Funde von heute mit einigen Unklarheiten

Es gibt 14 Antworten in diesem Thema, welches 6.231 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Bijou.

  • Hallo liebe Pilzfreunde,


    zur Zeit macht's ja echt Spaß im Wald :o). Aber ich konnte nicht alle Pilze zweifelsfrei identifizieren.


    Bei Bild 1 bin ich mir sicher, daß es sich um einen Perlpilz handelt (den rosa angehauchten Stil erkennt man auf dem Bild schlecht) - aber ich nehme natürlich auch Vetos entgegen.


    Die Bilder 2 und 3 zeigen m.E. einen Safranschirmling, aber da hoffe ich auf Eure Hilfe, ich hab noch nie einen gefunden - ein Daumennagelabdruck im Stiel färbte sich zuerst lachsfarben, dann dunkel-rotbraun, und die mir bekannte Natterung am Stiel eines Parasol fehlt völlig.


    Auf den Bildern 4 und 5 sollten (öhöm, nicht ganz taufrische) Maronenröhrlinge zu sehen sein.


    Aber den Pilz auf Bild 6-8 finde ich nirgendwo in meinen Büchern, dabei sieht er sowas von einzigartig aus, besonders mit dem zweifarbigen Stiel und der langen gerieften Manschette - wahrscheinlich eine blöde Frage für Kenner, aber was bitte ist das?


    Ja, und dann hätte ich mal wieder zwei weiße Pilze, die im Wald wirklich noch total weiß waren (sie standen nebeneinander, ich habe beide mitgenommen, um die Bestimmung zu erleichtern), aber bis zur Heimkehr stark nachdunkelten und nun eher grüngraubeigeocker ;o) sind. Der ältere hat nun einen ziemlich dunklen Hutrand, die Huthaut ist als Streifen bis zur Mitte abziehbar. Beide hatten einen Ring, der aber bei einem nun nicht mehr so gut zu sehen ist. Sie gilben nicht bei Verletzung, die Stiele sind gegen die Basis inzwischen ockerfarben geworden. Besonders der jüngere duftete beim Ernten ganz köstlich, fast wie parfümiert, gar nicht nach Pilz, aber mittlerweile hat sich der Geruch verloren.


    Das letzte Bild zeigt den Gesamtfund - alle Pilze standen im Forst auf einem sehr dicht bewachsenen, schattigen und feuchten Gebiet von höchstens 50x50 Metern mit vielen Fichten, Moos und Nadeln auf dem Boden, aber auch Laubbäumen dazwischen. Es gab dort auch noch Fliegenpilze, jede Menge Täublinge - und vor 2 Wochen gar Semmelstoppelpilze. Ein prima Fleckchen also :o).


    Über Eure Hilfe freu ich mich mal wieder sehr,
    herzliche Grüße,
    Bijou

  • 6 bis 8 könnte Amanita excelsa sein.


    die beiden weißen sind Agarici (ist das der korrekte Plural von Agaricus? xD)
    riechen die eventuell ein bisschen nach Anis?

    "Argentum atque aurum facile est lenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est"
    Marcus Valerius "Martial" Martialis


    Gruß an alle Pilzsüchtige,
    Alex

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Bijou!


    Perlpilz ist korrekt bestimmt.
    Der "Safranschirmling" könnte schon passen, aber das ist eine recht komplizierte Gruppe. Da traue ich mir keine genaue Artbezeichnung zu...
    Maronen sind dann wieder zweifellos korrekt.
    Nach den Maronen kommt noch ein Wulstling, und zwar der Graue, Amanita Excelsa. Mit so einem dunklen Hut habe ich selbst den aber noch nicht gefunden. Vielleicht hat ja ein Amanita Experte Einwände?
    Bleibt noch der Champignon. Ich finde, der gilbt durchaus. Den Geruch beschreibst du als angenehm... Denk mal an Sambucca dabei. Sollte Anis sein. Ich würde den mal mit dünnfleischigem Anischampignon (Agaricus Sylvicola) bezeichnen. Für A. Essettei ist der einfach zu schmächtig, aber es käme sicher noch die eine oder andere ähnliche Art in Betracht...


    LG, Beorn.

  • Hallo Pilzjünger,


    danke für die schnelle Antwort! Amanita excelsa ist der graue Wulstling, nicht wahr? Der steht sogar als eßbar in meinem Buch, allerdings ist er wohl sehr leicht verwechselbar (amantia porphyria u.a.), das würde ich nicht riskieren ;o). Was mich etwas irritiert ist, daß mein Buch da von einem "Ring" spricht, mein Pilz aber ganz eindeutig eine Manschette hat bis obenhin. Die ist allerdings gerieft, wie's im Buche steht.


    Aber die Weißen? Bei mir gibt's im Register unter agarici (der Plural stimmt ;o) ) locker 20 verschiedene Formen:o) - hast Du vielleicht einen näheren Tip? Wäre toll, ich bin ja begeistert am Lernen!

    Gnade sei mit den Unwissenden (frei übersetzt aus einem alten Buch...) :saint:

  • Hallo Bijou,


    Bild 2 und 3 zeigen einen noch sehr jungen Pilz. Aufgrund des Fotos ist eine exakte abschließende Bestimmung nicht möglich. Aufgrund deiner Beschreibung (rot-braun-Verfärbung ==> auf Druck und Schnitt im Fleisch und den Lamellen) vermute ich jedoch Rötender Schirmling, Macrolepiota rhacodes.
    Die gesamte Wuchshöhe und Größe des Schirms kommt ingesamt an den Safranschirmling /Großer Schirmpilz / Parasol nicht heran.


    Im Gegensatz zum Parsol ist er vom Wuchs kleiner, der Hut schuppiger und rötend bis ins bräunliche wie beschrieben, jedoch geradezu so lecker wie der Parasol.


    Im Übrigen folge ich meinen Lehrern : Keine Essensfreigabe im Pilzforum / Internet, nur bei einem Pilzsachverständigen.


    Viele Grüße, Markus

  • Hallo Beorn,


    auch Dir ein dickes Dankeschön - der Graue Wulstling ist ja nun gleich doppelt bestätigt. Dabei sieht das schöne Ding so giftig aus :o)! - Die nähere Agarius-Bestimmung hast Du mir nun auch gleich geliefert, und die Bilder zum silvicola in meinem Buch kommen nahe an meine Exemplare ran. Aber neulich hatte ich schon mal einen Champignon im Wald gefunden, den ich hier eingestellt habe - das war wohl ein schiefknolliger. Der gilbte richtig heftig, auch an Tannennadeln-Druckstellen. Meine heutigen reagieren auf Druck nicht mit Farbe, sie dunkeln nur an der Luft nach - da sind schon Gelbstiche dabei, aber kein Vergleich zu meinem vorherigen Fund. Und der Geruch hatte für mich mit Anis nichts zu tun, ich mag nämlich weder Uzo noch Sambuca ;o), aber das Ding roch für mich köstlich, wie in der Parfümerie. Tja, das mit dem Geruchssinn ist ja so 'ne Sache, da gibt es einfach keine objektiv bestimmbare Skala. - Noch 'ne Laienfrage: Welche Merkmale würden meine Pilze mit Sicherheit vom Karbol-Egerling unterscheiden? Ein bleibender Ring? Ein Gilben im Schnitt? Oder ein "unangenehmer Geruch"? Aber Letzteres ist eben so arg individuell... Hach, echt ein Mammut-Wissensgebiet, diese Pilze!


    Vielen Dank nochmal! :o)

    Gnade sei mit den Unwissenden (frei übersetzt aus einem alten Buch...) :saint:

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Bijou!


    Mit dem Geruch ist das natürlich immer so eine Sache...
    Der Karbolegerling sollte etwas nach Tinte riechen. Das mE wichtigste Unterscheidungszeichen zu den verschiedenen Anischampis ist folgendes:
    Karbolegerling gilbt massiv in der Knolle. Wenn die also im Schnitt chromgelb anläuft, dann ist es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit genau der, oder ein anderer giftiger Champignon. Daß der Geruch bei A. Sylvicola weniger intensiv ist, ebenso die Gilbung bei Verletzungen der Huthaut, habe ich auch schon des Öfteren beobachtet. Auch finde ich die Statur von A. Essettei schon wesentlich kräftiger:



    links: A. Essettei - rechts: A. Sylvicola



    VG, Beorn.

  • Hallo Calabaza,


    danke Dir! An der Stelle, wo ich den "Paukenschlegel" gefunden habe, standen noch zwei weitere ganz ganz junge gleichartige Pilze - übermorgen schau ich dort nochmal vorbei und hoffe, es findet sie keiner vor mir :o) - dann kann ich vielleicht ein Bild von einem "ausgewachsenen" Exemplar einstellen! [hr]
    Beorn, Dein rechtes Foto trifft's voll - jetzt gehe ich zu Werke und schneide die Knolle auf :o)! Übrigens: Den damals gefundenen Schiefknolligen Anis-Champignon habe ich getrocknet und in ein kleines Glas gegeben - wenn man das jetzt aufmacht, dann haut einen der Anis-Geruch förmlich um. Wenn die Knollen von meinen heutigen nicht im Schnitt gilben, probiere ich das mit denen auch - learning by doing ist besser als learning by eating :o)).

    Gnade sei mit den Unwissenden (frei übersetzt aus einem alten Buch...) :saint:

    Einmal editiert, zuletzt von Bijou ()

  • Bild 2 und 3 zeigen einen noch sehr jungen Pilz. Aufgrund des Fotos ist eine exakte abschließende Bestimmung nicht möglich. Aufgrund deiner Beschreibung (rot-braun-Verfärbung ==> auf Druck und Schnitt im Fleisch und den Lamellen) vermute ich jedoch Rötender Schirmling, Macrolepiota rhacodes.
    Die gesamte Wuchshöhe und Größe des Schirms kommt ingesamt an den Safranschirmling /Großer Schirmpilz / Parasol nicht heran.

    Hallo Markus,


    Irgendwie hast Du hier etwas durcheinandergebracht. Macrolepiota rhacodes ist der Safran-Schirmpilz und hat nichts mit dem Parasol (Großer Schirmling) zu tun.


    Hallo Bijou,


    bei den restlichen Funden schließe ich mich meinen Vorschreibern an außer beim Grauen Wulstling. Durch die erkennbare Natterung am Stiel würde ich Amantia Porphyria nicht ausschließen.


    Viele Grüße

  • Oh, danke, Pilz62, da hast Du meine Eingangsbefürchtung ja nun doch bestätigt! Volvareste gab's aber keine, eineund die Manschette ist sehr deutlich gerieft - aber der Hut ist wirklich sehr dunkel, und ob die Knolle nun "gerandet" ist oder nicht vermag ich nicht mit Sicherheit zu sagen... tja, Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste! Viele Grüße!

    Gnade sei mit den Unwissenden (frei übersetzt aus einem alten Buch...) :saint:

  • Zum Safranschirmling: der färbt sich sofort im Anschnitt und zwar wirklich safranfarben (so ein Farbton in Richtung orangerot) Ich weiß ´nicht,ob ich das auch als lachsfarben ansehen könnte (ich selbst eher nicht) Vom sonstigen Aussehen könnte der schon hinkommen. Und ich wüßte eigentlich keinen anderen, der so ähnlich aussieht und auch so markant rötet. Außer dem Gartensafranschirmling (auch als Giftschirmling bezeichnet),der giftig sein soll und dem eigentlichen Safranschirmling zum Verwechseln ähnlich sehen soll. Ich habe zu diesem Thema einen extra Beitrag aufgemacht (und bin jetzt eher noch verwirrter), falls Du da mal reinschauen willst.

  • Hallo Pilz 62,


    hab`s gerade nochmals durchgelesen, war sehr schlecht formuliert, da ist mir was beim Schreiben verrutscht.


    Korrekt hätte es lauten müssen, das die gesamte Wuchshöhe und Größe des Schirms vom Safranschirmling (= Macrolepiota rhacodes) nicht an die des großen Schirmlings = gemeinen Schirmlings = Parasol herankommt.


    Danke für den Hinweis und die Korrektur.


    Gruß,


    Markus



    [hr]
    So, nochmal ich, der Fehler meinerseits hat mich umso mehr geärgert, weil ich in einem meiner letzten Beträge (nach vorausgegangenen Parsolfunden in den Tagen davor) geschrieben hatte, dass es keine Parasole gab, aber dafür Safranschirmlinge.


    http://www.pilzforum.eu/board/thema-heute-mal-gemischtes


    Einen ganz guten Vergleich habe ich dazu gerade auch noch im www gefunden.
    Hier wird auch, wie in anderen Beiträgen im www, auf die Giftigkeit einzelner Species des Safranschirmlings eingegangen.


    http://www.passion-pilze-sammeln.com/parasolpilze.html


    Gruß,
    Markus

  • Nochmal danke an alle! Das mit dem Safranschirmling ist offenbar recht kompliziert (den meinigen von gestern hab ich klingeschnitten, und die Schnittstellen färbten sich sofort orange ( Safran: hast schon recht, ist mehr orangerot denn lachsfarben). Komisch ist, daß ich heute an zwei ganz anderen Orten genau die gleichen Pilze gefunden habe - dabei waren dort in den letzten Jahren immer nur Parasols vorhanden. Der augenfälligste Unterschied bei diesen jungen Exemplaren ist, daß der Stiel nicht genattert ist und sich bei Daumennageldruck rotbraun verfärbt, ansonsten könnten es genausogut junge Parasols sein. - Woran man aber nun erkennen soll, ob es sich vielleicht doch um ein giftiges Safran-Exemplar handelt, hab ich noch nicht überrissen - jetzt folge ich mal Euren Links und lasse das Tütchen mit den Pilzschnittchen einstweilen im Gefrierfach :o).

    Gnade sei mit den Unwissenden (frei übersetzt aus einem alten Buch...) :saint:

  • Hallo Bijou,


    der Parasol hat im Gegensatz zum Safranschirmling den wirklich locker verschiebbaren Ring auf dem Stiel. Der sitzt schon im Gegensatz zum Safranschirling ganz locker drauf, und gerade deswegen oft auch ein bisschen schief. Weil er eben einfach lose ist und leicht verschiebbar. Das ist beim Safranschirmling nicht der Fall.


    Wenn du Bedenken hast (und die hast du) , nimm den Pilz auf deinen nächsten Besuch in den Wald mit, wünsche ihm Alles Gute und leg ihn auf ein Stück feuchten Waldboden in deinem Misch- oder Laubwald, dort wo gelegentlich ein bisschen Licht rankommt.


    So wie es für mich aussieht, ist die Verträglichkeit / Giftigkeit des Safranschirmlings bezüglich der einzelnen Arten noch nicht abschließend bekannt. Es scheint erhebliche Unterschiede zwischen den im Wald auf Naturboden gewachsenen und denen auf kultivierter Fläche gewachsenen zu geben.


    Den Safranschirmling habe ich schon oft gegessen (aus dem nicht überdüngten und nicht kultivierten Wald), erst jetzt am Wochenende wieder, auch meine Eltern, es gab keinerlei Verträglichkeitsprobleme.


    Spar dir das Einfrieren, es gibt dir keine letztendliche Sicherheit bezüglich des Bestimmens der Art. Mach dir aber keine Gedanken ob deines Handelns, ich glaube jeder von uns hat das so gemacht oder macht das auch noch heute so, weil er einfach einen leckeren Pilz essen möchte. Du wirst noch genügend Parasole finden oder auch Safranschirmlinge, von denen du überzeugt sein wirst, sie essen zu können. Und genau dann, wenn du dir sicher bist, gänzlich sicher, solltest oder darfst du dir sie auch einverleiben.


    Ein Jahr der Zeit ist in Sachen Pilze gar nichts. Selbst dem, der sich intensiv damit befasst, eröffnet sich naturgemäß in dieser Zeit nur das Eingangstor zu diesem grandiosem Naturereignis.


    Viele Grüße,


    Markus

  • Hallo Markus,


    das waren jetzt echt wunderschöne Zeilen, die diesen Thread erstklassig abrunden und glatt als "Prolog" dieses ganzen Portals stehen könnten. Danke Dir!


    Viele Grüße zurück,
    Bijou

    Gnade sei mit den Unwissenden (frei übersetzt aus einem alten Buch...) :saint: