Birkenpilz?

Es gibt 14 Antworten in diesem Thema, welches 5.216 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Pilzolleginnen und Pilzkollegen!


    Letzten Samstag entdeckte ich einen Pilz, der noch in keine Schublade so recht passen will.


    Fundort: Odenwald, so zwischen 350 und 400m üNN; mitten im Wald
    Bäume: Vorwiegend Weißbuchen und Fichten, vereinzelt Birken
    Boden: eher trockener Standort, also nix mit moorig oder direkt am Bach.
    Ökologie: keine Ahnung. Eher was saures. Sehr viel Moos nebenan.
    Geruch: mild, unbedeutend




    Zu den Schnittbildern:
    Ich hab' da mal einen durchgeschnitten. Ertmal ist nix passiert. Dann bin ich mal fünf Minuten in der Gegend rumgekrochen und hab' Photos gemacht und Boiiiiiig! War er blau da unten.


    So.


    Mit Krieglsteiner lande ich bei zwei Alternativen:
    A)
    Großpilze BWs, Band 2, Seite 268: Leccinum Brunneogriseum.
    Da passt mir der Standort gar nicht.
    B)
    Großpilze BWs, Band 2, Seite 266: Leccinum Nucatum
    Gefällt mir schon besser.


    Aber was ist dann das hier:



    Den hatt ich so für mich eigentlich als L. Nucatum bestimmt. Leider sind die Photos Mist. An dem Tag war ich krank. Der - eirklich komplett weiße - Pilz stammt auch aus dem Odenwald, ein bisschen tiefer, Fichten, Kiefern und Birken, Standort deutlich feuchter als bei dem dunkler behüteten Pilz.



    Über Vorschläge würde ich mich sehr freuen.


    LG, Beorn.

  • Hallo Beorn,


    das weisse Exemplar sieht wie ein Leccinum holopus aus.


    Gruß
    Petra

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Petra!


    Sieht so aus, ist es aber mit 99% Wahrscheinlichkeit nicht. Erstens ist Holopus extrem selten, zweitens lt. oben zitierter Literatur ganz klar auf einen Standort in torfigen Mooren beschränkt. Das ist hier nicht gegeben.


    LG, Beorn.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Petra!


    Danke für den Link! :thumbup:
    Hilft er mir weiter?
    Jein.
    Immerhin zeigt sich hier wieder, daß es je nach Autor schon Unterschiede bei der Abgrenzung einzelner Arten gibt. Immerhin habe ich hier eine weitere Alternative gefunden, nämlich Leccinum Cyaneobasileucum, der bei Krieglsteiner leider nicht auftaucht. Aber auch der passt vom Standort her nicht.


    Zwischenfazit: Ich brauche mehr Literatur...


    LG, Beorn.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Pilzner!


    Von den Merkmalen her passt da alles, bis auf den Standort. Da werde ich dann mal ein Auge zudrücken müssen. ;)


    Sind denn Cyanobasileucum und Brunneogriseolum synonym?
    Ersteren gibt's ja bei Krieglsteiner nicht, aber von der Beschreibung her und dem Trivialnamen ist das bei ihm dann zweiteres...


    Danke und Grüße, Beorn.

  • Hallo Beorn,


    Leccinum cyaneobasileucum ist glaub ich der zur Zeit gültige Name wenn irgendjemand es nicht schon wieder geändert hat. Ich finde ihn häufig an recht feuchten Standorten, dort gern vergesellschaftet mit dem Vielverfärbenden Birkenpilz (Leccinum variicolor). Dort gibt es auch eine fast weiße Variante von dem.


    Viele Grüße

    • Offizieller Beitrag

    Hallo und Danke!


    Dann hab' ich den mal unter Cyanobasileucum archiviert. Aber den weißen lasse ich mal unter Nucatum, wenn auch mit Fragezeichen. :D Aber von dem habe ich auch kein Schnittbild, der war ein Einzelgänger.


    LG, Beorn.

  • Hallo Beorn,


    Der erste Raufuß wurde schon richtig bestimmt. Bei den weißen Raufussröhrlingen ist es nicht immer einfach die zu bestimmen. Hier hilft nur das Mikroskop weiter ;)


  • Hallo und Danke!


    Dann hab' ich den mal unter Cyanobasileucum archiviert. Aber den weißen lasse ich mal unter Nucatum, wenn auch mit Fragezeichen. :D Aber von dem habe ich auch kein Schnittbild, der war ein Einzelgänger.


    LG, Beorn.

    Mach das ruhig, das Gegenteil kann dir sowieso keiner beweisen:D.


    Viele Grüße

  • Hallo zusammen!


    Beim braunen Exemplar sehe ich nichts anderes als die bisher erwähnte Art "Leccinum cyanobasileucum", Aussehen, Farbgebung und Verfärbung der Stielbasis sind wohl typisch.


    Meine Gedanken zum weißen Exemplar:


    Eine Zuordnung des weißen Exemplares zum Weißlichen Moor-Birkenpilz (L. holopus bzw. L. nucatum --> Anmerkung hierzu weiter unten!) oder aber dem Wollstieligen Rauhfuß (L. cyaneobasileucum) halte ich insbesondere ohne weitere Angaben zu Verfärbungen auf Druck oder im Schitt für nicht möglich.


    Wenn aber schon eine Bezeichnung mit Fragezeichen, warum dann nicht eher Leccinum cyaneobasileucum mit Fragezeichen?


    ---> Der Standort (feucht mit offensichtlicher Tendenz zu eher trocken!) spricht doch vielmehr für Leccinum cyaneobasileucum?


    Zur Antwort von Petra:


    Wie bereits angedeutet ist die Antwort von Petra durchaus gerechtfertigt, denn (etwas angepasster Beitrag meinerseits aus einem ähnlichen Thread):


    Leccinum scabrum var. niveum ist in der Tat ein Synomym für den


    Moorbirkenpilz (Quelle: Arbeitsgemeinschaft Pilzkunde Vulkaneifel
    ---> L. scabrum var. niveum (Fr.: Opat.) Mos., Moorbirkenpilz = L. holopus (Rostk.) Watl.
    Nachw.: Ebert, 1987 - Abb.: BK 3/33; CE 1/601; RH 230),


    ebenso der als "Grobschuppiger Birkenpilz" bezeichnete Leccinum nucatum (Quelle: Species fungorum).


    Somit sind alle drei Arten momentan an den Namen "Leccinum holopus" gebunden, deutscher Name: (Weißlicher) Moorbirkenpilz, womit der Standort in jedem Fall feucht, nass oder "moorig" sein müsste!


    Die Bestätigung von Gerd:


    Zwischenzeitlich werden die von dir genannten Taxa als konspezifisch bewertet und nach meiner Recherche auch anerkannt. Dies wird u.A. damit begründet, dass es (a) Merkmalsüberschneidungen gibt und (b) die DNA-Analysen eine Trennung nicht rechtfertigen:


    ---> "Leccinum niveum = L. holopus = L. nucatum"


    Somit würde


    Zitat

    Sieht so aus, ist es aber mit 99% Wahrscheinlichkeit nicht...


    nicht nur auf L holopus, sondern auch auf Beorn's Favoriten (L. nucatum) zutreffen, was jedoch durch die nicht gerechtfertigte Trennung der drei Arten doch um einiges relativiert werden müsste!


    Einen schönen Tag wünscht Euch


    Fredy

    Pilzliebe geht durch das Objektiv und nicht durch den Magen!

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Fredy!


    Na, wenn das so ist, dann kann ich Nucatum ja getrost ausschließen. ;)
    Und werde das auch tun.


    Das Nucatum / Holopus / Niveum synonymisch zu verstehen sind, war mir nicht klar, und geht auch aus der Beschreibung bei Krieglsteiner nicht hervor. Aber da vertraue ich im Zweifel schon lieber IF.


    Dannn schulde ich dir wieder mal Dank für das Aufklären dieses Mißverständnisses. ;)


    LG, Beorn.

  • Hallo Beorn!


    Ein "Missverständnis" ist das sicherlich nicht!


    Schließlich hatten die verschiedenen Artbezeichnungen vor der Zusammenlegung wohl auch ihre Gründe und Anhänger und sicherlich gab's da auch gewisse Unterschiede in der Auffassung betreffend des jeweilig zugehörigen Habitats. Größtwahrscheinlich wird über die Zusammenlegung auch heute noch, vielleicht sogar genau jetzt..., irgendwo noch diskutiert und wenn nicht über die Zusammenlegung im Allgemeinen, dann vielleicht über die Frage, ob es vielleicht nur zwei davon sein dürften und die dritte eigenständig bleiben sollte usw...


    Du kennst das ja mittlerweile... :D !


    Und wie gesagt: Ohne Schnittbild und das Auge eines erfahrenen Mannes bzw. einer erfahrenen Frau, der bzw. die dieses dann beurteilen könnte (blau..., blau-grün, nur in der Basis..., bei Verletzungen am Stiel..., nur in der Basis...) wage ich den Holopus-Niveum-Nucatum nicht ausschließen, denn wer kann schon sagen wo "trocken bis feucht" anfängt und "feucht bis moorig" aufhört?


    Vielleicht kannst Du ja reinen Gewissens diese Zuordnung für Dich selber treffen, aber für den "unbeteiligten" Bestimmer, der die Lokalität nicht mit eigenen Augen gesehen hat, ist das wohl ein ziemlich gewagter Spagat.


    Viele Grüße,


    Fredy


    P. S.: Hast Du Dir die Seiten von Herrn Noordeloos (siehe Link von Petra) mal angesehen? Dort stehen einige sehr interessante Sachen zum Thema, auch zur Holopus-Cyanobasileucum-Problematik!

    Pilzliebe geht durch das Objektiv und nicht durch den Magen!

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Fredy!


    Warum muss wird nur alles immer so kompliziert, sobald man einen genaueren Blick auf die Sache wirft? Das Mißverständnis, von dem ich sprach, ist nicht auf die Taxonomen zu beziehen, sondern eher auf mein (mangelndes) Wissen bzw. meine Interpretation der herangezogenen Quellen: Krieglsteiner und Pilzforum.eu. :D


    Wenn ich die Beschreibungen der verschiedenen Arten unter getrennten Taxonymen als gesichert voraussetze, kann ich ja nur auf die Klappe fallen. Insofern ist Entoloma.nl da eine wirklich aufschlußreiche Quelle, weil sie sehr gut die Probleme der Einordnung und Beschreibung der einzelnen Arten behandelt.


    Das ist aber auch extrem schwierig, hier zu endgültig schlüssigen Beschreibungen und klar abgrenzbaren Namen zu kommen. Bei solchen Arten und Varianten, die einfach sehr selten und dann auch noch teilweise nur mikroskopisch abzugrenzen sind, fehlen ja einfach Daten. Wie viele Funde sind denn da überhaupt gesichert, wie viele wurden überhaupt eingehend und auch mikroskopisch untersucht? Was gibt es eventuell für Übergangsformen, die anhand der bisherigen Ergebnisse eben gar nicht sicher in eine Schublade einzuordnen sind?


    Da sind doch Diskussionen unter den Forschern unumgänglich, und auch absolut notwendig. Sicher ist es schade, wenn ein Amateur –“ Bestimmer wie ich zu keinem klaren Ergebnis kommt. Auf der anderen Seite ist es aber auch spannend, daß sich da so Vieles noch im Fluß befindet. Das sensibilisiert und motiviert ja dann auch, eben nochmal genauer hinzusehen. Im Moment könnte ich mich blauschwarzärgern (und nein: Ich bin trotzdem kein Hainbuchenröhrling! :D ), daß ich den ganz weißen nicht näher untersucht habe. Allerdings kommen da immer auch meine Hemmungen ins Spiel, wenn ich einen Einzelgänger einer potentiell seltenen Art vor mir habe.Obwohl ich ja >den Boletus< auch geopfert habe. Da bin ich doch im Nachhinein sogar froh, daß es eben kein Königsröhrling war.


    Dennoch werde ich in Zukunft noch genauer hinsehen, werde sicher auch hin und wieder einen Pilz –žopfern–œ, bin dann aber auch gerne bereit, sämtliche Daten für eine Erfassung zur Verfügung zu stellen. Auch wenn ich noch nicht so genau weiß, an wen ich mich da idealerweise wenden müsste. Denn das oben beschriebene Problem mit den mangelnden Funddaten betrifft ja nicht nur die –žBirkenpilze–œ, sondern findet sich innerhalb vieler Gattungen. Und wenn es denn einen Nutzen hat, und nicht nur irgendwo im Nirvana verhallt, dann schicke ich bald auch gerne meine Proben durch die Republik. ;)