Bestimmungsmöglichkeiten für lebende Bäume gibt es im Internet ja reichlich. Für uns sind jedoch die abgestorbenen Stämme, Äst und Stubben mindestens ebenso interessant. Nicht selten hilft die korrekte Bestimmung des Totholzes, eine gefundene Art auszuschließen, oder auch, die Kandidaten einzugrenzen.
Darum will ich hier mal beginnen, Merkmale zur Bestimmung verschiedener abgestorbener Baumarten aufzuzeigen. Die Merkmale und Erklärungen beziehen sich auf eigene Beobachtungen und Erfahrungen. Ich erhebe keinerlei Anspruch auf Allgemeingültigkeit und Vollständigkeit.
Beim verrotten von Holz spielen sehr viele Faktoren eine Rolle. Feuchtigkeit, Lage und Pilzbefall können das Holz einer Baumart unterschiedlich verändern. Darum beschränke ich mich auf grundsätzliche Angaben und Erklärungen, wissend dass die Merkmale je nach Umstand und Gegebenheiten anders sein können.
Ich möchte diesen Thread hier so übersichtlich und kurz wie möglich halten, nicht dass man sich durch viele Seiten klicken muss, um die unterschiedlichen Beschreibungen zu lesen.
Deshalb werde ich den Thread gleich schließen und nachher einen separaten Diskussionsthread dazu eröffnen. Und selbstverständlich bin ich dort für Ergänzungen, Änderungen, Vorschläge und Kritik offen.
http://www.pilzforum.eu/board/…ur-bestimmung-von-totholz
Auch kann ich nicht alle Baumarten auf einmal beschreiben, sondern mache das Stück für Stück, so wie es meine Zeit erlaubt.
Los gehts.........
erst einmal mit allgemeinen Hinweisen.
Fehler, schnell gemacht.
Man kann sich beim Bestimmen recht schnell gründlich verhauen. Der beliebteste Fehler ist, sich umzuschauen welche lebenden Bäume rundum stehen und daraus Rückschlüsse auf die Mumie zu Füßen zu ziehen.
Ganz besonders, wenn man sich in einem artreinen Baumbestand befindet, ist die Wahrscheinlichkeit, dass der verrottete Stamm dort zu einer ganz anderen Art gehört, sehr groß. Solche Bestände werden "gepflegt". Das bedeutet, von Zeit zu Zeit durchforstet. Dabei werden unerwünschte Arten wie z.B. Birke, Kirsche, Weide und Esche gefällt und im allgemeinen liegengelassen. Wenn also rundum ausschließlich eine Art steht, ist der Wald mit ziemlicher Sicherheit durchforstet worden.
Der zweite, gern gemachte Fehler ist, sich beim betrachten der Rinde nur auf den unteren Stammteil zu beschränken. Ein Baumstamm besteht aus mehreren Abteilungen. Im Zentrum befindet sich das Mark, umringt vom meist dunkleren Kernholz. Dieses wiederum ist umschlossen vom meist helleren und oft weicheren Splintholz. Die Außenschicht bildet dann das Kambium, und das ist interessant und wichtig für uns.
Dieses Kambium besteht aus Holzzellen, die für das Wachstum des Baumes sorgen, und den Bastzellen, die Bast und Borke bilden. Der äußere Teil der Bastzellen verholzt und daraus bildet sich die Rinde. Das ist ein ständiger Prozess, der bis zum absterben des Baumes anhält.
Im allgemeinen ist die Rinde im unteren Teil des Baumes am dicksten. Klar, weil er dort am ältesten ist und mehr Bastzellen verholzen konnten. Je weiter man nach oben, oder bei den Ästen zur Spitze gelangt, um so dünner wird die Rinde.
Arten, die wir normalerweise mit glatter oder nur leicht schrundiger Rinde kennen, können im unteren Stammbereich eine dicke, schrundige Borke entwickeln. Bestes Beispiel hierfür ist die Birke, deren Rinde bei alten Bäumen im unteren Bereich fast schwarz und stark zerklüftet ist. Sie erinnert hier eher an Eiche oder Kiefer, denn an die glatte, weiße Birkenrinde. Aber auch die Weide und sogar die Kirsche können im Alter eine solch schrundige Rinde entwickeln.
Es ist daher anzuraten, immer die gesamte Länge des Stammes zu betrachten, also auch die jüngeren Rindenteile, z.B. an Ästen.
Problematisch wird es, wenn nur der abgesägte Stumpf übrig geblieben ist. Dann fehlt halt der obere Teil und man muss auf weitere Merkmale achten, um den Stumpf richtig zu bestimmen. Dazu dann bei den jeweiligen Arten mehr.
[hr]
Beginnen wir mit einer leicht zu bestimmenden Art.
Die Kirsche.
Klassisches Merkmal für die Kirsche ist die, zumindest in den jüngeren Bereichen, grau-silbrige, glatte und dünne Rinde. Diese Rinde reißt bei abgestorbenen Stämmen ringförmig um den Stamm herum auf, so dass regelrechte "Hemdärmel" entstehen. Das kann man bei der Birke auch beobachten, jedoch erkennt man die Kirsche dann an der grau-silbrigen Farbe der Rinde, während die der Birke meist grau-weiß getönt ist.
Voraussetzung für die Bildung dieser "Hemdärmel" ist jedoch, dass das Stammholz bereits stark verrottet ist. Normalerweise geht das recht schnell, doch wenn ein Stamm stehend abgestorben ist, oder sich im Umstürzen verfangen hat, kann der Verrottungsprozess auch sehr langsam geschehen. Grund ist ganz einfach, dass das Holz dann wesentlich trockener und luftiger lagert, was den Prozess verzögert.
Aber auch dann lässt sich die Kirsche recht sicher erkennen, denn die Rinde bildet richtige Locken. Wenn eine starke Verletzung des Stammes vorliegt, wie auf dem folgenden Bild, ist das ganz deutlich zu sehen. An unverletzten Stämmen sind diese Locken viel kleiner und nur Papierdünn. Ist man unsicher, macht man einfach mit dem Messer einen Schnitt parallel zur Längsachse des Stammes und versucht, die Rinde abzulösen. Bei der Kirsche reißt die Rinde dann immer quer zur Längsache des Stammes, also ringförmig.
Die Farbe des morschen Holzes ist bei der Kirsche kein sicheres Bestimmungsmerkmal. Das Holz kann, in feuchten Lagen, rotbraun erscheinen und an verrottetes Nadelholz erinnern.
Es kann aber auch, an stehenden Stämmen oder auf sehr trockenem Untergrund, hellgräulich-beige erscheinen.
Hier ist man im Grunde auf das Vorhandensein von Rinde angewiesen, um sicher zu bestimmen. Den Stamm auf dem vorherigen Foto, der von der Farbe her auch eine Eiche sein könnte, verrät der Blick nach oben.
Tipp:
Abgestorbene Kirschen sollte man sich merken. Hier findet sich im zeitigen Frühjahr nicht selten der leckere Schwefelporling.