Sammelverbote! Was haltet ihr davon?

Es gibt 30 Antworten in diesem Thema, welches 10.217 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Satansröhrling.

  • Über Sinn und Unsinn von Sammelverboten


    von Helgo Bran, Biologe aus Freiburg i. Breisgau


    Im September 2008 sind der Sammelleidenschaft von Pilzfreunden im Südwesten Deutschlands erneut Grenzen gesetzt worden. Eine Verordnung des Landratsamts Lörrach besagt, dass nur ein Kilogramm pro Person und Tag gesammelt werden darf. Begründung der Naturschutzbehörde: man müsse der Pilzflora eine Überlebenschance geben. Ähnliche Schutzvorschriften werden auch andernorts diskutiert und erwogen. Dabei stellt sich die Frage, ob derartige Beschränkungen überhaupt Sinn machen und dem Wohl der Pilze dienen.


    Pilze sind, biologisch betrachtet, keine Pflanzen und Pilzfruchtkörper keine Individuen. Pilze kann man nicht wie z. B. Edelweiß schützen. Dies hat man zwar erst vor wenigen Jahrzehnten klar erkannt, ist in der Wissenschaft nun aber einhellige Meinung. Pilze leben ganz anders als Pflanzen. Was wir aus dem Erdboden oder aus Holz als Pilze heraustreten sehen, sind nicht die eigentlichen Pilzwesen. Es sind lediglich die unter bestimmten Umständen gebildeten, meist kurzlebigen Fruchtkörper der in Holz oder Streu als Myzel oder aber als Mykorrhiza um die Feinwurzeln von Bäumen jahrelang weiterlebenden, meist unscheinbaren Organismen.


    Manche Pilzmyzelien werden Jahrtausende alt, schieben aber nicht in jedem Jahr Fruchtkörper ans Tageslicht. Die Pilzfruchtkörper sind also etwas Änliches wie Äpfel an einem Apfelbaum. Der Apfelbaum lebt gut weiter, gerade wenn er einmal keine Früchte gezeitigt hat. Wenn er aber trägt, ist es für ihn das Beste, wenn man all seine Früchte pflückt oder aufliest. Schon um die Vermehrung von Fruchtfäulepilzen oder Insektenmaden (Apfelwickler!) zu mindern und sich entsprechende Spritzungen zu ersparen. Auch für Pilze ist es das Beste. Ihre Fruchtkörper werden - rechtzeitig vor dem Verderben oder den Schnecken und Pilzkäfern - hochgehoben, beguckt, berochen, gleich im Wald geputzt und in möglichst luftdurchlässigen Körben davongetragen. So können sie am ehesten ihre Sporen weit verbreiten. Denn für das Wiedererscheinen an Ort und Stelle sind die Sporen ja keineswegs nötig. Sie haben lediglich für die Fernverbreitung und den Austausch der Gene zu sorgen.


    Mit gründlicherem Nachdenken und mit den Werkzeugen der Wissenschaft analysiert, sind also all die so lieb daherkommenden Aufrufe - seit über 80 Jahren! - zu Schonung und Schutz von Pilzen als unsinnig, ja kontraproduktiv zu erkennen: Orchideen, Weinbergschnecken, Wale sind Individuen und in vielen Fällen schützenswert, Pilze aber "wollen" rechtzeitig von uns gepflückt oder aber z. B. von Eichhörnchen zum Trocknen in Astgabeln gehängt werden! Für Pilzfliegen und -käfer, Milben, Schnecken und Wildschweine bleiben dann immer noch mehr als genug übrig. Denn wir Pilzsucher begehen höchstens zwei Prozent unseres relativ riesigen Schwarzwalds - die steilsten Stellen und die vielen Flächen voll totem Astwerk u. ä. sowieso nicht. Entsprechende Hinweise und Empfehlungen gebe ich seit über 15 Jahren bei all meinen öffentlichen Vorträgen und Pilzexkursionen - auch im Landkreis Lörrach! Auf meinem dabei an die Teilnehmer verteilten "Arbeitsblatt" heißt es auch in Fettdruck:


    Pilze sind nicht schonungs- oder schutzbedürftig!


    Viel wichtiger, als Pilze selbst schützen zu wollen, ist der Schutz verschiedener Biotope, die sie zum Leben benötigen und die leider oft großräumig vom Menschen zerstört werden. Doch wie stehen die Chancen für solchen Biotopschutz, so lange die weltweite Bevölkerungsexplosion anhält und wir Menschen meinen, immer höhere Ansprüche stellen zu dürfen?


    Wenn wir von einem als selten angesehenen Pilz an einer entdeckten Vorkommensstelle, vielleicht unbedacht oder in einem Anfall von Gier, alles "abräumen", so ist das zwar egoistisch und unkollegial: es ist schade, aber es schadet nicht dem Fortbestand der Rarität. Wie viele Rote-Liste-Arten und im Naturschutzgesetz aufgeführte Formen finden wir doch immer wieder selbst in stärker besammelten Gebieten und erst recht im meist vernachlässigten Grasland! Die einzigen Spezialisten, auf die wir in den letzten Jahren seltener stoßen, sind die anthrakophilen, also Brandstellen bewohnenden Pilze. Ist dies denn verwunderlich angesichts der derzeitigen hysterischen Einstellung gegenüber Rauch und Verbrennen?


    Noch nie konnte jemand meine Argumentation entkräften. In der Pilzfachzeitschrift "Der Tintling" (Nr. 55 vom 27.06.2008) schreibt nun auch die Herausgeberin Karin Montag: "Mit der Aussage von Helgo Bran, Freiburg, gehe ich übrigens konform: Pilze werden durch das Sammeln nicht ausgerottet, ganz im Gegenteil."

    "Bäume sind Gedichte,die die Erde in den Himmel schreibt."
    Kahlil Gibran

  • Der eigentliche Grund der Sammelrestriktionen im Südwesten liegt darin, dass unsere lieben Nachbarn, insbesondere die Eidgenossen, oftmals über die Grenze kommen und auf einen Schlag den Wald ausräumen. Diesem Pilztourismus in den Schwarzwald sollte wohl etwas Einhalt geboten werden. Dennoch liest man regelmäßig in den hier ansässigen Zeitungen, dass an der Grenze bzw. grenznah wieder Schweizer mit weit mehr als 10 kg aufgegriffen wurden. Also die Frage der Sammelrestriktionen im Südwesten und der Frage, ob das Ernten dem Pilz schadet oder nicht, ist eine unglückliche Verkettung beider Dinge. Die Restriktionen sind eher Pilzfreunden im Südwesten geschuldet, die etwas neidisch auf die Sammelerfolge der Schweizer geschielt haben und daraufhin politisch etwas bewegt wurde.

  • Hallo,


    die Verordnung ist vermutlich unter der Hand zum Schutze der einheimichen Pilzjäger vor den einfallenden schweizer Horden angedacht.


    Einen ökologisch begründeten und nachvollziehbaren Grund gibt es nämlich nicht. Aber bei den Papiertigern weiß man natürlich nie was denen so interessantes einfällt.


    VG Jorge

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  • Sammelbeschränkungen sind dann wahrscheinlich genauso ein Ökofimmel wie Wasser sparen oder Müll trennen. Wenn das gute Gewissen auf offensichtlichste Art beruhigt ist braucht man sich nicht mehr um reale Umweltprobleme zu kümmern. Ich glaub nicht das solche wissenschaftlichen Erkenntnisse politisch gewollt sind.

  • Wir haben hier im Kanton Bern eine Sammelbeschränkung von 2kg pro Kopf und das finde ich gut so. Die Schonzeit (1.-7. jedes Monats) wurde, in meinen Augen leider, dieses Jahr aufgehoben.


    2kg pro Kopf sind völlig ausreichend, auch wenn man alleine geht und eine ganze Familie bekocht. Die Natur ist doch kein Selbstbedienungsladen.
    'Wissenschaftliche' Studien die besagen dass es dem Pilz nichts ausmachen würde wenn die Fruchtkörper jedes Jahr komplett abgeerntet werden oder es sogar besser wäre halte ich für eine Frechheit.
    Wird damit doch behauptet dass die Natur etwas völlig sinnloses macht bzw. sich sogar selbst schadet. So etwas macht die Natur nie, und immer wenn der Mensch dachte er wüsste es besser ging es nach hinten los.
    Der Vergleich mit dem Apfelbaum ist richtig, aber irgendwann stirbt so ein Baum auch mal. Und wenn er sein Leben lang komplett abgeerntet wurde und keiner seiner Samen aufgeht dann gibt es irgendwann keine Äpfel mehr.
    Und dass die Pilzsammler für die Verbreitung der Pilze hilfreich sind weil die Pilze auf dem Heimweg absporen ist doch an den Haaren herbei gezogen. Gerade Steinpilze werden doch möglichst so knackig geerntet, da sind die Röhren noch voll geschlossen und keine einzige Spore fällt heraus.


    Hinzu kommt die Belastung der ganzen übrigen Flora und Fauna durch Horden von Pilzlern die täglich durch den Wald pflügen.
    Von mir aus Sammelbeschränkungen, Schonzeiten und evtl. sogar (wie in Südtirol) Erlaubnisscheine die gekauft werden müssen, und nicht erst über Schutz nachdenken wenn's wieder mal schon zu spät ist und nur noch drastische Massnahmen helfen.

  • Nicht zu vergessen das manche die Pilze buchstäblich aus dem Boden reißen mitsamt dem Myzel. Ich bin glücklicher Waldbesitzer und ich muss gestehen das ich mir bei Hallimasch keine großen Gedanken zu seinem Schutz mach. Hingegen ich Steinpilze und andere Mykohorriza nicht jung sammle und ich Röhren älterer Pilze wieder im Wald verteile. Es ist auch eine Art Selbstversuch ich will wissen ob sich die Zuwächse beim Holz dadurch vergrössern lassen.


    So wie der TE sehe ich den Schutz von Pilzfruchtkörpern weniger dringlich als den Schutz des Biotops Wald ansich. Überdüngung vonWiesen und Feldern hat sicher keine zu unterschätzenden Einfluss auf die Artenvielfalt und Häufigkeit der Schwammerl.


    Grüße Satansröhrling

  • Börger: Also Wasser sparen ist in Deutschland ein zweischneidiges Schwert. Bei uns ist das inzwischen ja heiss diskutiert, da unsere Infrastruktur unsere Sparsamkeit nicht so gut verkraftet, so dass immer mehr Chemie etc. eingesetzt werden muss, um Rohre und Leitungen frei von unerwünschten Dingen zu halten. Hört sich blöd an, ist es auch, aber die Leitungen sind einfach meist zu groß für den gesunkenen Bedarf. Andere Länder haben nicht mal angefangen, wo wir schon wieder am Ende der momentan sinnvollen Möglichkeiten sind (bezogen auf Privathaushalte).


  • 'Wissenschaftliche' Studien die besagen dass es dem Pilz nichts ausmachen würde wenn die Fruchtkörper jedes Jahr komplett abgeerntet werden oder es sogar besser wäre halte ich für eine Frechheit.


    Hallo Porcini,


    wieso hälst Du besagte wissenschaftliche Studien als Frechheit. Bist Du in der Lage diese Studien fundiert zu wiederlegen?


    Ich bin kein Anhänger derjenigen welche wissenschaftliche Untersuchungen ohne eingehende Beschäftigung und Ausbildung hierzu aus modisch und falsch vestandenem Naturbewußstein schlichtweg ablehnen oder gar lächerlich machen.


    Was denkst Du eigentlich von denjenigen Personen die sämtliche Untersuchungen zum bereits eingetretenen Klimawandel als Lüge und Frechheit abtun?


    Vg Jorge

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  • Was denkst Du eigentlich von denjenigen Personen die sämtliche Untersuchungen zum bereits eingetretenen Klimawandel als Lüge und Frechheit abtun?


    Ich denke, dass diese Menschen wenigstens erzählen, dass zu der Zeit der niedrigsten Eismenge am Nordpol gleichzeitig in der Antarktis die größte je gemessene Eismenge vorhanden war...
    Wer einigermaßen mit sich im reinen ist, der wird sich auch so verhalten. Wenn jemand da etwas mehr oder weniger als ich es tue mit der Umwelt umgeht, lasse ich ihn trotzdem leben und reg mich gar nicht erst auf.

  • Hallo Jorge,


    nein, ich kann diese Studien nicht fundiert widerlegen. Aber ich habe einige Studien gelesen, ein naturwissenschaftliches Studium und beschäftige mich beruflich mit Ökologie, Botanik, Biotopkartierung...


    Für eine Frechheit halte ich die Studien die ich kenne, da sie in meinen Augen nicht umfassend sind und trotzdem Aussagen machen die die Sinnhaftigkeit eines Prozesses in der Natur der viel Energie braucht anzweifeln.


    Für nicht umfassend halte ich die Studien die ich kenne da die längste Langzeitstudie gerade mal 30 Jahre ging, und ein Myzel das abgeerntet mit einem das nicht abgeerntet wird verglichen werden.
    30 Jahre ist für mich im Hinblick auf ein Myzel keine Langzeitstudie und mir fehlt in den Studien die Untersuchung wie es in der Umgebung im Falle eines Absterben des Myzels aussieht.


    Ich kann die Studien nicht widerlegen aber gibt es Studien über das durchschnittliche Alter der Myzele? Gibt es vielleicht bereits eine Überalterung und wenig Nachwuchs? Was passiert wenn z.B. durch den Klimawandel oder durch eine Krankheit viele Myzele absterben? Gibt es genügend keimfähige Sporen in der Umwelt um eine Regeneration zu gewährleisten? Oder haben wir es vielleicht schon übertrieben und ernten nur noch alte Bäume ab?


    Zu viele offene Fragen und in dubio pro reo. Lieber zu früh als zu spät schützen und etwas Enthaltsamkeit kann niemanden schaden, da auch kaum jemand auf die gesammelten Pilze als Nahrungsquelle angewiesen ist.

  • Hallo Mathias,


    nebenbei und etwas oberflächlich unnaturwissenschaftlich: in Zeiten vor 50 Jahren und mehr wurden mehr Pilze gesammelt und damals schien alles in Ordnung.


    Die Studien die ich gelesen habe und meine Meinung teilen kann ich natürlich auch nicht wiederlegen :). Brauche ich ja auch nicht. Aber ich kenne keine die mich überzeugen kann hinsichtlich des Gegenteils.


    Ob der Klimawandel und die Umwelteinflüsse zu Rückgängen führen kann und führt kann ich nicht sagen.



    VG Jorge

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  • Hallo!


    Ganz klar sind Sammelbeschränkungen zu befürworten!


    Sammelbeschränkungen können (kommerziell bedingte) Auswucherungen unterbinden und bieten zumindest im Falle des Erwischt-Werdens die Möglichkeit, Gier und Kommerz zu unterdrücken bzw. negative Handlungen zu bestrafen (vorausgesetzt natürlich, dass diese genau definiert sind!)!


    Sammelbeschränkungen verringern somit auch die Dauer der aktiven Bodenverdichtung durch Horden, es bleibt zu überlegen, ob sich die Gesamtdauer des Getrampels dadurch ebenfalls verringert.


    Sammelbeschränkungen eröffnen bei entsprechendem Pilzvorkommen für alle Speisepilzsammler dieselben Möglichkeiten, ihr Körbchen zu füllen (Fairness!!!).


    --> Sämtliche Äußerungen gegen eine Sammelbeschränkung, die aus den Mündern potentieller Pilzsammler (oder Händlern?) stammen, lege ich als Raffgier und puren Egoismus aus, der nichts mit einem Pro oder Kontra im Sinne des Naturschutzes zu tun hat!


    Sammelbeschränkungen können den Pilztourismus unterbinden und schaffen einheitliche Voraussetzungen für alle Wälder.


    Sammelbeschränkungen können Pilzsammler zumindest dazu anregen, sich mit der Bestimmung von Pilzen auseinanderzusetzen!
    (--> Im Moment wird einfach alles mitgenommen, was nach Pilz aussieht!)


    u. s. w., u. s.w.!


    Leider (!!!) mangelt es an der ausführenden Gewalt! Der Zoll oder der Förster sind natürlich nicht dazu in der Lage, gerade in Pilztourismus-Regionen, sich dem Umsetzen entsprechender Verordnungen voll und ganz zu widmen.


    Eine Sammelbeschränkung dient in erster Linie also nicht dazu, den Pilz in seinem Fortbestand zu schützen (kann und muss sie auch gar nicht ---> siehe dazu die Argumente zum "Apfelbaum-Prinzip einiger meiner Vorposter!), sondern garantiert gewisse Nivellierungen betreffend der Einzelinteressen aller Pilzfreunde und eine Unterdrückung kommerzieller Ausbeute und führt sogar zu einer direkten Entlastung des gesamten Waldes(!), der ja nicht nur aus Pilzen, sondern auch aus Boden, Bäumen, Pflanzen und Tieren besteht (!), welche durch das übermäßige Sammeln von Pilzen ebenfalls belastet bzw. gestresst werden. Das scheinen einige hier überhaupt nicht in Betracht gezogen zu haben!


    Stichwort: Ökosystem!


    Ein Sammelverbot (und sei es auch nur zu bestimmten Zeiten) halte ich für unsinnig.


    ---> Wer kann schon wissen, ob während den Zeiten eines Sammelverbotes überhaupt Pilze wachsen? Vielleicht regnet es nach Wochen erst zwei Tage vor Schluss des Sammelverbotes und die Pilze sprießen dann fröhlich, während wieder alle unterwegs sein dürfen...


    ---> Wenn sich während eines Sammelverbotes vielleicht auch keiner im Walde blicken lässt, so werden halt sämtliche Pilzsammler "in konzentrierter Form" die restlichen Zeiten nutzen.


    ---> Vielleicht kommen in der nächsten Woche ein paar Forstleute samt schwerem Gerät vorbei und es wächst sowieso für Jahre kein Pilz mehr...!


    u. s. w., u. s. w.!


    Eventuell hätte man den Thread nicht so missverständlich starten sollen und konkretisieren sollen, ob sich das Thema nun mit einem


    Sammelverbot oder einer Sammelbeschränkung befasst.


    Das sind nämlich ganz klar zwei Paar Stiefel!


    Soviel zu Beschränkungen und Verboten.



    Wie steht's mit der Eigenverantwortung?


    Also ich würde mich schämen, wenn ich mir meinen Kofferraum voller Pilze stopfen würde und anschließend noch im Forum damit prahlen würde, ein Dutzend Eichhasen abgesenst zu haben!


    Aber das muss jeder für sich selbst wissen!


    Ich denke, dass man (wie beim Fleischkonsum übrigens auch!) sich beim Bedienen in der Natur soweit einschränken sollte, dass ein natürliches Gleichgewicht zwischen Vernunft, Bedarf und Respekt erhalten bleibt!


    Wo da die persönlichen Grenzen liegen, das muss jeder für sich selbst entscheiden!



    Gruß,


    Fredy

    Pilzliebe geht durch das Objektiv und nicht durch den Magen!

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  • Ich schließe mich weitgehend Fredys Meinung an, beziehe die negativen Kollateralschäden jedoch auf das gewerbliche Sammeln.
    Wer in einem guten Steinpilzjahr 10/20 Kg davon aus der Fichtenschonung schleppt fügt weder der Art noch dem Biotop einen Schaden zu. Lokale Mißstände, wo 20 Leute jeweils 10/20 Kg aus der gleichen Schonung schleppen, mal außen vor.



    Allerdings steckt auch in Börgers Bemerkung sehr viel Wahrheit.




    Sammelbeschränkungen sind dann wahrscheinlich genauso ein Ökofimmel wie Wasser sparen oder Müll trennen. Wenn das gute Gewissen auf offensichtlichste Art beruhigt ist braucht man sich nicht mehr um reale Umweltprobleme zu kümmern. Ich glaub nicht das solche wissenschaftlichen Erkenntnisse politisch gewollt sind.


    Artenschutz wird leider sehr oft als Alibiaktion betrieben und verpufft wirkungslos, wenn die Biotope nicht geschützt werden. Politik und Gesellschaft sind zufrieden, aber das Artensterben geht weiter.


    Wesentlich besser als Aussperren und Bestrafen ist aufklären. Aber eben auch ungleich mühevoller.

  • Der massenreichste Pilz, den ich sammele ist der Hallimasch und an guten Tagen schleppe ich da sicher einiges mehr als 2 kg nach Hause- und auch nachfolgende Pilzsammler könnten den noch körbeweise nach Hause schleppen.
    Aber bei einer generellen Sammelbeschränkung wäre auch dieser Pilz erfaßt und das wäre eine Groteske in jeder Hinsicht.
    Ansonsten nur mal eine Beobachtung: früher wurden viel mehr Pilze gesammelt als heute und jetzt die Frage: Sind dadurch Bestände erloschen?


    Ich könnte mir schon vorstellen, daß man sehr seltene Pilze besser stehenlassen sollte, um ihnen bessere Chancen zur Verbreitung zu geben.
    Aber Massenpilze? Die würden bei einer Gewichtsmengenbeschränkung ebenfalls erfaßt und das hat dann sicher nichts mit Artenschutz zu tuen.


    Und der Satz: "Artenschutz ist Biotopschutz", dem kann ich nur generell zustimmen. Gegenüber dem Schutz vor Sammlern ist dessen Bedeutung sicher 99%


    Auch für Pflanzen... Es ist schon irgendwie grotesk, wenn ich mich strafbar mache, einzelne Pflanzen (die unter Artenschutz stehen) im Wald auszubuddeln und in meinem Garten anzusiedeln und kurz darauf wird das ganze Biotop , wo diese Pflanzen wuchsen, straflos plattgemacht. Die einzigen überlebenden Pflanzen dieses Biotops wachsen heute in meinem Garten und scheinen sich da sehr wohl zu fühlen.

  • Hallo Miteinander!


    Ein sehr interessantes Thema, dazu ein Link, der gut dazu passt und in unserem Bundesland immer wieder für Diskussionen sorgt!


    Das Tourismusgebiet Laternsertal wirbt auf seiner Homepage unter Freizeitaktivitäten mit "Pilze suchen".


    Pilze sammeln ist jedoch strikt verboten!


    Grüße


    Günter

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Zusammen!


    Das ist natürlich immer wieder ein interessantes Thema, und ich finde es auch ganz gut, daß hier ein paar Dinge mal bewusst provokant formuliert werden.


    In der Tat will ich mich den meisten Punkten den vorangehenden Kommentaren anschließen. So wie es sich aber herauskristallisiert, sind es ja in seltenen Fällen die privaten Sammler, die das Problem darstellen. Ich denke auch, daß darauf die oben genannten Untersuchungen aufgebaut sind.


    Für die Ökosysteme problematisch ist das Einfallen von Kolonnen, Gangs, Abkämmtrupps, die in einem Waldstück komplett Tabula Rasa machen. Ich wage mal zu behaupten, daß hier in vielen Fällen ein kommerzielles Interesse dahinter steckt. Freilich ist es illegal, aber erstens wird zuwenig kontrolliert, zweitens ist der Nachweis extrem schwierig, wenn doch mal kontrolliert wird.


    Das ist wie bei anderen Dingen auch: Handel mit gestohlenen Autos, Einfuhr von gefälschter Markenware, Drogenhandel usw. Das Risiko wird kalkuliert, und entsprechend einfach in kauf genommen. Zumal wenn überhaupt nur die Handlanger belangt werden. Die Personen, die damit Geld verdienen, stehen im Hintergrund und sind in der Regel nicht dingfest zu machen.


    Ich möchte in dem Zusammen hang noch mal auf ein weiteres Thema hinweisen:
    >Knatsch in meinem Hauswald<


    Woher kommen denn die ganzen Wildpilze in den Läden und Restaurants? Die meisten sicher aus Weißrussland, Ukraine, Polen usw. Aber auch hier bleibt doch ein Fragezeichen: Wer sagt denn, daß es nicht genauso einfach ist, ein paar Papiere zu fälschen? Pilze aus dem Thüringer Wald über einen kleinen Umweg durch Tschechien in Berlin auf den Markt zu bringen? Wer kontrolliert denn das, oder besser: Wer hat denn Interesse, das zu kontrollieren?


    Um diesem Mißstand wirklich sinnvoll begegnen zu können sehe ich zwei Alternativen:
    1.: Den Handel mit Wildpilzen komplett unterbinden. Was quasi unmöglich sein dürfte. Denn dann wäre schluss mit Jägertopf mit Pfifferlingen im Restaurant.
    2.: Den Handel mit Wildpilzen auf eine rechtlich gesicherte und ökologisch sinnvolle Basis stellen. Siehe dazu auch meinen Beitrag im oben verlinkten Thema.


    Soviel zum gefährlichen Teil des Themas, das kommerzielle Massensammlen. Was bringt hier eine Sammelbeschränkung, wenn die Organisatoren genau kalkulieren, ob eine Kontrolle wahscheinlich ist, ob und wann sich das Risiko lohnt? Strengere Gesetze würden da so oder so umgangen. Und sofern das Risiko in Deutschland oder der Schweiz zu hoch wird, verlagert sich der Raubbau an der Natur in die Wälder in anderen Ländern.



    Bleibt die Frage, was denn nun Sammelbeschränkungen für private Sammler bringen sollen.
    Zunächst mal: Persönlich würde ich das durchaus begrüßen.
    Es bleiben aber Punkte offen, die das Konzept in Frage stellen. Über die Sinnlosigkeit von zeitlich begrenzten Sammelverboten wurde oben schon geschrieben.
    Punkt zwei geht in die Richtung von Safrans Kommentar: Ein Sammler, der fünf Kilo Hallimasch aus dem Wald trägt, um seine Kühltruhe zu füllen, stellt kaum ein ökologisches Problem dar. Der Sammler, der aber zufällig ein Vorkommen von Boletus Regius entdeckt, und diese Stelle immer wieder systematisch abgrast, richtet doch ziemlich sicher einen Schaden an, auch wenn er jedes mal vielleicht nur 1kg Pilze erntet.


    In dem Zusammenhang ist auch Folgendes zu berücksichtigen: Natürlich stehen bestimmte Pilze unter Naturschutz, dürften also eigentlich gar nicht gesammelt werden. Das entzieht sich aber der Kenntnis des durchschnittlichen Sammlers, der in den meisten Fällen doch einen Boletus Aereus nicht von einem Boletus Edulis zu unterscheiden vermag.


    Dazu kommt der Fakt, daß Kartierungen und Bestandsaufnahmen gerade bei seltenen Arten meist lückenhaft sind, bzw. die Ergebnisse nur schleppend oder gar nicht Eingang in die offiziellen roten Listen finden.
    Auch dazu mal noch ein Link:
    >Seltenheiten und Artenschutz<


    Hier würde nur konsequente Aufklärung zu Ergebnissen führen. Aber das Thema ist komplex, man kann nicht von jedem, der sich gerne mal ein paar selbt gesammelte Pfifferlinge schmecken lässt, einen tiefen Einstieg in die Materie erwarten.


    Ich halte auch nichts von einer Kriminalisierung des Pilze sammelns an sich, und zwar aus zwei Gründen:
    Erstens trifft es natürlich gleich wieder die Falschen, nämlich diejenigen, die sich durchaus verantwortungsbewusst durch die Wälder und Wiesen bewegen.
    Zweitens stellt auch das Sammeln von Speisepilzen einen möglichen Einstieg in das Thema Naturschutz und Ökologie dar. Für Menschen, die ansonsten kaum Zugang zur Natur haben bietet sich eine Gelegenheit, den Horizont zu erweitern und sich mit diesen wesentlichen Theman auseinander zu setzen. Ich finde, das ist eine Chance sowohl für die Menschen, als auch für die Natur. Denn je mehr Menschen ihre Aufmerksamkeit auf Natur und Umwelt richten, desto stärker kann man hier für Biotop - und Artenschutz arbeiten!


    Für einen wirklich umfassenden Schutz inclusive absolutem Sammelverbot haben wir dann Naturschutz - und Landschaftsschutzgebiete. Diese sinnvoll auszubauen und zu erweitern wäre definitiv wünschenswert. Dazu wäre es auch schön, dort etwas mehr Kontrollen zu sehen. Ich persönlich bin noch nicht ein Mal in oder an einem NSG einem Förster, Forstwächter oder was auch immer begegnet!


    Fazit:
    Ich habe da so ein paar logische Probleme mit Sammelbeschränkungen und Verboten. Diese habe ich versucht hier darzulegen. Gefühlsmäßig würde ich es dennoch begrüßen. Aber eigentlich denke ich, daß es nur eine Kosmetik wäre, die den eigentlichen Sinn verfehlen würde. Somit wäre es aus meiner Sicht sinnvoller, das Problem von einer anderen Seite her anzugehen, und die rechtliche Grundlage an die gegebenen Verhältnisse anzupassen. Auch wenn das natürlich etwas komplizierter ist, und mehr Arbeit erfordert.



    LG, Beorn.

  • Missgunst und Neid sind ein nicht zu unterschätzender Faktor. Ich als Schweizer geh auch gerne mal in den Schwarzwald. Ich wohn halt grad an der Grenze und es ist eines der nächstgelegenen guten Pilzggebiete. Ich kann sogar mit dem Fahrrad rüber. Schweizer werden da schon mal angeblafft, dass sie die Wälder regelrecht «leerräumen ». Nun ich behaupte mal, dass sich die Schweizer im Grossen und Ganzen sehr wohl an die Sammelbestimmungen halten, allein schon wegen der Gefahr bei Grenzkontrollen reinzugeraten (das kann teuer werden). Schwarze Schaafe gibts natürlich immer wieder, aber die sind bei den Einheimischen genau so zu finden. Da gibt es bestimmt einige, die Kiloweise Pilze nach Hause schleppen. Aber sich selbst gibt man halt gerne mehr Rechte, schliesslich wohnt man ja hier!


    Nicht dass ich mich deswegen beklagen will, schliesslich siehts bei uns ja nicht anders aus. (Thema Knatsch im Hauswald). Da sind die asiatischen Sammeltrupps welche von Schweizern angeblafft werden. Weiter im Süden ärgern sich Schweizer über die Italiener die rüberkommen. Man ärgert sich in der Schweiz auch gerne mal «Kantonsübergreifend « über die «fremden » Sammler. Oder hey, die Schwarzwälder könnten sich doch genauso fest über die Sammler aus deutschen Städten ausserhalb des Schwarzwaldes aufregen wie über die Schweizer, oder? Haben die doch manchesmal einen weitaus längeren Anfahrtsweg! Oder spielt da die Nationalitätszugehörigkeit so eine grosse Rolle? Hingegen ärgern sie die Süddeutschen aus Erfahrung weniger, wenn Schweizer in Deutschland einkaufen und die Kassen füllen. Ausser man steht mit einem vollen Einkaufswagen an der Kasse bei Hieber, dann ärgert sich unter Umständen die Person hintendran dass die Schweizer wieder da sind und alles blockieren. Wir allerdings müssen manchesmal an der Tanke warten und uns aufregen, bis die Deutschen endlich damit fertig sind alles zu blockieren (was der Tankwartbesitzer wiederum anders sieht) ...

    Ich kann allem widerstehen, nur nicht der Versuchung.


    Oscar Wilde

  • Auch bei uns in Österreich, genauer in der Steiermark, gibt es ja auch die berüchtigten Eierschwammalkidnapper aus dem Osten. Das dann aber drei Leute aus meinem Nachbarort(Oberösterreich) Strafe zahlen mussten, quittieren die meisten mit einem Schmunzeln.
    Doch anscheinend finden sich aber im Ausland keine räuberischen Österreicher, wenn man den Beitrag von Hüft-Wulsting sich an schaut. Wir wissen halt wie man unaufällig bleibt gell? :)


    Grüße Satansröhrling

  • 8|


    Leute,


    gehts jetzt hier im Haider, Saddam und Konsorten oder die von Karinsche gestartete Diskussion um
    Pilz - Sammelverbote???



    LG


    Tribun

  • Hallo!


    Ich finde die taktvolle Anmerkung von Tribun äußerst angebracht!


    In diesem wichtigen Thema gab es bis jetzt auch nur ernsthafte Beiträge, die teilweise sicherlich sehr viel Mühe und Zeit gekostet haben!


    Ich möchte Euch doch bitten, Eurer Hallimasch-Geplänkel irgendwo anders weiterzuführen, z. B. am "Stammtisch"!


    Ebenso scheint mir die Diskussion so allmählich in konkrete "grenzübergreifende" Schimpfereien und negative Meinungsäußerungen zum Verhalten anderer Nationalitäten auszuarten, die letztendlich nichts weiter als Streit bringen werden!


    Bitte aufhören damit!


    Fredy

    Pilzliebe geht durch das Objektiv und nicht durch den Magen!

    Einmal editiert, zuletzt von Fredy ()