Bitte um Bestimmungshilfe

Es gibt 15 Antworten in diesem Thema, welches 4.340 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Graubart.

  • Guten Abend,
    diese Pilze habe ich vorhin am Rand eines Parkplatzes in einer Gruppe von ca 9 Pilzen gefunden. Ich habe keine Ideee, worum es sich handeln könnte. Kann mir jemand helfen?


    1)


    (2)


    Der Stiel wirkt auf mich stellenweise leicht rosa.


    (3)

    Hutdurchmesser: 6 cm , Hutdicke: 1 cm, Stiellänge: 4 cm , Stieldurchmesser: 1,3 cm.


    Geruch: schwach, angenehm nach Pilz (lecker).


    Boden: in der Region lehmig, basisch, kein Kalk. (Material wurde nach dem Parkplatzbau aufgeschüttet).



    In ca 5 m Entfernung steht eine einzelne Birke (Betula pendula), sonst ist kein Baum in der Nähe.



    Zwischen diesen Pilzen und der Birke wachsen noch 2 Birkenpilze
    (4)


    Faserlinge sehen doch völlig anders aus?


    Viele Grüße
    Lothar

    • Offizieller Beitrag

    Hallo!


    Gibt es da außer dem gezonten Hut eigentlich noch andere Möglichkeiten, um den gegen Lactarius Pubescens (L. Albus) abzugrenzen?


    Würde mich mal so interessieren...



    VG, Beorn.

    • Offizieller Beitrag

    Hi!


    Der könnte es auch sein, habe gerade nachgeguckt.


    Das isses eben...
    Allerdings sieht mir der von Graubart schon fast mehr wie L. Torminosus aus. Wenn ich mal die Zonierung (die da auch nicht so deutlich ist, wie sonst oft gesehen) als hartes Kriterium sehe, dazu noch den geringen Milchfluß und die geringe Flaumigkeit als jeweils weiche Kriterien, dann erscheint torminosus sinnvoller.


    Hier mal noch zwei Bilder von einem Fund, der meiner Meinung nach Lactarius Pubescens sein sollte:



    Die Unsicherheit bleibt. Vielleicht kann das ein Kenner ja noch etwas aufhellen. :)


    LG, Beorn.

  • Ich habe doch noch eine Geschmacksprobe gemacht: sehr scharf.


    Was mich wundert: es tritt keine Milch aus, obwohl die Pilze noch frisch wirken. Deshalb kam ich gar nicht auf die Idee, dass es ein Milchling sein kann. Es hat die letzten Nächte leichten Bodenfrost gegeben. Ob das damit zusammenhängt?


    Von den Bildern im Internet her tendiere ich eher zum Flaumigen Milchling (Lactarius pubescens), da der Hut nur eine dunklere Mitte hat, aber keine Zonierung. Beim Echten Birkenreizker (Lactarius torminosus) ist außerdem in der Wikipedia von brennend scharfer und reichlicher Milch die Rede.


    Der Hutrand ist bis in die Krümmung nach oben auch "wollig".


    VG Lothar


  • Jetzt bleibe ich beim L. Torminosus, einfach gefühlsmässig:D

    • Offizieller Beitrag

    Tjoa...:/


    Das mit der fehlenden Milch finde ich schon recht komisch. Eigentlich sollten ja beide Arten mit weißer, scharfer Milch ausgestattet sein.


    ...?


    LG, Beorn.

  • Was mir an Schlüsseln zur Verfügung steht:
    Großpilze Baden-Württembergs Bd 2 S. 368:
    (7) Hut fleischrosa bis -bräunlich mit dunkleren Zonen, Stiel bald hohl, dem Hut gleichfarben. Sporen 7,5-10 x 6-8 Mikrometer
    -> L. torminosus


    (7*) Hut weiß, weißlich bis blaß rosa-fleischbräunlich, ungezont. Stiel meist nur ausgestopft. Sporen 6,5-8,5 x 5,5-6,5 Mikrometer.
    -> L. pubescens


    Horak: Röhrlinge und Blätterpilze in Europa S. 494
    Sektion 4.1.2.5 Latex weiß, nicht verfärbend, Hut weißlich, beige, rosa od. rostorange


    (1) H. weißlich bis creme. Ges. sehr scharf, Ger. aromatisch, Tc (Laubbäume) -> (2)


    (2) (steht in Mooren)
    (2*) St. 11-20 mm dick, glf. mit Hut, trocken, H. weißlich bis hellbege od. rötlichbräunlich, trocken, nicht gezont, 50-90 (-120 mm). L. creme bis beigerosa.
    Sp. 6,5-7,5 x 5-5,5 Mikrometer mit +- maschenfg. Netz. Tc (trockene Standorte, Betula) -> L. pubescens.


    (1*) H. beigebräunlich, rosa od. (rostorange)rotbraun. Tc (Laubbäume) ->(3)


    (3) L. mairei (kommt nicht in Frage wg. Farbe und bevorzug Eiche / Quercus spp)
    (3*) Tc (Laubbäume, Betula), H. rosa od. (rostorange)rotbraun
    -> (4)


    (4) L. spinolosus (kommt nicht in Frage: Hut mit Schüppchen)
    (4*) H. faserig, Hutrand (jung) behaart bis zottig. Sp. nicht zebroid ornamentiert. Ges. sehr scharf, Ger. säuerlich. Tc (Laubbäume, Betula)
    -> (5)


    (5) L. torminosulus (kommt nicht in Frage: Arkto-boreale Zone, Nord-Europa)
    (5*) Standort verschieden. Tc (Laubbäume, Betula). Frkp. mittelgros bis robust. Hut rostorange, rötlichorange od. orangebräunlich, gezont, trocken, Hrd (auch alt) mit 10 mm langen Haaren, 40-110(-150) mm. L. beigerosa, St. glf. mit H., glatt od. undeutlich grubig, trocken.
    Sp. 8-9 x 6-6,5 Mikrometer, mit isolierten, z.T. verbundenen Graten.
    -> L. torminosus.


    Die Unterschiede in den Angaben sowohl zu den Farben als auch zur Sporengröße sind schon beachtlich.


    Ich wünsche mir Bestimmungsschlüssel, bei denen die angegebenen Merkmale vergleichbar sind, z.B. gegebenenfalls bei der anderen Art als "fehlt" angegeben.


    Nach dem Baden-Württemberger Schlüssel komme ich zu L. pubescens, denn "fleischrosa bis -bräunlich mit dunkleren Zonen" trifft nicht zu.
    Beim Schlüssel von Horak steht zum Schluss bei L. torminosus "Hut rostorange, rötlichorange od. orangebräunlich". Das passt auch nicht.


    Zur Milch: ich habe noch ein Exemplar da, aber wenn ich ein Stück vom Hut abbreche oder die Lamellen verletze, tut sich nichts. Sonst ist das bei Milchlingen ja gar kein Problem.


    Viele Grüße
    Lothar

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Lothar!


    Find' ich klasse, wie du dich da reinhängst! :thumbup:
    Leider ist das allgemein so ein Problem; ab einem gewissen Punkt hilft die Literatur oft nicht weiter. Darum wäre ich auch froh, wenn sich hier ein ehcter Kenner, der vielleicht beide Arten auch selbst schon öfter in der Hand hatte, zu Wort melden würde.


    Dann wäre vielleicht das Chaos perfekt. :D


    LG, Beorn.

  • Manchmal muss man genauer lesen. In dem Wikipedia-Artikel zum Flaumigen Birken-Milchling (Lactarius pubescens) steht:


    "Der Flaumige Milchling kann zusammen mit dem Verblassenden Täubling eine Doppelmykorrhiza ausbilden, das heißt, der Täubling und der Milchling bilden zusammen eine Mykorrhiza aus. Allerdings tragen der Milchling und die Birke als Wirt die Hauptlast in dieser –žsymbiotischen Dreiecksbeziehung–œ, während der Täubling wohl größtenteils auf dem Milchling parasitiert."


    Genaueres steht beim Wikipedia-Artikel zum Verblassenden Täubling.


    Der Witz bei der Geschichte ist:
    Im Juli hatte ich genau bei dieser Birke einen Täubling gefunden, den ich für den Verblassenden Täubling (Russula exalbicans Syn.: Russula pulchella) gehalten habe:
    http://www.pilzforum.eu/board/thema-verblassender-taeubling
    was bei Täublingen natürlich meistens mit Fragezeichen zu versehen ist.


    Da passt jetzt was zusammen!


    Viele Grüße
    Lothar

  • Hallo Lothar !
    aufgrund der fehlenden Zonierung auf dem Hut und der sehr blassen Erscheinung tendiere ich jetzt eher zu Lactarius pubescens , der nicht hohle Stiel spricht ebenfalls für diese Art .
    ( die beiden vorgeschlagenen Arten sind aber zumindest aus makroskopischer Sicht ) nicht leicht abzugrenzen ...
    Gruß Harry

    Essensfreigaben gibts nur beim Pilzsachverständigen vor Ort

    Chipcounter : 115

  • Es gibt noch die Doppelmykorrhiza von Zierlichem Birken-Täubling (Russula gracillima) und Birkenreizker (L. torminosus). Der von mir gefundenen Täubling war aber nicht zierlich oder langstielig.


    Bleibt nur noch die Frage nach der fehlenden Milch. Die werde ich wohl nicht lösen können.


    Viele Grüße
    Lothar

  • Die Frage nach der fehlenden Milch konnte von meiner Frau mit Fotos beantwortet werden, die sie aufgenommen hat. Auf den Lamellen sind deutlich Milchtropfen zu erkennen, die ich übersehen hatte:


    http://www.flickr.com/photos/12639178@N07/8076517233/


    http://www.flickr.com/photos/12639178@N07/8076522267/


    Tja, da haben wir's, weiß auf weiß!


    Einen schönen Abend noch und vielen Dank für die Beiträge, ohne die ich nicht so weit gekommen wäre


    Lothar