Ja, nun ist das Jahr ja bald rum. Natürlich nicht das Kalenderjahr, aber seit fast einem Jahr machen wir ja im Grunde immer die gleichen Stellen des Bergischen Landes unsicher. So haben wir diese Stellen nun zu allen Jahreszeiten abgesucht, dabei sicher noch lange nicht die Mehrzahl der dort vorkommenden Pilzarten gefunden, aber man muss ja auch offen für etwas Neues sein, Alternativen haben.
Nachdem nun die letzten Missionare aus dem Bergischen Hinterland abgezogen wurden und auch die wildesten Stämme der Einheimischen befriedet sind, kann man sich durchaus trauen, seinen Fuß in diese mykologisch weißen Flecken der Landkarte su setzen.
Ich kenne mich da schon recht gut aus und habe auch ein gutes Verhältnis zu den dortigen Stammesfürsten. Schließlich habe ich ja die Tochter eines solchen geheiratet, und so konnte ich mich auch schon seit vielen Jahren ohne Gefahr für Leib und Leben dort bewegen. Nun aber kann ich auch Fremde aus der Welt der großen Häuser jenseits der Waldgrenzen bedenkenlos dorthin führen.
Begleitet mich einfach mal virtuell auf einer kleinen Expedition in die Tiefen des Bergischen Landes.
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Schmale Schotterpisten kennzeichnen das Ende der Zivilisation und führen den Wanderer in die unergründlichen Tiefen dunkler Wälder.
Fauchende, brüllende Stahlrösser haben auch hier schon ihre Fährten im weichen Waldboden hinterlassen. Ein idealer Lebensraum für diverse Scutellinia und die hier überall vorkommende Octospora phagospora. Spätestens wenn der Mond noch zweimal voll über dem Wald gestanden hat, werden sich hier ganz sicher auch andere Arten einfinden.
Eine Horde Psathyrella sp. wächst arglos vor sich hin. Sie haben noch keine Angst vor den Zweibeinern und lassen sich sogar streicheln. Ob es vom letzten Starkregen abgewaschene, Behangene Faserlinge ( Psathyrella candelloana) sind, vermag ich nicht mit Sicherheit zu sagen.
Der Buchenwald Becherling (Peziza arvernensis) fühlt sich hier ebenfalls sehr wohl.
Die Sage von den Goldenen Kronen der Häuptlinge nativer Stämme könnte durchaus von diesen prächtigen Klebrigen Hörnlingen (Calocera viscosa), herrühren.
Die dunklen, geheimnisvollen Wälder werden immer wieder von solchen offenen Flächen unterbrochen. Man munkelt dass die Eingeborenen hier die Bäume gerodet haben, um eventuelle Feinde frühzeitig erkennen zu können.
Auf den Hügelkuppen findet man solche Wachstationen, die inzwischen zu Ruheplätzen für müde Wanderer umgerüstet wurden.
Hier finden sich auch oft solche rituellen Opferstätten. In der Sprache der Eingeborenen heißen sie " Herrjöttchen". Die Opfergaben beschränken sich inzwischen auf Blumen und Feuerzeichen, die letzten Menschenopfer sollen schon mehr als 15 Jahre zurückliegen. Obwohl... man munkelt durchaus von verschollenen Expeditionen....
In jedem Fall sind solche rituellen Plätze mit Respekt zu behandeln. Es ist dringend davon abzuraten, die Opfergaben zu essen oder den Skulpturen Schnurrbärte anzumalen.
Wie gschickt diese Wachposten angelegt waren, verrät der Blick von der Wachbank. Hier kann sich kein Feind auf Keulenwurfnähe anschleichen.
Unten im Tal ein Missionarsgebäude im Stil der einheimischen Unterkünfte errichtet.
Farbenfrohes findet man allüberall am Rand der Pfade.
Hieracium aurantiacum, Orangerotes Habichtskraut
Der kleine Fuchs (Vanessa urticae)
Die Raupe des Braunen Mönchs (Cucullia verbasci) muss scheußlich schmecken, denn sie frisst ungeniert am hellen Tage. Getreu dem Motto: " Lieber hübsch als wohlschmeckend".
Bald schon will uns der Wald erneut verschlingen.
Doch auch bis hierhin sind die Stahlrösser schon vergedrungen.
Und wieder eine Kultstätte, diesmal mitten im Wald. Ob die Eingeborenen hier ihre Stammestreffen veranstaltet haben ?
In den dunklen Tannenwäldern kann man jederzeit auf irgendwelches Getier treffen. Hier liefen uns Bergische Möppen (Claeffus köterii) über den Weg. Doch keine Angst, die sind recht harmlos.
Auch dem Nutzvieh der Einheimischen begegnet man des öfteren. Die Tiere sind durchweg harmlos und zutraulich.
Der Schönfußröhrling (Boletus calopus) ist hier noch in großer Zahl zu finden.
Und hier zeigen sich auch schon die ersten Pfifferlinge der Saison.
Verschwitzt und müde vom langen Marsch durch die Bergischen Urwälder werden wir von einem Pinselkäfer (Trichius fasciatus) verabschiedet.
Nun, wenn Euch dieser Bericht Lust auf eine Expedition in das Bergische Hinterland gemacht hat, beachtet einige Regeln im Umgang mit den Einheimischen.
Längerer Augenkontakt kann als feindselige Handlung ausgelegt werden.
Beim Lächeln sollten die Zähne bedeckt bleiben, ansonsten wird das als Drohgebärde aufgenommen.
Niemals irgendwelche Geschenke geben, man wird die Einheimischen sonst nicht mehr los.
Angebotene Speisen und Getränke immer annehmen. Mit Mimik und Gestik bekunden, wie wohlschmeckend das Dargebotene war. Alles andere wird als feindselge Haltung aufgenommen.
Es ist dringend geraten, einen Dolmetscher mitzunehmen. Für zivilisierte Ohren klingt die Sprache wie eine Kakophonie gutturaler Laute.
Hier ein bisschen Deutsch - Bergisch
Guten Tag
N ´dach
Guten Abend
N ´ovend
Gute Nacht
Naach
Wo bitte geht es zur nächsten Ortschaft?
Ech han mech verloofe
Gibt es hier ein Restaurant?
Wo jütt et he jett ze esse?
Verstehen Sie mich ?
Besse blöd?
Und, falls Ihr angesprochen werdet:
Wä bess Du dann?
Wo kommen Sie her?
Watt wellste he?
Kann ich Ihnen helfen?
Maach datte fott küss !
Es ist besser, Sie gehen jetzt ! (Und zwar jetzt)
Dämelack
Tourist, Städter, Fremder, Idiot
Ich hoffe, Euch hat mein Augenzwinkernder Ausflug gefallen.