Ein Champignon?

Es gibt 12 Antworten in diesem Thema, welches 5.357 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Calabaza.

  • Hallo


    bei meiner Eltern im Garten wachsen zur Zeit eine ganze Menge weißer Pilze, die meine Mutter für verzehrbare Champignons hielt und auch prompt aß.
    Einen Tag später kam ich hinzu, sie hatte nach der Mahlzeit keine Probleme gehabt und sah mir die Pilze an, von denen immer noch viele wucherten.
    Ich war mir nicht sicher, aß dennoch eine kleine Portion mit. Geschmacklich aber kein großer Spaß, irgendwie nicht so schmackhaft, einen leicht schäbigen Beigeschmack hatten sie.
    Ich dachte es wäre vielleicht ein Karbol Champignon, aber konnte ihn trotz dicken Pilzbuches nicht eindeutig bestimmen, da es bis dato nur ganz junge Pilze gab.
    Jedenfalls war ich mir sicher, dass es kein weißer Knolli war, weil der Stiel ganz glatt ist.


    Hier ein paar Fotos:











    Die letzten zwei Fotos habe ich zwei Tage später gemacht, da hatte der Hut sich schon geöffnet, jetzt schauen sie schon wie Champignons aus.


    Ist das der Karbolchampignon?


    Danke franc

    Pilzverzehr nur auf eigenes Risiko, da es nicht nur Bauchschmerzen sondern auch Schlimmeres verursachen kann!

    Einmal editiert, zuletzt von franc ()

  • Wenn sie nach Anis riechen, dann sieht mir das nach Agaricus Essettei aus.


    Und überhaupt: Wie kommt man auf die Idee Pilze zu essen, die man nicht zu 100% bestimmen kann. Ich werde das irgendwie nie verstehen...

    "Argentum atque aurum facile est lenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est"
    Marcus Valerius "Martial" Martialis


    Gruß an alle Pilzsüchtige,
    Alex

  • Ich musste auch gerade ganz schön schlucken , Pilze essen die ich nicht genau kenne käme für mich niemals in Frage, egal wer die davor schonmal gefuttert hat.


    Möchte ich es mutig nennen?:/


    Bin gespannt und verfolge mal um welchen Pilz es sich hier handelt :)

  • Nein, riechen nicht nach Anis. Auch die Gelbfärbung bei Druck ist nicht eindeutig, daher bin ich mir beim Karbolchampignon sehr unsicher.
    Der Geschmack ist aber auch nicht "widerlich", sondern nur nicht eindeutig wohlschmeckend.
    Auch der Schiefknolliger Anis-Champignon müsste sich doch wesentlich deutlicher gelblich verfärben, was er nicht tut.


    Meine Mutter hatte die Pilze am Tag zuvor schon "erfolgreich" gegessen, so dachte ich nicht, dass er giftig sein könnte. Aber es ist schon sehr dumm gewesen, ich ärgere mich über mich selbst, dass ich da mitgemacht hatte, es gibt ja auch längere Inkubationszeiten, wobei 24 h schon sehr ungewöhnlich wären.

    Pilzverzehr nur auf eigenes Risiko, da es nicht nur Bauchschmerzen sondern auch Schlimmeres verursachen kann!


  • Sieht mir schon sehr nach einem gewöhnlichen Wiesenchampignon ( AGARICUS CAMPESTRIS ) aus.


    Wie kommst Du darauf?


    Ich denke, den kann man hier echt mal ausschließen: Der Schnitt durch die Knolle- Wiesenchampignon AUSGESCHLOSSEN. Diese Gilbung haut einen Wiesenchampignon nie!!


    Für mich wäre es nach der Optik und Beschreibung am ehesten wirklich ein Karbolegerling- aber ich kenne den noch nicht genug, um ihn sicher! abzugrenzen - und dann nur nach Bildern. Aber sogar die Hutform spräche dafür. Dieses oben abgeplattete der jungen Pilze. Dann natürlich die chromgelbe Verfärbung im Schnitt der Knolle, dann noch Geruch unangenehm.
    Ich frage jetzt mal eher andersherum: Was würde den gegen einen Karbolegerling sprechen- außer daß die Mutter keine Vergiftungserscheinungen bekam (Die Latenzzeit der Vergiftung ist deutlich kürzer als 24 Std.: sie wird mit 2-4 (selten-6) Stunden angegeben.)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, franc!


    Und das ist der Grund, warum man nur sicher bestimmte Pilze essen sollte. ;)


    Die ersten beiden Bilder zeigen definitiv etws aus der Gruppe um den Karbolegerling, Agaricus Xanthoderma. Siehe Gelbfärbung der Knolle von außen sowie im Schnitt. Auch die Hutform ist hier wunderschön; wie aus dem Bilderbuch.


    edit @ Safran: Auch wenn das kein sicheres Erkennungszeichen ist. Mir sind auch schon sehr rundliche Karbolchampis untergekommen. Und ganz schön eckige Anischampis. Aber hier ist es trotzdem toll zu sehen.


    Bei den nach Anis riechenden Arten gilbt die Huthaut bei Verletzung (teilweise sehr stark), die Stielbasis allerdings nicht!


    Allerdings heißt das ja nicht, das alle gezeigten Pilze zur selben Art gehören müssen. Gerade bei den letzten beiden Bildern will ich einen Wiesenchampignon (Agaricus Campestris) nicht ausschließen. Ein Schnitt durch die Knolle würde hier Klarheit schaffen.


    Deine Mutter hat wohl einen recht robusten Magen, trotzdem sollte sie in Zukunft vielleicht etwas vorsichtiger sein.



    VG, Beorn.

  • Hallo, franc!


    Bild 2 ist ziemlich sicher der Karbolegerling (Agaricus xanthoderma). Die Verfärbung in der Knolle ist typisch und ein sicheres Merkmal. Der Wiesenchampignon (Agaricus campestris) zeigt diese Verfärbung nicht.


    Und wenn sie nicht nach Anis riechen, können sie nicht sicher als Anis-Champignons - weder schiefknolllige (Agaricus essettei) noch dünnfleischige (Agaricus silvicola) noch sonst welche - bestimmt werden.
    Und damit sind sie im Zweifel NICHT zu essen!


    LG
    Peter

  • Jetzt sind die Pilze teils schon ausgewachsen, hier ein Foto von ein paar davon:

    Die Pilze gilben beim Schnitt durch die Knolle aber nicht.
    Sie scheinen jetzt gar nicht mehr zu gilben.
    Karbolegerling war eigentlich meine aller erste Vermutung, ein vager Verdacht aber ich dachte dass der doch stinken müsste.
    Der Geschmack ist auch auf keinen Fall "widerlich", vielleicht nicht ganz schmackhaft, da ist so ein undefinierbarer Fehlgeschmack dabei, aber recht dezent und ob das Karbol ist, halte ich für fraglich.
    Zubereitet sind sie auf jeden Fall nicht der Hit. Meine Mutter hatte die vom Vortag auch nicht besonders gern gegessen.


    Ich muss noch dazusagen, dass meine Mutter bei der zweiten Pilzmahlzeit, an der ich auch teilgenommen hatte, durch meine Recherchen im Pilzbuch verunsichert war und sich in der Nacht zwei Mal erbrechen musste.
    Sie führte das auf eine unbewusste Giftangst zurück, zumal ich und mein Vater keine Beschwerden hatten.
    Wir hatten aber auch nur halb so viele Pilze gegessen.
    Es kann aber ja auch sein, dass sich das Gift kumuliert hatte, wer weiß?
    Sie isst jetzt jedenfalls keine Pilze mehr, von denen sie nicht ganz sicher ist, ob sie gut sind.
    Hoffe ich ;)


    Danke für die Beurteilungen!


    NACHTRAG: Jetzt habe ich mir auf Wikipedia mal den Karbol-Giftling durchgelesen und dort steht, dass der Karbon-Geruch sich besonders beim Zerreiben der Lamellen entfaltet. Gesagt, getan und siehe da: jetzt riecht es leicht (aber keinesfalls intensiv) nach Dettol, einer indischen Desinfektionsseife, die ich so kenne. Ist das vielleicht Karbolgeruch?

    Pilzverzehr nur auf eigenes Risiko, da es nicht nur Bauchschmerzen sondern auch Schlimmeres verursachen kann!

    Einmal editiert, zuletzt von franc ()

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Franc!


    Die Pilze gilben beim Schnitt durch die Knolle aber nicht.
    Sie scheinen jetzt gar nicht mehr zu gilben.


    Doch, doch. Auch wenn das Bild vielleicht nicht ganz farbecht ist, erkenne ich immer noch eine klassische Verfärbung sowohl in der aufgeschnittenen Knolle, als auch außen an der Knolle des auf dem Kopf stehenden Exemplares.


    Ich hatte schon des öfteren den Verdacht, daß die Gilbung der Knolle bei starkem Wurmbefall nicht mehr sehr ausgeprägt ist. Signifikant ist sie dennoch: Gilbende Knollen gibt es in Europa nur bei Pilzen um den Karbolegerling (Agaricus Xanthoderma) und der Gruppe um den Perlhuhn -
    Egerling (A. Praeclaresquamosus). Alle nahestehenden Arten mit gilbender Knolle sind giftig (Magen - Darm - Gifte).




    jetzt riecht es leicht (aber keinesfalls intensiv) nach Dettol, einer indischen Desinfektionsseife, die ich so kenne. Ist das vielleicht Karbolgeruch?


    Ja, das passt eben durchaus. Der Geruch wird oft mit "Desinfektionsmittel", "Putzmittel" oder auch "Krankenhaus" beschrieben. Allerdings sind Geruchsbeschreibungen und - Wahrnehmungen immer mit Vorsicht zu genießen, da die Erfassung und Zuordnung individuell sehr verschieden sein kann. Der Geruch ist eigentlich immer nur ein zusätzliches Merkmal und kann niemals als sicheres Bestimmungszeichen angeführt werden.


    VG, Beorn.