TEIL 2
Einige Textstellen sind mit einer Nummerierung versehen. Sie beinhalten Anmerkungen, die dem Leser und auch mir in Zukunft eine kleine Hilfestellung sein könnten, um Standorte, Wachstum, Eigenheiten und andere Merkmale besser einzuordnen
(Die zugehörigen Fußnoten sind noch in Arbeit)
Sonntag, 7.10.2012
Modautal ist abgesagt.
Es ist fast eine Woche vergangen, die Buschtrommel meldet große Funde im Norden. Kuschel berichtet von unglaublichen Funden, ich habe schon einen Termin beim Therapeuten ausgemacht, die Fahrkarte zu Kuschel ist vorbestellt, ich bin total frustriert und schleiche mit hängenden Schultern in den nahen ODW. Ich bin alleine, kein Mensch zu sehen.
Und finde erstmals in diesem Jahr die allerersten, winzigen Steinpilzchen,
die gerade die Oberfläche durchstoßen und zwar an meiner berüchtigten Steinpilzstelle (SPS). Es sind aber nur zwei oder drei auszumachen –“ winzig.
Dieser Fundort liegt in einem jungen Fichtenwald, ca. 1000 m ², am unteren Ende eines moosbewachsenen Abhangs. Ich decke die Fundstellen mit Moos und Reisig ab.
An dieser Stelle fanden sich letztmals in 2006 große Mengen, bis zu 100 Steinpilze, dann 2007 so gut wie Nichts. Die folgenden Jahre war ich leider, beruflich bedingt, nicht in der Lage, nachzuschauen, und zwar bis heute 2012.
(1) Bemerkenswert dabei ist, dass die größten Funde am 30./31.10.2006 waren, also sehr spät im Oktober. Dies scheint sich dieses Jahr zu wiederholen.
(6) Was mir in diesem Zusammenhang auffällt: Ich habe Steinpilze bis jetzt noch nie auf relativ steilen Abhängen gefunden, meistens auf ebenen Flächen, bei Maronen ist das ähnlich; große Fundstellen befinden sich ebenfalls auf ebenen Fächen.
Montag, 08.10.2012
Heute Montag wird mir wohl kaum jemand begegnen, bin wieder unterwegs. Am 6. Okt. war es tagsüber warm, ca. 20 °, am 7. Okt. etwas kühler. Auf dem Weg zu meiner Steinpilzstelle (SPS) finden sich, von dieser Stelle ca. 200 m entfernt, auf einer großen offenen, bemoosten Fläche mit geringem, altem Baumbestand plötzlich neben einer großen Menge von Zitronentäublingen eine Unmenge von Steinpilzen, egal wo man hinschaut. Durch meinen mickrigen Fund von gestern war ich nicht darauf vorbereitet, hatte aber noch mehrere –žungeeignete Plastiktüten–œ dabei. Korb und Tüten waren schnell randvoll, innerhalb einer halben Stunde. Hier nur ein einziges Bild.
(2) auf dieser Fläche standen und stehen kaum Fliegenpilze, soll heißen, meine Annahme ´dort wo Fliegenpilze, sind auch immer Steinpilze ´ scheint zumindest im Umkehrschluss falsch. Wo Steinpilze, da sind nicht zwangsläufig auch Fliegenpilze.
Weiter geht es zur SPS. Hier hat sich noch nicht viel getan. Vereinzelt schauen die ersten vier Köpfe aus der Erde. Die Stellen werden mit GPS markiert, fotografiert und wieder sorgfältig abgedeckt. Grund –“ ich möchte das Wachstum der Steinpilze im Zeitraum einer Woche dokumentieren.
An einer anderen Fundstelle, in einer feuchten Senke, schießen die Maronen geradezu aus dem Boden, auch was Feines.
Zuhause wartet dann Arbeit, kiloweise Steinpilze putzen und versorgen.
Es macht zwar viel Spaß, aber es gibt ja auch noch andere Dinge zu tun,
mein Schreibtisch schreit gequält.
Dienstag, 09.10.2012
Ich bin schon früher unterwegs, von 8.15 bis 10.15, es ist regnerisch bei 10 °, ich bin wieder auf 515 m Höhe und stecke in den tiefhängenden Wolken. Die Sicht ist extrem schlecht, dennoch lassen sich die Pilze gut ausmachen. Die große Freifläche scheint geplündert zu sein, man sieht deutlich die zurück gelassenen, späten gestrigen Spuren. Es finden sich lediglich noch drei Steinpilze und sonstiges Leipziger Allerlei. Eine mehr oder weniger schöne krause Glucke entschädigt für die geringen Funde.
Das GPS führt mich weiter zu meiner SPS. Inzwischen stehen dort eine große Zahl von Fliegenpilzen, einer schöner als der andere. Überall hebt sich der Boden. Es ist unheimlich ruhig, absolute Stille. Da bimmelt ganz in der Nähe durch den Nebel der durchdringende Ton eines Handys. Hab ich also den Übertäter oder?
An meiner Versuchsstelle sind die abgedeckten Steinpilze noch da, kaum wiederzufinden trotz GPS. Ich hatte sie fast zu sorgfältig abgedeckt (s. Bild)
Sie sind allesamt wieder etwas gewachsen, aber es ist keineswegs so, dass sie über Nacht groß geworden wären.
(3) Die Wachstumsrate liegt jetzt durchschnittlich bei ca. 20 % im Längen- und Dickenwachstum pro Tag bei nicht sehr angenehmen Außentemperaturen. Ich schätze, dass sie ca. 1 Woche benötigen, um Ihr Endstadium zu erreichen. Außer meinen Versuchsexemplaren tut sich nicht viel.
Mittwoch regnet es in Strömen, folglich war der Mittwoch Ruhe- und Bürotag.
Donnerstag 11.12.2012
Es ist empfindlich kalt geworden, die Außentemperaturen liegen bei 3.5 ° um acht Uhr morgens. Die Wiesen sind gefroren. Ich bin früh dran, möchte meinem Handybimmler zuvorkommen. Um 9:15 habe ich die Freifläche erreicht und finde wiederum knapp 2 kg.
(4) Das ist allerdings merkwürdig, entweder hatte ich die heutigen Funde beim letzten Mal übersehen oder sie sind zwischenzeitlich gewachsen.
Dies würde meine Versuchsstelle zeigen. Hier sind meine Musterpilze wieder ein Stückchen größer geworden. Die Wachstumsrate liegt nach wie vor bei ca. 20% pro Tag. Auf dem Rückweg finde ich ein wunderschönes Exemplar von 0,8 kg, makellos, fest und absolut madenfrei. Es wird wärmer, die Sonne scheint ab Mittag, die Temperaturen steigen auf 16 bis 20 °.
(5) Seltsam, dieses Exemplar kann nicht einige Tage gestanden haben, sonst hätte ich es schon früher entdeckt, außerdem wären spätestens nach 1-2 Tagen die Schnecken an ihr Werk gegangen. Ich habe keine Erklärung, warum sollte dieser eine so schnell wachsen ?
Freitag, 12.10.2012
Es regnet, es ist immer noch kühl, wieder ein Bürotag und ich kann nebenbei die Pilze verarbeiten.
Samstag 13.10.2012
Ich möchte meine Versuchsreihe vorerst einmal abschließen, es ist 7 ° kalt. Auf der Ebene sind kaum noch Steinpilze zu finden, dafür finden sich nebelgraue Trichterlinge, die ich gerne stehenlasse.
Um meine Versuchstelle herum sind inzwischen die Fliegenpilze –žwie Pilze aus dem Boden geschossen–œ. Ich liebe diese äußerst anmutigen und farbenfrohen Pilze und kann mich nicht genug satt sehen. Der Akku meiner Billig-Cam (Fujifilm Finepix, 14 MegaPixel für 60 €) lässt schon bedenklich nach. Meine große Canon Spiegelreflex ist mir einfach zu schwer.
Und jetzt scheint es auch hier los zu gehen. Meine Probanden sind zwar noch nicht ausgewachsen, haben aber schon eine stattliche Höhe von 10 bis 12 cm erreicht, die Schnecken sind auch aufmerksam geworden und so gehen meine Funde den Gang vieler Steinpilze. Einen lasse ich, gut versteckt, noch stehen und schaue nächste Woche noch einmal nach.
Auf dem Rückweg finde ich wiederum noch ein gutes Kilo wunderschöner Exemplare, die ich aber verschenke. Wie heißt es doch so schön –ž Wenn die Mäuse satt sind, schmeckt das Mehl bitter–œ
In den folgenden Bildern zeige ich anhand eines ausgewählten Exemplars den Wachstumsvorgang über den Zeitraum von einer knappen Woche. Von anfangs ca. 30 mm Größe (Höhe) ist das Musterexemplar nach 6 Tagen auf ca. 120 mm angewachsen. Während in den ersten 2-3 Tagen das Wachstum noch bei ca. 20 –“ 25% pro Tag lag, ist es dann in den letzten 3 Tagen kräftig angestiegen, ebenso das Dickenwachstum.
7. Oktober 2012
8. Oktober 2012
9. Oktober 2012
10. Oktober 2012
13. Oktober 2012
Ich habe wieder etwas gelernt und vielleicht kann auch der Eine oder Andere davon ein wenig profitieren. Für Anregungen und konstruktive Kritik bin ich jederzeit offen.
Wenn die Bilder teilweise nicht ganz so scharf sind, dann liegt dies an meiner absolut ruhigen Hand !?, als Stativ benutzte ich einen kleinen Stock.
Oder es liegt an der sehr preiswerten Kamera.
Auch hier wäre ich für eine Erklärung oder Anregung dankbar.
Und zur Belohnung gab es jetzt nach all der Mühe ein kleines 800 g
T-Bone mit leckerem Salat.
p.s. Habe leider momentan niemand, der Korrektur liest,
also bitte entschuldigt kleine Flüchtigkeitsfehler.