Hallo liebes Forum,
dieses Pilzjahr habe ich den tödlich giftigen Gifthäubling (Galerina marginata s.lat) des Öfteren gefunden, so dass ich hier eine kleine Zusammenstellung der bisherigen Fundbilder, auch im Vergleich zum Stockschwämmchen, zeigen möchte.
Überhaupt schien mir der Gifthäubling dieses Jahr wohl besonders häufig vorzukommen, wie auch viele Forumsberichte nahe legen können. Die Frage der Verwechslungsgefahr wird immer wieder diskutiert. Dieses Thema interessiert mich besonders, da ich seit diesem Sommer das Stockschwämmchen (Kuehneromyces mutabilis) zu Speisezwecken sammele und so natürlich den giftigen Doppelgänger genau kennen muss.
Seitdem ich mit Stockschwämmchen in der Pilzberatung war und den Gifthäubling mehrmals selbst gefunden habe, glaube ich die beiden Pilzarten gut unterscheiden zu können.
Letztes Wochenende erst habe ich den Gifthäubling jedoch kaum 2 Meter von Stockschwämmchen entfernt im selben Totholzbestand gefunden (dazu mehr am Ende dieses Beitrags), was doch nachdenklich stimmt:
Soviel also zur Notwendigkeit für Stockschwämmchensammler, den Gifthäubling genau zu kennen
Indem ich dieses Beitrag erstelle, versuche ich mich jetzt selbst mit meinen Funden auseinander zu setzen und diese aufzuarbeiten. Es gilt jedoch zu beachten, dass ich Laie bin und dieses natürlich nicht überall ausreichend in die Tiefe geht/ wissenschaftlich exakt ist. Auf die Komplexität der Zuordnung innerhalb der Gruppe um Galerina Marginata gehe ich z.B., da ich dies nicht überblicke, nicht genauer ein. Gerne kann hier jemand, der hier mehr Ahnung hat, ergänzen und kommentieren.
Zu Thema Stockschwämmchen-Gifthäubling möchte ich auch auf die sehr empfehlenswerte Darstellung von bwergen/Björn verweisen:
http://www.pilzforum.eu/board/…ling-vs-stockschwaemmchen
Nun zu den Unterscheidungsmerkmalen von Stockschwämmchen und Gifthäublingen:
Das wichtigeste Unterscheidungsmerkmal ist ohne Zweifel der Stiel, alle weiteren Merkmale sind nicht 100 Prozent zuverlässig und nur als Ergänzung zu verstehen, sie können, müssen aber nicht immer zutreffen oder sind nicht klar von einander abzugrenzen:
DAS STOCKSCHWÄMMCHEN (K. Mutabilis):
Zentrales Merkmal des Stockschwämmchens:
+++ unterhalb des Stielringes mit feinen Schüppchen/Flocken besetzt, über dem Stielring glatt
Sekundäre Merkmale:
(++) angenehm pilziger, fast fruchtiger Geruch
(+) Der Hutrand ist in der Regel nicht gerieft
(+) je nach Feuchtigkeit stark farbig unterteilter, hygrophaner Hut (Vorsicht: auch beim Gifthäubling möglich!) - bei starker Feuchtigkeit wird der Hut beim Stockschwämmchen vom Rand beginnend durch die Feuchtigkeit dunkler ocker/ockerbraunfarbig, in der Hutmitte bleibt oft ein hellerer Bereich.
(+) oft äußerst büschelig an totem Laubholz wachsend, selten an Nadelholz
Einige Bilder des (je nach Feuchtigkeit, Alter und auch in der Grüße) sehr variablen Stockschwämmchens:
(+) Bei sehr jungen Stockschwämmchen finden sich die Schüppchen nicht nur am Stiel, sondern auch schwach am Hut (auch dies ist bei G. Marginata nicht der Fall):
Junge Stockschwämmchen:
DER GIFTHÄUBLING:
Zentrales Merkmal des Gifthäublings:
+++ silbrig/seidig längsüberfaserter, glatter Stiel mit relativ flüchtigem Ring
Sekundäre Merkmale des Gifthäublings:
(+) mehliger, nicht so angenehmer Geruch (aber würde man den nach der 60. Geruchsprobe an allen Pilzen eines Stockschwämmchenfundes noch wahrnehmen?)
(+) der Hutrand des Gifthäublings ist tendenziell oft schwach gerieft (sieht Bild oben)
(+) der Gifthäubling ist oft etwas kleiner als das Stockschwämmchen (aber nicht immer!)
(+) der Stiel ist außen eher silbrig hell überfasert - innen im Fleisch vergleichsweise etwas dunkler, vor allem zur Stielbasis hin
(+) der Gifthäubling wächst tendenziell nicht ganz so massig-büschelig wie das Stockschwämmchen
(+) Vorkommen: öfter auf totem Nadelholz als auf Laubholz, aber beides kommt vor (nicht nur an Nadelholz, wie die irreführende frühere Bezeichnung "Nadelholzhäubling" nahelegen könnte...)
Anmerkungen zu den Merkmalen:
Einige sekundäre Merkmale des Stockschwämmchens, wie der oft stark hygrophane Hut, können auch beim Gifthäubling vorkommen. Der Gifthäubling ist oft etwas kleiner als das Stockschwämmchen, aber eben nicht immer! Dass der Gifthäubling einzelnd wächst und das Stockschwämmchen stark büschelig, wie es in manchen Pilzbüchern noch steht, mag gelegentlich zutreffen, man findet jedoch auch büschelig erscheinende Gifthäublinge (siehe Fotos unten)! Der Gifthäubling kommt jedoch selten in solchen Massen an einem Baumstrunk wachsend wie das Stockschwämmchen vor.
Ein befreundeter Pilzsachverständiger gab mir zur Unterscheidung den ergänzenden Hinweis, dass Gifthäublinge im unteren Stielbereich im Schnitt i.d.R. dunkler seien als Stockschwämmchen - dieses Merkmal schien mir bei meinen Funden zuzutreffen. Als klares Unterscheidungsmerkmal möchte ich es jedoch nicht postulieren.
Nun folgen Fotos einiger diesjährigen Gifthäublingsfunde:
1. Fundstelle: Gifthäubling, büschelig und vereinzelt wachsend auf vergrabenem Nadelholz im Nadelwald am Boden:
Die an Funstelle 1 gefundenen Gifthäublinge im Vergleich zu den im gleichen Wald gefundenen Stockschwämmchen, zu Hause als Vergleichsbilder fotografiert:
Jeweils links die Stockschwämmchen / rechts die Gifthäublinge:
Man beachte den hygrophanen Hut der beiden von oben gezeigten Gifthäublinge, der fast genau so gefärbt ist wie beim Stockschwämmchen! Dieses Merkmal kann die beiden Arten also nicht klar trennen!
Schnittbild - links Stockschwämmchen / rechts Gifthäubling:
Detail - Schnittbild Stockschwämmchen:
Detail - Schnittbild Gifthäubling:
2. Fundstelle Gifthäublinge:
Diese sehr jungen Exemplare sehen etwas anders aus als die von den Fundstellen 1 und 3), vielleicht eine andere Unterart oder einfach, weil sie gerade erst im Aufschirmen sind...
3. Fundstelle Gifthäublinge, zusammen mit Stockschwämmchen: Hier nun der oben erwähnte Fund von Gifthäubling und Stockschwämmchen in einem Totholzbestand, wenngleich nicht am selben Holzstück. Die Standorte sind jeweils im Bild mit Pfeil und Beschriftung gekennzeichnet:
Die oben gekennzeichneten Gifthäublinge am Originalstandort, schön für die Fotosession angeleuchtet:
Diese Gifthäublinge im Vergleich mit den links im Übersichtsbild gekennzeichneten Stockschwämmchen:
Links zwei Stockschwämmchen (X-Form), rechts 4 Gifthäublinge:
Bei diesem Fund ist ein doch recht deutlicher Größenunterschied zu sehen.
Schnittbild:
Stockschwämmchen links,
Gifthäubling rechts:
Der Hut im Vergleich:
Links (groß): Stockschwämmchen
Rechts (klein) und geriefter Hutrand: Gifthäubling
Zum Abschluss ein möglicher 4. Fund des Gifthäublings: Wahrscheinlich scheint mir hier G. Marginata in vertrocknetem Zustand - zumindest vermute ich dies aufgrund der faserigen Stiele und einiger etwas weniger eingetrockneter Exemplare:
Über Korrekturen und Ergänzungen zu diesem Beitrag würde ich mich freuen!