Hallo ihr Lieben!
Ich möchte jetzt mal von euch wissen, wie ihr eigentlich dazu gekommen seid, Pilze zu sammeln.
Bei mir ist es ein - ich nenne es mal - Kindheitstrauma. Sobald ich einigermaßen freihändig laufen konnte, nahm mich mein Papa regelmäßig mit in die Pilze. Er, meine Mama, ich und noch ein paar Bekannte bildeten bei uns im Ort den "Röhrlings-Club", denn wir hatten uns komplett auf Röhrlinge spezialisiert. Meine Mama bildete da allerdings eine kleine Ausnahme, denn sie kam nicht immer mit und sammelte noch dazu auch Hallimasch und - hin und wieder - Stockschwämmchen. Die Stockis gab sie jedoch auf, als sie einmal versehendlich ein paar Schwefelköpfe dabei hatte...
Wir waren also glücklich mit Birkenpilzen, Rotfuß-Röhrlingen, Maronen und Steinpilzen.
Als kleines Kind jedoch, fand ich mehr Gefallen an den schönen, roten Fliegenpilzen. Sie waren einfach zu hübsch mit ihrer rot-leuchtenden Haut und den kleinen weißen Punkten darauf! Gegessen habe ich sie allerdings nie, denn meine Eltern hatten mir sehr einprägsam zu Verstehen gegeben, was passieren würde, wenn ich doch mal daran knabbern sollte. Außerdem lernte ich, dass man das Wasser, was sich auf den Hüten alter Fliegenpilze gerne mal sammelt (bei uns Zwergenwein genannt), niemals trinken darf!
Irgendwann lernte ich dann auch die Schönheit eines maden- und schneckenfreien Steinpilzes sehr zu schätzen und auch die einer jungen Marone, die auf einem sonnenbeschienen Mooskissen wächst und ihren Finder nahezu anleuchtet! Zumal ja auch noch eine leckere Mahlzeit dabei abfällt.
Irgendwann fuhren wir in den Urlaub nach Österreich und dort sammelten wir dann auf einmal nicht nur Röhrlinge, sondern auch noch "kleine, gelbe, unförmig Dinger", die Pfifferling genannt wurde. Die schmeckten auch sehr lecker und ich beschloss, in unseren heimischen Wäldern mal danach Ausschau zu halten. Leider blieb es beim Ausschau halten, denn gefunden habe ich nur ein einziges Mal ein paar schon ziemlich alte Pfifferlinge, die nicht mehr zu gebrauchen waren.
Einige Zeit später beschloss ich, auf eigene Faust zu sammeln. Ich freundete mich mit einen "Pilzkenner" an, der mir Butter-Röhrlinge, Rotkappen, Goldröhrlinge und blutrote Röhrlinge näherbrachte und mir den ersten Knollenblätterpilz meines Lebens zeigte. Auch zeigte er mir Speihtäublinge, Kartoffelbovisten, Bauchwehkorallen und Schönfuß-Röhrlinge. Auch Satanspilze zeigte er mir und Hexenröhrlinge, wobei er erwähnte, dass es 2 Arten "Hexen" gibt und eine davon giftig sei. Er wisse nur nicht genau, welche. Also sollte ich lieber keine von Beiden sammeln.
Daran hielt ich mich und so ist mir sicherlich schon die Eine oder Andere leckere Mahlzeit durch die Lappen gegangen...denn dieser "Pilzkenner" versuchte mir im selben Atemzug, eine Marone für einen Gallenröhrling vorzumachen und ein weiteres Mal sollte - ebenfalls eine Marone - ein Schönfuß-Röhrling sein... Maronen KANNTE ich aber schon, ebenso wie Gallenröhrlinge (auch wenn ich des öfteren auf sie hereinfiel und auch heute noch hereinfalle, weil ich sie von Weitem mit Steinpilzen verwechsele) und Schönfüße hatte er mir selber beigebracht! Als ich darauf nicht hereinfiel und auch noch einige weitere Male beinahe um eine leckere Mahlzeit gebracht wurde, beendete ich die gemeinsamen Exkursionen und ging zu einem Pilzberater in ein Seminar.
Bei diesem Seminar erfuhr ich u.a. von Riesenbovisten. Ich verlangte Foto-Beweise, weil ich nicht glauben konnte, dass ein Pilz so groß werden konnte. Ich bekam den Beweis, aber lebensecht, indem der Berater die gesamten Kursteilnehmer bat, aufzustehen und ihm zu folgen. Er führte uns hinters Haus auf eine Wiese, wo ein wahrlich imposantes Exemplar eines Riesenbovisten wuchs! "Na? Glauben Sie mir nun?" fragte er belustigt und ich werde niemals sein triumpfierendes Grinsen vergessen!
Seitdem sammele ich nicht nur Röhrlinge, sondern halte immer schön die Augen auf, wenn ich über Wiesen und Weiden gehe. Außerdem habe ich in der entsprechenden Jahreszeit immer ein Taschenmesser bei mir. Nur für den Fall der Fälle ;).