Netzstieliger Hexenröhrling??

Es gibt 21 Antworten in diesem Thema, welches 8.722 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Bijou.

  • Ein herzliches Hallo an Alle,


    gestern habe ich auf einer regelmäßig gemähten Wiese nahe einer Linde vor einem Gewerbeanwesen am Münchner Stadtrand 4 gleichartige Pilze gefunden, die ich zunächst für Maronenröhrlinge hielt, weil sie sofort bläuten (öhöm, bin blutige Anfängerin). Da der Rasenmäher schon nahte, habe ich sie mitgenommen, weil ich ja was lernen muß und die Literatur zu Hause habe. Aber die Hutfarbe und der Stiel haben mich stutzig gemacht - die Farben veränderten sich nach dem Ernten massiv (siehe Fotos). Daheim mußte ich beim Aufschneiden ohnehin feststellen, daß sie komplett madig waren, aber ich wüßte trotzdem gerne, was es war: Die Hutfarbe war ocker und an Berührungsstellen später fast schwarz, die Hüte der beiden großen Exemplare waren eingebuchtet, ihre Oberfläche ledrig, glatt und prall, wie Kartoffeln quasi. Die Röhren waren zunächst gelb und verfärbten sich nach dem Ernten orange, Druckstellen wurden fast schwarz. Der Stiel war dunkel/bräunlich, an der Spitze mit hell-rötlicher Färbung und einem dunklen Netz. Total überrascht war ich, als ich sie aufschnitt, da war das Innere des Stiel tief dunkelrot. Das Hutfleisch war wie gesagt total vermadet und an mehreren Stellen bläulich. - Hat jemand von Euch eine Idee, was da am Stadtrand auf einem kultivierten Grundstück wuchs?


    Vielen Dank für Eure Hinweise!
    Bijou

  • Hallo Bijou,


    soweit man bei diesen alten Pilzen noch etwas erkennen kann würde ich deiner Bestimmung zustimmen. Ich hatte gestern auch solche Oldtimer von Boletus luridus gefunden und als solche idendifiziert.


    Viele Grüße

  • Hallo Bijou,


    vor allem auf dem letzten Bild ist das Stielnetz recht gut zu erkennen.


    Typisch ist für den Netzstieligen Hexenröhrling ( Boletus luridus ) dieses rötliche Fleisch in der Stielbasis, der Hut ist nicht dunkel lederig braun wie z.B. beim Flockenstieligen Hexenröhrling ( Boletus erythropus ) sondern eher hellbraun und die Verfärbung beim Anschneiden sowie die rötlichen Poren verraten Dir die Zugehörigkeit zu den Hexenröhrlingen.


    Die Pilze sind roh giftig und auch nach ordentlichem Garen vertragen nicht alle den Genuß dieser Pilze. Lange Zeit wurde ihnen nachgesagt sie würden im Zusammenhang mit Alkohol zu Unverträglichkeiten führen. Ich kann dies nicht bestätigen, auch mit einer halben Flasche Rotwein nicht :D


    Gruß

    Pilzsachverständiger DGfM - Pilzberatung und Lehrwanderungen in Hessen
    Genaue Bestimmung der Funde und Essensfreigaben gibt es nur von Pilzsachverständigen vor Ort

  • Herzlichen Dank für Eure Hilfe! Jetzt, da die Pilzsaison gerade beginnt, müßt Ihr befürchten, daß ich noch oft mit Oldie-Bildern und Anfängerfragen auf Euch zukomme ;o). Jedenfalls finde ich dieses Forum echt toll und lehrreich. - @ Pilzner11: Die Dinger können eigentlich nicht älter als eine Woche gewesen sein, denn da laufe ich ständig vorbei - ich fand das auch seltsam, daß sie aus dem vorigen Jahrtausend zu stammen schienen. Vielleicht die extreme Hitze der letzten Tage? - @ Derpilzberater: Vielleicht verträgt man sie einfach AUSSCHLIESSLICH in Kombination mit einer halben Flasche Rotwein?? ;o)


    Viele Grüße aus München,
    Bijou

    Gnade sei mit den Unwissenden (frei übersetzt aus einem alten Buch...) :saint:

  • Hab dir mal ein paar frische Kandidaten von gestern mitgebracht :)




    Das mit der halben Flasche Rotwein ist eine tolle Theorie muss ich mal drüber nachdenken, am besten mit einer halben Flasche Rotwein ;)


    Gruß

    Pilzsachverständiger DGfM - Pilzberatung und Lehrwanderungen in Hessen
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    Einmal editiert, zuletzt von Derpilzberater ()

  • Bin nun wirklich kein Experte auf dem Gebiet.
    Mir kommt der Hut aber so extrem Hell vor und die Röhren haben recht wenig rot könnte es sich nicht auch um den Schönfußröhrling (Boletus calopus)
    handeln.
    Wie gesagt habe bisher auch nur ein einziges Exemplar gefunden(Schönfußröhrling (Boletus calopus) ) und möchte hier den Experten gerne glauben...aber wer weiß;)


    Liebe Grüße


    Leo

    Liebe Grüße aus dem Norden


    Leo


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  • Hallo Leo,


    auch das Zweifeln eines "Nicht-Experten" ist angebracht und wichtig! Und das meine ich im Ernst!!!


    Ich sehe dennoch eine Nerz-Hexe



    Gruß Jorge

    Genieße jeden Tag, aber nicht jeden Pilz, es könnte sonst Dein Letzter sein

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    Einmal editiert, zuletzt von Jorge ()

  • Hat der netzstilige Hexenröhrling nicht auch ungeerntet orange bis rote Röhren statt gelbe? Oder ist damit nicht der sichtbare Teil des "Schwammes" gemeint, sondern der unsichtbare, weiter oben zum Hutfleisch hin? Ich dachte nämlich auch eher an einen Schönfuß. :shy: Aber ich bin bei Hexen auch nicht gerade bewandert und muss noch viel lernen.

    Liebe Grüße
    Bibi


    Von "Weiß ich nicht genau" bis "Friedhof" ist es nicht weit! (O-Ton mein Mann über Unsicherheit bei der Pilzbestimmung)

    Einmal editiert, zuletzt von MamaBibi ()



  • Öhm...ich bin gegen Pelze am Pilz :D


    Sorry,ich fand Deinen Schreibfehler so putzig...;)



    LG Kathi

    Keiner ist unnütz,er kann immer noch als schlechtes Beispiel dienen.

  • Hallo zusammen, kann mir jemand kurz helfen:


    Fast alle Themen Überschriften sind in Fettdruck,
    einige wenige, so auch mein Pfiffi-Thema in mager.


    Wieso ?


    Danke
    gruss
    lenti

    Liebe Grüsse von
    ich-lebe-immer-noch-lenti
    Zeige ihnen einen roten Kometenschweif, jage ihnen eine dumpfe Angst ein, und sie werden aus ihren Häusern laufen und sich die Beine brechen. Aber sage ihnen einen vernünftigen Satz und beweise ihn mit sieben Gründen, und sie werden dich einfach auslachen.


    (Bertolt Brecht)

  • Im Antwortfenster steht unter " Schrift" ein B für fettgedruckten Text.
    Denke das musst du anklicken;) Sollte auch so bei einer Themeneröffnung sein.
    Habe das allerdings selber noch nicht ausprobiert.


    Liebe Grüße


    Leo

    Liebe Grüße aus dem Norden


    Leo


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    Einmal editiert, zuletzt von Leo ()

  • Hallo Kathi,


    :D:D:D


    LGe Jorge



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  • Hallo Bibi,



    Hat der netzstilige Hexenröhrling nicht auch ungeerntet orange bis rote Röhren statt gelbe? Oder ist damit nicht der sichtbare Teil des "Schwammes" gemeint, sondern der unsichtbare, weiter oben zum Hutfleisch hin?


    - Du sprichst hier Merkmale von Röhrenpilzen und Porlingen an, die man unterscheiden sollte:


    (1) Farbe mit Sicht auf Röhren-Öffnungen/Schwamm (wird in der Literatur als "Farbe der Poren(schicht)" bezeichnet) eines nicht durchgeschnittenen Fruchtkörpers.
    ---> Das wird von dir als "sichtbarer" Teil bezeichnet !!!?


    (2) Farbe der Röhren im Längsschnittt durch den Fruchtkörper.
    ---> Das wird von dir als "unsichtbarer" Teil bezeichnet !!!?
    ---------------------------------------


    - Voilà , beide Merkmale am Beispiel "Boletus luridus" (Netzstieliger Hexenröhrling) im Vergleich



    Poren(schicht) ---> "rötlich, oft auch nur orangerötlich", beim "Ärgern" blauend
    Röhren ---> "+-gelb, beim "Ärgern" blauend"
    -------------------------


    Übrigens:
    - Vergleichbare Unterschiede gibt es auch bei "Blätterpilzen (Lamellenpilzen)" mit auffälliger, von der übrigen Lamelle abweichender Farbe der Lamellenschneide.


    Grüße
    Gerd

  • Hallo an alle,


    ein sehr anschauliches Vergleichsbild welches Gerd hier eingebracht hat.


    Gruss Jorge

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  • Vielen Dank nochmal für die vielen Kommentare und die weiteren Fotos. Aber eine Frage der eifrig Lernenden :o) sei noch erlaubt: Könnte denn der Schönfußröhrling auch auf ca. 500m Meereshöhe (München) am Fuße einer Linde auf einem Gewerbegrundstück stehen? Ich dachte, der findet sich eher in Mittelgebirgsgegenden/-höhen (so behauptet es zumindest meine schlaue Literatur).

    Gnade sei mit den Unwissenden (frei übersetzt aus einem alten Buch...) :saint:

  • Ob Linde als Mykorrhizapartner passen kann weiß ich nicht. Das kann ein anderer beantworten. Der Ort ist aber okay. Sogar im Flachland kann der Pilz gefunden werden, wenn auch selten.
    Grünflächen von Industrie- und Gewerbestandorten können durchaus interessante Pilzstellen sein stelle ich immer wieder fest. Besonders wenn ein Zaun drum herum ist.
    Dort haben die Pilze Platz, Licht und ihre Ruhe. Der Rasenmäher kommt auch nicht so häufig.

  • Hallo Andreas,


    ich mache 80 % meiner Funde von B. luridus unter Linden am Straßenrand oder Parks. Es verwundert mich schon, daß das sonst niemand hat.


    Viele Grüße

  • Hallo,


    ich dachte, es geht um B. calopus oder habe ich jetzt etwas durcheinander gebracht?


    Gruß, Andreas


  • Hallo,


    ich dachte, es geht um B. calopus oder habe ich jetzt etwas durcheinander gebracht?


    Gruß, Andreas


    Hallo Andreas,


    nein ich:cursing:. Bei B. calopus gehe ich lieber zu Fichte und Rotbuche;).


    Viele Grüße

  • Mit den lateinischen Begriffen hab ich's noch nicht so, bin schon froh, wenn mir die deutschen einfallen ;o) - aber vielen Dank, ich bin echt erstaunt, was Ihr alles so an Statistiken und Kenntnissen zusammengetragen habt!

    Gnade sei mit den Unwissenden (frei übersetzt aus einem alten Buch...) :saint: