weißviolettes Haarschüsselchen
    Nicht wirklich ernstzunehmender Name, da es sich hier überraschenderweise um das gewöhnliche, sonst blauweiße Haarschüsselchen handelt, welche hier in Kultur an schattiger Stelle braune Haare gebildet hat und daher aussieht wie ein Vertreter der Ascomyceten-Gattung Brunnipila.




    4. Omphalina obscurata, Sepiabrauner Nabeling




    5. Mycena acicula, Orangeroter Helmling
    Das Mikrofoto wurde mit Kongorot angefärbt. Untersucht wurde ein Schnitt durch die Hutoberfläche. Dabei ist der Teil unten links mit Kongo, der Teil oben rechts ohne (Eigenfarbe der Hutoberfläche: orangegelb).






    6. Pluteus nanus var. nanus, Zwerg-Dachpilz




    7. Psilocybe coprophila, Mist-Kahlkopf



    8. Laetiporus sulphureus, Schwefelporling



    9. Porostereum spadiceum, Dattelbrauner Porenschichtpilz



    10. Helvella acetabulum, Hochgerippte Becherlorchel



    11. Helvella solitaria, Rippenstielige Lorchel







    12. Mollisia retincola s.l. an abgestorbenen Schilfhalmen
    Aufgrund fehlender Kristalle in der Medulla (Zwischenraum zwischen Hymenium und Außenseite) sowie negativer KOH-Reaktion der Paraphysen ist die eigentliche M. retincola auszuschließen. [hr]




    13. Mollisia rosae, Rosen-Filzbecherchen




    14. Pyrenopeziza betulicola, Birkenblatt-Weichbecherchen




    15. Pyrenopeziza chamaenerii an Angelica




    16. Pezicula livida, Nadelholz-Büschelbecherling




    17. Lophodermium arundinaceum, Schilf-Spaltlippe



    18. Propolis farinosa, Grauweißes Holzscheibchen






    19. Therrya pini an Kiefernzweigen
    Die unteren Fotos: Reaktion mit Lugol.




    20. Selinia pulchra an Schafdung




    21. Mycosphaerella sp. an Birkenblättern
    Bisher nicht bestimmt. Ich werd mir aber den russischen Mycosphaerella-Schlüssel von Tomilin nochmal ranholen.


    lg björn

    Projekt Fungi: 3277

    [FERTIG] Band 1a: 440 Pyrenomyceten mit 0-1fach sept. Sporen; Band 1b: 380 Pyrenomyceten mit 2-M.

    Band 2a: Pezizomycetes, Hypogäische Eurotiomycetes, Lecanoromycetes, Arthoniomycetes

    Band 2b: Leotiomycetes, Geoglossomycetes, Taphrinomycetes, Laboulbeniales, Orbiliomycetes

    Band 3: Rindenpilze, Heterobasidiomycetes, Cyphelloide Pilze
    Schwarzwälder Pilzlehrschau

    Einmal editiert, zuletzt von bwergen ()

  • Hallo Björn,


    das sind wieder hervorragende Fotos.


    Ich bin immer wieder erstaunt welche Pilze hier im Forum vorgestellt werden, die der normale Pilzsucher nicht kennt oder einfach nicht beachtet. Hier wird man dazu erzogen genau hinzuschauen, was in der Natur wächst.


    Nur am Anfang habe ich statt "bei Herrenstrunden" "bei Herrenrunden" gelesen. Und dachte mir dabei, daß Du bei Herrenrunden Pilze suchen gehst. ;)



    Grüße Helene

  • Hallo Björn,


    danke für die Bestimmungsarbeit und die tollen Bilder. :thumbup:



    Ja, es war ein toller Tag. Das was ich auf Grund der Vorexkursion erwartet hatte, wurde noch deutlich übertroffen. Es ist immer wieder erstaunlich, wie sich die Pilzwelt innerhalb weniger Tage entwickelt, wenn die klimatischen Bedingungen stimmen.


    So schön und gut der Regen an sich auch ist, am Exkursionstag hätten wir gerne darauf verzichtet. Grad zum fotografieren wäre ein trockener Untergrund wesentlich komfortabler gewesen.


    Herausragend war das Massenhafte Vorkommen von Helvella acetabulum und Helvella solitaria, wie man auf diesem Bild sehr schön sehen kann.:)



    Hier stehen um die 20 Exemplare auf einem Quadratmeter. Natürlich hervorragend getarnt.


    Eine einsame Verpel fanden wir gleich zu Beginn. Trotz genauer Nachsuche blieb es bei dem einen Exemplar. Leider ist das Foto nicht besonders gelungen.



    Interessant waren auch diese Filzkremplinge (?), die vor Ort nicht sicher bestimmt wurden.



    Ja, und hier isser, mein erster (und bisher einziger) Maipilz (Calocybe gambosa).



    Auch hinter diesen war ich schon länger her. Auriculariopsis ampla, das kleine Judasöhrchen.




    Sein größerer Namensvetter belauschte uns ein paar Bäume weiter.



    Natürlich gab es auch sonst eine Menge zu sehen, auch wenn die Augen sich nicht recht von den Pilzen ablenken lassen wollten.


    Dieser Weinbergschneck, kroch uns in völliger Raserei über den Weg.




    Zum Schluß versperrten uns noch Kanadagänse den Weg.



    Und die waren nicht alleine, sondern führten Ihre kleinen Federkugeln spazieren.





    Dieses Gebiet werden wir sicher regelmäßig besuchen, mal sehen was da noch alles auf uns wartet.


  • Neodasyscypha cerina, Wachsgelbes Haarbecherchen




    lg björn

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    [FERTIG] Band 1a: 440 Pyrenomyceten mit 0-1fach sept. Sporen; Band 1b: 380 Pyrenomyceten mit 2-M.

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    Band 2b: Leotiomycetes, Geoglossomycetes, Taphrinomycetes, Laboulbeniales, Orbiliomycetes

    Band 3: Rindenpilze, Heterobasidiomycetes, Cyphelloide Pilze
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  • Danke für die aufschlußreichen und gut gemachten Bilder. Da steckt richtig Arbeit drin......alle Achtung....:thumbup:


    Hat mir sehr gut gefallen. Wir haben zur Zeit Hochkonjunktur der Schwefelporlinge.


    Beste Grüße, Burkhard

    • Offizieller Beitrag

    Hallo ihr zwei,


    das ist ja ein tolles Gebiet! Macht Lust auf einen Ausflug!


    Viel Arbeit habt ihr da mal wieder rein gesteckt. Schön, das wir am Ergebnis teilhaben dürfen!


    liebe Grüße,
    Melanie

    Gnolmige Gnüße, Gnelmanie die Rote

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    über die nachzudenken,
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    -Franz Kafka-
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  • Hallo!


    Bin ich doch gerade hier drüber gestolpert!
    Schöner Beitrag wie immer mit vielen wunderbaren Bildern und nicht alltäglichen Pilzarten.


    Mal sehen, ob ich Björn aufwecken kann.

    Zitat


    3. Lachnella alboviolascens var. "brunnipiloides", Weißviolettes Haarschüsselchen
    Nicht wirklich ernstzunehmender Name, da es sich hier überraschenderweise um das gewöhnliche, sonst blauweiße Haarschüsselchen handelt, welche hier in Kultur an schattiger Stelle braune Haare gebildet hat und daher aussieht wie ein Vertreter der Ascomyceten-Gattung Brunnipila.


    Siehst du das aus heutiger Sicht auch noch so??


    VG Ingo W

    ________________________________________________________________
    "Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten"

    150-15 (APR 2022) = 135-5 (GnE-Wette verloren "über 11 gelöst") = 130+4 (am nächsten an der 222.Schnapps-Punktzahl) = 134+7 (7.Platz im APR 2022) = 141+4 (KISD-Prozente von GnE) = 145-15 (APR 2023) = 130+3 (10. Platz) = 133+3 (Unbewusst-Phal) = 136+5 (Lupus-Wette-APR-Sieger=ü300) = 141+5 (GnE-Gewinnsteuer-APR23) = 146+7 (Phalplatz 1) = 153-20 (APR 2024) = 133

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  • Hallo Ingo,


    na ich kann dir sogar ein aktuelles Exemplar zeigen:






    Ist doch echt irre, wie ähnlich diese Fk denen von z.B. Brunnipila calyculiformis sind, oder? Und ich habe sogar eine Kollektion, die auf Brombeere wächst. Mikroskopisch ist dieser Fund hier aber nicht identisch mit Lachnella alboviolascens, sondern könnte eher in Cyphellopsis eingeordnet werden. Ich habe mich noch nicht eingehender damit befasst, aber vielleicht hast du ja eine spontane Idee.


    lg björn

    Projekt Fungi: 3277

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    Band 3: Rindenpilze, Heterobasidiomycetes, Cyphelloide Pilze
    Schwarzwälder Pilzlehrschau

  • Hallo Björn!


    Hab ich gar nicht gesehen, dass du darauf geantwortet hast.

    Zitat


    Mikroskopisch ist dieser Fund hier aber nicht identisch mit Lachnella alboviolascens, sondern könnte eher in Cyphellopsis eingeordnet werden. Ich habe mich noch nicht eingehender damit befasst, aber vielleicht hast du ja eine spontane Idee.


    Gerade an Kräutern werden ja auch Merismodes (Cyphellopsis) mit großen Sporen beschrieben.
    Torsten Richter hat mir so ein Ding geschickt im November von Strandaster.
    Er selbst ist dabei bei sowas rausgekommen:


    Zitat T.R.:
    "The Cyphellaceous Fungi von W.B.Cooke und
    danach hat die var.oregonus von M.fasciculatus Sporen 9-13 x 7-
    7,5 µm..."


    Ich selbst bezweifele etwas die Größenangaben in Funga Nordica bei Merismodes bresadolae (dort granulosa), denn die wird eigentlich in anderen Werken immer mit viel größeren Sporen angegeben, die dann nämlich passen würden.
    Z.B. Horak:
    13-15 x 6-9, oval


    Für mich ist dein Fund also immer noch Merismodes, schon der Bockwurst-Sporenform wegen (die unten bei denen von Torsten nun wieder fehlen, aber zur Skizze in FN passen).


    Torstens Fund hatte irgendwie gelitten, bei mir ist da nichts Reifes angekommen, leider.

    Das ist alles, was ich rausgeholt habe.


    Beachtenswert finde ich die Strukturen in der Fruchtschicht. Vielleicht sollte man danach mal schauen. Angeben tut sowas allerdings niemand.
    Wie gesagt, hat sich der Kleine auch nicht mehr wohl gefühlt, kann also unnatürlich ausgewachsen sein.
    Pilze im Vergehen haben sowieso so einiges drauf, sollte man wohl auch mal was drüber schreiben.


    VG Ingo W

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