Ein Cortinarius?

Es gibt 5 Antworten in diesem Thema, welches 1.540 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Graubart.

  • Guten Abend,
    gestern bin ich am Rand einer Wiese / eines seltener gemähten Rasens auf eine Gruppe Pilze gestossen, die fotogen waren. Leider habe ich keine Idee, worum es sich handeln könnte. Vermutung: ein Cortinarius :shy:


    Lage: nördlicher Vogelsberg, ca 300 m hoch
    Boden: Erde mit hohem Lehmanteil, basisch, darunter basischer Basalt
    Benachbarte Pflanzen: zwischen dem Rasen und dem Feldweg eine Baumreihe: vor allem Eichen, einige Kiefern, Büsche (für mich ohne Laub nicht bestimmbar). Am nächsten stand eine Kiefer.


    Hutdurchmesser: 8 cm bei einem großen Exemplar
    Stielbasis: verjüngt, keine Knolle, keine langen "Wurzeln"
    Sporen: dunkelbraun (ohne violett-Anteil) 8,2 x 6,3


    Geruch: nicht pilzig, nicht unangenehm, nach Anblick der Sporen: nach Schokolade(?), aber relativ schwach, liegt vermutlich am Anblick der Sporen.


    Farben:
    Leider waren die Farben auf den Fotos zu intensiv rötlich, ich habe versucht, sie so zu bearbeiten, dass sie dem Originaleindruck näher sind, aber das ist schwierig. Es gibt meines Wissens bei dieser alten Kamera keine Technik für einen Weissabgleich.


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    (6)


    (7)
    Zwei junge Exemplare. Leider habe ich vergessen, nach den Lamellen zu schauen. Ornament am Stiel: Gürtelfuß?



    Ich weiß, es gibt über 360 Cortinarius-Arten :rolleyes:


    Aber vielleicht hat jemand mit Cortinarien-Erfahrung eine Idee, zumindest zur Untergattung ? Ich würde mich sehr freuen.


    Viele Grüße
    Lothar
    [hr]
    Erinnert sehr stark an die erste Art in diesem Beitrag.
    http://www.pilzforum.eu/board/…ng-faelbling-und-was-noch


    Das Ergebnis war wohl Cortinarius anomalus ?


    LG Lothar

  • Hey


    weit hergenommen möchte ich mal den hier nennen: Cortinarius purpurascens.
    Bei bild 5 erinnern mich die Schleierreste daran. Jedoch fehlt der Klumpfuß, wobei ich einen richtigen Fuß bei deinen Pilzen vermisse.
    Naja wie gesagt, er sollte nur mal so genannt werden :P


    Lg Merlin

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    Wer aufhört, besser werden zu wollen, hört auf, gut zu sein.

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  • Hallo Lothar!


    Verstehe schon deine Gedankengänge bezüglich C. anomalus, sieht schon irgendwie ähnlich.
    Trotzdem scheint der Hut nicht unbedingt sehr trocken, sondern etwas schleimig?


    Naja, wie auch immer, ich kann da nicht zufriedenstellend helfen. Schreibe eigentlich bloß, um zu sagen, dass deine Bilder schon ok. sind, besonders Bld 3 ist ja gestochen scharf.


    Geruch "nach Anblick der Sporen---> nach Schokolade" ist auch nicht schlecht.


    Hat aber wahrscheinlich auch keinen Sinn, deinen Fund in andere Foren mit anwesenden Cortinarien-Kennern zu stellen, weil die für eine sinnvolle Antwort wahrscheinlich die Mikros und die chem. Reaktionen einfordern würden.


    Naja, wenigsten haben wir gesehen, dass es nicht Lepista nuda (Violetter Rötelritterling) ist, denn ich bin schon überzeugt, dass der von unbedarften Pilzsammlern durchaus für den gehalten werden könnte.


    VG Ingo W

    ________________________________________________________________
    "Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten"

    150-15 (APR 2022) = 135-5 (GnE-Wette verloren "über 11 gelöst") = 130+4 (am nächsten an der 222.Schnapps-Punktzahl) = 134+7 (7.Platz im APR 2022) = 141+4 (KISD-Prozente von GnE) = 145-15 (APR 2023) = 130+3 (10. Platz) = 133+3 (Unbewusst-Phal) = 136+5 (Lupus-Wette-APR-Sieger=ü300) = 141+5 (GnE-Gewinnsteuer-APR23) = 146+7 (Phalplatz 1) = 153-20 (APR 2024) = 133

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    Einmal editiert, zuletzt von Ingo W ()

  • Naja, wenigsten haben wir gesehen, dass es nicht Lepista nuda (Violetter Rötelritterling) ist, denn ich bin schon überzeugt, dass der von unbedarften Pilzsammlern durchaus für den gehalten werden könnte.


    Hallo Ingo


    Das kann ich mir gut vorstellen!
    Vor allem das Schnittbild erinnerte mich doch sehr an Lepiste nuda.


    Mfg Sven

  • Guten Abend zusammen,
    Lepista nuda kenne ich schon lange (seit den 70er Jahren), dafür fehlen z.B. die Blauviolett-Töne zumindest bei den jungen Exemplaren (7). Seitdem kenne ich auch die Schleierlinge als Gattung, habe aber neulich gelernt, dass es auch andere Gattungen mit Schleiern gibt. Daher das Fragezeichen.


    Der Hut war in keiner Weise schleimig / fettig sondern trocken.


    Für einen Klumpfuß (z.B. Cortinarius purparescens) fehlt die Knolle, aber der Stiel ist an der Basis verdickt Bild (6). Das genügt als Voraussetzung für einen Dickfuß.


    Ich habe mal bei Krieglsteiner nachgeschaut, er unterscheidet bei Cortinarius anomalus ja einige Varietäten und verweist noch auf andere Arten, die im Lauf der Zeit ausgegliedert wurden und auch bei ihm als separate Arten geführt werden. Um die zu unterscheiden muss man besser mikroskopieren können als ich es kann.


    Nachtrag zu den Sporen:
    Auf der Sporen-Oberfläche sind in der Aufsicht rundliche Strukturen zu sehen, seitlich sieht das nach kleinen Stacheln oder Warzen aus, jedenfalls Erhebungen. Mehr gibt mein Mikroskop nicht her (zumindest mit meinen Kenntnissen). Die Farbe der Einzelspore ist hell-oliv.


    Ewald Gerhardt: Der große BLV-Pilzführer 2011 gibt für die Sporen von Cortinarius anomalus an: rundlich, warzig, 7,5-9 x 6-7 Mikrometer. Das ist kein Beweis für die Art, aber zumindest kompatibel mit meinen Ergebnissen.


    Viele Dank für die bisherigen Kommentare, weitere sind natürlich immer noch willkommen


    LG Lothar

  • Zum Abschluss:
    Ich habe versucht, mit dem Schlüssel von HORAK zu arbeiten, Start bei Cortinarius.


    Da im Schlüssel danach gefragt wird: Hut und Stiel sind nicht schuppig.


    Erste Unklarheit:
    Hut trocken oder schmierig / schleimig?
    Schleimig war er nicht, aber nach Benässen unter dem Wasserhahn etwas speckig. Aber wie fühlt sich ein "trockener" Pilz an, wenn er feucht gemacht wird? Wenn man über "trocken" geht kommt die Anmerkung, dass er auch schwach schmierig sein darf.
    Also: beide Wege gehen.


    Über kurz oder lang kommt es zur Frage:
    - KOH positiv oder negativ
    - Luminiszenz unter UV-Licht


    Mit KOH haben sich die Lamellen nach kurzer Zeit dunkelbraun gefärbt, dann auch das Hutfleisch. Ich führe das aber darauf zurück, dass den Zellen durch die KOH-Lösung Wasser entzogen wurde, ich halte es nicht für eine Farbreaktion. Oder ist diese gar nicht gefragt, genügt die Verfärbung alleine?


    Unter UV zeigen die frischen Pilze keine Reaktion. Aber in dem Hutbereich, den ich am Tag zuvor mit etwas viel KOH benässt habe, hat ein Bereich (nicht alles) intensiv rosa geleuchtet. Das KOH war zu dem Zeitpunkt eingetrocknet, es waren die Kristalle zu sehen. Ich will noch einen Versuch mit Exsiccaten machen, das dauert noch etwas.


    Ich muss mich also über diese Tests noch genauer informieren.


    Ich hatte gestern auch noch junge Fruchtkörper geholt: alle Lamellen waren braun. Da ich an den großen Fruchtkörpern zum Teil einen schwachen Violett-Ton gesehen hatte, hätte ich violette Lamellen erwartet.
    Aber: die beiden Tage zuvor waren sehr sonnig, nachts gab es daher Frost.
    Ich ziehe den Schluss:
    -> Zur Zeit keine Chance, alle Exemplare hatten vermutlich schon Frostschäden. :( Es bleibt unklar, was ein typisches Merkmal ist und was ein Frostschaden.


    Na dann, ich werde nächstes Jahr schon mal etwas früher schauen. Der Platz ist immerhin gut erreichbar.


    LG Lothar