Pfifferlinge??

Es gibt 10 Antworten in diesem Thema, welches 6.086 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Lieselotte.

  • Hallo liebe Pilzfreunde,
    bin ganz neu hier. Habe - meiner Meinung nach - wunderschöne Pfifferlinge gefunden, wollte aber doch noch Eure Meinung hören. Bin etwas verunsichert, da ich gelesen habe, dass der Leuchtende Ölbaumpilz in Freiburg durchaus schon gesichtet wurde, die Farbe spricht aber doch eigentlich dagegen. Was meint Ihr? Vielen Dank für Eure Hilfe.
    Und dann noch die Frage nach dem netten Röhrling, den krieg ich nicht unter, Poren färben nicht auf Druck...


    Vielen Dank für Eure Hilfe.


    Lieselotte

  • Hi Lieselotte,


    dein Röhrling ist aus der Gattung Xerocomus, also Filzröhrlinge. Auf den ersten Blick könne man an einen Rotfußröhrling denken (Xerocomus chrysenteron). Durch die relativ dicke Röhrenschicht und deine Angabe der nicht blauenden Poren, halte ich aber einen Braunen Filzröhrling (X. subtomentosus) fast für wahrscheinlicher. Verfärbt sich der Pilz denn im Längsschnitt?


    Mit deinen Pfifferlingen solltest du Recht haben. So wunderschön finde ich die allerdings nicht mehr^^ Sehen schon etwas mitgenommen aus. Verdorbene Pilze können zu unschönen Vergiftungen führen. Im Gegensatz zu Pfifferlingen, welche Leisten haben, weisen Ölbaumpilze Lamellen auf. Leisten sind salopp ausgedrückt, wie "dicke" Lamellen, eher wie Adern. Ein gutes Unterscheidungskriterium bildet auch der Standort. Pfifferlinge sind Mykorrhizzapilze, d.h. sie gehen eine Symbiose mit Pflanzen ein. Ölbaumpilze sind parasitisch oder syprophytisch, d.h. sie "besiedeln" totes oder lebendiges Material, wie (Öl-)Bäume.


    Beste Grüße
    Charleston.


    edit: Vergiss den grünen Teil da oben mal bitte. Bzgl. des Blauens lese ich nämlich gerade ein wenig Widersprüchliches ;)

  • Hallo Lieselotte.


    Also bei dem Röhrling gehe ich stark von einem Rotfuß-Röhrling aus (jedenfalls nach dem was man so sehen kann).


    Bei den Pfifferlingen bin ich mit dir einer Meinung, dass es welche sind. Der Ölbaumpilz müsste farblich dunkler sein, mehr ins Orange gehen, wenn ich mich nicht irre.
    Zur Sicherheit: Schau sie dir doch mal im Dunkeln an. Ist kein Witz, denn die Lamellen des Ölbaumpilzes leuchten im Dunkeln.


    Wie standen die Pilze denn vor Ort? Einzeln oder buschig wie z.B. Stockschwämmchen, Hallimasch und Co.? Auf Totholz oder auf dem Waldboden?


    Frage in die Runde: Was sagen die Experten dazu?

    Liebe Grüße
    Bibi


    Von "Weiß ich nicht genau" bis "Friedhof" ist es nicht weit! (O-Ton mein Mann über Unsicherheit bei der Pilzbestimmung)

    Einmal editiert, zuletzt von MamaBibi ()

  • Hallo Lieselotte !
    Willkommen im Forum !
    Die Pfifferlinge sind ok. vermutlich handelt es sich um die helle Laubwaldform Cantharelus cibarius var . Pallidus .
    Dein Röhrling gehört zu den Filzröhrlingen ( Xerocomus ), den genau zu benennen ist nicht ganz so leicht ( Xerocomus communis wäre m. E. nicht auszuschliessen )
    Gruß Harry

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  • Hallo Lieselotte,
    es sind definitiv Pfifferlinge, zwar keine tollen Exemplare
    aber es sind.
    Pfifferlinge kann man auch so testen, etwas anknabbern,
    sie kratzen im Hals.
    Aber bitte nicht mit Knollenblätterpilzen so verfahren.
    Schau mal unter dem Beitrag "Wachstum von Pfifferlingen."


    Grüße von lenti1000

    Liebe Grüsse von
    ich-lebe-immer-noch-lenti
    Zeige ihnen einen roten Kometenschweif, jage ihnen eine dumpfe Angst ein, und sie werden aus ihren Häusern laufen und sich die Beine brechen. Aber sage ihnen einen vernünftigen Satz und beweise ihn mit sieben Gründen, und sie werden dich einfach auslachen.


    (Bertolt Brecht)

  • Hallo, vielen Dank schonmal für die Antworten!
    Wegen der leichten Rotfärbung am Fuß hatte ich auch erst an den Rotfuß-Röhrling gedacht, den hatte ich jedoch letzte Woche und da war der Hut viel heller, aufgerissen und die Poren und Schnitt zeigten eine leichte Blaufärbung. Der von heute zeigte auch im Schnitt keine Färbung (siehe neues Foto) und der Hut hatte eher die Färbung eines Maronen-Röhrlings (der aber auch färben sollte).
    Es bleibt spannend...
    Lieselotte

  • Hallo Lieselotte,
    willkommen im Forum.
    Hast du die im Mooswald gefunden oder auf den Höhen um Freiburg?
    Ich komme auch gerade von unserem heiß geliebten Mooswald, und da sehe ich weit hinten zwischen den Bäumen eine Frau mit einem großem Korb, genau da, wo ich vor vierzig Jahren das letzte mal immer Pfifferlinge fand, so ne Frechheit denke ich und gehe in die Richtung weiter, und sage zu der Frau, Gabi was machst du in meinen Pilzen, es war meine Schwester.
    Zu guter Letzt habe ich in der Nähe auch noch einig Pfifferlinge gefunden, aber davon später.
    Vielleicht sehen wir uns durch Zufall mal, der Freiburger Wald ist ja nicht sooo groß.


    Es grüßt die Schleiereule

    The first morel the shepherds did see
    In the springtime beneath a dying elm tree:
    Morel, morel,
    Morel, morel!
    Where we find them we never will tell,
    Morel!


    Direkt von Google übersetzt:


    Code
    Die erste Morchel,die die Hirten gesehen haben
    Im Frühling unter einer sterbenden Ulme:
    Morchel, Morchel,
    Morchel, Morchel!
    Wo wir sie finden, werden wir nie sagen,
    Morchel!

  • Hallo Lenti !
    Na wenn das mit der Pilzbestimmung so einfach wäre ....was meinst Du wie viele Pilze im Hals kratzen :D
    Gruß Harry

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  • Hallöchen,
    das ist ja wirklich ein interessantes Ding, das du da gefunden hast. Irgendein Merkmal verhindert für mich immer eine Zuordnung.
    Wir haben: eine gelbe Stielspitze, eine rötliche Faserung in der Stielmitte und eine relativ helle, tendenziell gelbliche Basis und ein scheinbar weißes Myzel. Der Hut ist nicht aufbrechend, weist Rottöne auf (besonders unter der Huthaut), das Fleisch ist weiß. Röhren und Fleisch verfärben sich nicht(!). Das Fleisch im Stiel ist tendenziell gelblicher als im Hut und in der unteren Stielhälfte sehe ich eine ziemlich auffällige Rotfärbung.


    Wenn ich als erstes Kriterium einmal Arten einbeziehe, die nicht oder kaum blauen und sich v.a. im Stiel rot verfärben, dann erhalte ich folgende Verdächtige:


    X. chrysenteron (Rotfußröhrling)
    X. communis
    X. dryophilus
    X. silwoodensis
    X. subtomentosus (Ziegenlippe)


    Mein Problem ist nun, dass in verschiedenen Quellen unterschiedliche Angaben zu den Verfärbungen des Fleisches und der Röhren gemacht werden. Also versuche ich es einmal nach dem Ausschlussprinzip weiter und richte mich nach vorwiegend übereinstimmenden Aussagen.


    Möglicherweise ausschließen würde ich X. silwoodensis. Grund:
    - –žim Stiel blaßrot gesprenkelt bis grau-rosé verfärbend–œ *Ich sehe hier relativ lebhafte Rottöne; andere Quellen verneinen sogar eine Verfärbung im Stiel* ²
    - Vorkommen hauptsächlich unter Pappeln, teilweise unter Kastanien*


    Ausschließen würde ich ebenfalls X. dryophilus:
    - Dieser weist zwar intensivere Rottöne in die Stielbasis auf*2, jedoch müsste die Stielbasis dunkelrot sein*/–œdark red in the base–œ* ²


    Zu communis:
    - Sehr gut passt die Beschreibung zum weißen Hutfleisch, gelbem Stiel und orange-rötlicher Basis* ²
    - Weniger gut ist die Aussage, dass sowohl Hut, Stiel, Fleisch, als auch Röhren und Poren blauen sollten (mehr oder minder deutlich) [http://boletales.com/genera/xerocomus/x-communis/]
    - Vorkommen unter Eiche oder Linde* ²


    Blieben X. chrysenteron und X. subtomentosus:


    - Blauen können beide, müssen aber nicht zwangsläufig
    - Chrysenteron rötet in der Basis relativ stark (wein-, oder kaminrot)* ² bzw. Gminder (2008)
    - Bei subtomentosus reicht die Beschreibung des Stielbasisfleisches von unveränderlich (Gminder 2008) bis blassrosa* ² über fleischfarben und braunrötlich*
    - Der Standort wäre vlt. Ganz interessant:
    - Subtomentosus wächst unter Laubbäumen, Chrys. im Laub und Nadelwald (Horak 2005)
    - Sub. Bevorzugt basische bis neutrale Böden, Chrys. eher saure Böden (Gminder 2008)
    - Sub. wächst relativ einzeln, nicht in Massen (Gerhardt 2007), Chrys. kann sehr eng stehen
    - Sub. kann im Bereich unter dem Hut genetzt sein, bei Chrys. ist dieser Bereich eher faserig


    *http://www.pabb.de/html/xeroco…us_europaeische_arten.pdf
    * ² http://boletales.com/genera/xerocomus/


    Ich persönlich schwanke nach diesem ganzen Brimborium zwischen dem Rotfuß-Röhrling und einer Ziegenlippe bzw. möglicherweise deren Variation X. subtomentosus var. Ferrugineus. Ich tendiere aber eher zum Erstgenannten.
    Aber ganz interessant fände ich noch den Standort (Boden, Begleitpflanzen) und möglicherweise ein scharfes Bild vom Bereich unter des Hutes.


    Viel Lärm um Nichts :D
    Charleston.

  • Hallo Charleston,
    wow, das nenn ich mal Einsatz! Zum Standort kann ich leider nur wenige Angaben machen, er stand unter einem Laubbaum am Wegrand, hab leider nicht genauer aufgepasst (war schon recht spät, Kastanien und Pappeln kann ich aber ausschließen). Werd mir aber die Stelle demnächst mal genauer ansehen. Auch hinsichtlich der Qualität der Fotos gelobe ich Besserung, hab leider keine besseren Aufnahmen (das sind vermutlich die typischen Anfängerfehler).
    Vielen Dank für Deine Mühe!
    Grüße,
    Lieselotte