Bitte um Bestimmungshilfe-oranger Altholz-Pilz

Es gibt 7 Antworten in diesem Thema, welches 4.096 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

  • Moinsen, liebe Pilzfans,


    bin neu hier und wünsche Euch guten Abend und eine gute Pilzsaison (gehabt zu haben).


    Ich sammle seit einigen Jahren im nördlichen Schleswig-Holstein und mache gerne Pilzkurse mit, besonders solche, wo die Beute noch im Wald geschmort und auf von den Anleitern frisch gebackenem Brot direkt aus der Pfanne serviert wird. HMMMM!


    Meist gibt–™s hier umzu bzw. bei mir an Essbarem Röhrlinge, Ockertäublinge und lila Lacktrichterlinge, die Auswahl scheint insgesamt nicht so riesig.


    Erwähnenswert dies Jahr die unglaublichen Massen an Außendeich-Champignons - aber da brackert doch mitten in der besten Erntezeit diese verflixte "Landesbehörde für Deichunterhaltung" (im Ernst!) oder wie die heißen, über die Flächen und durch die Bestände, zum Verdichten und Mähen! Ich dachte, dafür gibt–™s hier so viele Schafe! :cursing: Zwei Wochen später wär doch auch noch gut gewesen?!


    Dann noch vielleicht der Umstand, dass ich bisher in den Massen von Pilzen von den verschiedensten Orten (Wald, Stadt, Deich...), die ich dies Jahr gesammelt, verspiesen, eingelegt, getrocknet usw. habe, aber auch nicht einen Wurm drin hatte und sie einfach so liegen lassen konnte, bis ich zum Verputzen Zeit hatte. Dafür andererseits noch nicht ein einziger Riesenbovist - schnüff... NEIN, ich bin NICHT verfressen. Nein. :cool:


    So, genug erzählt erstmal - nun hab ich hier am 09.10. was gefunden, was ich nicht einsortieren kann, und anscheinend auch nicht im Netz zu sehen ist, und hoffe nun, bei Euch direkt Hilfe zu finden.



    Der Pilz, ca. 10 cm hoch und an der Hut-Unterkante ca. 3 cm breit, erinnert mich in Form und Anfassgefühl an Kräutersaitlinge, hat aber andere Farben, und der Hut ist mehr nach unten gerundet. Er wächst in Gruppen, Größe ist Durchschnitt. Er ist etwas asymetrisch, aber voll ausgeformt, wie ein Stiel- und Lamellenpilz eben, nicht wie ein Austernpilz oder halbkreisförmig wie sonst Baumpilze.


    Der Stiel ist verhältnismäßig lang, dick, recht fleischig und keulenförmig nach unten hin weiter verdickt, ohne Scheide. Es gibt keine Huthaut, der Hut ist rundlich-spitzig, unsymmetrisch und etwas nach innen gerollt, darunter ist wohl ein Vellum zum Stiel hin, das aber anscheinend keinen Ring hinterläßt. Die Lamellen sind recht weit gestellt und zimtfarben.


    Der Pilz wächst büschelig am Totholz und kommt bei der leichtesten Berührung ab, ist aber selber nicht mürbe oder brüchig.



    Eine Druckveränderung gibt es nicht, keine Milch, er läuft auch nicht an. Seit dem Schnitt gestern hat er sich nicht sichtbar weiter verändert, ist auch fast nicht geschrumpft, aber er liegt auch draußen und es ist nass hier.



    Aussen ist er fast auffällig beige-orange, wie manche reifen Äpfel. Es brauchte einen zweiten Blick, um ihn neben diesen wirklich zu bemerken (ich war am Äppelsammeln für den Moster), mit gleichmäßiger, leicht pudrig-streifig-netzartiger Struktur ohne irgendwelche Schuppen, die an Hut und Stiel ähnlich ist. Auch innen ist er orange-gelblich, zum Kern hin etwas heller. Ich dachte erst an an Raufuß-Arten, aber wachsen die auf Totholz? Er sieht m.E. auch sehr viel anders aus.


    Er ist nicht schleimig oder glatt, sondern trocken und samtig, riecht unauffällig bis lecker und, was mir dann doch eher selten passiert, weckte den starken Wunsch, ihn sofort unangespitzt aufzufressen. Der Impuls war, sie alle mitzunehmen, und ein evtl. letztes Abendmahl egalweg zu haben. Irgendwie echt lecker und schwach fruchtig. An der Zunge so erstmal nichts, aber ich hab nicht wirklich probiert, weil ich so einem ersten Impuls mißtraue.


    Diese hier wachsen auf einem verlassenen Gartengrundstück zwischen asphaltiertem Parkplatz und Wiese, auf einem Altholz-Stubben vom Boden ab bis in ca. 20 cm Höhe, gut versteckt an der Nordseite vom Stammrest unter einem Strauch mit gelblichen, länglichen, sehr leckeren leicht bitteren Äpfeln, der beinahe stachelig und auch nicht ganz alltäglich ist. Der Boden ist eher gestig, also trocken-sandig, aber in relativer Nähe verläuft auch ein Bach, und bei ehemaligen Gärten weiß man nie. Außerdem machen hier große Hunde hin, wie ich genervt feststellen durfte <X - na ja, immerhin nicht direkt da, wo die Pilze sind, das würde auch sicher wehtun...


    Von was das Holz, auf dem sie sitzen, ursprünglich stammt, kann man vor Ort nicht sicher feststellen, es ist zu vergammelt und da wächst zu viel mit bei. Es scheint ein Laubbaum zu sein. Könnte das der Apfel-Mutterbaum sein (der lebendige Apfelstrauch wächst fast aus diesem Stammrest) - oder einer von diesen unvermeidlichen Ahörnern, von denen da auch einer mit drinsteckt, oder aus einer Brombeere ;)? In der Nähe stehen alte Birnbäume, vermutlich eine Gute Louise und zwei ganz uralte Sorten kleine, harte Kochbirnen. Wenn ich mir auf dem Foto diesen Stubben so ansehe, ist der aber vielleicht gar nicht so tot, denn die Rinde sieht teilweise ganz gut aus, irgendwie obstig - und wäre es ein Obstbaum, doch eher Birne als Apfel?


    Kann mein Pilzbestimmungs-Fotobuch nicht finden, das recht große Vielfalt und einen ganz guten Farbschlüssel hat. Den Laux hab ich nicht, im Garms isser nicht drin, aber der ist ja sehr knapp. Ich guck auch nochmal in der Bücherei, aber erst morgen, weil mittwochs zu ist. Außerdem frag ich lieber gleich bei Fachleuten :)


    Kann mir bitte wer sagen, was ich da habe, ob es essbar und lecker ist oder lieber nicht, und falls ja, ob ich den Pilz lieber komplett stehen lassen sollte, weil er selten ist? Alldieweil ich nichts dazu finden kann, scheint das ja naheliegend...


    Wie man merkt, bin ich gerne ausführlich und mag schreiben -hoffe, ich hab es nicht zu sehr übertrieben...? Vielleicht hätten ja die Bilder schon gereicht, aber als ich die Beschreibung tippte, hatte ich sie noch nicht, da poste ich mal beides - und bitte um schnelle, freundliche Unterstützung, bevor diese lecker aussehenden Kerlchen verschwunden sind. Bin gespannt, ob und wie das mit dem Posten und den Bildern klappt...


    Viiiielen, viiielen Dank schon mal -


    Dohling


    PS.:


    Und gefällt evtl. irgendwem dies Foto von den Pilzen mit dem Obst? So ein büschen?? (angel, angel... :-]


    PPS.:
    Oben, die Werbe-Einblendung auf Eurer Seite, zu meiner Begrüßung:


    > Parasol Verwechslung Restposten & Schnäppchen Sichern; Zugreifen!


    Ob das ne gute Idee von Google ist...??

    • Offizieller Beitrag

    Hallo und willkommen im Forum, Dohling!


    Das ist ja mal eine sehr ausführliche Beschreibung. Alle Achtung!


    Und auch wenn ich hübchen prinzipiell ungern widerspreche (weil er nämlich meistens richtig liegt), schlage ich mal noch den geflecktblättrigen Flämmling (Gymnopilus Penetrans) vor. Junonius sollte doch einen Ring haben, und eigentlich auch deutlich größer sein?


    Andererseits kenne ich Penetrans nicht mit angenehmem Geruch. ;)


    LG, Beorn.

  • Hallo hübchen und Beorn -


    meine Güte, ihr SEID schnell!!


    Hab nochmal im Net geguckt, mit den Namen von Euch (also denen vom Pilz), und viele Bilder gefunden - das wird er schon sein.


    Na, dann wohl lieber kein Abendessen... An was als solchewelche sollte ich auch sonst geraten... Das hat Geschichte...


    Allerdings haben die beiden, die ich mitgenommen habe, ums Verrecken keinen Ring am Stiel - gut, der eine hat noch rundum sein Vellum -, und sind auch wirklich nicht schuppig und sehen weniger "eckig", milder aus. Die Lamellen scheinen auch kürzer den Stiel runter. Aber das kann ja alles noch kommen, sie sind ja anscheinend noch jung.


    Hab nach alldem und der relativen Sicherheit, nicht gleich tot umzufallen, dann auch doch mal genauer geschnüffelt und genibbelt - der Geruch ist chemischer geworden, wenn auch immer noch nicht unangenehm, aber der Geschmack ist ziemlich scharf und bitter, mit langem Nachklang.


    Ich werde das im Auge behalten und mal gucken, ob die noch Wachsenden mit zunehmender Größe den Fotos ähnlicher werden.


    Also ganz vielen Dank - und wenn ihr noch mehr Ideen habt, bitte gerne jederzeit!


    Vielen Dank nochmal und einen schönen Abend -


    Dohling

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Hübchen!


    So ganz einverstanden bin ich noch nicht damit, ob das mal ein Ring werden will. ;)
    Für mich sieht das so aus, als würde sich das VP eher zum Hut orientieren. Siehe drittes Bild, obere Pilzhälfte, der Hutrand äqivalent zu dem von dir aufgeführten, noch mit dem Stiel verbundenen bei der unteren Pilzhälfte.


    Da wären Bilder von dem Pilz in einem späteren Stadium schon hilfreich. Auch könnte man dann sehen, wie sich die Größe entwickelt; die dann auch eher zu G. Junonius passen könnte. Ich hoffe, daß Dohling uns da noch Material liefert. :)


    Allerdings scheint ja das büschelige Wachstum am Stammgrund eines Laubbaumes auch eher zu G. Junonius zu passen, während G. Penetrans lt. Literatur eher ein Nadelholzbewohner sein soll. :/ Ebenso wie die anderen Gymnopilus Arten, die ich so auf die Schnelle finden konnte...



    LG, Beorn.

  • Hallo, hübchen und Beorn,


    nun haut Euch bitte nicht deswegen - ich kann beschwören, dass es keine Spur von Ring gibt, bin ja nicht blind, und würde auch ein Foto der Außenseite vom selben durchgeschnittenen, inzwischen etwas schlappen Exemplar nachliefern, denn das vorhandene täuscht da ein wenig - wenn es sein muß bzw. sich das dieser Tage ergibt.


    Es scheint, wie Beorn sagt - das V-, P? wofür steht das P?? - also es scheint "sich das VP eher zum Hut [zu] orientieren".
    Stinken tut er für mich noch immer nicht. Wonach stinkt G. penetrans denn ungefähr?


    Wie das bei den anderen ist, kann man noch nicht sagen, sie sind zwar ein wenig gewachsen, aber nicht viel, und immer noch so eingerollt, und das widerspricht der großen Mehrheit der Bilder im (meist amerikanischen) Netz genauso wie der umgangssprachliche Name " Big laughing Gym" - ich würde eher von "Rather average-sized Gym" reden wollen :) - es mag sein, dass sie lächeln, sie sind mit der hübschste Pilz, den ich je gesehen habe, aber riesig sind sie bisher alle nicht, und ich finde nicht, dass sie aussehen, als würden sie sich voll öffnen, aber man wird sehen.


    Gibt es eigentlich einen "Small laughing Gym" und würde das dann was erklären?
    Und ist dieser Pilz hier in Deutschland doch eher selten?


    In der engl. Wikipedia war ne Verbreitungskarte, aber sinnloserweise ne politische, als ob sich Pilze an Staatsgrenzen halten - wonach dieser Pilz fast überall vorkommt, aber für Mitteleuropa war da nur Deutschland drauf angemarkert :/.
    Gibt es sonst denn einfach keine Sichtungen in Westeuropa - oder haben den Pilz im Westen vielleicht die GIs aus USA und im Osten dann russische Soldaten aus der Taiga oder so mitgebracht??
    Rätselhaft...


    Dann wäre da nochmal die Frage nach dem Holz. ich hab nochmal geguckt, und evtl. könnte es sich am Ende doch um Nadelbaumrinde handeln (Kiefer) auf dem Foto, oder? Obwohl sie mir dann wieder zu ledrig-glänzend dafür aussieht...


    Ich bleib dran, es ist gleich um die Ecke.


    Eine gute Nacht wünscht Euch


    Dohling

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Dohling!


    Den Geruch von Gymnopilus Penetrans würde ich als unangenehm, irgendwie chemisch - seifig beschreiben. Ich habe den dieses Jahr auch zum ersten Mal gefunden, lustigerweise hat in mir damals sogar Hübchen bestimmt. :D


    >Link<


    Ich habe ihn danach noch ein paar Male gefunden, manchmal direkt auf modrigem Holz, manchmal auf im Boden vergrabenem Holz, wo ich dann auch nicht mehr klären konnte, ob es Nadel - oder Laubholz war.


    Allerdings habe ich ihn nie mit einer Hutgröße von mehr als ca 6cm gefunden. :/


    Hübchen hat da schon definitiv mehr Erfahrung, zumal ich den anderen, Gymnopilus Junonius noch nicht in der Hand hatte. Also ich bin bereit, einfach noch etwas zu earten, bis die Pilze auf dem Stubben sich entwickelt haben. Die laufen ja nicht weg, und das Forum auch nicht.


    Der Name "Big laughing Gym" sollte wohl daher stammen, daß der Pilz halluzinogene Inhaltssoffe enthält. Die hat der kleinere, der Gymnopilus Penetrans aber nicht.


    VP steht für Velum Partiale, das ist ein Häutchen, was beim jungen Pilz vom Hutrand zum Stiel geht und die Lamellen schützt.



    LG, Beorn.