Aus unserer beliebten Reihe "Märchen der Völker"
Für alle, die darauf gewartet haben, dass ich mal endlich was über meine Person von mir gebe
Also, angefangen hat das alles in den Tiefen des vorigen Jahrtausends.
Damals ging ich ins Gymnasium von Linz, der bunten Stadt am Rhein.
Irgendwann wurde im Biologie-Unterricht dieses merkwürdige Tier aus Mexiko durchgenommen: der Axolotl. Ein "nachtaktiver Schwanzlurch" sollte das sein, der normalerweise nie erwachsen wurde, Kiemen hatte und sich schon im Larvenstadium fortpflanzte.
Na, schien ja ein ganz lustiges Tier zu sein. Aber dass dann meine Klassenkameraden begannen, mich "Axolotl" zu rufen, das fand ich keineswegs besonders lustig. Tja, viel Selbstvertrauen hatte ich damals nicht gerade; denn eigentlich wäre es doch schön gewesen, endlich nicht mehr mit meinem langweiligen Vornamen angesprochen zu werden, sondern einen ausgefallenen Spitznamen zu haben. Aber ich konnte mich nicht damit anfreunden.
Die Jahrhunderte Vergingen, und ich lebte und studierte mittlerweile im Dreiländereck von Belgien, Deutschland und den Niederlanden. Nebenbei hatte ich nach einer ganzen Reihe anderer Aktivitäten begonnen, Kurzgeschichten und andere Texte zu schreiben, allerdings ohne bisher etwas zu veröffentlichen. Darunter waren auch kleine, lexikonartige Beschreibungen von merkwürdigen Tieren, wie dem Staubsäuger oder der Wäschespinne.
Um die Jahrtausendwende hatte ich einen Job als "Texter und Textoptimierer" angenommen. Meine KollegINNen waren alle Germanistik-StudentINNen; ich war der einzige in der Gruppe, der sich den Job ohne diese Ausbildung zutraute. (Später bekamen wir dann noch Verstärkung durch einen Biologen, das war dann die zweite Ausnahme.)
Ich weiß nicht mehr, wie es kam, aber eines Tages war ein Kollege irgendwo auf den "Axolotl" gestossen und hatte die Idee, mich mit diesem Namen anzusprechen. Zuerst war es nur eine spontane Eingebung, aber nach einiger Zeit wiederholte er dies und fand allmählich Gefallen daran. Und im Gegensatz zu meiner Schulzeit war ich diesmal darüber gar nicht so unglücklich.
Dazu fiel mir ein, dass ich im Bekanntenkreis gelegentlich scherzhaft als "Herr Professor" angesprochen wurde. Ich begann, den "Professor" mit dem "Axolotl" zu kombinieren und fand, dass dies ein passender Künstlername wäre für einen Autor, der Geschichten über Tiere schrieb.
Ausserdem hatte ich schon zu Beginn des Studiums felsenfest behauptet, ich würde auf "Professor" studieren. Das Studium habe ich zwar nie abgeschlossen, aber auf diese Weise wurde ich trotzdem Professor, und das ganz ohne meine Habilitation irgendwo abzuschreiben!
Und so wurde der "Professor Axolotl" geboren, der bedeutendste Krypto-Zoologe aller Zeiten.
Seine Werke sind heute in die wichtigsten Sprachen der ganzen Welt übersetzt.
Hauptwerk ist das berühmte sechsbändige "Neue Tierleben" (NT), in dem bisher unbeachtete oder verkannte Tiere beschrieben werden, von der Ackerscholle über die Computermaus und den Streifenbullen bis zum Zweireiher. Heute stellt es in jedem Haushalt die Zierde der Bibliothek dar, so wie früher einmal "Brehms Tierleben" oder die Bibel.
Liebe Grüße, :nana:
der Axolotl