Sarcoscypha

Es gibt 15 Antworten in diesem Thema, welches 5.217 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von mäxxi.

  • Hallo zusammen,


    bin ganz aufgeregt, da ich beim heutigen Spaziergang den ersten Pilz der neuen Saison aufgespürt hab :). Es handelt sich um einen wunderhübschen knallroten Becherling, der unter Erlen zu sprießen begonnen hat. Meines Erachtens kann es sich eigentlich nur um eine Sarcoscypha handeln - aber ob S. austriaca oder. S. coccinea, das ist hier wohl die Frage.


    Der langen Vorrede könnt Ihr bereits entnehmen, dass ich leichtsinnigerweise ohne Kamera unterwegs war :shy:. Daher wäre mir sehr geholfen, wenn Ihr mir sagen könntet ...


    1. was ich im Hinblick auf eine eventuelle spätere Bestimmung hier im Forum besonders beachten muss, wenn ich morgen zum Photographieren der Pilzchen an den Standort zurückkehre
    2. ob die von mir genannten Arten überhaupt makroskopisch voneinander abgrenzbar sind
    3. ob auch andere Arten in Frage kämen


    Danke im Voraus!


    LG,
    mäxxi

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  • Hallo mäxxi

    Zitat von mäxxi


    2. ob die von mir genannten Arten überhaupt makroskopisch voneinander abgrenzbar sind


    Leider sind die beiden Arten makroskopisch nicht abgrenzbar. Ich habe S. austriaca stets auf Erle, S. coccinea stets auf Ahorn gefunden. Die Arten müssen jedoch in jedem Fall mikroskopiert werden.
    Schlüssel: Key to the seven accepted European and N-American species


    Lieber Gruss Sepp

  • Hallo Sepp,


    vielen Dank für die Info :thumbup:!


    Zitat

    Leider sind die beiden Arten makroskopisch nicht abgrenzbar.


    Das hatte ich befürchtet. Die Höhe des Fundortes bei ca. 800 m ist wohl auch kein gewichtiger Hinweis auf S. austriaca ... :/


    Ciao,
    mäxxi

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  • Hallo Mäxi,



    Im Prinzip stimme ich Sepp zu:


    - Letze Sicherheit bringt das Mikroskop.


    - Aber, wenn man beachtet, dass beide Arten unterschiedliches Substrat bevorzugen, dann ist die genaue Kenntnis des Substrats bereits ein deutlicher Hinweis auf die Art !!!


    ---> Schau Dir einmal die Bilder und angehängten Links bei Karl Keck an


    ---> In Betracht ziehen muss man auch noch S. jurana (bisher nur an Linde nachgewiesen) und in Meiner Gegend an einigen Stellen ein Massenpilz.


    Grüße
    Gerd

  • Hallo zusammen,


    Gerd:
    Lieben Dank für die Hilfe und den Link :thumbup:!


    Zitat

    wenn man beachtet, dass beide Arten unterschiedliches Substrat bevorzugen, dann ist die genaue Kenntnis des Substrats bereits ein deutlicher Hinweis auf die Art !!!


    Substrat ist eindeutig Erle; auf die Verbindung von S. austriaca zu diesem Substrat weist der Sepp ja auch hin - vielleicht also eine "heiße Spur" :P ... Wie auch immer - ein herrlicher Pilz!


    Hier auf jeden Fall mal die ersten Eindrücke von heute mittag. Leider musste ich bei bescheidenen Lichtverhältnissen photographieren, war aber froh, dass mir die (im Übrigen völlig unnötigen X() Schneefälle der letzten Nacht ein Auffinden der Pilze nicht unmöglich gemacht hatten. Neben einem größeren Fruchtkörper von ca. 5 cm Durchmesser gab es noch zwei kleinere ... und vielleicht kommt ja noch was nach :).


    PICT0042.jpg


    PICT0044.jpg


    PICT0045.jpg


    LG,
    mäxxi

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  • Hallo nochmal,


    nachdem ich mich - dank der Links von Gerd und Sepp - mit etwas mehr Muse in das Thema habe einlesen können, bin ich jetzt ziemlich davon überzeugt, es mit S. austriaca zu tun zu haben:


    1) Baral zeigt hier, dass Erle/Alnus in großer Zahl als Substrat für S. austriaca belegt ist


    2) Für S. coccinea hingegen gibt es keinerlei Nachweis für Alnus als Substrat


    3) Geologie und typische Pflanzenvergesellschaftungen (Ahorn/Acer!) decken sich deutlich eher mit der (vor)alpinen Landschaft "meines" Schlierseer Tals


    4) S. coccinea ist laut Baral bis in Höhen von 720 m nachgewiesen, S. austriaca hingegen bis "1100(-1600)" m. Der Fundort befindet sich auf ziemlich genau 822 m Höhe.


    5) Nach Österreich/Austria ist's von uns aus wahrlich nur ein Katzensprung ;).


    Salut,
    mäxxi

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  • Hi Andreas,


    freut mich, dass Dir die Bilder gefallen :). Mit besserem Wetter gelingen mir hoffentlich auch bessere Aufnahmen ...


    Schöne Grüße,
    mäxxi

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  • Hi Mäxxi,


    ich bin begeistert! Tolle Bilder und toller Fund.


    Seit Wochen suche ich jedes Wochenende nach diesen roten Bechern, aber bisher ohne Erfolg. Vielleicht ja dieses Wochenende :)


    Sag mal, kannst du mir mal genau beschreiben, wo du Sie gefunden hast. ("so zwischen...und....") dann kann ich mal auf so einer Satellitenkarte gucken.


    Danke und Grüße,
    Marc

  • Hallo Sassenberger, hallo Marc,


    vielen Dank für Eure lobenden Worte :thumbup:!


    Wie sich beim Blick aus dem Fenster heute morgen herausstellte, war das "Fenster" für den Fund nur gaaanz kurz geöffnet - mittlerweile liegen da ca. 20 cm Schnee drüber :rolleyes: ...


    Marc

    Zitat

    Sag mal, kannst du mir mal genau beschreiben, wo du Sie gefunden hast.


    Kein Problem: Nördlich des Schliersees biegst Du nach Westen ab und durchquerst die Ortschaft Breitenbach. Die Fundstelle liegt am Fuße des Krainsbergkogels, etwa am Zusammenfluss von Breitenbach und Hofgraben ;). Allerdings - siehe oben :rain:!


    Servus,
    mäxxi

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  • Hallo mäxxi,


    Zitat von mäxxi


    Hallo nochmal,


    nachdem ich mich - dank der Links von Gerd und Sepp - mit etwas mehr Muse in das Thema habe einlesen können, bin ich jetzt ziemlich davon überzeugt, es mit S. austriaca zu tun zu haben:


    ...


    - Ich auch. Würde mich jetzt doch mehr als wundern, wenn eine mikroskopische Nachprüfung nicht auch S. austriaca bestätigen würde.


    Grüße
    Gerd


    PS.:
    - Habe dir ;) ja bereits angekündigt, dass die Aussicht einer makroskopische Bestimmung (Substrat, Geologie etc.) gar nicht so schlecht ist.
    - Übrigens würde mich noch Folgendes interessieren, sofern du Fruchtkörper mitgenommen hast:
    ---> Trockne die Fruchtkörperund schaue einmal, ob die Farbe deutlich ausblasst.
    . Diese Erfahrung habe ich mit S. austracia gemacht, während die Farbe von S. jurana auch nach Jahren leuchtend rot bleibt. Zu Farbänderungen bei S. coccinea (hatte die noch nie in der Hand) kann ich nichts sagen.

  • Hallo Gerd,


    Zitat

    Würde mich jetzt doch mehr als wundern, wenn eine mikroskopische Nachprüfung nicht auch S. austriaca bestätigen würde.


    :thumbup::thumbup::thumbup:


    Zitat

    sofern du Fruchtkörper mitgenommen hast:


    Angesichts der Tatsache, dass es für mich tatsächlich der allererste Pilz in der zarten 2008er Saison war, hab ich keinen Fruchtkörper mitgenommen, um auch anderen Mykophilen die Möglichkeit einer so hübschen Begegnung zu geben - bei uns im Oberland ist die Fruktifizierungsperiode unserer geliebten Schwammerl aufgrund der klimatischen Bedingungen nämlich leider um einiges kürzer als in so manchen anderen Teilen der Republik :rolleyes: ...


    Jetzt liegen sowieso rund 20 cm Schnee darüber :rolleyes: - und bei Temperaturen um die 5 Grad minus wird sich da nicht so bald was dran ändern ;(.


    Danke Dir trotzdem für den Tipp!


    Schöne Grüße,
    mäxxi

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  • Hallo mäxxi,


    S. austriaca ist ein sehr interessanter Pilz. Ich habe hier noch eine Ausarbeitung meines Fundes aus den letzten Tagen:


    Sarcoscypha austriaca


    Fundort: Waldgebiet zwischen Bildstock und Neunkirchen (Saarland)ca. 20 frische Fruchtkörper auf abgefallenen Laubholzästen am 27.02.2008


    Merkmale: Fruchtkörper ca. 1-5 cm, kelch- oder schüsselförmig, mit kurzem oder längerem Stiel, leuchtend zinnoberrot, Außenseite weißlich, rosa oder gelborange, fein filzig-haarig, zäh-wachsartige Konsistenz, Saprophyten


    Mikroskopische Merkmale:
    Sporen: 29 x 13 µ, farblos, langelliptisch, glatt, zum Teil an den Polen eingedellt
    Haare: auf der Außenseite, farblos und eckig gekräuselt
    Paraphysen: mit rotem, körnigem Inhalt
    Konidien habe ich am Fundtag keine gefunden.


    Sporen:


    Haare:


    Paraphysen:


    Asci:


    Das Holzstück mit dem Becherling lag dann bis Sonntag bei mir im Garten und ich mikroskopierte ein zweites Mal. Jetzt waren schon wesentlich mehr reife Asco-Sporen zu sehen. Konidien konnte ich immer noch keine entdecken.
    Im Internet habe ich dann eine Anleitung gefunden, wie man reife Asco-Sporen zum Auskeimen und Abschnüren von Konidien bringen kann.
    Ich legte das Holzstück mit dem Becherling in die Küche und füllte den Kelch regelmäßig mit frischem Leitungswasser und durchfeuchtete auch das Holz. Dann mikroskopierte ich erneut und erhielt folgendes Ergebnis:

    Hier ist sehr gut zu sehen, wie eine Spore an mehreren Stellen auskeimt.
    Die Ascosporen keimen mit kurzen, bis 25 Mikrometer langen Keimhyphen, an denen durch hefeartige Sprossung Konidien (12–“17 × 4,5–“5,5 Mikrometer) gebildet werden. Es waren zahlreiche Ascosporen mit solchen Sprossungen zu sehen und auch einige Konidien.


    Nach weiteren zwei Tagen habe ich heute viele reife Ascosporen gefunden, die Konidien abschnürten. Auch freie Konidien waren größere Mengen zu finden.


    Durch die Mikromerkmale (Ascosporen, Haare) und insbesondere die Konidien ist die Art des gefundenen Becherlings geklärt. Es handelt sich eindeutig um Sarcoscypha austriaca.


    Ich hoffe, mein Beitrag war nicht zu lang und findet Euer Interesse.


    LG
    Rita

  • Hallo Rita,


    Zitat

    Ich hoffe, mein Beitrag war nicht zu lang und findet Euer Interesse.


    Machst Du Witze 8|? Deine Arbeit ist wahrlich allererste Sahne :thumbup::thumbup:! Vielen Dank für den Beitrag.


    Salut,
    mäxxi

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