Trüffel Vol. IV

Es gibt 14 Antworten in diesem Thema, welches 7.688 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Rada.

  • Was soll ichs spannend machen, ich hab sie.


    Die nächste Trüffelart.


    Diesmal mit "Schweinischer" Hilfe.


    Hier



    konnte man unschwer erkennen, dass die Rüsseltiere gepflügt haben.
    Der Standort war abweichend von den bisherigen Funden, so dass ich eine neue Art erwartet hatte. Heraus kamen diese kleinen Kuller, die größte knapp einen Zentimeter groß.



    Hoffen und Bangen bis nach Hause.
    Die Ferkel können sich doch unmöglich wegen solch winziger Trüffelchen so eine Mühe machen. Das sind bestimmt ein paar völlig unreife Exemplare und wieder nicht bestimmbar.


    Zu Hause ein Schnitt und




    Juhu, auf jeden Fall ne Trüffel. Und unter dem Mikroskop dann tatsächlich reife Sporen. Sogar Ständerpilzsporen.






    Sowas zu finden hatte ich von Björn als Auftrag bekommen.
    Im Gegenzug wollte er die Mäandertrüffel finden.


    Tja Björn, Du hast Bringschuld.:D:D


    Nach getaner Buddelei wollte ich unter der Buche eine Pause machen, und hätte mich fast auf diese hübschen Gelbmilchenden Becherlinge (Peziza succosa) gesetzt.





    Wie ist man bloß auf diesen Namen gekommen?



    Neulich sagte ich zu Björn: " Da oben gibt es immer Strubbelköpfe, ist aber sicher noch zu früh".


    Nö, nicht zu früh, fast schon zu spät.

    Strubbelkopfröhrling
    (Strobilomyces strobilaceus)






    Das Grüngelbe Gallertköpfchen (Leotia lubrica) musste auch noch fotografiert werden.



    Ja, und dann noch das hier.


    Gemeines Stockschwämmchen (Kuehneromyces mutabilis)


    Jede Menge, und gar nicht gemein sondern recht nett.:)





    Plötzlich seltsame Rufe. Hörte sich an wie "Mühlfe, üch wüll hien aus".


    Genau gekuckt, und spontan fiel mir " der Mann mit der eisernen Maske" ein.



    Wie kann man auch so dämlich wachsen? 8|


    Die Kollegen standen prall und frei. "Gelber Pilz, vermutlich essbar" wurde er unlängst in einem anderen Forum beschrieben.
    Despektierlich. :)



    Stockschwämmchen und Gelber, vermutlich eßbarer Pilz samt seiner gut ein Dutzend Kollegen kamen zu streng wissenschaftlichen Untersuchungen mit nach Hause.



    Im hauseigenen Labor wurden die Pilze in Butter gedünstet und auf ein Substrat aus Nudeln und Hackfleisch gegeben.


    Da während des Erhitzens außer kontrolliertem Speichelfluss keine Reaktionen erfolgten wurde die Untersuchung abgebrochen und die Probe durch Verzehr vernichtet.


    Ich glaub aber, die waren nicht gut. Denn obwohl die Portion nur etwas über einem dreiviertel Pfund gewogen haben dürfte, plagt mich ein gewisses Völlegefühl. :D



    Ach so. Den Maskenpilz hab ich vorsichtig befreit. Er durfte stehenbleiben, hat schon genug gelitten.:/

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Ralf!


    Ein wahrhaft "köstlicher" Bericht:)
    Ich kann kaum Schreiben vor Lachen: Gelbe, vermutlich essbare Pilze, da muss ich auch mal nach Ausschau halten. Welch präzise Bestimmung. Steht in dem anderen Forum auch etwas, ob man u.U. vor dem Genuß die Maske ausziehen sollte?


    Was mich auch mal noch interessieren würde: Futtern die Ferkelchen eigentlich nur Trüffeln, oder sind die auch auf andere Pilze scharf? Ich staune immer, daß die "meine" Steinpilz- und Pfifferlingstellen umgraben. Allerdings scheint das das Wachstum der gelben, vermutlich essbaren Pilze nicht gerade zu stören. Somit suchen die da vielleicht tatsächlich etwas anderes. Trüffeln?


    LG, Beorn.

  • Hallo Ralf,
    sehr schöner Bericht, den ich hier zu später Stunde entdecke!
    Die "Trüffel" sieht nach Hymenogaster aus. Könnte evtl. H. tener sein.
    Die "gelben, vermutlich essbaren Pilze" kommen mir irgendwie bekannt vor. Habe ich vor Jahren möglicherweise selbst gefunden. Allerdings in meinen Revieren schon lange nicht mehr entdeckt; deshalb ist mir auch leider der Name entfallen :(
    Nobi

    Hier geht es zu meinen Themen.

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    Chips: 72

    Einmal editiert, zuletzt von nobi_† ()

  • Was mich auch mal noch interessieren würde: Futtern die Ferkelchen eigentlich nur Trüffeln, oder sind die auch auf andere Pilze scharf? Ich staune immer, daß die "meine" Steinpilz- und Pfifferlingstellen umgraben. Allerdings scheint das das Wachstum der gelben, vermutlich essbaren Pilze nicht gerade zu stören. Somit suchen die da vielleicht tatsächlich etwas anderes. Trüffeln?


    LG, Beorn.


    Hallo Beorn,


    bei der Menge an Wildschweinen in vielen Revieren dürfte deren Vorliebe für Steinpilze und Pfifferlinge sehr beschränkt sein, ansonsten würde man kaum noch einen finden.:)


    Buddelspuren von Wildschweinen deuten tatsächlich sehr oft auf Trüffelvorkommen hin.


    Mich erstaunt vielmehr, dass die sich tatsächlich die Mühe machen, so kleine Trüffelchen auszubuddeln. Die müssen schweinisch lecker sein. :)
    [hr]


    Hallo Ralf,
    sehr schöner Bericht, den ich hier zu später Stunde entdecke!
    Die "Trüffel" sieht nach Hymenogaster aus. Könnte evtl. H. tener sein.


    Nobi


    Hallo Nobi,


    danke für den Hinweis. Das wird Björn dann zu prüfen haben:)


    Ich beschränke mich zunächst auf die Trüffelsuche, weil mich da auch noch in die Bestimmung reinzuarbeiten übersteigt Zeit und Möglichkeiten.


    Macht aber tierisch Spass.:)


  • Hallo, Ralf.


    Toller Bericht, tolle Fotos.


    Was mich interessieren würde: ist der abgebildete Trüffel auch essbar? Denn in den Restaurants schauen die normalerweise anders aus.



    Für Wildschweine offenbar schon, allerdings hab ich die noch nie im Restaurant getroffen.:)


    Nein, im Ernst. Es gibt jede Menge hypogäisch wachsender Pilze, die man (ich auch) oft eigentlich unrichtig als "Trüffel" bezeichnet.


    Echte Trüffel gehören zur Gattung Tuber, und da sind auch die teuren Delikatessen angesiedelt.


    Diese hier war vor ewigen Zeiten mal ein Lamellenpilz, den die Evolution unter die Erdoberfläche verfrachtet hat. Blöd für den Pilz, dass die Evolutiion auch Wildschweine hervorgebracht hat.:D


    Zum Speisewert dieser Art kann ich nix sagen, außer dass wenn sie eßbar wäre, der Kalorienverbrauch beim mühseligen und oft vergeblichen Buddeln den Nährwert astronomisch übersteigt.

  • Ja ich freu mich schon auf die Trüffel...sehr schöne Sache, ist ne Hymenogaster, aber welche, das muss man sich genauer angucken. Bestimmungstechnisch bin ich ja gut ausgetrüffelt hier :D


    lg björn

    Projekt Fungi: 3277

    [FERTIG] Band 1a: 440 Pyrenomyceten mit 0-1fach sept. Sporen; Band 1b: 380 Pyrenomyceten mit 2-M.

    Band 2a: Pezizomycetes, Hypogäische Eurotiomycetes, Lecanoromycetes, Arthoniomycetes

    Band 2b: Leotiomycetes, Geoglossomycetes, Taphrinomycetes, Laboulbeniales, Orbiliomycetes

    Band 3: Rindenpilze, Heterobasidiomycetes, Cyphelloide Pilze
    Schwarzwälder Pilzlehrschau


  • Ralf, Danke, Danke, dein Bericht mit erstklassigen Bildern (ich muss gleich nachschauen, ob du deine Kameraausrüstung im deinem Profil erwähnt hast) hat mir den Einstieg in den Arbeitsalltag versüßt! Nur Bauchschmerzen vor Lachen :Dmüssen sich noch legen, aber das passiert schon schnell, wenn ich meinen Pflichten nachgehe. Und das spricht für deine Nächstenliebe, dass du den armen scheinbar essbaren gelben Pilz aus seiner Gefängniss befreit hast. Wie heißt nun der Gelbe scheinbar eßbarer?:evil:
    Deine wissenschaftliche Neigung verdient auch einen großen Lob. Während jeder anderer von uns, diese Pilze nur zum Essen nach Hause mitgenommen hätte, hast du dich regelrecht für die Wissenschaft aufgeopfert! Respekt!:evil:
    LG
    Lara

    Liebe Grüße
    Lara


    Träume werden wahr! Auch Hornberg war mal ein Traum...:)

    Einmal editiert, zuletzt von Lara ()


  • Ja ich freu mich schon auf die Trüffel...sehr schöne Sache, ist ne Hymenogaster, aber welche, das muss man sich genauer angucken. Bestimmungstechnisch bin ich ja gut ausgetrüffelt hier :D


    lg björn


    Jo, wenn es denn H.temer ist, wäre das der erste Trüffelneufund für NRW. Und die Einschläge, sprich Anzahl Trüffelfunde pro Buddelaktion, kommen näher. Da geht noch viel mehr.:D[hr]


    Wie ich verstehe, sind die Wildschweine eben die einzige Möglichkeit für die Trüffel, ihre Kinder woanders auszusäen. Sonst verstünde ich den Sinn dieser Fruchtkörper nicht.:/


    Das ist unterschiedlich. Machen Arten wachsen vollständig unterirdisch, da dürfte Wildfraß unabdingbar sein. Andere schauen ein Stück aus der Erde, die brauchen wohl kein Gefressenwerden.
    [hr]

    Ralf, Danke, Danke, dein Bericht mit erstklassigen Bildern (ich muss gleich nachschauen, ob du deine Kameraausrüstung im deinem Profil erwähnt hast) hat mir den Einstieg in den Arbeitsalltag versüßt!


    Hallo Lara,


    es freut mich, dass Du Dich gut unterhalten gefühlt hast.


    Meine Kamera ist eine Panasonic Lumix DMC-TZ 22.

    • Offizieller Beitrag


    Wie kann man auch so dämlich wachsen? 8|


    Das hat er sich wahrscheinlich selber auch gefragt :D
    Vielleicht dachte er aber auch, es wäre eine Tarnkappe, leider hat sie nicht so richtig funktioniert und wurde zur Qualkappe. Wie lieb von dir, das du ihn befreit hast, nun haben die Schnecken es auch nicht so schwer, ran zu kommen :D


    Das mit den Trüffeln ist echt ansteckend. Jedes mal wenn ich nun so eine Stelle im Wald sehe, will ich mich auch schon auf die Erde werfen...8|


    und deine Stockschwämmchen...Bilderbuchreif!


    lieben Gruß,
    Melanie

    Gnolmige Gnüße, Gnelmanie die Rote

    "In den Wäldern sind Dinge,
    über die nachzudenken,
    man jahrelang im Moos liegen könnte."

    -Franz Kafka-
    _________________________________________________
    Keine Verzehrfreigabe im Internet! Hier, PSV-Liste, findest du deinen nächsten Pilzsachverständigen

  • Hallo Ralf,


    ...super Bericht. Hehe. Vor allem der Hinweis mit dem "dämlichen wachsen", lach... .
    Wirklich wieder sensationeller Trüffel Fund. Bei uns im ODW machen die Kollegen Wildschweine leider auch gerne die Boletus Edulis "platt" bzw. zerwühlen den Boden und zerstören so das Mycel...


    vlg


    Jens

  • heheh :D herzlicher Bericht Ralf :thumbup:


    Sternchen :cool:


    Gruß

    Pilzsachverständiger DGfM - Pilzberatung und Lehrwanderungen in Hessen
    Genaue Bestimmung der Funde und Essensfreigaben gibt es nur von Pilzsachverständigen vor Ort

  • Für Wildschweine offenbar schon, allerdings hab ich die noch nie im Restaurant getroffen.:)

    Hallo Ralf,


    hast Du wirklich noch nicht? Die sie erst vergangene Woche in leckerer Rotweinsoße in einer Gaststätte begegnet.


    Die deutlich erkennbaren Bewohner in den Lamellen deiner Stockschwämmchen sind der Grund warum ich diese derzeit nicht sammle. Die nerven einfach.


    Vielen Dank für den lustigen Bericht:thumbup:.


  • Ich finde die Bewohner Klasse. Die meisten gehen schon beim pflücken stiften, der Rest dann beim putzen. Kein Problem.


    Das Beste an ihnen ist aber, dass meine Frau so denkt wie Du.


    Beim putzen (mein Part) fragt sie dann:


    "Bit Du sicher, dass Du die Viecher wirklich alle wegkriegst"


    Ich antworte; " Die allermeisten"


    Und schon hab ich die ganze Portion für mich alleine.;)