Bitte um Hilfe bei einer Pilzbestimmung

Es gibt 18 Antworten in diesem Thema, welches 8.125 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Dieter S..

  • Liebe Pilzfreunde,


    mit diesem Beitrag möchte ich Euch um Unterstützung bei einer Pilzbestimmung bitten. Ich habe den unten gezeigten Hutpilz auf Mischwaldboden (unter einer Buche) gefunden. Der Pilzhut ist gelbweiß gefärbt und besitzt einen Durchmesser von 6,2 cm. Die Hutoberfläche ist –žfleckig–œ mit Schleierresten belegt. An der Hutunterseite sind dicht stehende Lamellen zu erkennen, die weiß bis weisgelb (am Randbereich) gefärbt sind. Der Stiel besitzt eine Länge von 7,6 cm und einen Durchmesser von 1,3 cm. Der Stiel ist durch Reste eines Schleiers beringt. Das Stielende ist knollig verdickt und mit Erdresten belegt.



    Abb. 1: Habitus des Fundpilzes



    Abb. 2: Hutoberseite des Fundpilzes



    Abb. 3: Fruchtfleisch des Fundpilzes



    Abb. 4: Detailaufnahme der Lamellen des Fundpilzes


    Bei meinem eigenen Bestimmungsversuch bin ich zur Gattung Amanita gekommen. Die gelbweiße Farbe des Hutes währe typisch für die Art Amanita citrina (Gelber Knollenblätterpilz). Da ich diesen Pilz histologisch verarbeiten möchte, wäre ich für eine Zweitmeinung sehr dankbar.


    Herzliche Grüße


    Dieter

  • Ein schärferes Bild vom Stiel mitsamt seiner vergangenen Manschette wäre schon schön. Ich kann z.B. nicht sagen ob der Stiel genattert ist.


    Nun gut, trotzdem.
    Zwei Punkte sprechen für den Gelben Knollenblätterpilz.
    *Einerseits weisen die Velumreste auf der Hutoberseite eine dunklere Verfärbung an. Wenn die Flocken auf dem Knolli dunkler anlaufen dann sollte es der Gelbe sein und kein anderer Knolii.
    * Weiterhin ist die Stelle des ehemaligen Rings ebenfalls angelaufen. Der Ring des Gelben Knollis verfärbt sich auf Berührung ins bräunliche.
    Es heißt allerdings auch, daß Knollis sich beim Kontakt zu anderen Pilzen verfäben können. Erfahrung damit habe ich nicht aber merke das mal vorsorglich an.


    Die Qualität der Fotos ist nicht ganz optimal und möglicherweise ist die farbliche Darstellung dieser Bilder auch nicht 1:1 dem realen Anblick entsprechend ?!
    Das sind immer so Kleinigkeiten bei denen man bei einem Pilz wie dem Knolli ungern daneben greifen möchte. :)

  • Hallo Lilli,


    vielen Dank für Deine Rückmeldung. Ich bin auch gespannt, ob ich richtig gelegen habe!


    Viele Grüße!


    Dieter [hr]
    Hallo Mausmann,


    vielen Dank für Deine Hilfe. Die von mir gezeigten Aufnahmen entsprechen farblich sicher nicht 1:1 dem Pilzoriginal. Da ich den Pilz nach den Aufnahmen zerschnitten und die jeweiligen Anteile bereits fixiert habe, kann ich nur einen Teil des Stieles im Bereich des Ringes zeigen (Abb. 1). Eine Natterung oder andersartige Strukturierungen sind am gesamten Stiel nicht zu erkennen, etwas, was gegen den gelben Knollenblätterpilz spricht. Die Oberfläche erscheint in Längsrichtung, dem Hyphenverlauf entsprechend, feinstreifig ohne weitere Strukturierungen.



    Abb. 1: Oberfläche des Stieles im Bereich des Ringes (Lupenvergrößerung)


    Vielleicht helfen diese Angaben ein wenig weiter?


    Herzliche Grüße


    Dieter

    • Offizieller Beitrag

    Hallo!


    Zunächst mal, als ich die Bilder kurz angeschaut habe, dachte ich auch: "Klarer Fall, eindeutig eine Citrina,"


    Zweiter Blick: Es kommen Bedenken auf. Aber blöderweise, ohne eine Alternative aufzeigen zu können.


    Für mich ist noch nicht mal die Stielbeschaffenheit das Problem. Die Natterung könnte ja auch einfach abgegriffen sein. Meine Zweifel gründen sich auf Folgendes:
    - Der Hutrand ist klar gerieft. Das sollte bei Amanita Citrina nicht der Fall sein.
    - Die Lamellen sind offenbar ausgebuchtet angewachsen. Das ist nicht nur für Citrina ziemlich dubios, sondern sogar ein Detail, was gegen so ziemlich alle Wulstlinge sprechen würde. Und das macht die Sache kompliziert.


    Ich bleibe da mal dran, hoffe aber natürlich auf die Mitarbeit weiterer Interessierter. ;)


    LG, Beorn.



    PS.:
    Wäre es möglich, noch ein Schnittbild nachzureichen? :/


    PPS.:
    Narzissgelber Wulstling, Amanita Gemmata:
    - sollte auch freie Lamellen haben. Bin mir aber sicher, die zumindest schon mal bei der Art angeheftet gesehen zu haben.
    - geriefter Hutrand passt
    - Stielbeschaffenheit passt: fein längsgaserig bis flockig
    - Knolle passt


    - gelbliche Tönung der Lamellen stört (obwohl ich die auf den Bildern nicht erkennen kann)
    - gelblich - graue Velumflocken stören: Die sollten (wenn überhaupt vorhanden) weißlich sein.
    - Farbe der Manschette stört
    - Hutfarbe stört.


    Allerdings vermute ich, daß sich die wunderlichen Farben hier durch Witterung (Kälte) erklären lassen könnten.


    Ein Bild von Amanita Gemmata aus meinem Archiv:

    Leider fehlt hier der Ring komplett, auch der Lamellenansatz lässt sich nicht beurteilen. Aber frei waren sie bei dem Exemplar nicht. ;)



    Weitere Meinungen?


    LG, Beorn.

  • Lieber Beorn,


    vielen Dank für Deine Mühe. Ich bin gerade noch einmal am Fundort des Pilzes gewesen. Leider handelt es sich um ein Einzelexemplar, so dass ich Dir leider kein Schnittbild anbieten kann. Wenn ich den Habitus meines Pilzes mit dem Deines Bildes von Amanita gemmata, aber auch mit dem von anderen Knollenblätterpilzen vergleiche, fällt mir auf, dass die Knollenblätterpilze "plump-gesetzt" erscheinen, während der von mir gezeigt Pilz eher "schlank" ausgebildet ist. Die Knolle ist bei meinem Pilz nicht so mächtig und setzt nicht so früh an wie bei einem typischen Knollenblätterpilz. Ich bin mir auch nicht sicher, ob es sich bei dem von mir gezeigte Pilz um ein vollständig ausgebildeten Exemplar oder um ein Jugendstadium handelt?


    Herzliche Grüße!


    Dieter


    Ps: Vielleicht werden die mikroskopischen Merkmale weiterhelfen?

    • Offizieller Beitrag

    Hallo!


    Die Sporen von Citrina und Gemmata sollten sich mikroskopisch schon unterscheiden.
    A. Gemmata kann übrigens durchaus auch von schlankem Wuchs sein. Ein ideales Bild einer "schlanken Schönheit" habe ich leider nicht auf dem Rechner, aber vielleicht ginge das hier:

    Also der Wuchs bereitet mir am wenigsten Kopfzerbrechen. ;)


    Übrigens: Was du über die Knolle schreibst, passt sogar noch besser zu Gemmata. Bei Citrina ist die nämlcih normalerweise noch deutlich mächtiger.


    VG, Beorn.

  • Hallo Beorn,


    auch diese Aufnahme wirkt noch sehr plump. Ich habe mal in Internet nach Bildern gesucht. Hierbei bin ich auf Amanita fulva gestoßen. Dessen Habitus im reifen Zustand des Fruchtkörpers (wenn auch mit brauner Farbe) würde eher passen.


    Viele Grüße!


    Dieter

  • Mein erster Gedanke war auch der "Gelbe", Bruchteile von Sekunden später jedoch "Wulstling".



    Ja, Beorn, bei Amanita eliae würden auch die Bedenken passen.
    Insbesondere der "elegante" Wuchs, welcher an einen Scheidenstreifling erinnert, ist typisch für den Eliae.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo!


    Amanita Fulva geht meiner Ansicht nach gar nicht. Habitus, Stielbasis, Stielbeschaffenheit, Hutform, Ausprägung der Riefung, Vorhandensein von Velumresten...
    Da passt eigentlich garnichts.


    Amanita Eliae hatte ich eigentlich wegen Stielfarben und fehlender Natterung oberhalb der Ringzone ausgeschlossen. Aber gesichert ist das nicht, weil ich die Art noch nicht selbst in der Hand hatte. Da kenne ich einfach die Variationsbreite nicht.


    VG, Beorn.

  • Mir ist leider vor sechs Monaten die zweite Festplatte abgestürzt. 1000e Bilder futsch und keine Sicherheitskopie. Nun arbeite ich mit zwei externen Festplatten und fange fast von forn an.


    Zum Thema.
    Eine Zone oberhalb des Ringes gibt es eigentlich nicht, weil der Ring herabhängend ist und sich nach oben bis zum Lamellenansatz abziehen lässt. Deshalb können oberhalb des Ringes Stauchungen oder senkrechte Streifen von den Lamellen sein aber auch völlige Glattheit. Ich sehe beim Muster die senkrechten Streifen auf der noch vorhandenen Ringhaut. Unter der abgezogenen Ringhaut ist der Pilz völlig glatt.
    Unterhalb des Ringes haften jedoch immer Reste von der Vulva.
    Mangels eigener Bilder: Beispiele aus dem I-Net:
    http://www.naturephoto-cz.com/…/elias-amanita-xxx908.jpg
    http://micoex.org/images/stories/2-amanita-eliae.jpg


    Die Zone oberhalb des abstehenden Ringes taugt also nicht viel zur sicheren Bestimmung.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Rumpelrudi!


    Das mit der Festplatte ist echt zum Haareraufen.
    Aber das erinnert mich an etwas; Memo für mich selbst: Sicherungskopien anfertigen.


    Danke für dein Engagement und die Bilder. Daß du die Art favorisierst, kann ich gut verstehen. Da passt schon eine Menge. Interessanterweise finde ich beim ersten Bild auch die von Krieglsteiner als klassisch beschriebene Natterung über der tiefen Ringzone schon ganz schön deutlich. Beim zweiten Bild ist diese bestenfalls zu erahnen, dafür ist die Stielbeschaffenheit unter dem Ring wieder ganz anders, als bei dem Pilz von Dieter, und entspricht auch ganz gut Krieglsteiners Beschreibung. Was mir auf dem zweiten Bild auffällt sind die sehr gedrängt stehenden Lamellen, die ich auch weder bei Dieters Pilz noch bei A. Gemmata beobachten kann.


    Aber wie schon erwähnt:
    Ich kenne A. Eliae nicht von eigenen Funden. Daher kann ich ihn für Dieters Pilz nicht ausschließen. A. Gemmata finde ich dagegen recht häufig, kenne auch einigermaßen gut dessen Variationsbreite, daher halte ich den schon für wahrscheinlich.


    Aber Dieter wenn Dieter die Chance hat, den Pilz zu mikroskopieren, sollte das schon Klarheit schaffen. ;)


    LG, Beorn.

  • Beorn, Dein Bild vom "Ringlosen Gemmata" habe ich so in der Natur auch noch nicht gesehen. Würde bedeuten, dass sich der Pilz beim Aufschirmen den kompletten Ring mit Schaft abgerissen hat.
    Vielleicht zeigt auch Dieter sein Pilz diese unbändige Kraft, weil einer der grobscholligen Velumreste direkt vom Ring gerissen wurden (Lamellenabdruck).

    • Offizieller Beitrag

    Ah, ja...


    Ich sehe, was du meinst. Aber da ist ja ein Ring bei Dieters Pilz, und die Stelle ist, wenn ich das richtig sehe, keine Velumflocke, sondern eine Fraßstelle am Hut, durch die man die Lamellen darunter sehen kann.


    Übrigens gebe ich dir recht, daß die Zone oberhalb des Ringes kein sicheres Bestimmungszeichen ist. Zumindest nicht in diesem Fall. Bei der Unterscheidung A. Pantherina vs. A. Excelsa sieht das schon wieder ganz anders aus. ;)


    VG, Beorn.

  • Hastè Recht. Ich vergaß die Einschränkung auf die Wulstlinge untereinander. Solche "Kleinigkeiten" sind oft entscheidend zwischen Fango und Tango oder Reh und Reha.
    Hauptargument meinerseits ist der Kontrast zwischen schlanken Erscheinungsbild mit dem relativ langen Stiel und die grob erscheinenden Velumreste (eliae) entgegen dem gedrungeren Erscheinungsbild mit feineren Velumreste (gemmata). Farbnuancen können durch die Umwelt beeinflusst sein. Bin auch auf die Mikroskopie gespannt :P

  • Liebe Mitbestimmer,


    zunächst möchte ich mich herzlich bei Euch für Eure Vorschläge bedanken. Wenn ich das Bisherige zusammenfasse spricht Vieles für einen Pilz der Gattung Amanita. Hierbei sind die Arten Amanita gemmata oder Amanita eliae am wahrscheinlichsten. Die weiteren Bilder von Frank zu Amanita gemmata besitzen eine hohe Ähnlichkeit zu denen meines Fundpilzes. Ich werde den Pilz zunächst mit Amanita spec. bezeichnen, in der Hoffnung, dass eine mikroskopische Untersuchung mit Details weiterhelfen wird. Hierbei sind Quer- und Längsschnitte durch Stiel und Knolle sowie durch Hut und Fruchtfleisch (incl. einer Beschreibung der Sporen) geplant. Sobald die Histologie abgeschlossen ist, werde ich die Ergebnisse der Untersuchung in dieser oder in der Rubrik "Wissenschaftliches" einstellen. Des Weiteren werde ich den Fundort zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal begehen, um vielleicht einen erneuten Wuchs eines Zweitexemplar zu finden.


    Nochmals vielen Dank für Eure Hilfe!!!


    Bis bald


    Dieter

  • Hallo Dieter, entweder habe ich es überlesen oder hast du an dem Pilz nicht gerochen?


    Wenn ja würde mich dein persönlicher "Geruchseindruck" interessieren.


    Gruß

    Pilzsachverständiger DGfM - Pilzberatung und Lehrwanderungen in Hessen
    Genaue Bestimmung der Funde und Essensfreigaben gibt es nur von Pilzsachverständigen vor Ort

  • Lieber Pilzberater,


    nein, leider habe ich versäumt, zu Prüfen, ob der Pilz "kartoffelartig" riecht (ich vermute, dass Du darauf anspielst). Den Pilz hatte ich 2 Tage zuvor gesammelt und bis zum Wochenende bei 4 Grad Celsius im Kühlschrank gelagert. Bei einer stereoskopischen Sichtung habe ich festgestellt, dass das Fruchtfleisch mit Springschwänzen befallen war. Um die histologische Bearbeitung nicht zu gefährden, war nun Eile geboten. Aus diesem Grunde habe ich nur wenige Merkmale abgeprüft um eine Fixierung nicht weiter herauszuzögern. Das ist aber sicher keine Entschuldigung, eine einfache Geruchsprüfung zu unterlassen.


    Ich hoffe nun, durch die noch fehlenden mikroskopischen Merkmale die Art weiter eingrenzen zu können.


    Viele Grüße!


    Dieter