Boletus der spannenden Art

Es gibt 7 Antworten in diesem Thema, welches 2.815 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Pilzbegeisterte!


    Nachdem das Fortbildungsprogramm heute zeitig beendet war, rief mich die herrliche Herbstsonne in den Wald. Dabei stolperte ich - nichts Böses ahnend - über einen wunderlichen Pilz. Leider ist das untersuchte Exemplar schon ziemlich alt und angeknabbert, das einzige weitere Exemplar im Unkreis war kaum mehr als eine Moderpfütze im Laub.


    Fundort: Odenwald; ca. 300m üNN; wärmebegünstigter Südhang; trockenes Milieu
    Bäume: Buchen + Eichen
    Boden: Lassen wir mal weg. Da bin ich zu unsicher. Ansonsten würde ich ihn nach dem Pilz bestimmen, also neutral bis basisch. ;)
    Geruch: schwach, mild
    Geschmack: erst mild, dann leicht säuerlich (vgl. Alter des FK), dann nach Steinpilz.
    Verfärbungen der Poren auf Druck: keine
    Verfärbungen des Stieles auf Druck: keine
    Verfärbungen im Schnitt: Aber sowas von gar keine.
    Zu den Farben: Die Bilder sind mit unterschiedlichen Belichtungen aufgenommen. Kein Blitz im Spiel. Die mit den wärmeren Farben sind mir irgendwie etwas zu gelb. Aber nicht viel. Die anderen sind etwas zu blass. Ich sag's mal so: Das Netz ist in Wirklichkeit schon blass gelblich. Der Hut ist wirklich überwiegend rosa - beige. Die Basisfarbe des Stieles ist der des Hutes ähnlich, aber blasser und mit etwas mehr braun. In der Stielbasis lässt sich etwas rotes an den Fraßstellen erahnen. Aber da fehlt eben eine Menge...




    Also, eigentlich habe ich schon die Lösung. Viel kommt da ja nicht in Frage. Dennoch wollte ich gerne eure Meinungen dazu lesen. Ist ja eben nicht gerade ein alltäglicher Fund.



    LG, Beorn.

  • Hallo Beorn,


    Das ist ein Kiefern-Steinpilz (Boletus pinophilus). Der Bursche ist je nach Standort sehr variablel in seiner Erscheinung. Der Name ist wie bei edulis irreführend, denn er kommt auch mit Laubbäumen wie z.b. Rotbuche aus ;)


  • Hallo Beorn,
    ich sehe hier einen Sommersteinpilz, Boletus aestivalis/reticulatis.
    Grüße
    hübchen


    Genau das war auch mein erster Gedanke, zwar etwas spät, aber why not?


    lg björn

    Projekt Fungi: 3277

    [FERTIG] Band 1a: 440 Pyrenomyceten mit 0-1fach sept. Sporen; Band 1b: 380 Pyrenomyceten mit 2-M.

    Band 2a: Pezizomycetes, Hypogäische Eurotiomycetes, Lecanoromycetes, Arthoniomycetes

    Band 2b: Leotiomycetes, Geoglossomycetes, Taphrinomycetes, Laboulbeniales, Orbiliomycetes

    Band 3: Rindenpilze, Heterobasidiomycetes, Cyphelloide Pilze
    Schwarzwälder Pilzlehrschau

  • Zitat

    Der Hut ist wirklich überwiegend rosa - beige


    Da ich beide Arten (reticulatus und pinophilus) schon mehrfach gefunden habe, kann ich mich mit dem Sommersteinpilz aufgrund der Hutfarben nicht so recht anfreunden. Ich zumindest kenne reticulatus nur mit kastanienbrauner bzw. hell/lederbrauner Kappe. Es kann aber auch an den farbverfälschten Bildern liegen (sorry Beorn :shy: ) und täuschen.

  • Zitat

    Der Hut ist wirklich überwiegend rosa - beige


    Da ich beide Arten (reticulatus und pinophilus) schon mehrfach gefunden habe, kann ich mich mit dem Sommersteinpilz aufgrund der Hutfarben nicht so recht anfreunden. Ich zumindest kenne reticulatus nur mit kastanienbrauner bzw. hell/lederbrauner Kappe. Es kann aber auch an den farbverfälschten Bildern liegen (sorry Beorn :shy: ) und täuschen.


    Glaubst du wirklich? Die Hutfarbe hatte mich im zweiten Moment auch an den Kiefernsteinpilz erinnert, aber für mich ist der hier zuwenig rotbraun. Ich hatte den Kiefernsteinpilz erst einmal und der sah farblich ganz anders aus, aber er hatte allerdings auch so ein stark ausgeprägtes, fast weißes Stielnetz (was ich bei mehreren Sommersteinpilzfunden noch nicht so gesehen habe).


    Wenn ich den Pilz mit B. aestivalis vergleiche, passt die Hutfarbe aber auch nicht ganz so gut, denn der ist normalerweise haselbraun und hat eine lange sehr flache Röhrenschicht.


    lg björn

    Projekt Fungi: 3277

    [FERTIG] Band 1a: 440 Pyrenomyceten mit 0-1fach sept. Sporen; Band 1b: 380 Pyrenomyceten mit 2-M.

    Band 2a: Pezizomycetes, Hypogäische Eurotiomycetes, Lecanoromycetes, Arthoniomycetes

    Band 2b: Leotiomycetes, Geoglossomycetes, Taphrinomycetes, Laboulbeniales, Orbiliomycetes

    Band 3: Rindenpilze, Heterobasidiomycetes, Cyphelloide Pilze
    Schwarzwälder Pilzlehrschau

    • Offizieller Beitrag

    Hi!


    Ja, da hatte ich ganz ähnliche Überlegungen wie ihr. ;)
    Reticulatus war eigentlich sehr schnell raus. Genauso wie Appendiculatus. Über Pinophilus habe ich etwas länger nachgedacht. Aber - auch wenn es auf beiden Bildern irgendwie ziemlich weiß aussieht: Das Netz ist hellgelb. Es ist deutlich erhaben. Es überzieht den gesamten Stiel von der Spitze bis zur Basis, und das bei so einem Methusalem...


    Der Hut ist schon sehr rosa. Darf das bei Pinophilus so sein? :/
    Da hätte ich eher etwas rötliches erwartet. Und vielleicht auch weniger Gelbtöne in Hut und Stiel...



    LG, Beorn.



    PS.:


    Ok. Problem erkannt: Wie ich schon schrieb, bei den helleren Bildern sind die Farben zu blass. Die Trama ist nicht wirklich komplett weiß, so wie es oben aussieht. Allerings wohl doch deutlich zu weiß für das Ergebnis, was ich gerne "erträumen" würde. Also ganz weit weg von "zitronengelb". Trotzdem hier nochmal ein Schnittbild mit der anderen Belichtung:


    Wenn es denn möglich ist, daß Pinophilus unter Buchen oder Eichen vorkommt, daß er ein solches Netz ausbildet, und daß der Hut derart gefäbt ist, dann sollte es doch der sein.



    VG, Beorn.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo!


    Zunächst hier meinen Dank an alle, die sich mit Tips und vorschlägen beteiligt haben. Der Pilz ist bei mir nun unter Boletus Pinophilus archiviert. Das passt besser als Boletus Reticulatus, den ich schon oft, in allen Altersstufen und an unterschiedlichen Standorten gefunden habe. Und die Bilder sind farblich echt bescheiden! Daran arbeite ich noch, bin zur Zeit am experimentieren.


    Eigentlich hatte ich noch mit einer anderen Lösung geliebäugelt, aber da war dann wohl der Wunsch Vater des Gedanken: Boletus Regius mit so wenig gelb im Fleisch gibt es schlichtweg nicht. Zumindest schließen das alle gefundenen Quellen aus. Folgende Erkenntnis habe ich daraus mitzunehmen: Bei Unsicherheit ist immer in alle Richtungen zu vergleichen. ;)


    Ich bin dann gestern und heute noch mal einige Quellen durchgegangen, und –“ man höre und staune –“ habe eine Menge Bilder verglichen. Demnach bin ich nun auch mit den Hutfarben absolut einverstanden. Das Netz stört mich noch, aber das kann in diesem Fall einfach untypisch ausgeprägt zu sein.


    Aus zwei Gründen ist dann auch Boletus Pinophilus für mich ein sehr erfreulicher Fund: Die Art hatte ich bisher erst einmal in der Hand, und das war auch ein Mitbrigsel meines Schwagers von einer Radtour. Zweitens hätte ich mir sicher noch tagelang Vorwürfe wegen Abpflücken und Aufschneiden eines noch selteneren Pilzes gemacht, wenn es wirklich ein Regius gewesen wäre.


    Irgendwann finde ich den auch noch. Aber wohl nicht im Odenwald. :(


    LG, Beorn.