LYRIKMODUS - ON
Kennt ihr das auch: die innere, ich möchte schon fast sagen krankhafte (Sehn-)Sucht, wieder in den Wald zu gehen, nach dem Rechten zu sehen, in der Hoffnung sie sind endlich da –“ die fruktifizierten obligaten Ektomykorrhizapilze :plate: (Also die, die ohne Baum nicht können und ohne die wahrscheinlich auch die Bäume nur eine kurze Lebensfrist hätten ).
Meine Suche nach Boletus und Russula sollte aber keinen sonderlichen Anklang finden, da machte der Wald (mal wieder) nicht mit. Meine Suche begann nicht weit von einem idyllischen Biergarten unter Kastanien –“ typisch für bayerische Verhältnisse. Nebenan, unter den Buchen wo ich letzte Woche noch faustdicke Netzhexen und zwei köstliche Frauentäublinge gefunden habe, begegnete mir dieser, fast schon ausgetrocknete und mir unbekannte Kamerad:
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Ansonsten gähhhhhnende Leere. Naja dann mal weiter zu den Fichten, vielleicht tut sich da was–¦
Doch was ist das? Wie ein toten Mann, völlig geknickt und angefressen und trocken lag er in seinem Sterbebett, ein Amanita rubescens
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Dennoch, wenige Meter später standen Enkel und Urenkel in vollem Saft. Ich muss mich schon sehr wunder, diese Stelle im Wald hält jedem Wind und Wetter die Stirn. Egal wie niederschlagsarm oder sintflutartig es Geregnet hat , ob 15 Grad oder 36 Grad im Schatten –“ dieses Myzel lässt sich einfach nicht unterkriegen.
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Die ersten Kritiker werden wohl spätestens jetzt Schreien: Wo ist Sie ??? - Die geriefte Manschette, oder die knollige Stielbasis, und was ist denn das hier für ein rosa –žHexenei–œ und wo ist eigentlich mein Bierchen!?
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Aber, aber –“ nur nicht so hektisch. Wir gehen der Sache doch gleich auf den Grund (und das im wahrsten Sinne des Wortes). Gesagt –“ getan, dann hab ich also mit meinem Messer die bestmögliche Aushebelung versucht. Man man man, sitzt der tieeef.
Eh, voila :
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Jetzt sieht er doch schon viel eher nach unserem guten alten Bekannten aus, dem Perlpilz.
Aber Alex, die Manschette ist doch glatt !?
Ja da hast du recht, von außen schon, wenn unser Perli noch geschlossen ist. Aber wie sieht es denn von Innen aus:
RATSCH –¦
AHHHHH
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OHHHHHHHH, die Erleuchtung
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Ja, und hinter dir, noch kaum zu erkennen zwei Babys.
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Hinweis an alle Maden, Schnecken und sonstiges Getier: Da der Autor kein Kindermörder sein will, hat er diesen Exemplaren natürlich kein Haar gekrümmt, mit der Bitte die Pilze unversehrt zu lassen bis er die Tage mal wieder Vorbeischaut. Und wenn Ihr Viecher was nascht –“ dann lasst gefälligst was übrig zum Aussporolieren!!!
Für dich gilt das Gleiche:
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Geh doch zu den Fliegen, und nasch bei denen.
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Ich weiß ja nicht, was die Fliegen daran so toll finden. Es stinkt, ist glibbrig und optisch doch eher unattraktiv, oder ?! Ich brauch auf jeden Fall erst mal frische Luft
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Puhhh –“ durchatmen. Am Waldrand ging es dann weiter zu meinem nächsten geheimen Pilzplätzchen. Und da stolperte ich fast schon - wie letzte Woche –“ über den hier:
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Huch , da hab ich mir fast einen samten Fuß geholt –“
Autsch –“ an einem Strauch hängengeblieben. Hier hab ich eh nichts zu suchen. Sagt man nicht, wo Brombeeren, Brennnessel und Springkraut wachsen, dort wachsen kaum Pilze–¦
Endlich an meinem Plätzchen angekommen, stockte mein Herz. Ohhhh Noooo –“ ich war zu spät.
Nein nein, es war nicht die Konkurrenz, aber seht selbst
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Eine Amanita pupstrockensis
Naja, einen hab ich noch. Und so beschloss ich meinen Letzten Joker zu zücken und von Nadel nochmal zurück zu Laub zu gehen. Am Jägerhochsitz vorbei dachte ich mir : –žAch hättest du doch nur unseren Wald vor dieser indische Pest beschützt. In der Tat ; auch in meinem Wald fasst das Drüsige Springkraut auch schon Fuß und will seinen Teil des Unterholzes für sich behaupten, Arghh–œ
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Zu meinem letzten Buchenplätzchen ging–˜s dann nochmal vorbei an Wald und Wiese. Wiese ? Wart mal, da wachsen doch auch Pilze. Am liebsten hätte ich natürlich einen Agaricus, anstatt dessen wurde ich mit diesem Anblick, eines mir ebenfalls Unbekannten, belohnt
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Unter Buchen, dann doch noch eine kleiner Lichtblick. Ja sie leben noch, die –žSchwammerl–œ. Und obwohl es nur ein Rotfußröhrling war, könnte er ganz ganz vieleicht und mit sehr sehr viel Glück der lang ersehnte Vorbote für andere Boletales sein.
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Es war schon spät geworden an der Sägemehlstelle (was zum –¦ - will hier jemand Pilze züchten) und die Sonne versprühte ihre letzten Stahlen und tauchte die Buchenblätter in einen schillernden Glanz
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Und mein fast leeres Körbchen wartete nur darauf nun endlich wieder Richtung Zivilisation getragen zu werden, während noch andere fleißige Waldarbeiter wahrscheinlich bis zum Anbruch der Dunkelheit weiterwerkeln werden, um uns eines Tages einen süßen Genuss auf unserer Zunge verspüren zu lassen.
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LYRIKMODUS –“ OFF
Beste Grüße aus dem Münchner Norden
Kleiner Anhang, den ich nicht in der Story verwurstet Habe:
[25] Calocera viscosa - Wenn der hier auftaucht dann kann–˜s ja nicht mehr so lange dauern
[26] Hummelwohnung ?