Liege ich mit Amanita echinocephala so ungefähr richtig?
Grüße nach Norden.
Barbara
Formentera 13.11.07
- Barbara
- Erledigt
Es gibt 5 Antworten in diesem Thema, welches 2.125 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Gerd.
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Hallo Gernot,
Zitat von Pete Longhorn
Jep, würde ich auch so sehen. Für weitere Infos kannst du auch hier klicken.- Ich stimme dir nur teilweise zu:
(1) Ja, es handelt sich sicherlich um eine Amanita spec. (Amanita ---> Subgenus Lepidella (Gilbert) Beauseigneur ---> Sektion Roanokenses Singer (= Sektion Lepidella (Gilbert) Corner & Bas). Und dort, wenn ich mir die Struktur des Velums (müßte mikroskopisch überprüft werden !!!) anschaue, mit hoher Wahrscheinlichkeit um eine Art aus der Serie Solitariae (Bas) Neville & Poumarat.
-------------Ich versuch–™s das einmal anhand des gezeigten Bilder mit dem Amanita-Schlüssel von [1] (Französisch, von mir etwas mühsam übersetzt) nachzuvollziehen:
1b) Hutrand nicht gerieft (= glatt bei reifen, aber noch jungen und frischen Basidiocarpien), Sporen amyloid, häufig mit bemerkenswertem Geruch
---> Untergattung Lepidella (Gilbert) Beauseigneur ---> 66b) Hutrand bei jungen Basidiocarpien +-lang durch Reste des Teil-Velums (velum partiale ist häutig oder mehlig-wattig/vergänglich) behangen --->12
12b) Gesamt-Velum völlig bröcklig, Stielbasis ohne Scheide (Volva), sondern nur als Warzen, Platten oder Schuppen auf dem Hut und an der Stielbasis (manchmal bis zum Ring reichend) ausgebildet.
---> Sektion Roanokenses Singer (= Sektion Lepidella (Gilbert) Corner & Bas) --->1414a) Gesamt-Velum vorwiegend aus Spaerozysten (kugeligen Zellen) bestehend
---> Serie Solitariae (Bas) Neville & Poumarat
Anmerkung Gerd:
- Vorbehaltlich einer mikroskopischen Überprüfung der Volva-Zellen vermute ich stark, dass die gezeigte Art in dieser Serie zu suchen ist.14b) Gesamt-Velum vorwiegend aus spindelförmigen Zellen bestehend
---> Serie Vittadinae (Bas) Neville & Poumarat
Anmerkung Gerd:
- Diese Serie würde ich eher ausschließen, da derartige Zellen +- häutige (persistente) Velumreste zeigen.
--------------------(2) Bleiben wir bei den in Mittel- und Westeuropa häufigsten Arten aus der Serie "Solitariae: A. echinocephala = A. solitaria (Bulliard : Fr.) Mérat = (Igel-Wulstling, Stachelschuppiger Wulstling) und A. strobiliformis = A. solitaria ss. Kühner et Romagnesi (Fransen-Wulstling).
- Da würde ich aus mehreren Gründen auch (wie du) den Igel-Wulstling auswürfeln.
================Doch bei den gezeigten Bildern gibt es für mich gleich mehrere Probleme:
(1) Es wird außer Bildern (die nicht alle Teile des Fruchtkörpers, z.B. Lamellen, freigelegte Stielbasis etc. zeigen) nicht einmal ein Minimum an Zusatzinformationen (außer Fundort , Formentera, ) mitgeliefert.
(2) Und schon habe ich mit "Formentaria" als Fundort ein Problem, da es in der "Serie Solitariae" weitere "ähnliche" Arten gibt, die bevorzugt in "Südeuropa" auftreten.
(3) So nebenbei: Auf dem Bild erkenne ich nur "Kiefer (Pinus)-Nadeln.
---> Auch damit habe ich ein Problem, da A. echinocephala ein Mykorrhizapilz von Laubbäumen ist.Mein Fazit:
- Bevor ich diesen Fund als "Igel-Wulstling" bestätige, müßte ich ihn durch's scharfe Auge (Mikroskop) betrachten.
- Und wenn ich mir diesen Link anschaue, dann wird mir übel, ob ich den Fund überhaupt bestimmen kann.
------------------------Erneut ein Beispiel, bei dem ich einer "blitzschnellen" Bestätigung nach Bild (ohne ausreichende Zusatzinformationen) misstraue !!!
---> Wir müssen einfach zur Kenntnis nehmen, dass sich Pilze häufig nach Bild nicht eindeutig bestimmen lassen.
---> Und in diesem Fall (ohne Fruchtkörper in der Hand) verkneife ich mir jedes weitere "Kaffeesatzlesen"Schönes Wochenende
Gerd (ein Fan der Gattung Amanita)Literatur
P. Neville - S. Poumarat (2004): Amaniteae (Amanita, Limacella & Torrendia), Fungi Europaei vol 9Nachtrag, 02.12.2007, 17:50Uhr:
- Link zur Amanita-Seite korrigiert -
Hallo Gerd,
um es erstmals vorweg zu nehmen: Den Standort in Formentera hab' ich irgendwie nicht beachtet (Asche auf mein Haupt). Das erhöht die Anzahl der möglichen ähnlichen Arten aber natürlich sehr, weshalb ich den makroskopisch auch nicht mehr sicher als Amanita solitaria (=echinocephala) ansprechen würde. Der Standort an sich würde aber nicht gegen A. solitria sprechen, da er in Nachbarländern auch unter Kiefer fruktifizieren kann.
Hier gibt es übrigens sehr viele Arten aus dieser Sektion, mit denen man mal vergleichen könnte. Ansonsten hast du meiner Meinung nach alles wichtige schong gesagt.
Schöne Grüße
Gernot -
Hallo Gernot,
Zitat von Pete Longhorn
Das erhöht die Anzahl der möglichen ähnlichen Arten aber natürlich sehr, weshalb ich den makroskopisch auch nicht mehr sicher als Amanita solitaria (=echinocephala) ansprechen würde.
[quote=Pete Longhorn]Danke für deine neue Einschätzung.
---> Tja, ein Fall für's "scharfe Auge" (Mikroskop), wobei ich natürlich A. echinocephala = A. solitaria nicht völlig ausschließen würde.[quote=Pete Longhorn]
Der Standort an sich würde aber nicht gegen A. solitria sprechen, da er in Nachbarländern auch unter Kiefer fruktifizieren kann.
[quote=Pete Longhorn]- Ja, das wird (leider ohne Quellenangabe) in [1] erwähnt:
"Symbionten (Ektomykorrhiza): Laubbäume, in erster Linie Rotbuche, gefolgt von Stieleiche.
Betula pentula (3), Fagus sylvatica (40), Tilia spec. (1), Quercus rubor (19), Quercus spec. (1), indet Laubbaum (4).
Anmerkung: Aus Nachbarländern wird Mykorrhiza auch mit Fraxitus sowie Larix und Pinus berichtet."- [2] erwähnt "Laubbäume, bes. Fagus"
- [3] (eine Amaniteae-Monografie:
"Habitat:
Eine meist herbstliche Art auf kalkigem Boden unter Laubbäumen, insbesondere Buchen (Fagus sylvatica) und Eichen (Quercus). Aber sie wurde durch INFANTE et al (1999: 26) auch im März in Andalusien auf saurem Boden unter Quercus ilex subsp. ballota gefunden. Es handelt sich um eine thermophile Art, wie es HEINEMANN (1991: 293-303) in einer Studie von Funden aus Belgien nachwies.Verbreitung:
A. echinocephala (oft als A. solitaria angesprochen) ist in Europa verbreitet:
- Südeuropa: Spanien, Süd-Frankreich, Italien, Portugal)
- Nord- und Nordost-Europa: Deutschland, Österreich, Belgien, Nord-Frankreich, Großbritannien, Holland, Ungarn, Montenegro, Schweiz, Tschechische Republik, Ukraine
-- In Südeuropa meist als var. subbeillei
-- Nicht europäische Funde scheinen alle eine andere Taxa zuordenbar zu sein."[4] Hier wurden insgesamt 5 Funde ausgewertet:
(a) FISCHER: 21.08.1994, MTB 7920/1, 590mNN, Donautal, nahe Neumühle Richtung Hausen, am Rande eines Fichtenjungwalds auf Kalk.
---> Direkt anschließend gab es einen Buchenwald. Ich nehme deshalb eine Symbiose mit Buchen an.
(b) DUSOLT: 21.09.1980, gefunden bei Ulm, im Laubwald
(c) ENDERLE (1): 18.09.1994, MTB7527/1, 450mNN, Donau-Auwald, Riedheim, in Fichtenparzelle auf Kalk.
---> Leider habe ich da nicht nachgehakt, ob Laubbäume als Symbiose-Partner in Frage kommen könnten.
(d) ENDERLE (2): 25.09.1994, MTB 7625/2, Ulm-Danautal, am Lichtersee, nahe Tilia.
---> Interessant, denn kurz nach Veröffentlichung des Artikels konnte ich in meinem Nachbarort jahrelang eine Fruktifikation (immer nur 2 - 3 Fruchtkörper) an Sommerlinde (Naturdenkmal) beobachten.
---> Und noch interessanter: In einem Jahr gab's an diesem Standort nur ein Einzel-Fruchtkörper von A. strobiliformis (hab den mikroskopisch überprüft) zu bewundern. Na ja, nach Literatur scheinen beide Arten am gleichen Standort aufzutauchen.
---> Und Linde als Symbiose-Partner beider Arten ist laut CH. HAHN (Diskussion in einem der Foren !?) auch keine Besonderheit.Mein Fazit:
- Ich bin da skeptisch bezüglich Bindung an Nadelbäume !!![quote=Pete Longhorn]
Hier gibt es übrigens sehr viele Arten aus dieser Sektion, mit denen man mal vergleichen könnte.- Danke für diesen Link, den ich in meinem Vorbeitrag bringen wollte. Ist schiefgelaufen und habe das per Nachtragsänderung korrigiert.
- Bildvergleich erspare ich mir, solange keine weiteren Details über den Fund bekannt sind.Grüße
GerdLiteratur:
[1] G.J. Krieglsteiner (2003): Die Großpilze Baden-Württembergs Band 4
[2] E. Horak (2005): Röhrlinge und Blätterpilze in Europa, ELSEVIER
[3] P. Neville - S. Poumarat (2004): Amaniteae, FungiEoropaei vol. 9
[4] G. Fischer (1996): Notizen zu Amanita solitaria (Bull. 1780 : Fr. 1821) Mérat 1836, Ulmer Pilzflora IV: 127 - 138
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Hallo Barbara,
Zitat von Barbara
Liege ich mit Amanita echinocephala so ungefähr richtig?- Ja, du liegst mit deiner Bestimmung sogar mehr als "nur ungefähr" richtig und hast m.E. die richtige Gattung, Untergattung, Sektion (und mit hoher Wahrscheinlichkeit auch die Serie innerhalb der Sektion) erwischt.
- Ob es genau diese Art oder eine sehr nah verwandte Art ist, kann man nach deinen Bildern leider nicht sicher bestimmen.
---> Schau dir die nachfolgende Diskussion über deinen Fund zwischen Gernot und mir an. Da sollte klar werden, warum dein Fund nach Bild nichtsicher bestimmbar ist.Grüße
GerdPS.:
Sofern du noch auf "Formentera" bist:
(1) Bring Trockenmaterial mit. Diesen Fund würde ich (als Amanita-Fan)gerne mikroskopieren.
(2) Mache bitte auch noch Fotos, bei denen man die Lamellen, die komplette Stielbasis und den Fruchtkörper im Schnitt (direkt nach dem Durchschneiden und etwa 15 Minuten später) sieht
(3) Und optimal wäre, wenn du zusätzlich ein "Sporenabwurf-Präparat" herstellen würdest.
(4) Und schau bitte noch, ob es im Umkreis (ca 30 - 50m) Laubbäume gibt! Wenn ja würde mich die Art (Foto reicht auch) interessieren.