Seltenheiten und Artenschutz

Es gibt 65 Antworten in diesem Thema, welches 23.035 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

  • Hallo Beorn,


    verloren hat mein Verein.X( Männo....;(


    Ok, die Listen für NRW findest Du z.B. hier


    http://www.bender-biotop.de/


    musst links auf Fundlisten klicken und dann NRW-Listen.


    alle Listen, auch die für Pilze, findest Du hier


    http://www.lanuv.nrw.de/natur/arten/roteliste.htm


    Für BW hab ich nur eine alte Liste bis 2005 gefunden.


    http://www.fachdokumente.lubw.…lename=pasw01.pdf&FIS=200


    Die ist immer noch dürftig, aber schon wesentlich länger als die hier zuvor verlinkte. Wenn ich das richtig gelesen habe, muss man die aktuelle Liste irgendwo kaufen. Hab da nicht weiter geforscht.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo!


    verloren hat mein Verein.X( Männo....;(


    Zorn!
    Aber Rückspiel gibt's ja auch noch. Da muß wohl ein kleines Wunder her!



    Zu den Listen: Herzlichen Dank auch! Das ist dann ja mal wirklich etwas mit Aussagekraft. Basieren die offiziellen Listen für NRW eigentlich auch oder teilweise auf Erkenntnissen aus dem Hause Hans Bender?


    Die Links werden natürlich im Startbeitrag ergänzt!


    Nach der aktuellen Liste für BW werde ich dann auch mal fahnden. Es wäre ja schon irgendwie ein Unding, wenn interessierte Naturliebhaber dafür Geld bezahlen sollen, daß sie sich um schonenswerte Arten sorgen! Sicherlich soll für die Ersteller der Listen irgendwo auch ein Ertrag für ihre Arbeit rumkommen. Aber das wäre definitiv der falsche Weg.


    Danke, Kopf hoch und viele Grüße,
    Beorn.



    Nachtrag:
    Weil mir das gerade auffällt: Die Gefährdungskategorien kenne ich weitgehend wie folgt:
    0 = ausgestorben
    1 = vom Aussterben bedroht
    2 = stark gefährdet
    3 = gefährdet
    Im Dokument des LUBW zum Beispiel werden die Pilze aber in Kategorien von 1 bis 4 eingeteilt. Ist 1 hier 0, und 4 mit 3 gleichzusetzen?


    Anscheinend gibt es nichtmal da eine bundesweit einheitliche Handhabe...

  • Hallo Beorn,


    Im Rückspiel hauen wir die 4:0 weg, oder so....:)


    Hans Bender, den ich leider noch nicht persönlich kenne, ist ebenfalls ein sehr engagierter und kompetenter Pilzexperte. Klar arbeitet er auch an Kartierungen und der roten Liste mit. In diese Liste fließen aber auch die Daten anderer Sammler ein.


    Ob die Codierungen einheitlich sind, hab ich noch nie hinterfragt. Nrmalerweis eist den offiziellen Listen aber eine Legende beigefügt.

  • Ein sehr interessanter Thread. Und noch mal eine Anmerkung zur Pilzkartierung von Laien.


    Der NABU macht im Moment jedes Jahr 2 Gartenvögelzählungen, um Trends und Veränderungen festzustellen.
    Es gibt dazu standardisierte Zählverfahren , die durchaus auch mit Fehlern behaftet sind (z.B.werden häufige Vögel durch das Verfahren in vergleichsweise zu geringer Zahl angegeben, sich gut versteckende Vögel zu wenig gezählt....., Falschbestimmungen gibt es sicher auch mal, aber da die Fehler sich immer in ähnlicher Weise auswirken, könnte man trotzdem einen langjährigen Trend ausmachen. Eine Plausibilitätsprüfung findet statt.
    Die Daten kann man direkt eingeben, wenn man etwas sehr ungewöhnliches sieht,sollte noch extra begründet werden, damit die wissen, daß das nicht ein zufälliger Fehler ist. Über Belegbilder in diesem Fall wird sich auch gefreut. Am Zähltag habe ich nichts ungewöhnliches gezählt, hätte ich aber ein paar Tage später gezählt- dann hätte ich meine Funde schon erklären müssen- ich hatte da z.B. einen Vogel, der am Zähltag nur ein einziges Mal in Schleswig- Holstein gezählt wurde, den man aber theoretisch mit anderen verwechseln könnte. Aber ich hätte begründen können, warum ich mir sicher war. Klar ist immer nur eine Momentaufnahme, aber man versucht trotzdem Trends rauszubekommen .


    Für Pilze müßte man natürlich ein ganz anderes Zählverfahren erarbeiten(vor allem geht da nicht die Zählung zeitgleich an einem Tag), man müßte Gebiete abstecken ,mit unterschiedlichen Zeiträumen arbeiten.....aber ich denke, daß man auf die Jahre gesehen dann schon Veränderungen absehen könnte, auch wenn sicher nicht für alle Arten (bei denen die Abgrenzung schwierig ist).

  • Für Pilze müßte man natürlich ein ganz anderes Zählverfahren erarbeiten(vor allem geht da nicht die Zählung zeitgleich an einem Tag), man müßte Gebiete abstecken ,mit unterschiedlichen Zeiträumen arbeiten.....aber ich denke, daß man auf die Jahre gesehen dann schon Veränderungen absehen könnte, auch wenn sicher nicht für alle Arten (bei denen die Abgrenzung schwierig ist).


    So funktioniert das ja auch. Grundlage für die Kartierung sind die Meßtischblätter ( 1:25 000) von denen wiederum jedes einzelne in 4 Quadranten unterteilt wird.


    Schöne, kleine übersichtliche Gebiete.


    Und dennoch schafft man es im Leben nicht, auch nur für ein Meßtischblatt alle vorkommenden Arten zu erfassen, geschweige denn, diese dann auch jedes Jahr zu dokumentieren.


    Man bekommt, was man findet wenn man die Zeit hat, sich im Wald rumzutreiben.:) Schließlich müssen die meisten ja nebenbei auch noch Geld verdienen.:D


    Und dann kommst Du an eine Karrenfurche, knapp 10 Meter lang. Und da findest Du hunderte von denen hier:









    Alles verschiedene Arten, die wild durcheinander fruktifizieren, von denen jeder Fruchtkörper ein bisschen anders aussieht und von denen jeder auf den Bildern einer anderen Art angehört.
    Davon nimmt man dann 10 mit, bei denen man makroskopische Unterschiede zu sehen glaubt. Damit sitzt man dann ein paar Stunden vor dem Mikroskop um festzustellen, dass von den 10 Proben 6 zur gleichen Art gehören. Möglicherweise befanden sich an der Stelle aber 7 verschiedene Arten, von denen man halt nur 5 erwischt hat.
    Gewissheit würde man bekommen, wenn man alle Fruchtkörper einsammelt und mikroskopiert. Mit denen würde man dann 5 Tage non stop vor dem Mikroskop sitzen. Und währenddessen ist an genau dieser Stelle eine weitere Art erschienen, aber schon wieder verschwunden wenn man mit dem mikroskopieren der ersten Funde durch ist.:D


    Nettes Beispiel dazu:


    Wir haben im Frühjahr an einer Karrenfurche eine für uns neue Art gefunden. Da wir mit der Bestimmung nicht ganz sicher waren, haben wir uns Rat bei einem Spezialisten für diese Gattung geholt. Der wollte dann gerne Belegexemplare haben. Also bin ich eine Woche später an die Stelle zurückgegangen. Ich habe die Stelle wiedergefunden, wo ich ein paar Tage zuvor ein Stück aus dem Boden gestochen hatte. Rund um die ausgestochene Stelle standen noch Fruchtkörper, teilweise sogar schon wieder über den Rand der ausgestochenen Stelle gewachsen. Also eine Probe entnommen und nach Hause.
    Aus einem mir bis heute unerfindlichem Grund hab ich dann nochmal einen Fruchtkörper der neuen Probe mikroskopiert.
    Pustekuchen, war ne ganz andere Art.8|


    Und nun leg das mal um auf die abertausenden schwarzen Pickelchen, die im Winter und Frühjahr auf fast jedem abgestorbenen Pflanzenstengel sitzen.:D


    Ich will damit sagen, dass man nie einen auch nur annähernd kompletten Überblick über das Artengefüge eines Biotops bekommt.
    Wir müssen und können nur damit leben, was zu schaffen ist.


    Und darum ist jede(r ), der sich tiefer in die Materie einarbeitet und bei der Kartierung hilft, eine mehr als willkommene Verstärkung. Diese(r ) muss halt Willens sein, sich zuvor auch das entsprechende Wissen anzueignen.
    Und man muss und kann sich ja nicht mit allem wirklich intensiv beschäftigen. Es würde schon reichen, wenn sich jemand nur auf eine Familie beschränkt, nur Porlinge untersucht, nur Boleten erfasst oder wasauchimmer.


    Und das einarbeiten gelingt halt am besten, eigentlich nur, wenn man Anschluß an wirkliche Fachleute sucht und findet. Sei es über einen Verein, oder über einen Björn.:)


    Also ran an die Buletten.;)

    • Offizieller Beitrag

    Ahoi!


    Ich denke mal, der letzte Beitrag von Ralf zeigt sehr gut, warum es gerade mit der Dokumentation von Pilzvorkommen so ungleich viel schwerer ist, als bei Vögeln oder - sagen wir mal - Großkatzen.


    Wenn ich aber den Beotrag von Safran lese, drängt sich doch der Gedanke auf, daß zB Vögel schon eine wesentlich breitere Lobby haben, als Pilze. Das kann natürlich auch wesentlich damit zusammenhängen, daß sie leichter zu beobachten sind. Allerdings ist die große Ornithophilie schon des öfteren aufgefallen. Nicht falsch verstehen, bitte: Ich mag Vögel auch, aber ich finde sie eben nicht so wesentlich interessanter als andere Lebensformen. So nervt es mich manchmal schon ein wenig, wenn ich mir zB eine 45minütige Dokumentation über Komodowarane oder Okapis ansehen will, in denen dann knapp 40 Minuten über das Brutverhalten einer Drosselart berichtet wird...


    Interessant könnte aber wirklich der NABU als Anlaufstelle für Mykophile sein! Als ich mich gestern so ein bisschen nach Pilz - Vereinen umgesehen habe, fand ich auch da des öfteren Verbindungen zu eben diesem Verein.


    Wo ich aber sicher mal reinschauen werde, ist der Mykologische Arbeitskreis Rhein - Neckar. Mit Vereinssitz in Mannheim und einem recht interessanten Programm, das sich kennenzulernen lohnen könnte. Den Link fand ich übrigens über die HP vom Tintling. Falls jemand da Ansprechpartner / Angebote in der Nähe sucht, sollte sich ein Klick durchaus lohnen. Die Tintling - Liste baue ich natürlich in den Startbeitrag ein.


    Ah, noch was: Zu Björn verlinkt der Tintling auf diese Seite: http://ifunghi.npage.de/
    Jetzt bin ich verwirrt. Björn? Hallo?
    ...muss der aber auch gerade jetzt im wohlverdienten Urlaub weilen. Möge er gesunder zurückkehren als der gute Barthütler!


    VG, Beorn.

  • Ok,vielleicht eine Gruppe - hätte ich schon irgendwie Lust zu.


    Aber für alle, die sich nicht so damit beschäftigen wollen/können, könnte man ja vielleicht auch makroskopisch nicht unterscheidbare Arten erstmal zusammenfassen.


    Ich gebe zu ,ich weiß im Moment nichtmal welche Pilze Du da gezeigt hast. Ich habe zumindest auch schon so ähnliche mal gesehen, aber keine Ahnung, spontan erster Tipp in Richtung Schildborstlinge (ungesichert),liege ich da richtig oder vollkommen falsch? Wenn vollkommen falsch, o.k. dann wäre so eine Laienkartierung echt problematisch , wenn richtig: dann hätte man eine grobe Richtung. Vielleicht notfalls erstmal ein Onlinetest, bevor man weiteres darf, aber manche Pilze kennt jeder Pilzsammler immer sicher.



    Man könnte Übergruppen zusammenfassen und In den Untergruppen sollte dann nur differenziert werden werden , wenn man mehr davon versteht, Laien sollen dann eine Begründung abgeben, warum sie meinen, daß der und kein anderer , bei Fachleuten sollte man lockerer sein.



    O.K.auch damit hätte man keine fehlerfreie Kartierung und sicher keine vollständige, aber so eine Karte könnte z.B. den Pilzbegeisterten echt Hinweise geben,wo es sich zu suchen und zu forschen lohnt.


    Meinetwegen sollte die Statistik für Speisepilze auch gar nicht allgemein öffentlich sein, um Pilzsammeltouristen vorzubeugen, aber man würde auch dann Gefährdungen, Rückgänge und massenhaftes Auftreten (Aufhebung von eventuellen Gefährdungsstufen) erkennen können.


    Fehler würden sich da trotzdem sicher trotzdem einfinden, aber - man bekommt viel mehr Daten und damit viel mehr Überblick und man wird dadurch auch sensibilisiert. Und Fehler lassen sich auch hochrechnen. Aber es werden dann auch nicht mehr so oft Erscheinungen übersehen, wie z.B. massenhaftes Neuauftreten eines markanteren neuen Pilzes-irgendwie denkeich da an den Tintenfischpilz (o.k. noch kein massenhaftes Auftreten aber Verbreitung sicher interessant.


    Das nur erstmal meine spontanen Laiengedanken. Ich wäre wahrscheinlich nicht der richtige, da ein Programm auszuarbeiten, wäre aber durchaus bereit als Laie mitzuwirken- Gerade sowas braucht auch Laien zum Testen etc.- Mich interessiert das Thema echt und das wunderbare an Pilzen ist:


    Sie fliegen nicht einfach weg, bevor man sie bestimmt hat- ja das nervt bei Vögeln ungemein-Man pirscht sich ran, sieht den Vogel endlich- überlegt, was es ist, versucht ihn mit Fernglas zu bestimmen- und bevor man fertig ist- überlegt der es sich anders und weg, (man kann sogar einen Pilz mal mitnehmen......für weitere Bestimmung zuhause)[hr]



    Begeisterung macht sich auch an Zugänglichkeit fest und nein , ich finde sie auch nicht interessanter als andere Lebensformen, wie ich gerade eben geschrieben habe, gibt es auch an Vögeln Sachen, die echt nerven, nämlich das Wegfliegen. Nein leichter zu beobachten sind sie echt nicht
    :D:P Die Pilze fliegen irgendwie nie weg. O.k.manche bewegen sich ein wenig (Schleimpilze) aber auch da komme ich mit der Bewegung durchaus hinterher- ne Schnecke ist ein Flitzer dagegen.



    Aber solche Zähltage,wie z.B."Stunde der Gartenvögel" bringen auch Laien die Vögel nah. Ich habe ehrlich viel weniger Ahnung von Vögeln als von Pilzen, aber an dem Tag bin ich echt durch meinen Garten gejagt, um bloß jeden Vogel zu erfassen, gab dann schon ein paar Fußnoten; "Unsicher, zu schnell weg", aber irgendwie hat das trotzdem Spaß gemacht- die häufigsten Gartenvögel konnte man anklicken, um noch mal nachzuschauen- und was darüber hinaus- da wurde dann Google bemüht, z.B. war ich mir bei der Zählung erstmal bzgl. der Schwalbenarten unsicher(aus der Nähe klar, aber im Flug- oh wei) Startete , nachdem informiert, die Zählung nochmal neu. Und ich werde sicher den einen oder anderen übersehen haben, aber sowas ist durchaus eingerechnet. Ich habe in der ganzen Zählzeit keinen einzigen Sperling gesehen- hat mich selbst gewundert, aber an anderer Stelle wurden sie durchaus gezählt. nein nicht ausgestorben, wobei beim Feldsperling wohl ein Rückgang zu verzeichnen ist.


  • Nö, dass ist die alte private HP von Björn. Da hatte er Probleme mit der Serverauslastung und ist deshalb dabei, was Neues auf die Beine zu stellen. Er müsste aber auch bald zurück sein, wenn die Ösis ihn nicht aufgefressen haben.:)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Safran!



    Nein leichter zu beobachten sind sie echt nicht
    :D:P Die Pilze fliegen irgendwie nie weg.


    :D
    Ok, 1:0 für dich und die Vögel! Übrigens beobachte ich gerne mal die Gartenamseln, freue mich, wenn ich im Wald einen Bundspecht ich seh's gerade eben. Auweia! treffe, und halte in den Alpen immer die Augen offen nach Adlern und Raben.



    Deine Ideen sind sicher für "Laien", die sich mit der Pilzerfassung beschäftigen wollen, ein guter Ansatz. Und es geht ja dabei eben nicht nur um Arten, die sich letztlich nur mikroskopisch voneinander abgrenzen lassen, sondern auch ohne Mikroskopie lassen sich ja viele Pilze ganz gut bestimmen.


    Wenn du aber den Schritt gehst, und als Laie das Auftreten einer nur als Oberbegriff klassifizieren willst, dann ist wirklich die Frage: Wohin mit den Daten? Und wer hat die Zeit und die Möglichkeiten das genau aufzudröseln und zu überprüfen? Da braucht man sicher auch wieder eine Arbeitsgemeinschaft, einen Verein, mit den entsprechenden Möglichkeiten.

    Ralfs Bilder zeigen übrigens tatsächlich Schildborstlinge. Und wahrscheinlich 10 unterschiedliche Arten auf den sieben Bildern.:D


    Die Frage ist nur: Wenn die Listen nicht öffentlich sind, welchen Sinn hat dann das Ganze? Bzw für wen sollen sie denn einsehbar sein? Es geht doch um den Biotopschutz. Und wenn eine Sektion des NABU zB klarstellen möchte: "Nein, hier kommt jetzt kein Golfplatz hin, weil hier findet sich der einzige Standort von Boletus Subappendiculatus im Umkreis von 400 Seemeilen," dann müssen die ja auch mit den Daten arbeiten können.


    Gerade darum verwirrt es mich sehr, daß die aktuelle Rote Liste für BW anscheinend nur gegen Entgeld einzusehen ist. Toll auch, daß schon eine solche Information irgendwie verschleiert wird.


    Ich glaube ich muß da mal irgendwo anrufen und auf die Nerven gehen.:cool:


    LG, Beorn.


    Edit Again:
    Sowas, Ralf, man kann auch in einem Forum durcheinanderreden! Der Mangel an (wirklichen!) Fachleuten, also solchen, die sogar noch über das Niveau eines PSV hinausgehen, dürfte nazürlich auch auf die fehlende Lobby und damit fehlendes Geld zurückzuführen sein. Regelrechte und vor allem einheitliche Ausbildungen gibt es ja kaum. Wenn ich das richtig verstehe sind wohl die meisten echten Experten vor allem Autodidakten. Das dürfte natürlich auch zu massiven Diskrepanzen zwischen einzelnen "Gurus" und ihren jeweiligen "Gefolgschaften" führen. Auch hier wären auf jeden Fall einheitliche Standards ein Gewinn schon auch...


    Noch mehr Grüße!


  • [hr]


    Anrufen und nerven ist eine einer Leidenschaften.:D

    • Offizieller Beitrag

    Hej.


    Anrufen und nerven ist eine einer Leidenschaften.:D


    Und aber auch viel zu oft die einzige Möglichkeit um überhaupt irgendwas zu erreichen!


    Aber schwierig ist das mit er Kartierung schon, so wie du das beschreibst. Wenn es dann wirklich um Vollständigkeit geht, sprich um die exakte und korrekte Erfassung aller vorkommenden Arten, müsste das selbe Prinzip nicht auch auf alle anderen Arten eines Biotops angewendet werden? Bäume, Gräser, Moose, Flechten, usw? Nicht zu vergessen: Schnecken, Insekten, Amphibien, Vögel und Gnus etc.? Dann waäre da natürlich noch das Problem, daß sich ein Biotop natürlich immer verändert. So kann man in einem Jahr eine Art nachweisen, die im nächsten Jahr verschwunden ist, und umgekehrt. Ich denke mal, ganz so weit können wir ja nicht gehen. Das wäre unmöglich. Also müsste schon ein Mittelweg gehen...


    Grüße vom Beorn.



    Nachtrag:
    Es ist ja auch nicht so, daß Bestandsaufnahme und Kartographierung die einzige Möglichkeit ist, sich auf dem Gebiet zu engagieren und etwas zu gestalten. Mein Momentaner Denkanstoß: Ein Beitrag von Ingo W, in dem er auf Fredis Pilzseite hinweist, über die ich in den letzten Tagen auch ab und an "gestolpert" bin. Und regelmäßig an den Bildern und Beschreibungen hängengeblieben bin.


    Auch sowas ist eine famose Arbeit und eine absolute Bereicherung für den Pilzfreak, wie ich finde. Irgendwie gehört es aber doch eigentlich alles zusammen, oder nicht?


    Gut's Nächtle, Beorn.


  • Auf jeden Fall sind Arbeiten wie die von Fredy Kasparek eine absolute Bereicherung und eine wertvolle Informationsquelle. Auch ihn kenne ich leider noch nicht persönlich, aber sein Wirken spricht für sich.
    Und auch seinen Namen finde ich den den NRW-Listen, also ist er auch dort aktiv.:)


    Wenn man so will, sind die Listen ja eine Sammlung der Ergebnisse all derer, die sich intensiv mit Pilzen beschäftigen und sich dort einbringen.


    Aber wirklich schwierig ist es nicht, einen Anteil zu leisten.
    Man kann ja z.B. auf die kleinste mögliche Ebene gehen.


    Dazu sucht man sich eine Art aus, in in der Umgebung vorkommt/ vorkommen soll, die man ganz sicher bestimmen kann, und die einen Schutzstatus hat (Hallimasch zu kartieren macht ja nicht ganz soviel Sinn):D
    Aber es kann ja zum Beispiel auch der Satanspilz, Kaiserling, Stachelbart oder sonstwas selteneres sein. Und auf den/die kann man dann bei seinen Wanderungen achten und die Funde dokumentieren.


    Da muss man natürlich vorher rausfinden, wer im jeweiligen Bundesland/Bezirk/Gemeinde/Naturschutverein etc. ein Interesse an solchen Meldungen hat. Und auch dabei ist der Anschluß an einen Verein hilfreich, denn dort weiß man sowas in aller Regel.


    Ich hab grad gemerkt, dass sich durch Nachfragen und Erklärung der Anschein ergibt, das alles sei eine furchtbar schwierige und hochwissenschaftliche Sache.


    Nö, es ist eine sehr komplexe Sache, wenn man alles machen will.
    Im Rahmen der persönlichen Möglichkeiten und Aufwandsbereitschaft ist es gar nicht schwer, wenn man mal einen Einstieg gefunden hat.

  • Aber schwierig ist das mit er Kartierung schon, so wie du das beschreibst. Wenn es dann wirklich um Vollständigkeit geht, sprich um die exakte und korrekte Erfassung aller vorkommenden Arten, müsste das selbe Prinzip nicht auch auf alle anderen Arten eines Biotops angewendet werden? Bäume, Gräser, Moose, Flechten, usw? Nicht zu vergessen: Schnecken, Insekten, Amphibien, Vögel und Gnus etc.?
    Grüße vom Beorn.


    Stimmt,hast eigentlich Recht, vielleicht ist ja auch das Verschwinden von Kängurus an meinem einen Pilzstandort und nicht das zu häufige Rasenmähen ausschlaggebend für das Erlöschen der Pilzvorkommen :D . Ja,ich habe hier in der Gegend tatsächlich Kängurus gesichtet, allerdings die letzten 2 -3 Jahre nicht mehr. Und es waren Zwergkängurus , so Größe einer Katze, fielen mir deshalb spontan auf, weil sich keine anderen Tiere in der Weise fortbewegen: Anruf beim Zoo:Antwort "Ach die kommen schon wieder,wenn sie Hunger haben"

    • Offizieller Beitrag

    Moin!


    Kängurus?8|


    Das ja 'n Ding! Auf jeden Fall ein schützenswertes Biotop; klare Kontraindikation für Golfplatz.


    Mal so nebenbei: Kennt ihr das eigentlich auch, daß man manchmal zu bestimmten Waldstücken fast so eine Art Beziehung aufbaut? Ich denke jetzt da an meine Lieblingsplätze im Wald bei meinen Eltern, siehe meine Fundberichte unter der Rubrik "Bilderserien..."


    So veile Jahre schleiche ich immer wieder durch den Wald, kenne beinahe jeden Baum und jeden Pilz, entdecke aber immer wieder Neues! Irgendwie habe ich fast schon Angst, daß irgendwann mal eine massive Durchforstung stattfindet, oder irgendwas gebaut wird. Leider wohne ich selber j nun nicht da, insofern ist es schon schwierig, da genaue Bestandsaufnahmen irgendwie einfließen zu lassen und vielleicht einen Schutz zu erwirken.


    Würden vielleicht ein paar dort gefundene, eher seltene Arten schon ausreichen?


    Samtiger Leistling / Cantharellus Friesii


    Grüngefelderter Täubling / Russula Virescens


    Dorniger Stachelbart / Creolophus Cirrhatus


    Rosafarbener Saftporling / Oligoporus Placenta


    Breitblättrige Glucke / Sparassis Brevipes



    Alle Arten gefunden auf einer Fläche von kaum mehr als vielleicht zweihundert qm... Aber ohne GPS, ohne stichhaltige Überprüfung, ohne weiterführende Überprüfung des Biotops sind diese Fundangaben wohl nicht verwertbar. Das ist bedauerlich.


    Grüße, Beorn.

  • Mal so nebenbei: Kennt ihr das eigentlich auch, daß man manchmal zu bestimmten Waldstücken fast so eine Art Beziehung aufbaut? Ich denke jetzt da an meine Lieblingsplätze im Wald bei meinen Eltern, siehe meine Fundberichte unter der Rubrik "Bilderserien..."


    So veile Jahre schleiche ich immer wieder durch den Wald, kenne beinahe jeden Baum und jeden Pilz, entdecke aber immer wieder Neues! Irgendwie habe ich fast schon Angst, daß irgendwann mal eine massive Durchforstung stattfindet, oder irgendwas gebaut wird.


    Ja, DAS kenne ich sehr gut und in den letzten Jahren werde ich immer wieder maßlos enttäuscht. Manchmal bin ich schon richtig verbittert. Was in den Wäldern oft passiert kann mich zum weinen bringen. Man kennt alles und jedes und plötzlich?? Da ist alles anders, da fällt ein Vorkommen von Orchideen dem Forstwegebau zum Opfer, da werden asphaltierte Wege bis unter eine Jagdkanzel gebaut usw. Und wieder ist dann ein Stück der vielgeliebten Gegend für immer nur noch igitt...
    LG Reinhilde


  • Moin!



    Würden vielleicht ein paar dort gefundene, eher seltene Arten schon ausreichen?


    Für ein unterschutzstellen oder eine Veränderungssperre reicht das sicher nicht. Dazu muss auch der Biotop an sich kartiert werden sowie möglichst viele andere Arten. Für die Kartierung reicht erstmal TK und Quadrant. Genauere Angaben brauchst Du erst, wenns ernst wird.


    Und ob das dann reicht steht noch auf einem anderen Blatt. Schließlich ist eine Unterschutzstellung sowas wie eine sanfte Enteignung, halbwegs jedenfalls. Und nicht zuletzt hat man sich ja dieses tolle Punkteverfahren ausgedacht. Damit können die Kommunen ganz schön zaubern.:cursing:


    Musse probieren.


    Ah so, ja so Kindheitsstellen hab ich natürlich auch. Ein paar davon, sogar das größte, steht unter Naturschutz und wird seit 2 Jahren sogar gepflegt. Da hab ich Jahre immerwährenden nervens für gebraucht.:)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Reinhilde;
    Hallo, Ralf!


    Da hatte ich am Freitag Gelegenheit, mich mit einem Bekannten zu unterhalten. Der gute Mann bezieht sein Holz für den Kamin aus eben diesen Wäldern, die ich so liebe. So wie ich das verstanden habe, befindet sich das gesamte Gebiet im Besitz der angrenzenden Gemeinden. Diese bewirtschaften den Wald zwar, aber unter Berücksichtigung der Erhaltung des Biotops (was immer man darunter verstehen darf). Jedenfalls findet nur sehr wenig Fortseinschlag statt, das geschlagene Holz wird direkt von den Gemeinden an den Endverbraucher verkauft, und das sind alles Privatleute. Also nix mit Ratzekahlschlag für Papier - oder Bauindustrie!


    Wenn das alles so stimmt, dann freue ich mich. Wohl den Kommunen, die sich ein solches Vorgehen leisten können...


    Und zur Not habe ich ja noch so einen Wald, aber der ist halt ein Stück weiter weg. Dafür wird der sicher noch sehr, sehr lange so bleiben, wie er ist. Intensive Holzwirtschaft zB ist da gar nicht möglich, siehe Relief:



    Genau eine Straße und ein paar Dörfchen mit insgesamt vielleicht 400 ständigen Einwohnern gibt's in dem Tal, und die Straße überhaupt zu erhalten, ist schon ein fortwährender Kampf.


    Es gibt Hoffnung!


    LG, Beorn.

  • DAS ist wirklich eine sehr gute Nachricht. Das freut mich für den Wald, für die Nutzer des Holzes und für dich und die "Schwammerl" Stimmt, wenn das alle so machen würden, DAS wäre toll. Diese Nachricht verschönt mir den Sonntag.
    Hier gibt es eben immer ncoh viele Monokultur-Wälder mit Fichten und bei den schneereichen Wintrn der letzten Jahre sieht das dann nach der Schneeschmelze überall so aus.

    und das macht traurig.
    LG Reinhilde

  • Hallo zusammen,


    durch Zufall bin ich über diese Diskussion gestolpert:


    - Über dieses Thema habe ich mir vor Jahren auch einmal Gedanken gemacht und einen AMU-Vortrag (Anlage) zusammengestellt, den ich aktuell nur wenig (Sammeln <---> Pilzrückgang; neuere Ausgaben von zitierten Veröffentlichungen; Hinweis auf internation übliche "Gefährdunngskriterien") änden/erweitern würde.


    - Und wenn ich die von mir nur quergelesenen Beiträge zum Thema bewerte, dann stelle ich folgendes fest:


    (1) Das "große" Interesse an diesem Thema hat mich überrascht. :thumbup:


    (2) In den Beiträgen werden nur "Teilaspekte" des Themas (meist für mich zufriedenstellend korrekt dargestellt) diskutiert.


    (3) Aber völlig absurd sind Beiträge, die folgendes postulieren:


    (a) Pilzrückgang hat nix mit "Biotopveränderung" zu tun.
    - Kurz und schmerzlos:
    ---> Wer so etwas behauptet sollte sich einmal mit ökologioschen Ansprüchen von Pilzen/Pflanzen beschäftigen. :thumbup: :thumbup:


    (b) Der "Waldbesitzer" ist ein "Naturschützer"
    ---> Völlig falsch: Forstwirtschaft ist ein Wirtschaftsbetrieb und auf "Profit" (Stichworte: Kalkdüngung, Monokulturen auf ungeeignetem Gelände, Anbau schnellwüchsiger Exoten, Harvester etc.) ausgerichtet und akzeptiert jeden dem Profit dienenden "Kolateralschaden".


    (c) Der normale "Speisepilzsammler" kann m.E. nichts zur Verbreitung der Pilzarten beitragen, da er (wenn überhaupt?) eh nur "Sammelarten" kennt, die zwischenzeitlich gesplittet wurden.


    (4) Wichtig ist, dass man bei diesem Thema streng zwischen "Roten Listen" (ein unverbindlicher nicht ahndungsfähiger Papiertiger) und der "Bundesartenschutzverordnung (eine "stumpfe Waffe", bei der ich keine Korrelation zu der "Roten Liste (BRD)" erkennen kann.
    --------------------------------------


    So, jetzt hoffe ich, dass mein Anhang einige Denkanstöße zum Thema bringt.
    ---> Und vermittelt, dass Pilze keine Lobby, weder in der Bevölkerung noch bei Naturschützern, haben.


    Grüße
    Gerd

  • Hallo Gerd,


    Deine Präsentation gefällt mir im Großen und Ganzen sehr gut und trifft es auch in fast allen Punkten.


    Etwas skeptisch bin ich hinsichtlich des von Dir eingeschätzten Einfluß der Speisepilzsammler auf die Bestände. Da scheint auch ein gerüttelt Maß an Ideologie enthalten zu sein.;) Wobei selbstverständlich einzugestehen ist, dass es lokal und bei exzessivem und/oder gewerblichem Sammeln durchaus zu negativen Auswirkungen kommen kann.
    Die Kehrseite der Medaille ist jedoch, dass wohl die meisten Sammler, die heute auf - wie sagt man das? - wissenschaftlicher? Ebene arbeiten, erst über die Speisepilze den Einstieg gefunden haben.


    Ich vertrete die Meinung, dass man den Menschen nicht aus der Natur aussperren darf, sondern sie über vielleicht "selbstsüchtige" Motive am besten heranführen kann.


    Auch habe ich die Erfahrung gemacht, dass der Naturschutz sehr gerne die Mykologie in seine Überlegungen einbeziehen möchte, alleine es fehlt an Fachleuten draußen und Fachwissen drinnen.


    Die fehlende Lobby, die müssen wir aufbauen. Dazu braucht es zunächst einmal viel mehr Menschen, die sich überhaupt mit Pilzen beschäftigen, aus welchen Motiven auch immer.

    • Offizieller Beitrag

    Moin Zusammen!


    Der Reihe nach:


    Hier gibt es eben immer ncoh viele Monokultur-Wälder mit Fichten und bei den schneereichen Wintrn der letzten Jahre sieht das dann nach der Schneeschmelze überall so aus.


    und das macht traurig.
    LG Reinhilde


    Ich kann es so gut nachfühlen! Aber ich habe da schon weit schlimmere Bilder im Kopf. Diese Monokulturen sind aber häufig eben noch "Altlasten" aus einer Zeit, in der das Bewusstsein für die Natur und unsere Abhängigkeit von einem intakten Ökosystem noch weniger ausgeprägt war als heute.


    Hier ist eine nachhaltige Forstwirtschaft vielleicht sogar von Vorteil, wenn eben auch eine vernünftige Aufforstung mit natürlichen Mischwäldern Einzug hält.


    Jedenfalls sollte es so sein. Natürlich gibt es immer noch zu wenig Naturschutzgebiete, in denen nach dieser Prämisse geförstert wird. Ein nicht geschützter Wald hat auf biotopschonende und nachhaltige Beforstung leider kein Anrecht; hier geht es meistens einfach nur um Geld:

    (b) Der "Waldbesitzer" ist ein "Naturschützer"
    ---> Völlig falsch: Forstwirtschaft ist ein Wirtschaftsbetrieb und auf "Profit" (Stichworte: Kalkdüngung, Monokulturen auf ungeeignetem Gelände, Anbau schnellwüchsiger Exoten, Harvester etc.) ausgerichtet und akzeptiert jeden dem Profit dienenden "Kolateralschaden".


    Gerd, damit bringst du es auf den Punkt.


    Ich denke, du spielst da auf einige vorangegangene Kommentare von Rad-Pilz und auch von mir an. Da sollte ich wohl nochmal betonen, daß eine gesunde Forstwirtschaft vielleicht ein Gewinn für manche Wälder wäre, aber das eben eine Idealvorstellung ist, die so nicht der Realität entspricht.


    Ein entscheidender Punkt ist aber auch hier wieder offensichtlich:
    Als Mykophage (Speisepilzsammler, ich meine das jetzt nicht gehässig, bin ja selber einer;) ) nimmt man eben nur sozusagen "die Spitze des Eisberges" wahr, nämlich das, was man als Köstlichkeit mit nach hause nimmt. Und dann sieht wohl auch ein präfinales (oder schon zusammengebrochenes) Ökosystem wie eine Fichten - Monokultur ganz klasse aus, weil alles voll steht mit Steinpilzen und Pfifferlingen.


    Um ein Splitting der Arten braucht man sich da auch keine Sorgen mehr zu machen: Außer B. Edulis und C. Cibarius wird man da kaum etwas finden. Die selteneren Arten aus den beiden genannten Familien haben eben wesentlich andere Ansprüche!



    Nun habe ich dieses Thema eigentlich aus zwei Gründen gestartet:
    Erstens wollte ich wissen, ob es denn nicht irgendwo für den Durchschnittsmykophagen eine verlässliche Liste gibt, was nun selten und schonenswert ist.
    Zweitens wollte ich nach wegen suchen, wie man auch ohne umfassendes Wissen und Vernetzung einen Beitrag zum Schutz seltener Arten leisten kann.


    Zu beiden Punkten haben sich hier in der Tat sehr wichtige Erkenntnisse angesammelt:
    Zu erstens: Nein.
    Darum versuche ich nun so nach und nach ein paar interessante Quellen zusammenzutragen, und im Startbeitrag zu sammeln, falls sich ein/-e Interessierte/-r dazu informieren will.


    Zu zweitens:
    Jeder kann etwas tun, aber von nichts kommt nichts. Klingt vielleicht nach Plattitüde, ist aber so. Grundvoraussetzung ist die Bereitschaft überhaupt etwas zu leisten, um sich auch in Zukunft an intakter Natur, Wald und Pilzen erfreuen zu können. Dazu gehört unmittelbar die Bereitschaft, sich auch mit der Materie auseinanderzusetzen also zunächst die Lernbereitschaft. Da muss man - im wahrsten Sinne des Wortes - auch bereit sein, über den Tellerrand herauszuschauen, um auch etwas anderes als Steinpilze und Maronen kennen zu lernen. Für mich persönlich ist klar, daß ich nur mit einem entsprechenden Verein weiter komme.


    Darüber hinaus scheint es mir - und jetzt kommt wieder die Utopie - vor allem eine Sache des gesunden Menschenverstandes zu sein, wie man sich in der Natur bewegt. Sollte nicht eigentlich klar sein, daß man der Umwelt mit Respekt zu begegnen hat? Daß man Schutzgebiete respektiert, keinen unnötigen Radau im Wald veranstaltet, daß man nicht mutwillig Pilze und Pflanzen ausreißt oder beschädigt? Daß man keinen Müll usw. hinterlässt? Daß man darauf achtet, wohin man tritt, also auf den Weg schaut und nicht aufs Dispay eines I - Phones?


    Schade.


    Leider sind viele Menschen mittlerweile so entfremdet von ihrer eigenen Umwelt, daß solche Dinge eben nicht selbstverständlich sind. Und das selbst unter den Mykophagen oder denen, die es gerne wären: Wie viele Themen gibt es alleine hier im Bestimmungsforum, wo Mitglied XY ein (meist schlechtes) Handybild von einem ganzen Küchentisch voller Gallenröhrlinge präsentiert, mit der Frage: "Was ist das, und kann ich das essen?"



    Und nein, die Pilzsammler sind nicht das Schlimmste, aber es zeigt eben eine verheerende Geisteshaltung, die dort katastrophal wird, wo es um viel Geld geht!


    Übrigens:

    Etwas skeptisch bin ich hinsichtlich des von Dir eingeschätzten Einfluß der Speisepilzsammler auf die Bestände.


    Ich glaube, genau das meint Gerd an dieser Stelle:


    - Über dieses Thema habe ich mir vor Jahren auch einmal Gedanken gemacht und einen AMU-Vortrag (Anlage) zusammengestellt, den ich aktuell nur wenig (Sammeln <---> Pilzrückgang; neuere Ausgaben von zitierten Veröffentlichungen; Hinweis auf internation übliche "Gefährdunngskriterien") änden/erweitern würde.


    In der Tat ist das auf jeden Fall eine interessante Denkschrift, die sich für jeden mal durchzugehen lohnt. Ich verlinke dazu mal im Startbeitrag. ;)



    Aber alles steht und fällt natürlich mit der entsprechenden Lobby. Doch auch da kann jeder etwas tun: Heute bekommt mein Schwager zum Geburtstag ein Pilzbuch geschenkt. Der fängt jetzt auch an, sich für (Speise-) Pilze zu interesieren.:D


    Liebe Grüße, Beorn.

  • Um junge Menschen für die Besonderheiten der Natur zu sensibilisieren könnte man dem Bildungsministerium vielleicht mal etwas Hilfe abverlangen indem sie dem Thema Wald z.B. einen gewissen Schwerpunkt im Lehrplan zugestehen oder zumindest mal ein "Jahr des Naturschutzes" oder ähnliches ausrufen und fördern, so daß möglichst viele darüber etwas lernen und überhaupt auch den Kontakt bekommen. Manch einer wird gefallen finden und Nachwuchs tut ungemein gut in derlei Sachen.


    Das könnten Vereine und Verbände doch mal themen- und gebietsübergreifend als Großprojekt ins Auge fassen ? Wenn da alle mitwirken würden gäbe das sicher einen richtig großen und gut tuenden Effekt bei dem die Politik auch gewiss ihre Meriten abbekäme und mal wieder punkten könnte.
    Eine starke Sensibilisierung in Sachen natura wäre gewiss, das Thema wäre mal wieder "in" und salonfähig und da heutzutage auch das Thema "Nachhaltigkeit" on top rangiert ist das gar nicht so abwegig es ohne derbe große Schwierigkeiten umzusetzen.


    Ein Jahr der "natürlichen Erbes" in Zusammenarbeit von Bund, Naturschutzorganisationen, Wirtschaft und Politik. Und die Pilzköppe mittenmang. Wäre doch toll und alle profitieren dabei und davon.

  • Hallo Rada, hallo Beorn,


    freut mich, dass ihr meinen Foliensatz positiv beurteilt.



    Zitat von Rada


    Etwas skeptisch bin ich hinsichtlich des von Dir eingeschätzten Einfluß der Speisepilzsammler auf die Bestände. Da scheint auch ein gerüttelt Maß an Ideologie enthalten zu sein.;)


    - Meine Einstellung hat nix mit Ideologie zu tun, sondern ist das Ergebnis langjähriger Studien. Voilà :



    Literatur


    [1] Pilzsammeln schadet den Pilzen nicht


    [2] Egli et al. (2006): Mushroom picking does not impair future harvests –“ results of a long-term study in Switzerland


    [3]ID01768, die Vorgängerversion aus meinem Regal:
    Egli et al. (1990): Der Einfluss des Pilzsammelns auf die Pilzflora. Zwischenergebnisse einer Untersuchung im Pilzreservat –œLa Chanéaz", Montagny-les-Monts, FR.; Mycologia Helvetica3(4):417-428


    Zusammenfassung:
    Erste Ergebnisse einer experimentellen Untersuchung über den Einfluss der Pilzernte auf die Pilzflora werden vorgestellt und diskutiert. Bei den bisher ausgewerteten 15 Pilzarten konnte keine signifikante Beeinflussung nachgewiesen werden - weder durch die Ernte als solche noch durch die Erntemethodik (Pflücken, Abschneiden). Bei zwei Pilzarten ist dagegen eine deutliche Reaktion auf andere anthropogene Einflüsse zu beobachten: bei Cantharellus lutescens führte intensive Trittbelastung zu einer deutlichen, aber reversiblen Beeinträchtigung der Fruchtkörperbildung, und eine langjährig beobachtete Kolonie von Cantharellus cibarius fruktifizierte nach einem waldbaulichen Eingriff (Verjüngungsschlag) nicht mehr. Die Untersuchungen werden bis 1999 weitergeführt.
    -----------------


    (1) Die von mir zitierte Literatur zeigt klar, dass man "vernünftige Speisepilzsammler" ("Babies und Leichen" werden nicht geschändet) :thumbup: kaum für den Artenrückgang verantwortlich machen kann.


    ---> Und das gilt auch für "Rote Liste"-Arten.


    (2) Als Ursache für den Pilzrückgang kann ich nur wenige Gründe anerkennen:


    (a) Klimaveränderung, (b) Biotopzerstörung (z.B. durch Baumaßnahmen, Entwässerung von Feuchtgebieten), (c) Biotopveränderung (z.B. Kalkdüngung, Nitrat-Eintrag; Ausrottung von bei Forstleuten unbeliebter Baumarten, z.B. Birke etc.) und (d) fehlen von weiteren potentiell geeigneten Standorte.


    ---> Immer daran denken: Pilze brauchen (im Gegensatz zu Pflanzen/Tieren) keine Minimal-Areale mit Standortvernetzung.
    ------------------------------------


    Zitat von Rada


    Wobei selbstverständlich einzugestehen ist, dass es lokal und bei exzessivem und/oder gewerblichem Sammeln durchaus zu negativen Auswirkungen kommen kann.


    - Auch bei "exzessiver" Fruchtkörperentnahme wird die lokale Fruktifikation (außer evtl. durch Begehung/Bodenverdichtung) eher kaum beeinträchtigt.
    ---> Aber man kann da wohl davon ausgehen, dass (wegen verringerter Sporenverbreitung) evtl. die Eroberung neuer geeigneter Standorte gestört/erschwert wird.



    [u]Weitere Literatur:[/url]


    [4] http://www.fungimag.com/spring-2012-articles/LR_Agaricidal.pdf]Britt A. Bunyard (2012) Agaricidal Tendencies:settling the debate over cutting vs. picking, and the sustainability of wild mushroom collecting


    [5] Meine Gedanken zu Abschneiden vs. Raushebeln [url]



    [6] [url=http://www.pilzreservat.ch/de/publikationen/Thinning.pdf]Is forest mushroom productivity driven by tree growth?


    [7] Effects of Thinning Young Forests
    on Chanterelle Mushroom
    Production



    Grüße
    Gerd


  • Und auch da sind wir einer Meinung.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen!


    Ich habe eben noch ein paar Links im Startbeitrag ergänzt, und zwar weitere Rote Listen der Bundesländer, sofern ich denn welche finden konnte, und für die Einsicht bzw. den Download nichts bezahlen musste.


    Das ist schon eine Sache, die mich ein bisschen ärgert. Klar, ich kann schon verstehen, wenn in einer Sache viel Arbeit und Mühe drinsteckt, daß sich das für die Mitarbeiter an einem Projekt auch irgendwie rentieren soll. Aber ist das der richtige Weg? Auch wenn es sich teils um eher symbolische Beträge handelt, verfehlt doch diese Handhabung aus meiner Sicht den Sinn der Sache. Wenn sich jemand denn Gedanken um den Schutz der Umwelt macht, sollte es nicht möglich sein, an wichtige Informationen zu gelangen, ohne dafür bezahlen zu müssen? Aber das ist scheinbar Mode, daß man für wirklich alles bezahlen soll und damit auch noch persönliche Daten preisgeben soll. Und davon bin ich nun erst recht kein Freund. Daten sammeln wo es um Umweltschutz geht gerne, aber diese Sammelwut in bezug auf persönliche Daten macht mich mittlerweile richtig sauer. Weil es da nämlich in erster Linie wieder nur um Einnahmequellen für dubiose Scheindienstleister, Abzocker und Werbeunternehmen geht. Meinetwegen können diese genannten Wirtschaftzweige gerne aussterben, wenn dafür ein paar mehr Tintenfisch- und Libellenarten überleben!


    Das musste mal eben raus; zurück zum Thema:
    Gerd, vielen Dank für die Artikel zum Einfluß von verantwortungsvollem Sammeln auf den Artbestand! Das betätigt nochmal meine Behauptung im dritten Beitrag. Nur liegt dem jetzt eben auch eine entsprechende Statistik zu grunde. Ich habe mir mal erlaubt, die von dir verlinkten Artikel ebenfalls noch in den Startbeitrag einzubinden. ;)


    Insofern wäre es dann aber schon auch unbedenklich, wenn bei einzelnen Sammlern auch ein paar Hasenröhrlinge, Schleiereulen, Schafeuter –“ Porlinge etc. in die Pfanne wandern? Ich gestehe auch ein, daß ich selber bis vor einiger Zeit beim Sammeln noch nicht wirklich auf die Seltenheit von Arten geachtet habe. So kommt zB Cantharellus Friesii in der Gegend bei meinen Eltern etws häufiger vor. Und weil der für mich einfach eine Art von Pfifferling war, wurde der schon auch gesammelt und gegessen. Mittlerweile lasse ich den stehen, aber das gilt eigentlich für viele Pilze: Auch Maronen oder Hexenröhrlinge nehme ich zB nur mit, wenn genug davon herumstehen. Ich denke mal, das ist dann mit –žverantwortlichem–œ Sammeln gemeint.


    Aber da ist es doch sicher auch so: Die Masse machts. Also zitiere ich mal den Ralf:

    Zitat


    Schlimmste Folgen durch intensives Sammeln ist die Zerstörung der Flora in sensiblen Bereichen. Wenn in ca. 3 bis 4 Wochen die örtliche Presse mal wieder was übers Pilzesammeln schreibt (was sie jedes Jahr um diese Zeit macht) fallen Horden aus der nahen Stadt bei uns ein. Und die trampeln auch quer über die Orchideenstandorte, obwohl es da keine Speisepilze hat. Wissen die aber nicht. Deren Denke:" Wo noch keine Spuren sind, hat noch keiner gesucht. Da hab ich die größten Chancen".


    Zweitschlimmste Folge ist der stinksaure Jagdpächter und das verschreckte Wild, wenn zu viele Leute jeden Tag von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang durch die Büsche traben.


    Und damit wären wir ganz klar wieder beim Biotopschutz. Denn man kann sich abseits der Wege so vorsichtig bewegen, wie es nur möglich ist, irgendeinen –žSchaden–œ richtet man doch immer an. Ob es dem Myzel schadet, wenn ein Mensch darüber geht, kann ich nicht beurteilen. Vielleicht wenn man dabei unsichtbare Embryonen von Fruchtkörpern zertritt. Aber es stimmt schon, wesentlich empfindlicher sind eben manche Pflanzen, gerade Orchideen, sowie natürlich Käfer, Spinnen, Frösche und weiteres Kleingetier. Sicher könnte jetzt jemand dagegenhalten mit der Behauptung, daß das Schwarzwild hier weit größere –žVerwüstungen–œ anrichtet, als der Pilzsammler. Aber das ist Unfug. Denn die Schweine gehören nun mal in den Wald, die Ökosysteme sind darauf eingestellt. Freilich bräuchte es schon ein paar mehr Wölfe, Luchse und Bären in unseren Wäldern, damit das alles im Gleichgewicht ist, aber das ist ein anderes Thema.


    Fakt ist: Menschenmassen im Unterholz können für ein Biotop niemals gut sein, egal wie vorsichtig und verantwortlich sich diese verhalten!


    Übrigens finden sich auf den Sieten der entsprechenden Landesministerien auch Auflistungen und Beschreibungen der Naturschutzgebiete. Es kann nicht schaden, sich da auch mal kundig zu machen, da aus eigener Erfahrung die Beschilderung vor Ort bisweilen versagt. Und immerhin sind gerade die NSGs immens wichtige Rückzugsmöglichkeiten für Tiere Pflanzen und Pilze, da hier der Mensch eben auf den Wegen zu bleiben hat.


    Sicher, mancher Naturfreak (ich nehme mich da nicht aus) mag sich dann und wann ärgern:
    –žWas denn, wieder ein Wald, wo ich mich nicht frei bewegen kann? Dabei bin ich doch sooooo vorsichtig!–œ
    Letztlich geht es aber nur so. Der Einzelne mag keine Belastung für den Wald sein, aber bei einer Weltbevölkerung von bald an die zehn Milliarden gibt es –žden einzelnen Menschen–œ einfach nicht.


    Wirklich ärgerlich wird es nur dann, wenn man eine Wanderung durch ein schönes NSG unternimmt, wo einem dann von allen Seiten der Lärm von Kettensägen, Schäl –“ und Entastungsmaschinen sowie Holzlastern um die Ohren dröhnt. Das ist natürlich ganz toll–¦


    Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf, und schlage Alternativ zu dem von Mausmann ins Spiel gebrachten –žTag der Umwelt–œ noch einen Tag des stillen Waldes vor. Und zwar einen Wochentag, an dem in jedem Wald alle Maschinen zu ruhen haben!


    Grüße, Beorn.




    Nachtrag:


    Gerd, der Link zu "fungimag.com" funktioniert nicht.


    Ist das Thema eigentlich irgendwie umgezogen?8|
    Gefällt mir jedenfalls besser so, da rutscht es nicht so schnell nach hinten. :thumbup: