Hallo, zum Thema Focus-Stacking wurde ja schon einiges geschrieben. Um die Diskussion zu ergänzen, möchte ich mal speziell in Bezug auf die Unterschiede zwischen Photoshop CS5 und CombineZP meine Erfahrungen mitteilen und ein paar Schwächen und Stärken von beiden aufzeigen. Finanziell betrachtet sind die beiden ja die krassesten Gegensätze schlechthin. Ich benutze das EF-S 60 Makroobjektiv mit eben 60 mm fester Brennweite an einer Canon 550D. Die wiederum sitzt auf einer Makroschiene auf einem selbstgebauten und mittlerweile "entwackelten" Makrostativ.
Ich nehme generell alle Bilder im RAW-Format auf. Bevor es mit dem Stacken los geht, hab' ich zunächst bei einem Bild das Rauschen reduziert. Die Bilder werden danach alle synchronisiert, damit man das nicht bei jedem Bild einzeln machen muß. Dann wird als JPG abgespeichert. SLR-Benutzer ohne Photoshop erledigen das im Normalfall mit der mitgelieferten Software. Auch manch eine Kompaktkamera kann im RAW-Format abspeichern. Andernfalls speichert man eben gleich als JPG. Für meinen Vergleich verwende ich identisches Bildmaterial im JPG-Format.
Bei Photoshop ist die Stacking-Funktion schön verteilt: zunächst werden über "Datei/Scripten/Dateien in Stapel laden" die Dateien als ausgewählt. Hier sollte man den Vorschlag, die Ebenen automatisch auszurichten zu lassen, annehmen. Nach dem Bestätigen und einigen Augenblicken später werden alle Ebenen markiert und über "Bearbeiten/Ebenen automatisch überblenden" (dauerdauer) gestackt. Jetzt werden noch alle Ebenen auf eine reduziert - fertig.
Bei CombineZP schließt man zunächst das Hilfefenster (oder läßt es offen und schmökert noch etwas drin rum, sofern man der englischen Sprache mächtig ist). Jetzt auf "New", die zu stackenden Bilder auswählen und öffnen. "Align an balanced used frames" ist vorausgewählt. Ein Klick auf "Go" richtet die Bilder aus. Das dauert etwas. Danach öffnet man die Auswahl und wählt "Do stack". Dann wieder "Go" (dauerdauer) und fertig. Alle Bilder wurden nachdem sie die Programme ausgespuckt haben nicht bearbeitet, also weder nachgeschärft noch irgendwie retuschiert.
Serie 1: 12 Bilder, 1/8 s, f:5.6, ISO 200
Während der Fotoserie verschwand eine große Wolke vor der Sonne, was für ein hartes Licht sorgte . Anstatt die Serie von neuem zu beginnen, habe ich einfach weitergemacht, weil ich wissen wollte, wie die Software denn wohl mit so was zurechtkommt.
Photoshop liefert auf den ersten Blick ein gutes Ergebnis. Allerdings macht sich auf der Manschette Unschärfe breit. Der Stiel ist auf keinem der Stack-Bilder richtig scharf, kann also nicht besser werden.
Combine läßt sich durch den Lichteinfall ins Trudeln bringen, was auf der Manschette und am linken oberen Hutrand deutlich sichtbar wird. Davon abgesehen bildet sich eine geisterhafte Aura über dem Hut als würde er irgendwie Hitze abstrahlen.
Serie 2: 13 Bilder, 1/25 s, f:4, ISO 400
Diesmal waren die Lichtverhältnisse konstant. Bei Photoshop sieht es allerdings recht mau aus: Unschärfen am rechten Hutrand beim Schneckenbiß, links wo die Lamellen über das Moos ragen von der linken Außenseite bis zum Stiel und an der rechten Seite des Stieles, wo er vom Hut überdeckt wird.
Auch bei Combine zeigen sich Unschärfen an den selben Stellen wie bei Photoshop, doch werden sie hier auf eine leichte dunkle Kontur reduziert.
Zwischen den Bildern gibt es Unterschiede in der Farbgebung. Photoshop zeigt hier ziemlich satte aber verfälschte Farben an. Das liegt an Adobes Farbverwaltung in die ich hier nicht reinpfuschen möchte, da den Rechner noch andere benutzen und ich ihn nur per Remote nutzen kann. Combine's Farben stimmen mit den Originalbildern überein.
Hier noch zum Vergleich ein ungestacktes Einzelbild mit Blende 22.
Serie 3: 23 Bilder, 1/60 s, f:3.5, ISO 400
Nicht unbedingt ein Musterkandidat für einen Focus-Stack. Hier wäre vielleicht einfach nur eine große Blende ausreichend gewesen aber er war eben gerade da und die vielen sich überlagernden Tropfen sah ich als Herausforderung für Photoshop und Combine. Hier habe ich fast doppelt so viele Bilder gemacht als bei den anderen Serien. Bei einer Blende > f:8 geht's bei dem EF-S 60 übrigens los mit Beugungsunschärfe, was bei Blende 11 und 13 aber noch kein Drama ist, sofern man keinen großformatigen Ausdruck will. Hier ist während der Serie ein kleines Insekt über den Pilz gelaufen, das mir erst am Rechner aufgefallen ist - eine kleine zusätzliche Hürde.
Bei Photoshop stellen sich hier wieder unscharfe Stellen ein (unterer Pilz, rechte Seite). Das Krabbeltier erscheint erwartungsgemäß als eine Gruppe unscharfer Flecken.
Combine versieht den Umriß des Pilzes wieder mit einer Aura (oberer Pilz, rechts oben). Insgesamt aber wirkt das Bild schärfer. Das Insekt ist teilweise als "Katzenauge" erkennbar.
Das Combine-Bild ohne Käfer und mit etwas Retusche, auch hier schlägt Photoshops Farbmanagement wieder zu. Besser aussehen tut es ja, auch wenn das Moos in Wirklichkeit nicht so saftig grün ist.
Ich denke, der "König" schlägt sich hier im Durchschnitt nicht so gut wie dedizierte Software auch wenn diese kostenlos ist. Die besten Resultate erhielt ich allerdings mit Helicon Focus, das ich aber nur als Demo nutzen kann und deswegen hier nicht mit einbringe. Wenn man also auf konstante Lichtverhältnisse achtet braucht man sich mit CombineCZ nicht hinter den Photoshop-Ergebnissen zu verstecken. Nicht-Fotoshopper können evtl. notwendige Retuschen auch mit Gimp erledigen um mal in der Kostnix-Liga zu bleiben. Bei Combine habe ich hier wirklich nur quasi zwei Funktionen genutzt. Wer keine englischsprachigen Howtos scheut, kann aus dem Programm wohl mehr rausholen und vielleicht sogar noch die gröbsten Schwächen reduzieren oder gar tilgen. Zum Stacken Photoshop kaufen, klar, ist kein Thema, da kann ich mir auch 'nen CO2-Laser kaufen um eine Dose Erbsen aufmachen. Was ich ebenfalls getestet habe, war "Gruppen-Stacking", d. h. 12 Bilder in drei Gruppen zu je vier Bildern aufgeteilt, dann die Gruppen gestackt um dann wiederum die drei Ergebnisse zu stacken. Das brachte aber jedenfalls bei mir keine sichtbaren Verbesserungen.