Bitte um Bestimmungshilfe...

Es gibt 19 Antworten in diesem Thema, welches 5.389 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

  • ... für dieses Exemplar. Finde ihn nicht in der mir vorliegenden Literatur...


    Er und seine Artgenossen wachsen auf einer Wiese vor unserem dörflichen Kindergarten.
    Er ist 6 cm hoch, sein Hut hat einen Durchmesser von 8,5cm bei einer Stieldicke von 2 cm...



    Danke im Voraus!

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Kiara!


    Wie sieht denn das da auf dem ersten Bild aus, wo ein Stück der Stielbasis abgebrochen ist? Ist das gelb oder liegt das nur an der Belsichtung?


    Interessant wäre mal ein Schnittbild von dem Champignon. Und ein paar Angaben zum Fundort und zum Geruch täten auch Not.


    VG, Beorn.

  • Die gelbe Stelle ist tatsächlich eher ein vanille/cremeweiß-Ton.
    Tja, Fundort... Wiese neben einer Kirche und einem Kindergarten in einem Dorf in Niedersachsen... in näherer Umgebung Maisfelder und Wohnsiedlungen. Geruch kann ich leider nicht zuordnen. Würzig, vielleicht eine ganz, ganz schwache Anisnote, die kann aber auch eingebildet sein (weil man mal gelsen hat, dass sie da sein könnte).


  • Ich hätte da mal eine Frage:
    wenn ich einen Champignon probiere, dann ich an dem Ring und der Lamellenfarbe erkannt habe, kann ich den dann immer essen, wenn er keinen widerlichen Geruch oder Geschmack aufweist?

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Kiara!


    Autsch!
    Das ist mir total entgangen, daß du hier noch Bilder nachgeliefert hast. :shy:
    Aber besser spät als nie, also danken wir auch mal Uliko, daß er das Thema wieder hochgeholt hat. :thumbup:
    Im Moment habe ich leider zu dem Champi noch keinen Namen. Agaricus Campestris scheint mir das nicht zu sein, und auch A. Xanthoderma kann man hier wohl ausschließen. Da muss ich jetzt ein paar Sachen nachlesen, was ich aber heute abend wohl nicht mehr schaffe. Ich hoffe, daß ich da morgen eine Antwort liefern kann. Zumindest mal was Ungefähres, wenn sich sonst niemand meldet, der eine Antwort parat hat. :evil:



    Dann aber noch @ Uliko:



    Ich hätte da mal eine Frage:
    wenn ich einen Champignon probiere, dann ich an dem Ring und der Lamellenfarbe erkannt habe, kann ich den dann immer essen, wenn er keinen widerlichen Geruch oder Geschmack aufweist?


    Nein.
    Erstens: Wie kommst du darauf, anhand des Ringes den von anderen Gattungen abgrenzen zu können? Es gibt Champis, deren Ring zB dem von Amanita Phalloides (grüner Knollenblätterpilz) sehr ähnlich sieht.
    Zweitens: Vergiss den Geschmack, ebenso wie den Geruch. Das kannst du machen, wenn du bei zwei Pilzarten, die du schon x-mal sicher bestimmt hast, immer wieder Gerüche und Geschmäcker vergleichst. Ansonsten taugt das nix als sicheres Erkennungsmerkmal.
    Wenn du aber die Gattung Agaricus sicher erkennst, gibt es ein einfaches Zeichen, um giftige von ungiftigen zu trennen: Stielbasis aufschneiden. Wenn da was gelb wird, ist er giftig, wenn nicht, dann ist es ein essbarer.
    Cave: Die Regel gilt nur für Europa. In den USA sieht das wieder anders aus.



    LG, Beorn.

  • Hallo Beorn, hallo Kiara,


    keiner der giftigen Agariceae (ist der Plural von Agaricus so richtig?) weisst irgend eine Anisnote auf. Ich denke da an einen schon etwas älteren Schafschampignon, wegen des kurzen kräftigen Stieles.


    Gruß
    Petra

    ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~


    Chipcounter: 85 Chips

  • Hallo Beorn,


    dachte ich mir doch, dass Du noch antworten wolltest ;)


    Nunja, ich wollte nun eben die charakteristischsten Merkmale des Champignon erwähnen, an denen ich ihn erkenne... ist schon schwierig, das insgesamt darzulegen. Ich erkenne halt einen Champignon, wenn ich ihn vor mir sehe und einen Knollenblätterpilz auch.


    In meinem Pilzbuch (Laux) steht eben bei dem Karbolchampignon, dass er einen widerlichen Karbolgeschmack aufweist und bei dem Perlhuhn-Champignon habe ich dasselbe gelesen... es gibt ja sonst keine giftigen Champignons?! Stimmt, ich habe gerade gesehen, dass die eine gelbe Stielbasis haben...
    Aber nach Geschmack kann man doch wohl gehen, wenn die giftigen alle widerlich schmecken sollen, dachte ich... habe es jetzt zumindest zwei Herbste lang so gemacht... (habe noch nie einen ungenießbaren Champi gehabt...)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Petra, Hallo Uliko!


    Warum wird jetzt darauf beharrt, giftige und ungiftige Champis am Geschmack oder Geruch zu erkennen, wenn es eine recht einfache und viel eindeutigere optische Methode gibt? So ganz kann ich das nicht nachvollziehen. Natürlich benutze ich zu Bestimmungen auch Geschmacks und Geruchssinn, weiß aber sehr wohl, wie veränderlich beises sein kann.



    Hallo, Kiara.


    Noch eine weitere Frage: Liegt Diepholz irgendwo in Küstennähe? Oder hat an dem Standort mal jemand recht viel Salz verloren? Ich denke irgendwie bei deinem Pilz die ganze Zeit an den Salzwiesenchampi, Agaricus Bernardii.



    LG an alle,
    Beorn.

  • Hallo Beorn,


    ich möchte nicht darauf beharren. Ich bin sehr dankbar für den Hinweis mit der gelben Basis und werde schauen wie praxistauglich er ist (anscheinend wohl sehr). Geschmack und Geruch werde ich trotzdem beachten.
    Danke.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Stefan!


    Eine interessante Alternative bringst du da ins Spiel. Welche Literatur benutzt du denn da?
    Bei Krieglsteiner finde ich Agaricus Spissicaulus (Möller) als Synonym für Agaricus Litoralis (Wakefield & Pearson). Die Beschreibung in den Großpilzen BWs (Band 5, S. 514) ist recht dürftig, was an der Seltenheit der Art liegen dürfte. Infos im Netz sind da auch eher rar gesäht - was an der Seltenheit der Art liegen dürfte. Einigermaßen interessant finde ich noch diese Seite: Rogersmushrooms.com.


    In jedem Fall sollten sich die Arten (also A. Bernardii und A. Litoralis) makroskopisch extrem ähnlich sein, zumal auch die von dir vorgeschlagene Art offenbar ein Küstenbewohner ist.


    Naja, falls Kiara hier nochmal reinschaut, werden wir ja zumindest mal noch Infos zum Standort bekommen.


    LG, Beorn.

  • Hallo, hallo...


    Vielen Dank für die vielen Bestimmungsansätze... die mich allerdings in meinem (derzeit noch) recht beschränktem Verständnis ein wenig überfordern.


    Diepholz liegt nicht in Küstennähe und ob unser Pastor auf der Wiese neben seinem Haus Salz säht, weiß ich nicht... ;)


    Ich habe aber - im Nachhinein betrachtet - einen Fehler gemacht, was die Beschreibung des "gilbens" bei Anschnitt angeht. "Mein" Champignon zeigte tatsächlich zurückgehende, gelbe Verfärbungen im Schnitt, auch noch ca. zwei stunden, nachdem er "geerntet" wurde. Allerdings waren die wieder nicht so extrem, wie man es auf manchen Fotos im Netz findet. Da ich keine sichere Ahnung habe, wie Karbolsäure bzw. Phenol riecht, habe ich keine Ahnung, ob er danach roch. Er roch auf alle Fälle eher unangenehm.


    Himmel, ich hätte nie gedacht, dass ein Pilz so dermaßen kompliziert sein kann... :)

  • hi beorn!
    in diesem fall wurde ich in der "bertelsmann lexikothek, naturenziklopädie europas, pilze und niedere pflanzen". da ist zwar viel drinne, aber leider sind die fotos knapp und alle ohne schnittbild!
    zur verbreitung steht da: Besonders im küstengebiet. vereinzelt auf der schwäbischen alb und im fränkischen jura
    VG stefan

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Kiara!


    Ok, deine neuen Infos weisen dann tatsächlich in eine ganz andere Richtung. ;)


    Ich revidiere mich mal und tendiere jetzt doch eher zum Karbolegerling, Agaricus Xanthoderma s.lat. Die Gelbfärbung der Knolle geht natürlich nach einiger Zeit zurück. Außerdem hatte ich selbst schon ab und an einen Fund von A. Xanthoderma, der nahezu gar nicht in der Knolle gilben wollte. Sämtliche (3) Funde dieser Art waren aber auch in der Stielbasis stark verwurmt.


    Insgesamt ist es aber so, daß die Literatur zwar größtenteils von einer "deutlichen chromgelben Verfärbung der Stielbasis" spricht. Und ganz so einfach ist es eben nicht. Leider hatt ich die Reste von gelb, die auf den Bildern erkennbar sind, eher als rotbräunlich wahrgenommen.


    Was zu folgender Schlußfolgerung führt:
    Online - Bestimmungen über Bilder bieten immer ein Fehlerpotential. Und daher ist der Hinweis, daß es nie zu einer Verzehrfreigabe kommt, in jedem Fall berechtigt. :evil:



    LG, Beorn.



    Edit:
    Hallo, Stefan!
    Danke für die Info. Ja, Schnittbilder sind eben oft selten, gerade wenn es ich um so eine vereinzelt vorkommende Art handelt. Da helfen dann nur die Beschreibungen weiter. Oder eigene Erfahrungen, aber dazu müsste man den entsprechenden Pilz erstmal finden. :D

  • Hallo,


    ergänzend zu Beorns sehr guten Informationen kann man zum Karbolegerling noch sagen, dass - wenn die chromfärbung nicht eindeutig ist - der Pilz zumindest beim Erhitzen stark chemisch riecht :)

  • Karbol riecht wie ne Mischung aus Tinte und Desinfektionsmittel!

    LG Inken


    _____________
    Essensfreigabe nur beim PSV vor Ort!


    Pilzchips: 92 (100 + 20 APR 2013 + 5 APR 2014 - 15 Kollekte APR2015 + 17 APR 2015 -10 Kollekte APR2016-10 Einsatz Podiumswette- 15 APR2020 +9 APR2020 )=101 -APRStartgeb.2021= 86

    • Offizieller Beitrag

    Hallo nochmal!


    Stimmt alles, Kuschel und Inni!
    Allerdings würde ich es als Merkmal zur Bestimmung nicht überbewerten. Manche Karbolegerlinge riechen zB erfahrungsgemäß erstmal gar nicht. Selbes gilt für Wiesenchampis. Wo ich den Geruch immer gleich gut whrnehmen konnte, war bei Funden vom Perlhuhnegerling (Agaricus Moelleri).


    Allerdings habe ich noch nie einen Karboli in die Pfanne gehauen, Kuschel. Ich hoffe, daß ich bald mal noch einen finde, dann muss ich das unbedingt mal ausprobieren. :D


    LG, Beorn.