Samtfußrübling?

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 4.472 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Fredy.

  • Hallo alle!


    Ich habe gestern in unserem Garten in einem abgeschnittenen Hibiskus eine Menge Pilze gefunden.
    Wie ihr am Bild seht, wachsen sie sehr dicht, die Hüte sind schön goldgelb und teilweise in der Mitte dunkler, die Lamellen sind hell und am Stil abgesetzt (sich wachsen nicht direkt heraus).
    Der Stiel ist hohl, beim Kopf gelblich, unten sehr dunkel und der verkehrt liegende ist ziemlich genau 3cm im Durchmesser, der größte in der Ansammlung hat (leider bereits angefressen ^^) etwa 5 cm und ist da bereits am Rand abgeflacht (hat nicht mehr diese Hutform).
    Ich habe in unserem dünnen Pilzbüchlein gesucht und meine, es könnte sich vielleicht um einen Samtfußrübling handeln, allerdings sollte der um diese Zeit wohl garnicht vorkommen.


    Übrigens habe ich noch ein zweites Foto angefügt, das einen zweiten Pilzkopf zeigt, der aus demselben Stamm wächst ^^


    Ich würde mich freuen, wenn ihr mir weiter helfen könntet!
    Danke!

  • Schuppiger Porling (Polyporus squamosus) zusammen mit Samtfußrübling (Flammulina velutipes). Hab mir das Bild was länger angeguckt, aber ich würd andere ähnliche Arten (Stockschwämmchen, Gifthäubling, Spindeliger Rübling) ausschließen.


    lg björn

    Projekt Fungi: 3277

    [FERTIG] Band 1a: 440 Pyrenomyceten mit 0-1fach sept. Sporen; Band 1b: 380 Pyrenomyceten mit 2-M.

    Band 2a: Pezizomycetes, Hypogäische Eurotiomycetes, Lecanoromycetes, Arthoniomycetes

    Band 2b: Leotiomycetes, Geoglossomycetes, Taphrinomycetes, Laboulbeniales, Orbiliomycetes

    Band 3: Rindenpilze, Heterobasidiomycetes, Cyphelloide Pilze
    Schwarzwälder Pilzlehrschau

  • Hallo,


    dieses Jahr ist schon verrückt. Violette Rötelritterlinge, Herbstlorcheln und jetzt auch noch Samtfuß-Rüblinge.


    Um diesen Fund etwas von seiner Mystik zu nehmen habe ich mit Flammulina fennae einen Vorschlag der dieser Jahreszeit eher entspricht. Allerdings ist mir die Hutfarbe für diese Art zu dunkel. Die wäre aber vielleicht durch die Sonneneinstrahlung zu erklären.


    Bei Michael-Hennig-Kreisel steht auch noch etwas von einer Sommerform, F. pygmea und einer Art mit dem Namen F. macrospora, beide leider ohne Beschreibung . Vielleicht wissen unsere Profis etwas darüber.


    Viele Grüße

  • Hallo Claudschie, hallo Björn!


    Mehr oder weniger ging es mir genauso wie Björn, allerdings bin ich etwas länger in der Rüblings-Ecke verblieben.


    Ich habe mich dort insbesondere mit einer nunmehr wohl in der Art Gymnopus erythropus (Büschel-Rübling) aufgegangenen Art, dem Rotstieligen Rübling (vorm. u. a. Collybia marasmioides) befasst, der mir sehr gut gefallen hätte, da sein Vorkommen explizit mit "Laubwald" und "auch an Strünken", "vereinzelt bis büschelig" und sein Stiel natürlich mit "glänzend rotbraunenl" (--> Quelle: Gerhardt) beschrieben wird.


    Weil mir natürlich der auffallend dunkle Stiel, mit der relativ kurzen gelben Zone zur Stielspitze hin als Merkmale für den bereits vorgeschlagenen Samtfußrübling sehr gut gefallen haben, hätte ich allerdings an Stelle des "Winterpilzes" Samtfußrübling (Flammulina velutipes) die Art Weißblättriger Samtfußrübling (Flammulina fennae) vorgeschlagen!


    Gruß, Fredy


    Edit: Wie ich gerade sehe, ist der Name Flammulina fennae mittlerweile schon gefallen.

    Pilzliebe geht durch das Objektiv und nicht durch den Magen!

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  • Hallo,


    ich denke nicht, dass es F. fennae ist. Dessen Hutrand und Lamellen müssten eigentlich cremefarben sein. Das sieht für mich schon nach dem Gemeinen Samtfußrübling (F. velutipes s. l.) aus. Eine mikroskopische Überprüfung wäre aber sicher empfehlenswert. Hier gibt's einen Schlüssel.


    Viele Grüße
    Toffel

  • Hallo Toffel!


    Dein Flammulina-Schlüssel besitzt ja die Ausmaße von Tolstoi's "Krieg und Frieden"!


    Da sammle ich lieber noch ein paar eigene Erfahrungen und lasse
    Flammulina velutipes Flammulina velutipes sein :D!


    Gruß, Fredy

    Pilzliebe geht durch das Objektiv und nicht durch den Magen!

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  • Hallo Fredy,



    Dein Flammulina-Schlüssel besitzt ja die Ausmaße von Tolstoi's "Krieg und Frieden"!


    Da sammle ich lieber noch ein paar eigene Erfahrungen und lasse
    Flammulina velutipes Flammulina velutipes sein :D!


    so viel ist es doch gar nicht. ;) Wenn du an dem Einleitungs-Gerede vorbei scrollst, kommt der Schlüssel. Der enthält auch Arten, die bei uns nicht zu erwarten sind. Daher kann man meist bei "J" beginnen. Meistens ist es sicher auch F. velutipes s. str. Wenn auf Weide, könnte man auf F. elastica oder F. rossica untersuchen. F. fennae und F. populicola wachsen scheinbar auf dem Boden. Ersterer ist auch um einiges heller und erinnert an F. velutipes var. lactea, die allerdings noch heller ist und (sichtbar) auf Holz wächst. F. ononidis ist an Hauhechel (Ononis) und F. mediterranea an Strandhafer (Ammophila litoralis) gebunden. Das war es m. W. schon ;), wobei nur die fetten in Mitteleuropa nachgewiesen sind.


    Viele Grüße
    Toffel

  • Danke Toffel für diese Zusammenfassung!


    Natürlich habe ich mich schon etwas genauer durch den Schlüssel durchgelesen (im Gegensatz zu "Krieg und Frieden", das konnte man sich ja praktischerweise als Film in Form von "Die letzte Nacht des Boris Gruschenko" reinziehen...:D )!


    Ergebnis: eher Frust :D !


    --> Man wird sich klar darüber, dass sogar F. velutipes, unser "guter alter Winterpilz" eigentlich nur die Spitze eines Eisberges ist, den zu erforschen man als Laie wohl niemals dazukommen wird!


    Nochmals Danke!


    Gruß, Fredy

    Pilzliebe geht durch das Objektiv und nicht durch den Magen!