Wo ist der nächste Espen-Wald ? / Fernerkundung

Es gibt 7 Antworten in diesem Thema, welches 7.801 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von sachse.

  • Manche Pilze wachsen NUR bei bestimmten Bodenverhältnissen und mit dem richtigen Partner. (-> klick <-) Wenn ich also beispielsweise eine Espen-Rotkappe finden möchte muss ich erst mal eine Espe bzw. noch besser einen Espen-Wald (mit bevorzugt saurem Boden) finden.

    Doch wie finde ich so einen Wald ? Ich kann ja nicht einfach mit dem Auto drauf losfahren und sämtliche Wälder durchforsten.
    Wie mach ihr sowas?


    Diese Frage beschäftigt mich nun schon seit Wochen. Als erstes bin ich auf die Idee gekommen, nach Karten zu suchen - und wisst ihr was - es gibt sie tatsächlich, Karten mit der realen Vegetation eines Gebietes. Jedoch scheinen mir das immer Sonderfälle (z.B. Doktorarbeiten, oder Ergebnisse einzelner Forschungsprojekte) zu sein, und das kartierte Gebiet ist immer recht klein.
    z.B. hier:
    http://www.bayern-grundbesitze…urschutz/bilder/840c.html
    http://www.oberfranken-ost.de/…band/kap3/kap35/abb_5.gif


    Wenn jemand sowas für ganz Deutschland kennt oder noch besser, für Oberbayern, wäre ich ihm sehr dankbar für diese Info



    Die nächste Idee war die nutzung von Satellitenbildern, z.B. Google Earth. Hier hab ich rausgefunden, dass man zumindest in seinem Wald alle Laubbaum- und Nadelbaumgebiete sehr einfach unterscheiden kann. Wie? Man kann sich in Google Earth "historische Bilder" anzeigen lassen. Dabei bekommt man einen Regler in die Hand in der man Satellitenbilder der letzten Jahre (je nach Gebiet) anzeigen lassen kann. Und mit Glück ist auch eins vom Spätherbst oder Winter dabei. Und den Rest könnt ihr euch denken ...



    Ach ja, wer in einer Großstadt mit angrenzendem Waldgebiet sucht kann bei der Vogelperspektive von Bing-Maps, die teilweise extrem gute Bilder beinhaltet die Baumart direkt "vom Satellit aus" identifizieren



    Die die dritte Idee ist sehr Zufallsbedingt und Zeitaufwendig (aber immer noch besser als überall Rumzufahren). Viele Personen haben z.B. in Google Maps/Panoramio Fotos von Ihren Wanderungren/Redeltouren/Spaziergängen etc. reingestellt. Nicht selten auch in Waldgebieten. Auf Fotos kann man oftmals ganz gut Baumarten erkennen, wie hier z.B. den Kiefernwald


    Die letzte Idee ist die direkte Suche in Google. z.B. "espen wald oberbayern". Da muss man sich dann durchkämpfen, findet aber manchmal auch was passendes.


    So - jetzt bin ich gespannt auf eure Antworten. Vielleicht mach ichs mir ja viel zu schwer...


    P.s.: Für Bodenverhältnisse ist das ganze viel einfacher. Es gibt geologische Karten, die meist kostenlos von einem Amt des Bundeslandes herausgegeben werden. Außerdem gibt es auch Zeigerpflanzen z.B.
    http://www.hswt.de/uploads/media/Oekogramm.pdf

  • Das einzige Mal das ich Espen-Rotkappen gefunden habe, war an der Autobahn direkt am Schutzzaun - dort wachsen (zumindest hier) sehr viele Espen.


    Vielleicht hilft dir das ja etwas weiter, denn richtige Espen-Wälder habe ich in meiner Ecke hier noch nie gesehen.

  • Hallo!


    Espen-Wälder gibt es ja nur noch wenige, deshalb ist die Espen-Rotkappe
    auch immer seltener zu finden.


    http://de.wikipedia.org/wiki/Wei%C3%9Fstielige_Rotkappe


    Etwas anders sieht es mit der Laubwald-Rotkappe aus. Bei uns gibt es noch Buchenwälder, dort habe ich in den letzten Tagen viele Rotkappen gefunden.


    Ein schmackhafter, aber nicht lange haltbarer Pilz. Auch diese Rotkappe ist immer seltener zu finden und steht unter Naturschutz:


    http://de.wikipedia.org/wiki/Laubwald-Rotkappe


    Wenn ich bestimmte Wälder suche, orientiere ich mich an den Gelaendeverhältnissen. In den Höhenlagen der Mitelgebirge gibt es oft Fichtenbestände, Buchenwälder in der Vorgebirgszone, Auenwälder in Flussgebieten.
    Bodenverhältnisse lassen oft auch Rückschlüsse zu, in Kalkreichen Gebieten zum Beispiel, wachsen besonders auf diese Verhältnisse angepasste Arten.


    LG Christian

  • Hallo lx2,


    guter Beitrag von dir, ich habe mich häufig mit selbigen Problem beschäftigt. (Ich wollte herausfinden, wo es dichte, junge Fichtenschonungen gibt;)) Die Satellitenbilder haben mir dabei am meisten geholfen. Jedoch kann man natürlich Espenwald deutlich schlechter erkennen, als die in Reih und Glied stehenden Fichten. Also gebe ich dir einen anderen Tipp:
    Man muss mit der Zeit herausfinden, welche Bäume wo wachsen! Christian hat das auch schon angedeutet: Espen wachsen so gut wie nie in reinen Beständen, da sie aus forstwirtschaftlicher Sicht unbedeutend sind.
    Deshalb gehe ich um Rotkappen zu finden generell zu den Waldrändern - dort wachsen Espen wild. Sie benötigen viel Licht, deshalb wachsen sie selten im tiefen Wald. Ich gehe dann meistens richtig auf dem Feld (etwa 2m Abstand zum Wald) entlang und schaue auf die Ränder.
    Es gibt hierbei aber noch einen Parameter, den es nicht zu unterschätzen gilt: Nämlich die Ausprägung der Bodenvegetation. Da Espen viel Licht nach unten durch lassen, ist bei 70% der Espen alles untenherum zugewachsen mit Brombeer-Gestrüpp oder Brennnesseln. Dann haben Pilze schlechte Karten. Gut sind Moos und auch Gras (das kann auch hoch sein). Da ich irgendwie den Eindruck habe, dass die sächsichen Wälder zunehmend verkrauten, schaue ich mittlerweile sogar zuerst auf den Boden, wenn es sich lohnt ist das zweite Kriterium der Baum - in dem Fall die Espe.
    Noch ein Tipp: Ältere Espen "produzieren" deutlich schlechter Rotkappen als jüngere, hab ich zumindest so festgestellt.


    Die google-maps-Bilder anzuschauen mach ich auch gerne - das ist gut um den Boden zu sehen - man kann schnell ein Fazit für die "Pilztauglichkeit" des gesamten Waldstückes bekommen.
    Falls google-street-view vorhanden nutze ich das auch gerne - hier kann man schnell Straßen abfahren, die durch Wälder führen und nach links und rechts schauen - vllt. sieht man sogar schon ein Pilz;)


    VG, sachse

  • gerne gerne:)
    ein was habe ich noch vergessen: Die besten Chancen auf Espen + guten Boden gibt es an den Rändern von jungen Fichtenschonungen! Diese sind auf den maps-Bildern gut zu erkennen (gleichmäßige Anordnung der Bäume, kaum Lücken).
    und irgendwann wirst du dann auf so einen Gesellen stoßen;)

  • Moin!


    Diesen Bericht hatte ich zwar schon vor einem Jahr verfolgt, aber heute quasi wieder als "neu" gelesen ;)


    Mir geht es ähnlich, immer wenn ich mich freue, einen Waldrand zu finden, wo schöne Espen stehen, ist die Bodenvegetation dermaßen hoch, dass man darin kein Pilz findet.


    Leider sind kleinere Orte (unsere Stadt hat knapp 50.000 Einwohner) für Google-Streetview ungeignet - zu unscharf. Nur eine reine Draufsicht und ein heranzommen macht es auch nicht besser. Das reicht gerade mal für eine grobe Übersicht, wo evtl. ein Wäldchen in der Nähe ist.


    Aber trotzdem finde ich diesen Bericht für alle sehr hilfreich und danke Euch allen für die Mühe :)

  • Hallöle Kuschel,
    ich kenn dein Problem: dort wo Espen-Gruppen wachsen, wächst zu viel Gestrüpp.
    In dem letzten Jahr (seit meinem letzten Beitrag hier im Thread) habe ich aber die Erfahrung machen können, trotz Brombeergestrüpp und Brennnesseln fündig zu werden. Dazu muss man natürlich bisschen süchtig nach Rotkappen sein :D aber es lohnt sich wirklich. Denn wesentlich entscheidender ist, ob der Standort feucht genug ist. Dazu sind kleine Absenkungen an den Waldrändern ideal, da sich dann Feuchtigkeit halten kann.
    Achja, Waldränder mit Breitseite nach Süden sind logischerweise nicht gut geeignet, da viel zu trocken (hab ich heute wieder gemerkt). Am besten sind Nord-und Ostränder, da ist für die Espen gerade noch genug Licht, und für Rotkappen schöner Schatten.
    In meinen Regionen lässt es sich auch erst ab Ende August gut suchen, da dann die Felder gemäht sind und man mit Gummistiefeln gut auf der Erde vorankommt.
    Viel Glück:)


    Eins noch: Espen wachsen sehr sehr schnell, d.h. innerhalb von paar Jahren können wieder ganz neue Standorte entstehen. Leider ist es mir noch nicht gelungen, paar kleine Pflanzen in meinen Garten zu übertragen. Da die Sprösslinge immer aus der Wurzel der Mutterpflanze kommen, hat man nie eine völlständige Wurzel beim Ausgraben, alle Versuche bislang erfolglos. Jetzt muss es eine Birke richten ;)