Eigentlich sollte es den Trompetenpfifferlingen an den Kragen gehen.
Doch gleich beim Einstieg in den Fichtenwald traf ich auf den Zitterzahn (Pseudohydnum gelatinosum). Schnell ein paar Fotos gemacht und weiter gehts.
Der Fichtenwald ist groß und eintönig. Also geht man kreuz und quer, sucht nach Moospolstern und schaut, ob es da trompetet.
Aber nix war. So zog es mich dann gut zwei Kilometer kreuz und quer durch den Wald.
Schließlich, fast am Ende des Waldes, nochmal Zitterzähne. Auch sehr hübsch und ein oder zwei Fotos wert.
Der Griff zur Jackentasche.......siedendheiß durchfährt es mich....die Kamera ist weg. Ach Du Scheixxe.
Es folgt das übliche Prozedere, alle Taschen abfühlen, alles abklopfen.
Taschen ausleeren, was totaler Blödsinn ist, denn die Kamera ist groß genug um sie auch durch abfühlen finden zu können, wenn sie denn da wäre.
Jetzt bloß nicht in Panik geraten. Wo hab ich sie zuletzt benutzt? Klar, ganz am Anfang, beim ersten Zitterzahn. Hab ich danach nochmal irgendwo irgendwas aus den Taschen genommen?
Nein, definitiv nicht.
Verloren ? Der Reißverschluß der Innentasche, in der ich die Kamera aufbewahre, war geschlossen. Ist vielleicht ein Loch in der Tasche ?
Nein, alles in Ordnung.
Nun wird mir etwas leichter, denn dann kann sie ja nur dort liegen, wo ich den Zitterzahn fotografiert habe. Ich hab sie vermutlich da abgelegt und nicht eingesteckt.
OK, den Stumpen mit dem Zitterzahn finde ich wieder.
Also auf den Weg und die kürzeste Strecke zurück. Den Stumpen samt Zitterzahn zu finden war kein Problem. Doch da lag sie nicht.
Päng, sofort war die Panik wieder da.
Dann kann ich sie nur auf unerklärliche Weise unterwegs verloren haben. Irgendwo in einem 3 x 3 Kilometer großen Fichtenwald.
Ich vermute, ich habe die Kamera nicht in die Innentasche der Jacke gesteckt, sondern daran vorbei, zwischen Jacke und Pullover. Da es kalt, und ich recht dick angezogen war, hab ich das nicht bemerkt und den Reißverschluß der Tasche zugemacht. Zudem ist die Jacke über dem dicken Pullover recht eng, so dass die Kamera dort quasi eingeklemmt war. Und beim laufen und über Äste und Stämme klettern, ist sie irgendwo rausgerutscht.
Dummerweise steckt die Kamera auch noch in einem schwarzen Futteral. Hervorragend getarnt zwischen alten Moosen, Stubben, Stämmen und Ästen.
Herrje, das wird wohl ein Abschied für immer gewesen sein.
Aber einfach aufgeben ist nicht. Ich versuche, den zuvor zurückgelegten Weg anhand meiner eigenen Fußspuren zurück zu verfolgen. Das ist schwierig, denn auf dem Nadelteppich bleibt nicht viel an Spuren zurück. Nur wenn der Fuß abgerutscht ist, verkantet aufgesetzt wurde, oder Moos von einem Stamm geratscht hat, sieht man was.
Ich taste mich so vor, dass ich an der letzten erkennbaren Spur den Korb ablege, und dann in vermuteter Gehrichtung nach einer weiteren Spur suche. Hab ich die, lege ich da meine Probendose ab und gehe zurück den Korb holen. Dann geht es weiter zur nächsten Spur.
So schleiche ich mich wie ein Indianischer Fährtensucher durch den Wald.
Nach fast zwei Stunden, knapp 500m vor der Stelle wo ich den Verlust bemerkt habe, liegt sie hinter einem dickeren Stamm auf der Erde.
Puhhhh, Glück gehabt. Da ist sie wohl beim überklettern des Stammes unter der Jacke weggerutscht.
Sicher einer meiner schönsten und wertvollsten Funde.:D
Jo, anzumerken sei noch, dass ich bei der Fährtensuche so manches Büschel Trompeten gesehen habe, aber keinen Sinn dafür, die einzusammeln. Aber da kann man mal sehen, was man so alles übersieht wenn man nicht grade den Boden zentimeterweise nach einer Kamera absucht.:D
Die Belohnung der Mühe war, neben dem Wiederfund natürlich, noch ein sehr schönes Foto.