Gelber Lamellenpilz

Es gibt 30 Antworten in diesem Thema, welches 9.470 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Graubart.

  • Guten Abend,


    hier einige Anmerkungen


    hübchen
    Die Unterscheidung zwischen Clitocybe phyllophila und C. candicans ist auch nicht einfach. Problem: Bei C. candidans steht bei Gröger: "Frk rein weiß und auch alt fast so bleibend". :rolleyes:
    Die Exsiccate haben noch Restfeuchte, daher kann ich dazu nichts sagen.


    Rumpelrudi
    Ich habe noch mehr Fotos, auf denen die Unterseite abgebildet ist. Mein Eindruck ist, dass der Quotient von durchgehenden Lamellen und Lamelletten abschnittsweise sehr schwanken kann. Leider sind alle meine Fotos nicht so gut, dass man über einen größeren Bereich die Lamellen zählen könnte. Mit Blitz ist es auch schwierig, so ein Foto zu produzieren. Vielleicht ist das am Pilz selbst einfacher.


    Vorläufiges Fazit:
    - Ich werde noch mal in den Wald gehen und hoffen, dass ich noch ein brauchbares Exemplar finde.


    - C. phyllophila bleibt vorerst weiter mein Favorit, weil es im Internet Bilder mit der gleichen Struktur des Hutes gibt. Außerdem hatte ich irgendwo die Erklärung gelesen, dass der Hut anfangs so strahlen weiß ist (Bleiweiß), weil sich unter der Huthaut Luftbläschen befinden. In dem Maß, wie in diese verschwinden und Wasser eindringt, wird die darunter liegende Schicht sichtbar.


    Im Internet habe ich bei der Suche nach Rhodocollybia distorta kein ähnliches Bild gefunden oder es ist so selten, dass ich es übersehen habe. Grundfarbe ist eher rotbraun in seinen Schattierungen.


    Mal schauen, wie ich das morgen sehe.


    Viele Grüße aus dem Vogelsberg
    Lothar
    [hr]
    Ein Argument von Hübchen hatte ich noch übersehen:
    Der Quotient für die Sporen (Länge/Breite) ist bei meinem Pilz 1,5.
    Bei Rhodocollybia prolixa var. distorta liegt er bei 1,0-1,3. Damit kommt diese Art nicht in Frage, das sehe ich auch so.


    Bleibt nur die Frage, ob noch zu klären ist, um welche Art der Gruppe Clitocybe phyllophila sensu lato es sich handelt.


    Viele Grüße
    Lothar

  • Guten Abend,
    ich habe heute den Standort wiedergefunden und einen Fruchkörper mitgenommen. Die Pilze stehen schon einige Tage dort, so dass sie nicht mehr ganz jung sind. Trotzdem will ich noch zwei Beobachtungen mitteilen.


    - Digitalfoto: Farbtreue
    Aufnahme mit Blitz, Erstellung der Varianten mit IrfanView
    (7) - (9)

    (7) = Originalfoto, wg. Vorgaben auf 250 kB heruntergerechnet
    (8) = Foto, Farbsättigung "- 60"
    (9) = Foto, Farbsättigung "-80"
    Foto (9) kommt - auf meinem Bildschirm - dem Original am nächsten, auch wenn mir der Rot-Anteil noch zu hoch vorkommt.


    - Relation (Gesamtzahl der Lamellen / am Stiel endende Lamellen)
    (10) (Aufnahme mit einem DinoLite-Mikroskop).


    Die kleinen, kurzen Lamellen müssen mitgezählt werden. Sie waren auf dem Foto, das ich eingestellt hatte und das von Rumpelrudi ausgewertet wurde, kaum oder gar nicht zu erkennen.


    Ich komme bei einem größeren Abschnitt zu einem Ergebnis von ca 100:10, also einem Quotienten von 10.
    Das passt zu Clitocybe phyllophila s.l.


    Viele Grüße
    Lothar

  • Hallo!

    Zitat


    sensu lato
    Sensus lator
    Dem Verstand zugetragen
    Nicht beweisbar weil Hören/Sagen oder Erfahrung (undokumentierbares Wissen).


    Ich verstehe ja Rumpelrudi ganz oft nicht, bestimmt ist das auch diesmal der Fall: will bloß loswerden, dass s.l. = sensu lato = im weiten Sinn bedeutet.
    Das Gegenstück wäre sensu stricto = im engen Sinn.


    Ist vielleicht also etwas kompliziert gedacht mit "nicht beweisbar", zielt einfacher gesagt auf Arten, die in ihren Merkmalen je nach Autor verschieden streng aufgefasst werden.


    VG Ingo W

    ________________________________________________________________
    "Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten"

    150-15 (APR 2022) = 135-5 (GnE-Wette verloren "über 11 gelöst") = 130+4 (am nächsten an der 222.Schnapps-Punktzahl) = 134+7 (7.Platz im APR 2022) = 141+4 (KISD-Prozente von GnE) = 145-15 (APR 2023) = 130+3 (10. Platz) = 133+3 (Unbewusst-Phal) = 136+5 (Lupus-Wette-APR-Sieger=ü300) = 141+5 (GnE-Gewinnsteuer-APR23) = 146+7 (Phalplatz 1) = 153-20 (APR 2024) = 133

    Link: Gnolmengalerie

    Link: APR 2023

    Link: Phalabstimmung 2023

    Link: Nanzen 2024

    Link: Einladung APR 2024

    Einmal editiert, zuletzt von Ingo W ()

  • Ingo, Danke für die Bestätigung. Deine Ausführungen bedeuten im engeren Sinn genau das Gleiche, nur mit anderen Worten. Sinn = dem Verstand zugetragen durch Wahrnehmung.


    Zum eigentlichen Thema:
    Das bedeutet folglich, dass Beorn sein Pilz zumindest kein direkter Clitocybe phyllophila ist, denn beim besten Willen komme ich bei Dem auf maximal 8 durchgehende Lamellen.
    Wenn bei dem neuen Muster die Lamellen zum Stiel hin nicht schartig sind und nicht leicht abgerundet angewachsen sind, wie beim anfangs vorgestellten Muster, sondern durchgehend gerade, nehme ich den Rübling zurück. Aber (noch) nicht überzeugt zurück, denn dazu sind mir zuviele Ungereimtheiten und Widersprüche vorhanden.

  • hübchen:
    Sporenfarbe: cremeweiß, möglicherweise mit einem winzigen Hauch in Richtung lachsfarben, aber das kann auch der Phantasie meines Farbsinnes / Gehirns entspringen, um manchen Beschreibungen näher zu sein. Ich bin da nicht mehr unvoreingenommen.


    Lamellenfarbe am Exsiccat:
    Eindruck: hellocker - hellgelblich, aber auch die Bezeichnung gelblich kann ich noch akzeptieren.
    Die Lamellenfarbe hellgelblich spricht für Clitocybe candicans. Ich habe aber Probleme mit der Aussage bei Gröger zu dieser Art "Frk rein weiß und auch alt fast so bleibend". Bei Gröger finde ich nichts zur Hutbreite. In anderen Bücher habe ich gefunden "- 3 cm" bzw. "- 3 (5) cm". Meiner Erinnerung nach ging die Hutbreite bis 7 cm (leider nicht schriftlich festgehalten).
    Die Lamellenfarbe "gelblich" würde bei Gröger zu C. phyllophila führen.


    Es wird wohl nicht sicher zu klären sein :/ Ich begnüge mich mit Clitocybe phyllophila s.l. .


    Rumpelrudi
    Die Lamellen stossen mit 90 Grad auf den Stiel, einige laufen sehr wenig herab. Ein Problem bei der Beurteilung Lamellen ist der starke Schneckenfraß.


    Zu Deiner Bemerkung zu sensu lato / sensor lator:
    Dein Eindruck, ich würde Erfahrung nicht achten, ist falsch. Ich bin zwar ein Neuling im Versuch, Pilze zu bestimmen (jedenfalls systematisch und nicht nur nach Illustrationen), habe aber ca 15 Jahre Erfahrung mit Pflanzen (zeitweise mit Moosen) und einige Jahre mit Flechten. Von daher weiß ich, welche Bedeutung Erfahrung hat, aber auch die Einschränkung: meine größten Böcke habe ich geschossen, weil ich mir mit meiner Erfahrung manchmal zu sicher war, um welche Art es sich handelt - bis mich meine Begleiter korrigiert haben.


    Und - nicht nur Du hast Erfahrung. Die Autoren der genannten Bestimmungsbücher sind auch keine heurigen Hasen. Vermutlich deshalb unterscheiden sie sich zum Teil sehr stark in der Beschreibung der gleichen Art. Dazu kommt bei den meisten Büchern das Problem, dass der Verlag Vorgaben in Bezug auf die Seitenzahl macht bzw. bei Ewald Gerhardt, dass die Textinformation zur Bildgröße passen muss.


    Leider gibt es in der Mykologie nichts, was dem Rothmaler oder dem Schmeil-Fitschen bei den Gefäßpflanzen vergleichbar wäre.


    Was ich mich frage: in welchem Verhältnis stehen diese Beschreibungen zu den originalen Beschreibungen, die die Arten definieren?
    Die Originalbeschreibungen stellen einen Idealtypus dar, den es in der Realität so gar nicht gibt, es muss von den vielen Einzelexemplaren abstrahiert werden. Da setzt dann die Erfahrung ein, welche Abweichungen noch toleriert werden.


    Bestimmungsschlüssel sind für mich das Hilfsmittel, damit man nicht die Originalliteratur beschaffen muss. Diese ist ja nicht überall verfügbar und man hätte auch gar nicht die Zeit, das alles zu lesen. Auch wenn Du die genannten Bestimmungsschlüssel nicht besitzt & nutzt: letzten Endes basiert auch Dein Wissen auf schriftlichen Unterlagen (Bücher, Aufsätze), denn schriftliche Artbeschreibungen sind die Grundlage auch Deines Wissens.


    Soviel noch als Exkurs.


    Vielen Dank an alle für die Diskussionsbeiträge, durch die ich viel gelernt habe, und LG


    Lothar