Auf den speziellen Wunsch von Mausmann, siehe hier: "Mausmann's Post Nr. 47" möchte ich hier
heute meinen Erstfund der Espen-Rotkappe (Leccinum leucopodium) vom 29.08.2012 präsentieren
Es war so:
Nachdem ich meine neu gekaufte Regenjacke im Juni in Stuttgart auf dem Flughafen liegen ließ , musste natürlich eine neue her, weil das Nordlichtertreffen bevorstand und laut Wetterbericht Regenschauer drohten.
Bei der letzten Regenjacke erwiesen die Nähte sich im Praxistest als nicht besonders wasserdicht (sie sah halt einfach nur gut aus ^^), also dachte ich mir, ich fahre in ein Fachgeschäft und flugs hatte ich auch eine schlichte, schwarze Regenjacke mit verschweißten Nähten, die absolut wasserdicht ist (Niagarafälle-erprobt laut dem nett zwinkernden, gutaussehenden Verkäufer ). Weil das Wetter ganz gut war, (ich konnte mir kaum vorstellen, dass für den nächsten Tag angekündigt war) fuhr ich offen und schaute mir während der Fahrt die unterschiedlichen Bäume an (ich fuhr mit Autopilot, da war der Verkehr zu vernachlässigen ), die allmählich ihr Herbstkleid anlegen. Ich liebe die Blattstrukturen, die brillianten Farben–¦ herrlich!
Der Wind blies mir um die Nase, ich bewunderte die schönen Wolken am Himmel, es war wenig Verkehr (da fährt sowieso kaum einer rum) und doch musste ich kurz rechts hinter einem parkenden Wagen halten, um ein entgegen kommendes Auto durchzulassen.
Im rechten Augenwinkel registriere ich die Krone einer Espe ...
... und mein Pilz-such-Computer im Gehirn verknüpft das Gesehene mit der abgespeicherten Info "Achtung! Hier mögliches Rotkappenwachstum"
Die Wahrscheinlichkeitsrechnung lief natürlich auch im Hintergrund ab, dennoch konnte ich es nicht lassen und ließ sofort den Scanner laufen und plötzlich kam alles zusammen:
Espe + saurer Boden + Jahreszeit + genug Regenfälle in den letzten Tagen = jaaaa!!!! Da sind sie!!!!
Schaut selber, hier ist "kuscheln" Programm
Mit zittrigen Knien, leicht feuchten Augen und einem Kloß im Hals vor lauter Aufregung stieg ich aus, um zu überprüfen, ob ich nicht schon halluzinös geworden bin von diesem hartnäckigen Pilzvirus
Aber nein, da standen sie in voller Pracht! Ich konnte mich vor lauter Begeisterung ob dieser Schönheiten gar nicht einkriegen. Ich sage nur "Dopamin pur"
Zum Glück habe ich immer mein Handy dabei und schon machte es klick, klick, klick, ein Bildchen nach dem anderen. Vorbeigehende "Senioren und –“innen" dachten bestimmt, ich hätte nicht alle Tassen im Schrank , aber das kann ich gut ausblenden, wenn mich meine Begeisterung für etwas packt:
Laut meinen Büchern soll der Stiel bis zu 3,5cm Durchmesser erreichen–¦ dann habe ich es hier wohl mit Mutationen zu tun. Hier fingen sie bei 3,5cm gerade mal an!! Der dickste hatte gute 6cm im Durchmesser:
So allmählich konnte ich wieder klar denken und prompt fiel mir ein, dass ich weder Korb, noch Messer dabei hatte. Nichtmal einen Leinenbeutel!!! Was tun?
Da ich keinen Kombi fahre, kann ich schnell mit einem Blick sehen, was im Auto vorhanden ist und da erspähte ich den nagelneuen "Promi"-Regenschirm, der bei einem High-Society-Event der Firma einer Freundin als Gastgeschenk übrig blieb und dadurch in meinen Besitz kam. Ich bin mir sicher, noch nie wurde ein teurer Regenschirm so missbraucht
Aber egal, was opfert man nicht alles, wenn man im Rausch ist ?!
Hier mal einer der superknackigen, madenfreien (!) Prachtburschen
Eins, zwei, drei, vier, fünf–¦ äh nein, viel mehr Rotkappen sind es geworden
Die reinweißen Stiele sind etwas druckempfindlich, weshalb sie schnell schmuddelig wirken. Aber sie waren schön sauber und in null-komma-nix in pfannenfertige Stücke zerlegt:
Weil ich mit der Beute nicht rechnete, hatte ich für Määähhlaniee–™s Besuch am Abend schon alles eingekauft und vorbereitet, daher wanderten die Rotkappen in den Gefrierschrank. Zusammen mit der anderen Beute, die ich auf dem Nachhauseweg völlig unvorbereitet fand. Aber das ist wohl einen weiteren Bericht wert
Unten links der fertige Beutel mit den Espen-Rotkappen:
So, lieber Mausmann, ich hoffe, Du quälst Dich jetzt nicht allzu arg