Die Zukunft der Pilzfestivals

Es gibt 12 Antworten in diesem Thema, welches 3.628 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Charmingabby.

  • Ja, nun ist das Jahr ja bald rum. Natürlich nicht das Kalenderjahr, aber seit fast einem Jahr machen wir ja im Grunde immer die gleichen Stellen des Bergischen Landes unsicher. So haben wir diese Stellen nun zu allen Jahreszeiten abgesucht, dabei sicher noch lange nicht die Mehrzahl der dort vorkommenden Pilzarten gefunden, aber man muss ja auch offen für etwas Neues sein, Alternativen haben.


    Nachdem nun die letzten Missionare aus dem Bergischen Hinterland abgezogen wurden und auch die wildesten Stämme der Einheimischen befriedet sind, kann man sich durchaus trauen, seinen Fuß in diese mykologisch weißen Flecken der Landkarte su setzen.


    Ich kenne mich da schon recht gut aus und habe auch ein gutes Verhältnis zu den dortigen Stammesfürsten. Schließlich habe ich ja die Tochter eines solchen geheiratet, und so konnte ich mich auch schon seit vielen Jahren ohne Gefahr für Leib und Leben dort bewegen. Nun aber kann ich auch Fremde aus der Welt der großen Häuser jenseits der Waldgrenzen bedenkenlos dorthin führen.


    Begleitet mich einfach mal virtuell auf einer kleinen Expedition in die Tiefen des Bergischen Landes.



    ...........................


    Schmale Schotterpisten kennzeichnen das Ende der Zivilisation und führen den Wanderer in die unergründlichen Tiefen dunkler Wälder.



    Fauchende, brüllende Stahlrösser haben auch hier schon ihre Fährten im weichen Waldboden hinterlassen. Ein idealer Lebensraum für diverse Scutellinia und die hier überall vorkommende Octospora phagospora. Spätestens wenn der Mond noch zweimal voll über dem Wald gestanden hat, werden sich hier ganz sicher auch andere Arten einfinden.





    Eine Horde Psathyrella sp. wächst arglos vor sich hin. Sie haben noch keine Angst vor den Zweibeinern und lassen sich sogar streicheln. Ob es vom letzten Starkregen abgewaschene, Behangene Faserlinge ( Psathyrella candelloana) sind, vermag ich nicht mit Sicherheit zu sagen.




    Der Buchenwald Becherling (Peziza arvernensis) fühlt sich hier ebenfalls sehr wohl.



    Die Sage von den Goldenen Kronen der Häuptlinge nativer Stämme könnte durchaus von diesen prächtigen Klebrigen Hörnlingen (Calocera viscosa), herrühren.



    Die dunklen, geheimnisvollen Wälder werden immer wieder von solchen offenen Flächen unterbrochen. Man munkelt dass die Eingeborenen hier die Bäume gerodet haben, um eventuelle Feinde frühzeitig erkennen zu können.




    Auf den Hügelkuppen findet man solche Wachstationen, die inzwischen zu Ruheplätzen für müde Wanderer umgerüstet wurden.



    Hier finden sich auch oft solche rituellen Opferstätten. In der Sprache der Eingeborenen heißen sie " Herrjöttchen". Die Opfergaben beschränken sich inzwischen auf Blumen und Feuerzeichen, die letzten Menschenopfer sollen schon mehr als 15 Jahre zurückliegen. Obwohl... man munkelt durchaus von verschollenen Expeditionen....
    In jedem Fall sind solche rituellen Plätze mit Respekt zu behandeln. Es ist dringend davon abzuraten, die Opfergaben zu essen oder den Skulpturen Schnurrbärte anzumalen.



    Wie gschickt diese Wachposten angelegt waren, verrät der Blick von der Wachbank. Hier kann sich kein Feind auf Keulenwurfnähe anschleichen.



    Unten im Tal ein Missionarsgebäude im Stil der einheimischen Unterkünfte errichtet.



    Farbenfrohes findet man allüberall am Rand der Pfade.

    Hieracium aurantiacum
    , Orangerotes Habichtskraut



    Der kleine Fuchs (Vanessa urticae)



    Die Raupe des Braunen Mönchs (Cucullia verbasci) muss scheußlich schmecken, denn sie frisst ungeniert am hellen Tage. Getreu dem Motto: " Lieber hübsch als wohlschmeckend".



    Bald schon will uns der Wald erneut verschlingen.



    Doch auch bis hierhin sind die Stahlrösser schon vergedrungen.



    Und wieder eine Kultstätte, diesmal mitten im Wald. Ob die Eingeborenen hier ihre Stammestreffen veranstaltet haben ?



    In den dunklen Tannenwäldern kann man jederzeit auf irgendwelches Getier treffen. Hier liefen uns Bergische Möppen (Claeffus köterii) über den Weg. Doch keine Angst, die sind recht harmlos.



    Auch dem Nutzvieh der Einheimischen begegnet man des öfteren. Die Tiere sind durchweg harmlos und zutraulich.



    Der Schönfußröhrling (Boletus calopus) ist hier noch in großer Zahl zu finden.



    Und hier zeigen sich auch schon die ersten Pfifferlinge der Saison.



    Verschwitzt und müde vom langen Marsch durch die Bergischen Urwälder werden wir von einem Pinselkäfer (Trichius fasciatus) verabschiedet.




    Nun, wenn Euch dieser Bericht Lust auf eine Expedition in das Bergische Hinterland gemacht hat, beachtet einige Regeln im Umgang mit den Einheimischen.


    Längerer Augenkontakt kann als feindselige Handlung ausgelegt werden.


    Beim Lächeln sollten die Zähne bedeckt bleiben, ansonsten wird das als Drohgebärde aufgenommen.


    Niemals irgendwelche Geschenke geben, man wird die Einheimischen sonst nicht mehr los.


    Angebotene Speisen und Getränke immer annehmen. Mit Mimik und Gestik bekunden, wie wohlschmeckend das Dargebotene war. Alles andere wird als feindselge Haltung aufgenommen.


    Es ist dringend geraten, einen Dolmetscher mitzunehmen. Für zivilisierte Ohren klingt die Sprache wie eine Kakophonie gutturaler Laute.


    Hier ein bisschen Deutsch - Bergisch


    Guten Tag
    N ´dach


    Guten Abend
    N ´ovend


    Gute Nacht
    Naach


    Wo bitte geht es zur nächsten Ortschaft?
    Ech han mech verloofe


    Gibt es hier ein Restaurant?
    Wo jütt et he jett ze esse?


    Verstehen Sie mich ?
    Besse blöd?


    Und, falls Ihr angesprochen werdet:


    Wä bess Du dann?
    Wo kommen Sie her?


    Watt wellste he?
    Kann ich Ihnen helfen?


    Maach datte fott küss !
    Es ist besser, Sie gehen jetzt ! (Und zwar jetzt)


    Dämelack
    Tourist, Städter, Fremder, Idiot



    Ich hoffe, Euch hat mein Augenzwinkernder Ausflug gefallen.

  • War das das Storyboard zum Trailer
    von Der Herr Der Bergischen Ringe Teil IV?


    Ich weiß nicht, wovor es mich mehr gegraust hat:


    den ersten bergischen Pfifferlingen,
    den furchteinflößenden, unberechenbaren, umherstreifenden Möppen,
    den düsteren Kultstätten aus der Zeit vor der Zeit der Menschen<X


    oder dem Gedanken,
    einem der grausamen, kannibalischen Ureinwohner
    ohne Führer und Geschenke
    zu begegnen.8|


    Brrrrrrrrrrr........


    Danke für die Warnung!
    Werde dieses Reich der Finsternis stets weiträumig umfahren!


    (Weiß gar nicht, ob ich heute nacht schlafen kann...)


    Bibbernd
    Malone

    Link zu Pilzlehrwanderungen: Pilzschule Rhein-Main

    Link: Verzehrfreigaben gibt es online nicht

    Galerie: Pilzfotos "zum Anfassen"/Stereobilder

    Der frühe Vogel fängt den Wurm. Soll er doch im Dunkeln tappen...ich fange lieber Pilze. Fossas sind auch nur aktiv, wenn es sich lohnt.

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    Pilz-Chips: 90+8 für Nobis Pilz-Cover-Rätsel=98, +2 Interne Tribünen-Punkte-Wette APR 2022=100, +4 PhalschPhal-Gedicht APR = 104 +5 Rätselgedicht = 109, 3 als Rätselprämie an Lupus = 106, Gnolm-Kreativpreis APR 2024 +3 = 109

  • Wenn auch die wilden Stämme der Einheimischen eine seltsame Sprache
    entwickeln und die Opferstätten zum nachdenken zwingen,so ist doch mit äußerster Vorsicht eine Pilzexkursion in einer wirklich schönen Landschaft
    möglich!Wirklich schön!:thumbup:
    LG Gerhard

    • Offizieller Beitrag

    Raaaaalf,


    das gibt 5 hell strahlende Sterne!! Fantastisch geschrieben und bebildert.


    eines hast du aber vergessen:


    Wenn man einmal von den Ureinwohner akzeptiert wurde, dann haben sie einen ins Herz geschlossen und stehen dir zur Seite, wenn du sie brauchst. Dann darfst du an ihren geheimen Treffen teilhaben (zum Beispiel, zum Lachen mit in den Keller gehen :D ) und erlebst viel Freude und warme Herzlichkeit.


    Zugegeben, der Weg dorthin ist gepflastert mit Hindernissen wie Misstrauen, Kühle, Arroganz, Sturheit und ernsten Gesichtern. Das alles durchzustehen lohnt sich aber ;)
    Rauhe Schale, weicher Kern!!


    in diesem Sinne,
    herzlichste Grüße einer Ureinwohnerin

    Gnolmige Gnüße, Gnelmanie die Rote

    "In den Wäldern sind Dinge,
    über die nachzudenken,
    man jahrelang im Moos liegen könnte."

    -Franz Kafka-
    _________________________________________________
    Keine Verzehrfreigabe im Internet! Hier, PSV-Liste, findest du deinen nächsten Pilzsachverständigen

  • Oha, großes Kino von einem Entdecker gleichen Schlages wie Alexander von Humboldt.
    Ich wußte ja gar nicht wie wild es bei euch zugeht.


    Sehr schönes - wie heißt das im Fernsehen ? - Reality-TV!



    Die Dolmetschungen am Ende erinnerten mich sehr stark an die glorreichen Telefonate des Paul Panzer. Da redete auch so manche Marke entsprechend am Telefon. :D:thumbup:

  • Sehr netter Ausflug und Vortrag :D:thumbup:


    Gruß

    Pilzsachverständiger DGfM - Pilzberatung und Lehrwanderungen in Hessen
    Genaue Bestimmung der Funde und Essensfreigaben gibt es nur von Pilzsachverständigen vor Ort

  • Schön das es Euch gefallen hat.:)


    Ihr solltet meine Warnungen aber nicht auf die leichte Schulter nehmen, falls ihr euch mal dorthin wagt.


    Nachher gehen die Eingeborenen noch mit Schruppschlunz und Kasch auf Euch los.


    :D

  • Klasse Geschichte, wunderbar erzählt.
    Selbst der Ex-Düsseldorfer in mir zieht den Hut vor dem "zugereisten"
    Nachbarn aus dem Bergischen. Irgendwie erinnert mich das an unseren Wechsel in die ostfriesische Landschaft, die ehemals von Häuptlingen regiert wurde.;)