trocken.

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    • Offizieller Beitrag

    Keine Wolke am Himmel, kein Regen in Sicht. Auf den Wiesen brütet das Gras schon in waberndem Braun; welcher Champignon will sich da raustrauen und einen Sonnenbrand holen?


    Keiner.


    Drum gab's bei mir auch ein Käppi auf die Platte und ab dafür. Vorgestern gab's was, also ist heute auch was da.


    Trockenes laub raschelt unter den Schuhen, es stäubt Staub vom Boden auf. Das Risiko, daß die Reibungswärme meiner Schritte einen Waldbrand entfacht, ist immens. Also runter, runter in die Tallagen, wo noch ein wenig spärliche Feuchtigkeit tapfer ausharrt.


    Pilzarmut zwingt mich dazu, Pilze zu zeigen, die ich noch nicht mal selbst bestimmen kann. Pilz Eins. Ein lustiger Porling bei Buchen, Eichen und Lärchen.

    mittlerweile identifiziert als: Sklerotienporling / Polyporus Tuberaster
    Dank an Yezari!


    Am Talgrund angelangt, steht doch der Wald schön lau und lauschig. Ganz klar: Hier gibt's Pilze. Es gibt sie sehr wohl. Zum Beispiel Pilz Zwei, den Geruch - und Geschmacklosen Täubling.


    Also weiter so, immer im Grünen Bereich bleiben. Auf einem alten Eichenstumpf tummeln sich Winzlinge, ganz klar und eindeutig bestimmt als Pilz Drei.


    Und bei Pilz Vier wird auch klar, warum die Dinger Schwammerl genannt werden; Sie nehmen Wasser auf, und geben es tröpfchenweise wieder ab.


    Und weil es ja gerade so in ist: Abstecher ins Fichtendickicht.


    Ja wen finde ich denn da wieder? Pilz Sechs, die Stummelfüßchen. Jupdedi.

    Hatte ich ja schon mal in diesem Thema porträtiert.


    Weiter oben gab's noch nicht mal mehr einen Bach. Alles trocken. Die armen Wildschweine.


    Dafür Pilze, Pilze Pilze. Pilz Sieben nenne ich mal ganz dreist einen Mehlräsling (Clitopilus Prunulus). Aber das ist wahrscheinlich falsch, deswegen wird der auch nicht gesammelt. Vielleicht ist es auch gar nicht der selbe Pilz, trotz daß sie recht dicht zusammen wuchsen. Möglicherweise sind die Tröpfchen an dem jüngeren ja spezifisch.


    Auch fast am selben Fleck fanden sich neben Pfifferlingen diese langen Lulatsche. Pilz Acht sollte eigentlich ein violetter Lacktrichterling (Laccaria Amethysta) sein. Ist aber ganz schön blass.


    Auch nicht weit entfernt: Pilz Neun. Pholiota Flammans, der Feuer - Schüppling?


    Und wird er zum nächsten Opfer dieses finster dreinblickenden Panzerwesens?

    Das übrigens auf etwas sitzt, was vielleicht gar nicht Pilz Zehn ist, sondern eher eine Flechte...


    Aber nein. Das nächste Opfer des Mistkäfers befindet sich ein Stück weiter:

    Die Steinpilze (Pilz Elf) sind wieder auf dem Vormarsch. Insgesamt fünf knackige Exemplare tauchten auf. Nur einer wurde mitgenommen, der reicht auch als Mahlzeit. Und seine haptische Beschaffenheit erinnerte an...


    Mit denen bin ich auch sehr zufrieden. Aber die müssen noch wachsen. Pilz Zwölf, C. Tubaeformis.


    Und wo wir gerade bei Pfifferlingen sind: Sonst eher selten, heute recht oft gefunden. Ausgerechnet Pilz Dreizehn ist Cantharellus Friesii.

    Im letzten Bild im Vergleich zu C. Cibarius, dem normalen Pfifferling und hier in der Liste aufgeführt als Pilz Vierzehn.


    Pilz Fünfzehn. Hälfte kommt mit zum Essen.


    Dann war die Kamera akulär. Zum Glück reichte es gerade noch so für Pilz Sechzehn, die für heute wunderlichste Erscheinung.

    mittlerweile identifiziert als Rosafarbener Saftporling / Oligoporus Placenta
    Danke an Hübchen!


    Und weil mich nun der Hunger plagt, geht's ab in die Küche. Das gibt ne schöne Pastasoße. Allerdings ohne den Steinpilz, der wird getrocknet.


    Macht's gut,
    Beorn.

  • Hallo Beorn,
    ich hatte bei meinem heutigen Waldspaziergang weniger Glück, hier war ´s tatsächlich so trocken, dass sich nicht ein einziger Pilz zeigen wollte AUSSER:

    (den wollte ich Euch doch nicht vorenthalten, der ist vermutlich verliebt)
    Und wenn schon der Boden so trocken ist, zeigt doch ein anderer Geselle, was es heisst, voll im Saft zu stehen:

    Na egal, ich hab mich dann kurzfristig umentschieden:

    Pilzmahlzeiten werden meines Erachtens eh überschätzt, ein leckeres Brot mit Brombeermarmelade ist viel besser ;).
    Grüße
    Lieselotte

  • na das ist fast 100 % mehr als wir heute im Frankfurter Stadwald hatten :D ...woah war da wenig im Wald los-8|


    Need more :rain:


    Gruß

    Pilzsachverständiger DGfM - Pilzberatung und Lehrwanderungen in Hessen
    Genaue Bestimmung der Funde und Essensfreigaben gibt es nur von Pilzsachverständigen vor Ort

    Einmal editiert, zuletzt von Derpilzberater ()

  • Hallo Beorn,


    naja, Pilzarmut ist was anderes, ich nenn das "Jammern auf hohem Niveau".:D


    Immerhin hast Du heute Pilze gefunden, während meine geplante Exkursion ins nicht vorhandene Wasser gefallen ist.:(


    Aber morgen......


    Danke, dass ich heute wenigstens an einem virtuellen Ausflug teilhaben durfte.

    • Offizieller Beitrag

    Hej!


    @ Lieselotte: Yummie! Tausche Steinpilze gegen Brombeermarmelade!:P


    @ Dietmar: Schade. Ich drücke alle Daumen für Regen! Allerdings muß ich auch sagen, daß dieser Wald hier bei meinen Eltern (Karlsbad zwischen Karlsruhe und Pforzheim) irgendwie ein Phänomen ist. Ich kenne keinen anderen Wald, der so verlässlich so viele und verschiedene Pilze hervorbringt. Aber da steckt natürlich auch einiges an Arbeit dahinter, nämlich jahrelanges Auskundschaften. Auch hier gibt es Waldstücke, wo zur Zeit einfach gar nichts steht.


    @ Ralf: Hab' ich denn gejammert?
    Naja, wenn dann aber nur ein ganz kleines bisschen. Und nur solange, bis ich an genau den Stellen war, wo eben immer was steht. Ich bin mir durchaus bewusst, daß solche Wälder ein echtes Privileg sind. Die meisten "Stellen" im Odenwald würde ich derzeit gar nicht ansteuern. Ich weiß, daß es da nichts gibt. Aber dieser Wald... Leichte Tallage, trotzdem sonnig, Mischwälder mit kaum nennenswerter Forstwirtschaft. Ziemlich naturbelassen, das alles. Die meisten Leute sind auf den Wegen beim Joggen, Radfahren, Reiten und Gassigehen, und die wenigen echten Pilzsammler hier in der Gegend lachen sich ins Fäustchen.


    Und immer wieder sehe ich den Waldboden zerwühlt von Schweinen. Und ganz im Ernst: Ich habe mich doch tatsächlich erwischt, wie ich im Randbereich dieser Wühlstellen nach kleinen, pilzähnlichen Klümpchen gesucht habe. Aber gefunden habe ich freilich nichts, keine Sorge. Sonst hätte ich Bilder gemacht und die Funde fach - und kunstgerecht an die richtigen Leute verschickt.


    LG, Beorn.


  • An solchen Wühlstellen musst Du den durchwühlten, losen Dreck untersuchen. Manchmal sind die Hirschtrüffel mit einem Mantel aus Lehm oder Humus überzogen, und die Schweine finden die nicht alle.
    Kannst ruhig den Dreck mit den Füßen auseinandertreten und dabei auch auf nahezu runde Dreckklumpen achten. Manchmal löst sich der Mantel auch beim auseinandermachen, weil schon eingetrocknet.
    Dann siehst Du die hell- oder dunkel ockerbraunen Trüffel sofort. Die sind auch oft nicht klein sondern 1-2 cm groß.

    • Offizieller Beitrag

    Hej!





    An solchen Wühlstellen musst Du den durchwühlten, losen Dreck untersuchen. Manchmal sind die Hirschtrüffel mit einem Mantel aus Lehm oder Humus überzogen, und die Schweine finden die nicht alle.


    Genau! Vor allem wenn ich sie vorher aufscheuche! Merke: Pilzesammeln in frühen Morgenstunden und abends kann gefährlich sein.



    Kannst ruhig den Dreck mit den Füßen auseinandertreten und dabei auch auf nahezu runde Dreckklumpen achten. Manchmal löst sich der Mantel auch beim auseinandermachen, weil schon eingetrocknet.
    Dann siehst Du die hell- oder dunkel ockerbraunen Trüffel sofort. Die sind auch oft nicht klein sondern 1-2 cm groß.


    Dann werde ich mal die Äuglein spitzen.:cool:
    Was ich mir übrigens so überlege: Die Trüffeln lassen sich ja absichtlich ausbuddeln, zwecks Mycelverjüngung, Verbreitung und Vervielfältigung. Aber was passiert mit dem Mycel des Pilzes, wenn es umgegraben wird? Sitzt ds in einer Tiefe, die die Schweine nicht erreichen?


    Und jau, so ziemlich jedes Privileg muss hart erkämpft werden.:evil:



    _____________________________________________________________




    Moin Beorn


    Schön geschrieben dein Bericht. :)


    Dein F...cht ist aber licht. Hier sind selbst diese noch leer.


    Moin!


    Keine Sorge, auch hier gibt es genug von diesen "F...cht"en, die ganz arm sind.


    Empty vessels make the loudest sound. Irgendwann explodieren die wahrscheinlich einfach. :lightning:


    lg,

  • Was ich mir übrigens so überlege: Die Trüffeln lassen sich ja absichtlich ausbuddeln, zwecks Mycelverjüngung, Verbreitung und Vervielfältigung. Aber was passiert mit dem Mycel des Pilzes, wenn es umgegraben wird? Sitzt ds in einer Tiefe, die die Schweine nicht erreichen?


    Statt einer ellenlangen Abhandlung deren Wahrheitsgehalt wohl niemand überprüfen kann, mache ich es kurz und bündig:


    "Ich habe nicht die leisteste Ahnung".


    :)

  • Hallo Beorn,


    hast uns ja mal wieder ein hübsches Portfolio aufgetischt! :thumbup:


    Und lehrreich obendrein dank Pilz 13: Auf einem Kurztrip in den ansonsten komplett leergefegten/-gefönten Wald am Wochenende standen zu meiner Überraschung auf einmal diese Gesellen in leuchtendem Orange vor mir - klarer Fall von Falschen Pfifferlingen dachte ich mir, dreh einen um und staune nicht schlecht über die Leisten.. Verwirrt aber glücklich habe ich es als Varietät abgetan (Stichwort Fließband), auch weil ich Pfifferlinge überhaupt erst einmal gefunden habe und es mir bei denen an Erfahrung fehlt. Von daher danke für die Erleuchtung!


    Gruß-fong

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Fong!


    Dann freut's mich umsomehr.
    Aber soweit ich weiß, steht der Pilz in einigen Bundesländern auf der Roten Liste. Darum habe ich ihn nie als Speisepilz gesammelt, obwohl ich ihn im Nordschwarzwald schon häufiger gesehen habe. Symptomatisch sollten übrigens die im Vergleich zum Hut und zum Stiel deutlich helleren Leisten sein.


    Gruß, Beorn.

  • Nachdem die Art klar war, habe ich mich kundig gemacht; in Hessen ist C. friesii mangels verwertbarer Daten nicht explizit als gefährdet eingestuft (auch zu einigen anderen Pilzen gibt es keine Daten, die sollten mal hier im Forum Freiwillige anheuern..!! ;)), auf Bundesebene dagegen schon (RL 2). Mit dem Wissen werde ich künftig wohl weitgehend auf das Sammeln verzichten. Lecker waren sie trotzdem! :P

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Karen!
    Hallo an alle anderen, die gerade zähneknirschend die Trockenheit verfluchen!


    Regen ist unterwegs, die entsprechnden Tänze und Opfer wurden ausgebracht!:D


    Spaß beiseite, kleine Erklärung zu Wäldern und Trockenheit:
    Günstig sind zur Zeit flache Tallagen und Senken. Hier sammelt sich - solange die Nächte etwas kühler sind - einiges an Tau, der sich auch eine Weile halten kann. Damit der seine Wirkung tun kann, braucht es aber auch entsprechende Vegetation und Bodenbeschaffenheiten. Bei der Vegetation scheinen Laubbäume günstiger zu sein. Auch von Vorteil ist ein gewisses Maß an "Unterwuchs": Baumschößlinge, Farne, Gräser, Brombeeren in maßvollem Rahmen. Hier kann der Tau aufgefangen und an den Boden abgegeben werden.


    Zum Boden: Gut sind dicke Laubpolster. Hier hält sich die Feuchtigkeit einfach besser als in Nadelstreu. Auch nicht schlecht: Lehmiger Untergrund. Dabei kann das Wasser nicht zu tief versickern, und auch der Lehm selbst trocknet recht langsam aus. Natürlich taugen auch alle anderen Erden, die gut Feuchtigkeit speichern können. Schlecht sind natürlich Sand oder sehr steiniger Untergrund. Auch steile Hänge speichern Feuchtigkeit anscheinend schlechter, als flachere. Daher oben der Hinweis auf flache Tallagen.


    Soweit zu meinen persönlichen Erfahrungen in Sachen Pilze bei Trockenheit.


    Grüße, Beorn.

  • Hallo an alle anderen, die gerade zähneknirschend die Trockenheit verfluchen!


    Regen ist unterwegs, die entsprechnden Tänze und Opfer wurden ausgebracht!:D

    Hallo Beorn,


    ich wünsche mir deine Worte in Petrus Ohr aber für Sachsen wurde nichts vorhergesagtX(. Welche Opfer hast du denn gebracht?


    Viele Grüße

    • Offizieller Beitrag


    Welche Opfer hast du denn gebracht?


    Viele Grüße


    Hai, Pilzner!


    Zwei Nachtschichten und dann tagsüber schlafen müssen bei Lärm auf der Straße und knapp dreißig Grad in der Wohnung. Falls das nicht gereicht hat, gab's heute noch ein extremes Chili mit Früchten aus eigener Züchtung. Ich spie schier Feuer.:cool:


    lg, Beorn.

  • Hallo Beorn,


    dieses Opfer muß einfach akzeptiert werden und schlürfe meinen Glühwein morgen früh bei 8 Grad Celsius (laut Medien heute früh in Marienberg, ist nur 34 km entfernt, 0 Grad Celsius):D.


    Viele Grüße


  • ...kleine Erklärung zu Wäldern und Trockenheit:


    Lieber Boern,


    das hast Du wirklich klasse zusammengefasst! :thumbup:
    Dass Du für die Pilze sogar den Wettergott becircst, hätte ich gerne live beoabachtet:D

    • Offizieller Beitrag

    Ja, das könnte Amerika genau jetzt gerade ziemlich gut gebrauchen.


    Immerhin ein Gutes hat die Dürre dann ja doch: Es soll Schluß sein mit E10. Und was das Tollste daran ist? Für die Mineralölkonzerne ist das ein hervorragender Grund, um ganz generell mal saftig die Preise zu erhöhen. Denn Merke: Spritpreiserhöhungen müssen nicht logisch sein, sondern lohnend für den Erzeuger!


    Aber wer jetzt einen Kraftstoff aus Gallenröhrlingen entwickelt, der bekommt den Keks!


    Grüße, Beorn.

  • Gestern war ich mal kurz in einem anderen Wald meiner Gebiete nach dem rechten sehen, da war es auch so trocken wie in ´nem langatmigen Western.
    Eine heiße Mieze dort und das wärs mit der Botanik.


    Da lobe ich mir doch meinen Sachsenwald. Da gibt es soger jetzt noch tiefe Pützen zu finden ... wenn man weiß wo. :D
    Nur doof, daß ich da so schnell nicht mehr hinkomme.