Wer sich ein bisschen tiefer mit der Mykologie befasst, hat ja immer so ein paar Kandidaten, die er gerne mal finden würde.
Ich rede jetzt nicht von Exoten oder irgendwelchen mykologischen Kostbarkeiten. Nein, ich meine so an sich recht häufige oder zumindest nicht ungewöhnliche Arten, die fast jeder schonmal gefunden hat, außer einem selbst natürlich.
Sowas kann sich dann auch schonmal zur Manie entwickeln. So dass man an geeigneten Stellen auf den Knien rumrutscht, dabei beschwörend die Worte "Hier muss er doch sein, hier muss er doch stehen, hier ist es doch ideal" vor sich hinmurmelnd. Federkopfschmuck und Kürbisrasseln fehlen dabei zwar meist, würden aber durchaus passen.
Aber Nein, ganz gleich wie oft man auf die Knie fällt, egal wie perfekt der Standort ist, man findet die kleine Sau einfach nicht. Gestern hat der Maier ihn gefunden, heute finde ich ihn nicht, morgen findet der Müller ihn.
Reale Phantompilze also.
Irgendwann, meistens jedenfalls, nach langen Monaten, ja Jahren vergeblicher Suche wird man dann mal belohnt. Meist wenn man gar nicht mehr damit gerechnet hat, diese Art endgültig in das Reich der mykologischen Massenhypnose verdrängt, die alle Mykologen befällt, gegen die nur man selbst immun ist.
Soweit alles irgendwie normal, völlig im Rahmen gewöhnlicher Mykologie.
Aber manchmal, nur manchmal, kann einen sowas auch schier wahnsinnig machen. Nämlich dann, wenn man ganz (ziemlich) unmykologisch mit Frau und Hunden einen schönen Herbstspaziergang macht. Wenn man dabei, logisch, natürlich den Blick nicht vom Erdboden bekommt, und dabei, auch logisch, nix interessantes entdeckt.
Wenn dann aber von der anderen Seite des Weges die Stimme der Ehegattin - die sich im übrigen so gut wie gar nicht für Pilze außerhalb des Küchenbereichs interessiert, und die auch einen halbmetergroßen Orangebecherling höchsten mit den Worten " Sieht aus wie Plastik" quittiert - ja wenn dann diese Stimme glucksend sagt:" Ooch, der sieht aber komisch aus, kuck mal, als wenn da zufällig was draufgefallen wär."
Ja, wenn man dann hinübergeht, und "ihn" dann dort stehen sieht. An der Kante der Böschung, genau auf Augenhöhe, unübersehbar, quasi "Hier bin ich" schreiend, einzig der gelb-orange blinkende Leuchtpfeil fehlt, dann gehört das zu den großen Ungerechtigkeiten dieser Welt.
Zum Glück blieb der Supergau - Fotoapparat nicht mitgenommen - diesmal aus.
Kleiner Nest-Erstern (Geastrum quadrifidum):D