Samstag morgens um 3 ° ° Uhr meckert mein Wecker.
Unerwartet bekam ich tags zuvor von meinem Chef den Befehl frei zu machen, wahrscheinlich nicht ohne Hintergedanken.
Egal, ich war sofort Feuer und Flamme für einen ausgiebigen Tag in den Pilzen.
Fast täglich gab es hier Regen oftmals nicht zu knapp.
Und der Wechsel auf Sonne ist gerade im gange.
Irgendwann kurz nach Sonnenaufgang stand ich also da, im Sachsenwald.
Als erster wollte ich da sein in der Hoffnung die Pfifferlingsstelle gut bewachsen vorzufinden und schnell das Körblein zu füllen.
Ein bißchen bummeln war noch möglich um vorher some nice places zu untersuchen.
Spannende Pilze entdeckte ich nicht. Zu hunderten fanden sich indes die Kartoffelboviste ein. Wahrscheinlich war Jahrestagung.
Den Platzhirsch, die Stinkmorchel, hatte man im Handumdrehen vergessen gemacht.
Auch die noch reichlichen Perlpilze fielen nicht mehr auf in der Masse.
Für Holzzersetzer jedoch ist diese Stelle des Sachsenwaldes ein leckeres Terrain. Hier gibt es immer und gutes Futter. Ich habe hier schon jede Menge tolle Arten antreffen dürfen.
Einer, der mir aufgrund seiner kraftigen Farben imponierte mußte natürlich festgehalten werden. Ob Tramete oder was anderes kann ich nicht sagen.
Verdammt schmuck ist er, das kann ich sagen.
Zwei weitere weiße Pilze die sich an Bäumen laben durften auch noch mit auf aufs Medium.
Hier vielleicht ein Wirrling ?
Und dieser ist mir gänzlich fremd.
Auch wenn ihr ihn nicht mehr sehen könnt, der Klebrige Hörnling.
Ein schöner Farbtupfer im Grün des Waldes.
Die teilweise rauschigen Bilder bitte ich zu entschuldigen. Bei dämmrigen Lichtverhältnissen bekommt meine Billig-Cam das meist nicht sonderlich gut hin und bei Morgendämmerung an gewissen Orten war nicht mehr möglich.
Nach der kurzen Inspektion dieses Plätzchens suchte ich also die Pfiffi-Location auf. Aber, oh graus, tote Hose. Ein paar Winzlinge zeigten sich und bis auf zwei Pfiffis war da nichts zu holen.
Also weiter mit leicht klöderndem hungrigen Körbchen.
Wenige Schritte später stieß ich auf einen ziemlich abgenagten Pilz der auf abgelegten Hölzern thronte. Seine kompakte Form, wirkend wie eine Bolete, fand ich unpassend auf Totholz. Wie dieser Knilch jedoch heißt das war nicht zu erkennen für mich. Auch ob Röhren oder Lamellen oder ... war nicht erkennbar mit Schimmel zugewachsen.
Idee ?
Kaum fünzig Schritte später noch mal ein Pilz auf einem liegenden Stamm.
Im nachhinein, beim betrachten der Bilder fällt mir der Stiel ins Auge.
Vor Ort und eigentlich heute vorwiegend auf Futtersuche fiel mir das nicht auf im Dämmer. Aber nun ...
Es gab zwar jede Menge Pilze zu sehen aber trotzdem, irgendwie war nicht viel los. Ich wollte doch leckere finden.
So gab ich mir also Mühe doch es nützte nichts, Blutmilchpilz ...
... und Perlpilz mußten mir die Zeit überbrücken.
Ein kleiner Mann mit Hut im Moos geriet mir auch in die Finger.
Formschön und ohne Namen zeigte er sich mir.
Doch dem Rätsel wird noch nachgegangen.
Mit der Zeit stellte sich auch etwas Enttäuschung ein.
Ich brauchte erst mal ein Päuschen an einer schönen Stelle.
Etwas gestärkt und neu moralisiert ging es weiter einen Wall, auf dem man schon mal nette Dinge finden kann. Im Frühling waren es Morcheln, die ich nicht fand, zuletzt waren es Steinpilze und Hexen, die ich nicht fand, heute waren es Pfifferlinge, ...
... die ich am Ende des Weges tatsächlich fand.
Nicht viele aber quasi die Rettung dieser Tour.
20 Meter später ohne Fund wäre ich umgedreht. Im Eifer vergaß ich nun sogar Fotos zu machen. Dumdidum ... :shy:
Neue Energie stieg in mir auf und nur wenige Schritte später gab es kein Halten mehr.
Ich fand zwei Bürschlein, klein und gut versteckt, die ich nie zuvor in natura sah.
Schwarzblauender Röhrling, Boletus pulverulentus.
Ein großer Freudentanz hob an.
Der Farbwechsel beim Anschneiden ist wirklich rasant.
Während der Verfärbung blitzte noch kurz die Frage auf warum ich nicht fotografierte währenddessen. Aber da war es auch schon gelaufen.
Der Tag drehte sich nun doch noch in den Wind und ich hoffte weitere schöne Dinge zu finden.
Der Ausflug wurde fortgesetzt.
Mein ziemlich leeres Körbchen wurde nun erst mal mit Rotfuß-Röhrlingen aufgepeppt. Ich sah davon so viele, daß die Schnecken keine Chance hatten an allen rumzunaschen. Das Ablichten habe ich mir gespart. Ihr habt schon zu viele davon gesehen.
Diesen Pilz hier fand ich recht fotogen wie er da stand.
Er bekam also seinen Auftritt.
Scheidenstreiflinge fand ich auch jede Menge, daher will ich ihn nicht verschweigen. Daß ich den Breitblättrigen Rübling z.B. nicht erwähne seht ihr mir doch hoffentlich nach.
Verschiedene Täublinge bekam ich ebenfalls öfters zu Gesicht.
Noch bin ich aber nicht richtig an ihnen interessiert.
Mir ist das Gebiet noch viel zu schwierig und groß.
Diesen milchenden Pilz habe ich, glaube ich, vor kurzem irgendwo im Forum erwähnt gesehen ? Wäre schön wenn sich da jemand erinnert und weiß wo.
Diesen Pilz sah ich doch einige male. Ich vermute Lärchen-Milchling oder Milder Milchling, jedoch wären das Pilze fürs Gebirge oder ?
Mittlerweile hatte ich schon einen wahren Marathonmarsch hinter mir und hatte Neuland erreicht. Ich hatte aber noch viel vor, wollte entdecken und ahnte da noch nicht was da auf mich wartete.
Zeit für einen Blick auf einen bißchen Natur.
Ein paar auffallend hübsche Blumen sah ich und jede Menge verschiedene Schmetterlinge. Mit den vielen Schmetterlingen wollte mir heute aber kein gutes Foto gelingen. Eben noch hier und schon wieder fort ...
Einen tragenden Apfelbaum fand ich auch. So ganz zufällig stand der da vielleicht nicht, denn dort wurde wohl in größerem Umfang Wild gefüttert.
Ich vermute jedoch um es zu erlegen denn überall lagen Mais und Früchte verstreut und die Hochsitze hier schienen mir gut genutzt und militärisch pingelig ausgestattet.
Diese Disteln waren ganz offensichtlich das Highlight für Insekten. Was sich da stellenweise auf einer Blüte alles tummelte, wahnsinn! Total überfüllt und zwar jede Blüte. Das hat tolle Bilder gegeben.
Ein einsames verstecktes Pfänzlein, nur für Tiefflieger auch gut zu finden.
Mein Weg in unbekannte Wälder auf einsamen und oftmals nicht vorhandenen Wegen sich fort. Die Zeit verging und Kilometer um Kilometer trug es mich weiter. Ich glaube an Rom war ich schon vorbei.
Doch wie bei Hänsel und Gretel fand ich immer mal wieder schöne Dinge.
Diese Gold-Röhrlinge z.B. die sich doch von Kies und Schotter nicht aufhalten lassen.
Zu dritt geht es besser. Einer für alle und ... hau ruck.
Weitere Täublinge wollten aufs Bild. Mal rote ...
mal ... ähem ... andersfarbige.
Und dann, ich weiß nicht wo in Schleswig-Holstein ich inzwischen marschierte, der Weg zurück war mir viiiel zu lang, sah ich aus der Ferne schon diesen Pilz. Ein ziemlich dicker Otto.
Und aus der Nähe gab er sich als Marone zu erkennen.
Ein wahrlich großer Brocken für diese Zeit und erst die zweite Marone die ich dieses Jahr überhaupt zu Gesicht bekommen habe. Ein Ausreißer also.
Das Problem wenn man zu weit in den Tiefen der Natur verschwindet ist, daß man auch niemandem mehr begegnet. Klar, einigen Rehen bin ich wieder mal auf die Füße getreten aber die konnten mir auch nicht sagen wo ich bin oder wo ich lang gehen könnte um nicht in der Walachai zu verenden.
Nun, ich war fit, hatte genug zu futtern dabei und sah nicht ein wieder all die ungezählten Kilometer zurück zu laufen.
Also vorwärts und hoffend auf Menschen.
Eine Stunde später sollte auch welche finden und die beschrieben mir den Weg in den Zielhafen." Ist aber sehr weit!" merkten sie an.
Da hatten sie recht, ohne jeden Zweifel!
Aber ich hatte einen Weg und ging.
Und dieser Abstecher nach "Sieben-Meilen-hinter-den-sieben-Berge" wurde von den Waldgeistern und Feen honoriert. Ich fand noch ein paar von mir gewünschte Objekte von großem Begehr.
Zunächst aber mal dieser Pilz den ich nicht erkenne.
Zu zweit wuchsen sie am Wegesrand im Wall. Mischwald im Rücken.
Der Stiel war gelb und rot und beim Durchschneiden des Pilzes stellte sich keine unmittelbare Verfärbung ein. Ich nahm mir allerdings nicht die Zeit zu warten und entsorgte das völlig verwurmte Exemplar.
Trödeln wollte ich nun nicht mehr irgendwo jenseits von daheim.
Die Bilder des Pilzes sind alle nicht sonderlich gut geworden, leider.
Ich marschierte also weiter und kurz darauf eeendlich meine erste Hexe.
Yipppieh!
Das war neuer Treibstoff und Grund für breites Grinsen. Eeeendlich!
Meine erste ...
Irgendwann, ich weiß nicht wo, ein weiteres Geschenk an mich -
Pfifferlinge. Und das nicht zu knapp. Das Bild täuscht vielleicht auch. Die Pfiffis waren sehr groß! Einzelne mehr als handgroß.
Da ich zuhause keine Waage habe muß ich schätzen welche Menge das ergab. Der Stoffbeutel war fast randvoll. Vom Gefühl her 3-4 Kg, würde ich meinen. Das sechsstöckige Dörrgerät ist jedenfalls komplett gefüllt damit und nicht alles damit verarbeitet.
Das Putzen dauerte entsprechend lang.
Auf meinen Irrwegen, bei denen ich noch anderen Verirrten begegnete, gab es weiterhin allerhand Pilze zu sehen. Zwei drei Bilder davon noch abschließend. Fast abschließend!
Denn als ich schon gar nicht mehr damit rechnete, voll bepackt mit einem Korb voller Mischpilze und einem Beutel voller Pfiffis, da ich sehe ich doch ...
... Steinpilze !
Heidenei, wie fand ich das schön! Es ist eeeeeeeewig lange her daß ich mal Steinpilze fand. Und nun wieder. Großes romatisches Sonnenuntergangskino !
Sonnenuntergang ?
Arrrr ...
... es wird Zeit, dachte ich mir.
Wo ist die Zivilisation, wo mein Bett ?
Es kam dann also so daß ich irgendwann auf eine Frau mit ihren Hunden, die sie wirklich bewachten, traf und sie mir weiterhalf. Sie konnte mir den Weg weisen und erzählte mir erneut daß es noch seeehr weit wäre.
Immer noch ? Keine Stunden mehr bis Sonnenuntergang.
Was soll ´s, ich marschierte ...
Und dann kam das letzte große Geschenk dieses Tages.
Ich war irgendwo auf einer einsamen Straße da kommt doch tatsächlich ein Auto und hält neben mir. Es ist die Frau mit den Hunden.
Sie hatte Mitleid mit mir und fuhr mit mir zum Bahnhof. Meine dankbaren Geschenke, Pfifferlinge und Steinpilze schlug sie aus. Das waren doch meine Trophäen und außerdem isst sie keine Pilze. Ich glaube, sie hat geschummelt und wollte nur nett sein.
Ich jedenfalls war heilfroh und hätte sie mich nicht aufgesammelt hätte mein Marsch bestimmt noch zwei Stunden angedauert, vorausgesetzt ich würde mich nicht verlaufen.
Aber das kennt ihr ja von mir.
Ich fand den Tag geil und habe danach gepennt wie ein Murmeltier.
Bis zum nächsten mal ...
euer Mausmann