Deutsche Bücher sagen ungenießbar, russische - eßbar

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  • Neben vielen anderen Pilzen fand ich letzte Woche auch diese tollen Exemplare. Paxillus atrotomentosus = Samtfußkrempling.






    Diesen Pilz kannte ich aus meiner Heimat unter dem Namen svinuschka tolstaya (grob übersetzt - dickes Schweinchen). Meine Landsleute lieben diesen Pilz. Ich habe ihn aber nie gesammelt, da mir der Aufwand viel zu groß war. Drei Mal kochen, jedes Mal Wasser abgießen, einige lassen Pilze vorher einen Tag wasserbedeckt stehen. Danach werden die mit vielen Sauerkirschen-, Eichen-, Schwarze Johannisbeeren-, Meerrettich Blätter, Salz, Knoblauch, Pfefferkörner eingesalzen und nach paar Wochen als Vorspeise =Zakuska gegessen. Die sind sehr lecker, aber ich bin wirklich zu faul so viel Aufwand zu betreiben. Interessant fand ich, was Bücher in russischer und deutscher Sprachen über diesen hübschen Pilz schreiben. Wenn dieser Pilz für Russen essbar ist (viele schwärmen von diesem Pilz), ist er für Deutsche ungenießbar. Das ist übrigens nicht der einzige Pilz, den man in europäischen Raum als ungenießbar bezeichnet, während in der ehemaligen Sowjetunion dieselben Pilze gegessen werden, im schlimmsten Fall, als bedingt essbar bezechnet.
    So zum Beispiel habe ich leidenschaftlich gern gesalzene (wenn ich mich nicht irre) Lactarius necator
    [url=http://www.google.de/imgres?start=90&hl=de&biw=953&bih=615&tbm=isch&tbnid=w7bwf6bHzpdamM:&imgrefurl=http://mushrooms.public.kh.ua/lactarius_necator.html&docid=0dOOml7Ea2Zr6M&imgurl=http://public.kh.ua/gallery/mushrooms/thumbs/thumb12698029969185.jpg&w=310&h=310&ei=S5wOUNyFEMfzsgbPt4GoAw&zoom=1&iact=hc&vpx=196&vpy=257&dur=2219&hovh=225&hovw=225&tx=101&ty=151&sig=105814823185564149320&page=6&tbnh=143&tbnw=134&ndsp=17&ved=1t:429,r:13,s:90,i:48]Lactarius necator[/url]
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    Überrascht war ich, als ich im Internet doch gefunden habe, dass es wagemutige Deutschen gibt, die Samtfußkrempling auch essen.:thumbup:
    Samtfußkremling essbar!
    Liebe Grüße
    Lara

    Liebe Grüße
    Lara


    Träume werden wahr! Auch Hornberg war mal ein Traum...:)

  • Samtfußkrempling auch essen.Alright
    Samtfußkremling essbar!


    In meinem älteren Pilzbuch steht, dass junge Exemplare vom Samtfußkrempling essbar aber nicht sehr wohlschmeckend sein sollen. Ganz früher, so in den Fünfziger Jahren haben wie die auch manchmal mit ins Mischgericht gekocht, wenn es sonst nicht für einen Eintopf gereicht hätte. Schmecken aber wirklich nicht sehr lecker irgendwie säuerlich.
    LG Reinhilde

  • Ich würd mal behaupten, dass der Samtfußkrempling für die "europäische Zunge" zwischen 0 und 1 liegt, was den Speisewert angeht. Also eigentlich völlig ungenießbar. Ein guter Bekannter von mir sagt immer: "Kochwasser mehrmals wegschütten bringt doch nix. Dann schüttest du das eigentliche Aroma vom Pilz auch weg. Der Pilz schmeckt dann sowieso nach nix mehr"


    Ich denke vielmehr, dass hinter dem Verzehr kulinarisch belangloser Pilzarten eine Tradition steht, ganz egal, wonach die Pilze schmecken oder ob sie überhaupt einen Geschmack haben und nicht alles Beilage ist welches den Hauptanteil ausmacht.


    Bei diversen Milchlingen dagegen kann ich mir sehr gut vorstellen, dass sie zum Würzen verwendet werden, ich mag nämlich auch gerne scharf :D


    lg björn

    Projekt Fungi: 3277

    [FERTIG] Band 1a: 440 Pyrenomyceten mit 0-1fach sept. Sporen; Band 1b: 380 Pyrenomyceten mit 2-M.

    Band 2a: Pezizomycetes, Hypogäische Eurotiomycetes, Lecanoromycetes, Arthoniomycetes

    Band 2b: Leotiomycetes, Geoglossomycetes, Taphrinomycetes, Laboulbeniales, Orbiliomycetes

    Band 3: Rindenpilze, Heterobasidiomycetes, Cyphelloide Pilze
    Schwarzwälder Pilzlehrschau

  • Hallo Lara,


    von diversen scharfen Milchlingen ist mir auch bekannt, dass die in anderen Länder teilweise durch besondere Zubereitung "eßbar gemacht werden".


    Auch ich hatte letztens ein paar traumhafte Steinpi..öh Samtfußkremplinge gefunden und überlegte schon ob ich nicht mal aus Testzwecken einen brutzeln sollte.


    Dazu viel mir spontan ein, wieviele Jahre es dauerte bis man feststellte, dass Pilze die als Speisepilz galten plötzlich als giftig eingstuft wurden s. Kahler Krempling. Da ich nicht ausschließen kann dass in ein paar Jahren eine Studie plötzlich sagt .."öhm der is auch giftig.:" kam ich von der Idee wieder ab ;)


    Gruß
    Dietmar

    Pilzsachverständiger DGfM - Pilzberatung und Lehrwanderungen in Hessen
    Genaue Bestimmung der Funde und Essensfreigaben gibt es nur von Pilzsachverständigen vor Ort

  • Lactarius necator: Wenn ein Pilz "Töter" (necator) heißt, dann hatte der Namensgeber schon einen Grund dafür. Grundsätzlich würde ich sagen: Vorsicht ist besser als Nachsicht. Mehrfach kochen, Kochwasser wegschütten - wer merkt sich solche Rezepte? Mykophagie ("Pilzesserei") - gut und recht, aber muss dies mit einem risikoreichen Verhalten verbunden sein. Wer braucht ein Pilzfugu?


    Gr Dryocopus


  • Lactarius necator: Wenn ein Pilz "Töter" (necator) heißt, dann hatte der Namensgeber schon einen Grund dafür. Grundsätzlich würde ich sagen: Vorsicht ist besser als Nachsicht. Mehrfach kochen, Kochwasser wegschütten - wer merkt sich solche Rezepte? Mykophagie ("Pilzesserei") - gut und recht, aber muss dies mit einem risikoreichen Verhalten verbunden sein. Wer braucht ein Pilzfugu?


    Gr Dryocopus


    Da hast Du verdammt recht. Ich würde auch keine Experimente machen, auch wenn sie noch so geschichtsträchtig sind und die Großeltern sie "überlebt" haben :/


    Gestern musste ich an Björn denken, der gerne scharf ißt (wie er oben schrieb). Der rotbraune Milchling, von dem ich eine Kostprobe nahm, hat mir fast 'ne halbe Stunde lang den Geschmackssinn lahm gelegt 8|
    Der war so dermaßen scharf, ich habe echt gestaunt :D
    Nach meiner Recherche passt der Lactarius rufus gut dazu. Die Schärfe bildete sich nämlich im Nachhinein so richtig aus.


    LG,
    Kuschel

  • in einem meiner pilzbücher steht, dass viele milchlinge in osteuropa durch wässern oder einsalzen genießbar gemacht werden, bei uns aber als ungenießbar gelten.


    im letzten jahr, mein korb war einigermaßen leer, weil bis auf lactarius vellereus so gut wie nichts zu finden war, traf ich mal einen russen im wald. wir kamen ins gespräch, und in dessen verlauf erklärte er mir, dass in dem waldstück, aus der ich gerade kam, riesige mengen an essbaren pilzen wachsen würden...