Letzten Mittwoch, bei der Exkursion mit Björn, haben wir im Stadtnahen Waldgebiet ungewöhnlich viele Gifthäublinge (Galerina marginata) gefunden. In deren Gesellschaft standen reichlich Stockschwämmchen, Hallimasch und auch Rauchblättrige Schwefelköpfe.
Stadtnah bedeutet auch, dass es hier besonders viele Speisepilzsammler gibt, was durch hier und da abgeschnittene Büschel diverser Arten belegt wurde.
Das hat mir keine Ruhe gelassen, und darum habe ich gestern die lokale Presse angerufen und die Sache geschildert.
Die waren sehr interessiert und so haben wir noch am selben Nachmittag einen Termin vereinbart, um die Sache in Augenschein zu nehmen.
Am Treffpunkt war dann die Reporterin, aber nicht der bestellte Fotograf. Die haben ein Eigenleben und zeichnen sich durch höchste Unzuverlässigkeit aus, erfuhr ich.:)
Also wurde ich kurzerhab zum Pressefotografen erklärt und so ging es zu zweit in den Wald. Auf dem Weg zu den Gifthäublingen prasselten Fragen über Fragen auf mich ein.
Nun hab ich schon öfter mit der Presse zu tun gehabt, aber ein solch intensives Fragen und nachbohren hatte ich noch nicht erlebt. Es hatte aber einen ziemlich nichtjournalistischen Grund, wie sich später herausstellte.
Wir kamen nach kurzem Fußmarsch an eine Fundstelle des Gifthäublings, der sich auch reichlich und in Gesellschaft mit Stockschwämmchen und Hallimasch, incl. deutlicher Sammelspuren, präsentierte. Glücklicherweise waren die Gifthäublinge wohl unberührt, was entweder vom Wissen des vor Ort gewesenen Sammlers zeugte, oder von instinkthaftem Selbsterhaltungstrieb.
Auf jeden Fall konnte ich der Dame sehr anschaulich die Gefahren erklären und durch nebeneinanderlegen von Stockschwämmchen und Gifthäubling auch die erhebliche Verwechslungsgefahr aufzeigen.
Nach etwa einer halben Stunde, es wurde schon langsam dämmerig im Wald, war dann alles gesagt und erklärt.
Da zeigte die Dame dann zu einem Büschel Pilze zu ihren Füßen und fragte, welche das denn nun seien. Ich rupfte das Büschel Hallimasch aus und erklärte Ihr Merkmale und Speisewert. Als ich das Büschel dann wegwerfen wollte, nahm sie es mir aus der Hand und meinte, das würde sie mit nach Hause nehmen um sie zu probieren.:)
Ich zeigte auf weitere Exemplare und sagte, die könne sie dann auch noch mitnehmen, weil mit 5 Hallimasch wäre ja nicht viel anzufangen.
So glitt die Dame unmerklich, aber unaufhaltsam in ein leichtes Pilzsammelfieber, ungeachtet der Tatsache dass keiner von uns beiden ein Behältnis mit hatte, um die Pilze zu transportieren.
Sie verschränkte beide Hände vor dem Bauch und ich legte hinein, was an eßbarem aufzufinden war. Als Ihre Transportkapazität erschöpft war, hab ich dann noch gesammelt, was ich tragen.
So kam eine kleine, aber abwechslungsreiche Portion Hallimasch, Stockschwämmchen, Maronen, Violette Lacktrichterlinge und zum Schluß noch ein schöner Parasol zusammen.
Damit zum Auto jonglierend erklärte mir die Dame, dass sie schon immer ein großes Interesse an Pilzen hatte, sich aber mangels Wissen nie getraut habe, selbst welche zu sammeln. Und so erklärte sich dann auch das, selbst für einen Journalisten ungewöhnliche, intensive Befragen auf dem Weg zur Fundstelle.:)
Am Parkplatz angelangt, wurde das Erlebte nochmal zusammengefasst und sie glich es mit Ihren Notizen ab.
Na, da hatte sie ob der Fülle an Informationen dann doch Zweifel, ob sie das nachher in einem Artikel vollständig und richtig wiedergeben könne.
Wie schon gesagt, habe ich nicht zum ersten mal mit der Presse zu tun und weiß, welcher Blödsinn da manchmal bei rauskommen kann. Ist bei aller Mühe des Journalisten auch verständlich, wenn der am nächsten Tag anhand von Notizen und Gedächtnis einen Artikel schreiben muss. Darum hatte ich vor dem Treffen schnell einen kleinen Artikel geschrieben, den ich ihr am Auto überreichte. Das fand sie Klasse.:D
Interviewter, Autor, Fotograf, Berater und Packesel in einem, das hatte ich bis dato auch noch nicht.
Insgesamt war es aber ein sehr nettes Erlebnis mit hoffentlich gesundheitlichen Schäden verhütenden Folgen für den Teil der Leserschaft, die ungeübt "in die Pilze" geht.
Zum Abschluß haben wir dann noch eine gemeinsame Sammeltour für die nächsten Tage ausgemacht.