Weißschimmernder Pilz + exotische Röhrlinge

Es gibt 29 Antworten in diesem Thema, welches 7.640 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

  • [font="Verdana"]Die Regenzeit in Israel hat angefangen und die Pilze schießen aus dem Boden. Bei meiner heutigen Streife durch die Pinien- und Eichenwälder des Carmelgebirges begegnete mir immer wieder ein seidig weiß schimmernder Lamellenpilz, den ich nicht kenne. So beschänkte ich mich vorerst aufs Photoschießen. Aber vielleicht erkennt ja der eine oder andere Pilzkundige von euch, ob man diese Prachtexemplare verspeisen kann?
    Hier ein paar Bilder zum mysteriösen weißen Pilz:


    Er wächst offensichtlich in einer Art Hülle, die dann aufplatzt:

    Zum Vorschein kommt ein herrlich schimmernder, rein weißer Pilz

    So sieht er von unten aus:

    und so auch:

    später breitet er seine Krempe aus, und vor lauter Üppigkeit, platzt der Hut sogar manchmal auf:

    Ich denke, dass es sich immer um den selben Pilz handelt, auch wenn ich die einen unter diesen stacheligen Eichen, (die es hier zu Haufe gibt) gefunden habe, und die anderen unter Kiefern.
    Es ist ohne Zweifel ein schöner Pilz, doch auch seine Schönheit ist vergänglich, wie uns dieser schneckendurchlöcherte, eingeschrupmelte Pilz-Greis eindrücklich vor Augen zu führen vermag:

    Ich bin gespannt, ob dieser Pilz schon einmal jemandem von Euch begegnet ist, der mir mehr über ihn verraten kann.
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  • Hallo Pinienwald,


    dein Pilz (bzw. deine Pilze, vielleicht sind es auch mehrere verwandte Arten) kommt (kommen) meiner Ansicht nach aus der Familie der Knollenblätterpilzverwandten (Wulstlinge, Amanita). Typisch für diese Familie sind die Reste der Gesamthülle (Velum Universale), die wie du richtig beobachtest, beim Großwerden der Pilze aufplatzt. Reste dieser Hülle sind und hier als Scheide, die die typische Knolle im Boden umschließest, zu sehen, sowie als flockige Velumreste auf dem Hut. Die Überreste der Teilhülle (velum partiale) sind am Stiel als hängender Ring zu beobachten.


    Ich vermute hier den Formenkreis des Eierwulstlings (Amanita ovoidea), eine sehr wärmeliebende Art, die im Süden vorkommt. Ich kenne den Eierwulstling leider nicht aus eigener Anschauung, er ist hier in Deutschland eher selten. Deine Fotos zeigen ähnliche Pilze, die jedoch teilweise Unterschiede in der Farbigkeit (z.B. der Scheide, Volva) zeigen. Z.B. ist beim zweiten Foto diese fast schon ocker-orange, bei anderen wiederum eher ocker-weißlich. Es ist durchaus möglich, dass es sich nicht in allen Fällen um die gleiche Art handelt.


    Es gibt nämlich auch eine sehr ähnliche, stark giftige Art, den ockerscheidigen Eierwulstling (Amanita Proxima). Wie man beide klar unterscheidet und welche Variationen innerhalb der Arten möglich sind, weiß ich leider nicht genauer - zumal ich beide Pilze noch nicht in der Hand hatte. Vielleicht kennt sich jemand anderes im Forum hier besser aus.


    Bitte beachte: In einem Internetforum kann es so oder so keine Essensfreigaben geben! Ich kann dich nur davor warnen, als Anfänger unbekannte Pilze, insbesondere aus der Knollenblätterpilzfamilie zu essen, zu dieser Gruppe zählen schließlich die tödlich giftigsten Pilze, die wir haben.


    Für die Zukunft, ein kleiner Tipp, es ist für Bestimmungshilfen immer sehr wichtig, dass so viele Angaben wie möglich zum Pilzfund gemacht werden, damit ein Ergebnis der Suche möglich ist. Hier steht genauer, worauf zu achten ist:
    http://www.pilzforum.eu/board/…ngaben-zur-bildbestimmung


    Vielen Dank fürs Zeigen dieser spannenden Pilze.

  • Also von den Bildern her würde ich auch Eierwulstling sagen. Das ist das, was am Meisten passt zu mindest mit meiner eingeschränkten Literatur. Allerdings habe ich diesen auch noch nie gesehen. Muss wohl am kalten Deutschland liegen.


    Gruß
    Nosozia

    Frei nach dem Stenkelfeld Motto: Pilze braten - Symptome raten!

  • Hallo Pinienwald,


    wenn ich mich nicht irre handelt sich bei deinen Pilz um Amanita Proxima ein Pilz der A. Ovoidea sehr ähnlich, gut zu sehen auf Bild 2 sind die reste der Okrafarbigen Volva das A.Proxima von A.Ovoidea unterscheiden, in gegenteil zu Ovoidea (Essbar) ist Proxima stark giftig.


    Ob es sich bei alle bilder um die gleiche handelt kann ich nicht sagen da die Volva nicht sichtbar ist.

    Gruß Mario
    Ein Gruß aus den Bergischen Land


    Pilzchips 40 / 13 PC fürs APR.


    Bei Geschmackprobe bitte nicht runter schlucken.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Pinienwald!


    Ganz gleich ob es nun Amanita Proxima oder Amanita Ovoidea oder beides ist: Es ist in jedem Fall ein toller Fund, auf den ich überhaupt nicht neidisch bin. ;)


    Glückwunsch!


    Dennoch: Bitte nichts essen, was du nicht sicher selbst bestimmen kannst.


    LG, Beorn.

  • Wunderschöne Bilder zum Abend. Dazu noch eine Dokumentation von junger Schönheit zur Vergänglichkeit. Zauberhaft und kaum zu toppen :thumbup:


    Trino hat die Merkmale deutlich hervorgehoben, obwohl der zu meidende Doppelgänger erst südlich der Alpen vorkommen sollte. Aufgrund der Klimaverschiebung ist der Hinweis auch für uns gesund.
    http://www.amanitaceae.org/?Amanita+proxima
    Dem ist nichts hinzuzufügen.


    Danke für die schöne Bilderserie.

  • Ja, Amanita Proxima sieht passend aus.
    Habe ich mal wieder nicht in meinen Büchern. Na Weihnachten ist ja bald ;)


    Gruß Nosozia

    Frei nach dem Stenkelfeld Motto: Pilze braten - Symptome raten!

  • [font="Arial"]
    Vielen Dank für Eure fachkundigen Antworten! Nachdem ich dem link von Rumpelrudi gefolgt bin, kam ich zu der Überzeugung, dass es sich bei meinen Funden wohl um den Amantia Proxima handelt und dass ich diesen lieber nicht in meiner Bratpfanne bruzeln lassen will.


    Was aber haltet ihr von diesem Rumpelwicht?

    Sein weit heruntergezogener Hut erinnert an einen alten, knollignasigen Landstreicher. Unter seinem Hut verbirgt er ein schon angeschimmeltes röhren-poriges Gesicht

    und wenn man ihm gar zu Leibe rückt, läuft er sofort blau an:

    was ihn, glaube ich, als Angehörigen der Maronen verrät. Ich finde er sieht, (abgesehen davon, dass er schon etwas alt zu sein scheint) irgendwie lecker aus.
    So wie auch diese Riesenexemplare:


    deren Ehrgeiz es zu sein scheint, in XXL zu passen. Doch Riese hin, Riese her, sie sind ebenso empfindlich und nehmen einem unsanfte Berührungen ebenso übel (blau), wie der obenerwähnte kleine Schrumpelwicht :

    Sie wachsen unter den buschartigen Eichen, auf deren schwer verrottbarem Laub man allzuleicht ausgleitet. Die mumifizierten Blätter dieser Eichen sind übrigens nahezu auf allen meinen Pilzbildern zu erkennen.


    Leider kann ich heute nicht losziehen, um noch mehr Daten zu den Pilzen zu sammeln. Die Spitze des Carmels ist in eine Regewolke gehüllt und es ist so neblig, dass ich kaum mehr das Haus des Nachbars erkennen kann.
    Auf meine nächste Tour werde ich aber ein Zentimetermaß mitnehmen, um genauere Daten liefern zu können.
    Riechproben habe ich schon gestern genommen, aber sie waren nicht ergiebig. Entweder rochen die Pilze nach gar nichts, oder eben nach Pilz. Vielleicht fehlt mir hier noch die Erfahrung.
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    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Pinienwald!


    Die neuen Pilze sind in der Verwandschaft der Hexenröhrlinge zu suchen. Höchstwahrscheinlich entweder Boletus Erythropus selbst, oder nahestehende Arten wie zB Boletus Queletii.


    Das ist schon spannend, denn gerade in wärmeren Ländern gibt es ja eine Vielzahl spannender Boleten, die bei uns höchstens selten oder vereinzelt vorkommen.


    Wenn du da genue Bestimmungen erhoffst, wäre folgende Details wichtig:
    - Schnittbild des gesamten Fruchtkörpers (von oben nach unten)
    - detaillierte Nahaufnahme der Stieloberfläche


    Danke für die schönen Aufnahmen, ich drücke dir (auch in eigenem Interesse) die Daumen für besseres Wetter.


    VG, Beorn.

  • Hey Pinienwald,


    Beorn hat Recht, wenn das Wetter es zulässt, solltest du versuchen, den nochmal zu finden und ein paar Nahaufnahmen und Schnittbilder anfertigen. Mein Pilzbuch listet ca. 15 blauende Arten mit roter Röhrenschicht, die alle mehr oder weniger auf deinen Pilz zutreffen könnten.
    Finde es aber spannend, dass sich immer mehr Mittelmeer-Pilzfreunde hier einfinden! :) Freue mich auf weitere Funde von dir!


  • Der Dauerregen hat meinen Pilzriesen leider stark zugesetzt, als ich sie erneut aufsuchte, waren sie in ein unappetittliches Schleimstadium übergetreten. Ich musste mir also neue Pilze suchen. Hier stelle ich euch einen vor, der mit Sicherheit auch in die Gruppe meiner Röhrlingsriesen gehört.

    Ich hielt ihn erst für einen netzstiligen Hexen-Röhrling,

    aber die Beschreibung bei Googel passt nicht ganz auf ihn. (Sein Hut ist mitnichten wildlederartig)

    Dieser hier sieht ihm zum Verwechseln ähnlich:

    aber er hat keine Netzzeichnung am Stil:

    wiewohl er auch bläut:

    Allen gemeinsam ist, dass es riesen Pilze sind, die unter Eichen wachsen. Da die Hexenröhrlinge, mit Ausnahme des Satansröhrlings essbar sind, könnte ich sie sogar verspeisen. Ich traue mich aber nicht.


    Davon abgesehen scheint mir dieser Pilz, den ich der Gruppe der Steinpilze zuordne, schmackhafter zu sein:

    Er wächst unter Nadelgehölzen und bläut nicht.

    Sein Stiel ist am Hutansatz gelb gepunktet.

    Hier ein weiteres Exemplar dieser Art:

    Sein Fleisch ist weiß und zu den Röhren hin gelb

    Wenn man die Röhren entfernt, kommt darunter leuchtend gelbes Fleisch zum Vorschein, auf dem winzig kleine Tierchen herumlaufen. (Sollte man ihn deswegen nicht essen?)

    Ich würde ihn gerne für einen Kiefernsteinpilz halten, aber auch hier passt die Beschreibung nicht wirklich. Der Stiel ist nicht mit einem Netz bedeckt und auch nicht bauchig. Dafür riecht er wie ein Steinpilz.
    Für wen haltet ihr diesen Gesellen?

  • Hallo Pinienwald,


    vergleich deinen letzten Pilz mal mit Suillus mediterraneensis


    Neulich gab's dazu hier schon einmal eine Anfrage...


    Zu den anderen kann ich aus dem Kopf nicht viel sagen, werd mich heute abend mal genauer damit befassen...


    Edit: Oh, und noch was: mach doch in Zukunft für jeden neuen Pilz ein neues Thema auf, dann kann man den Antworten (und den verschiedenen Pilzen) besser folgen! :)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Pinienwald!


    Da will ihc mich Sarah unbedingt anschließen, erstens was den Mediterraneensis angeht, zum Zweiten aber auch bezüglich des Aufspilttens in mehrere Threads. Gerade bei den wirklich sehr spannenden Pilzen, die du hier zeigst, macht das echt Sinn.


    Denn dadurch steigen auch die Chancen, daß hier echte Experten mal einen Blick drauf werfen: Am besten für jeden Pilz ein Thema, idealerweise betitelt mit "extrem seltener Boletus". ;)


    So sieht es nämlich für uns hier in Dreutschalnd aus, wobei ich nicht weiß, wie häufig die Arten bei dir in Israel vorkommen. Nun aber zu den zwei neuen Boleten. Die sind was Besonderes, zumindest für mich und meinen Kenntnisstand. Selbst gefunden habe ich sowas noch nicht, also bitte auch die Bestimmungen jetzt nicht als endgültig ansehen:


    Bilder 1 bis 3:
    Ochsenröhrling, Boletus Torosus.


    Bilder 4 bis 6:
    ziemlich sicher glattstieliger Hexenröhrling, Boletus Queletii.



    Meinen Glückwunsch, und von solchen Sachen bitte jederzeit mehr Bilder. :thumbup:



    LG, Beorn.

  • Wow, die rotporigen sind ganz schön kniffelig! Bin grad am Lesen und Schlüssel durchgehen, komme aber nicht wirklich weiter, dafür kenne ich mich mit denen aber auch zu wenig aus. Beorn, wie kommst du auf die beiden Arten? Vom Ochsenröhrling hatte ich noch nie was gehört, aber jetzt beim Bildervergleich scheint mir, der hat nicht so ein ausgeprägtes Netz wie der auf den Bildern oben... Beim zweiten wäre mir noch der Wolfsröhrling (Boletus lupinus) eingefallen, der zwar in der Gegend auch nicht häufig, aber dennoch häufiger als in Mitteleuropa sein sollte.


    Aber wie gesagt, ich kenne mich mit den "Roten" nicht wirklich aus, habe auch noch keine gefunden. Interessiert mich nur sehr, da ich auf diese Vertreter ja bei mir potentiell auch stoßen könnte...

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Sarah!


    Die Rotporigen sind in der Tat knifflig. Und ich bin da sicher kein Experte, spannend wäre hierzu definitiv eine Einschätzung von Andreas (Andreas) oder Andreas (AKCCM), oder natürlich Jürgen Schreiner (aber der schreibt hier nicht viel).


    Ich muss gestehen, daß ich bei beiden Pilzen initial einfach mal eine Idee hatte, die beim Nachlesen im Krieglsteiner passte. Umso besser, daß du nochmal nachhakst.


    Das Netz ist oben eigentlich schon zu derb für Torosus. Leider fällt mir aber keine tolle Alternative ein. Da werde ich mal meine Lieblingsseite zu den Boleten durchgehen müssen.


    Beim Zweiten ist es dann auch schwierig: Ich meinte eigentlich, daß B. Lupinus stärker blauen sollte. Aber sonst...


    Wenn du magst, kannst du die beiden mal auf der oben erwähnten Lieblingsseite vergleichen:
    >Boletus Lupinus<
    >Boletus Queletii<


    Ohne eigene Funderfahrungen ist das echt ein Ratespiel.
    Ich hoffe, mal, wenn bei dir auf Kreta die Boleten loslegen, kannst du uns auch mit spannenden Arten versorgen.



    LG, Beorn.

  • Hallo Miteinander, wieder mal eine spannende Röhrlingsrunde aus dem Süden :thumbup:.


    Ich kenne leider die meisten exotischen Röhrlinge auch nicht aus eigener Funderfahrung. Also alles was folgt ist wilde Spekulation. :) Ich finde der Hut ist recht hell, fast rosa. Aber das kann genauso auch am Alter liegen, genauso wie die etwas speckige Oberfläche, das kennt man ja von den Hexen, die auch gerne heller werden im Alter.


    Ich habe mir jedenfalls erstmal Infos zum rosahütigen Röhrling. (B. rhodoxanthus) angesehen:
    http://images.search.conduit.c…&CUI=SB_CUI&start=0&pos=6
    http://boletales.com/genera/boletus/b-rhodoxanthus/
    Spannend, wie unterschiedlich die Hutfarbe hier aussehen kann. Dieser blaut, wie dort beschrieben, als Charakteristikum nur in der oberen Hälfte im Hutbereich. Unser Pilz hier blaut jedoch etwas weiter hinunter, etwa bis zur Hälfte des Stiels, aber nicht bis unten :/. Wo zudem starke rötliche Verfärbungen zu sehen sind.


    Damit bin ich wieder zu einem netzstieligen Hexenröhrling gekommen, meiner ersten Assoziation.
    Hier ist die Hutfarbe auch sehr variabel: Einige der mittleren Bilder erinnern mich hier doch stark an unseren Pilz, auch was den Hut angeht:
    http://boletales.com/genera/boletus/b-luridus/


    Nicht jeder Hut ist hier trocken- feinfilzig, er kann feucht auch schon mal klebrig sein, vor allem im Alter.
    Eine weinrote Verfärbung in der Stielbasis ist übrigens für B. Luridus gerade typisch, siehe hierzu auch das Schnittbild im Link ganz unten)!


    Soviel zu meiner Kurzrecherche. ;)


    Edit: der glattstielige Hexenröhrling für 2 gefällt mir gut.

  • Danke, Anna, für deine Ideen!
    So, nochmal bisschen rumgesucht... Das mit dem Netzstieligen gefällt mir dann doch ganz gut - besonders die rote Verfärbung in der Stielbasis... und zumindest vom Fotovergleich ist das starke Netz am Stiel sehr ähnlich. B. torosus scheint auch irgendwie blasser in den Farben zu sein- der Hut ist relativ grau (aber wie du schon sagst, das scheint ja doch ziemlich variabel zu sein in der Gruppe). Beorn, ich bin auch zu dem Schluss gekommen, dass B. lupinus nicht wirklich passt. Im griechischen Pilzforum bin ich auf einen ähnlichen Pilz gestoßen, aber auch da wurde B. lupinus verworfen weil zu blass blauend... B. lupinus scheint auch einen blasseren Hut und Stiel zu haben...


    Ich glaube, ohne die richtigen Experten kommen wir da wohl nicht weiter...


    (und außerdem sollte ich mich mit Würmern befassen und nicht mit Pilzen!! ;) Ich glaube, ich brauche tagsüber Forumsverbot... ;) )

  • Hallo Sarifa
    Dank Deines Hinweises auf die Diskussion um den Suillus mediterraneensis stieß ich auf den Suillus granulatus, dessen Beschreibung mir sehr gut auf meinen Pilz der Bilder 7-9 zuzutreffen scheint.
    Die Bilder 10-12 dagegen könnten den Suillus mediterraneensis zeigen, da die Farbe seiner Röhren so viel dunkler ist.
    Letzten Endes muss ich gesetehen, dass ich die beiden nicht wirklich unterscheiden kann. (Was für den Verzehr jedoch sehr wichtig wäre. Während der Suillus granulatus ein guter Speisepilz ist, gehen die Meinungen beim Suillus mediterraneensis deutlich auseinander


    Ich habe mir nocheinmal ein Exemplar des 'Suillus granalatus' besorgt, um es zu zerlegen. Hier die neuen Bilder:
    So steht er unter der Kiefer.

    An seiner Unterseite sind kleine Tröpfchen. Ob das die in der Beschreibung des Suillus granulatus erwähnten Milchtröpfchen sind? Oder handelt es sich dabei lediglich um Wassertropfen (es hat in Nacht wieder geregnet und ich habe den Pilz bei meinem Morgenspaziergang geholt)?

    Der Querschnitt des Stiles zeigt einen vollen Stiel:

    Längsschnitt des Stiles:

    Unter den Röhren ist das Fleisch gelb, so wie überhaupt alles an diesem Pilz gelb zu sein scheint:

    Und was meint Ihr? Ist das nun mit sicherheit ein Körnchen-Röhrling, oder nichtß


    Hallo Beorn
    Vielen Dank für Deine Vorschläge. Der Ochsenröhrling scheint mir wenig passend zu sein. Dessen (Hut)Farben sind einfach zu anders. Allerdings habe ich selbst auch keinen wirklich besseren Vorschlag zu machen. Das entscheidende an diesem Pilz scheint mir die rote Netzzeichnung des Stiles zu sein.


    Für den zweiten Pilz passt dein Tipp Boletus queletii ganz gut. Das einzige, was mich hier irritiert ist die beschriebene feinsamtige Hutoberfläche, die bei meinem Pilz nicht zu finden war. Allerdings steht in der Beschreibung, dass der Hut mit zunehmendem Alter verkahlt, und bei meinem Brocken handelt es sich sicherlich nicht um einen knabenhaften Pilz. Da alles andere sonst passt, stimme ich Dir zu: Es war wohl ein glattstielige Hexenröhrling!

  • Hallo Pinienwald,


    Zitat von Pinienwald

    Und was meint Ihr? Ist das nun mit sicherheit ein Körnchen-Röhrling, oder nicht


    Also, erstmal kann dir glaube ich keiner hier im Forum mit Sicherheit sagen, welcher Pilz das ist, ohne ihn in der Hand gehabt zu haben... Ich wäre daher sehr vorsichtig, denn S. mediterraneensis wird anscheinend von einigen Quellen sogar als giftig eingestuft (sagt die deutsche Wikipedia).


    Ich tendiere dennoch zu S. mediterraneensis und nicht zu S. granulatus , denn laut boletales.com und noch einigen weiteren Quellen liegt der Unterschied in der starken Gelbfärbung des Fleisches von S. mediterraneensis. Und wie du schon schreibst, an deinem Pilz ist so ziemlich alles gelb...
    Die Tröpfchen würde ich eher für Wassertropfen halten, Guttationstropfen sollten eher milchig sein und deine sehen ziemlich klar aus...

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Zusammen!


    Zumindest nach den nachgereichten Bildern sollte man S. Granulatus nicht vorschnell ausschließen. Da ist schon recht viel weiß im Fleisch. Die Gelbfärbung über dem Röhrenboden darf S. Granulatus durchaus auch haben. Weiter könnten die Tröpfchen schon Guttationstropfen sein. Da lege ich mich aber mangels Erfahrung nicht fest. Alleringgs alte ich es - wie Pinienwald selbst - schon für möglich, daß hier zwei verschiedenen Arten zu sehen sind. Dafür spricht die unterschiedliche HUtbeschaffenheit: Bei einigen Bildern ist sie doch lägsfaserig (=> S. Mediterraneensis?) bei anderen ist der Hut völlig glatt (=> S. Granulatus?)


    Dann noch zu dem ersten Boleten:
    Ja, von Verfärbungen des Fleisches und vom Netz her sollte B. Luridus am besten passen. Ich denke es ist schwierig, hier die Hutfärbung zur Bestimmung heranzuziehen. Die kann (wie auch die Hutbeschaffenheit) bei beiden Arten lustig variieren. Mein "Kritikpunkt" an B. Luridus wäre die Porenfarbe: Ich kenne Netzhexen eigentlich nur mit roten, bestenfalls orangenen Poren. Bei dem gezeigten Pilz sind die Poren - trotz des fortgeschrittenen Alters - bestenfalls orange bis rostrot überhaucht. Was eher wieder zu B. Torosus passen würde. Allerdings ist das breite, kräftige Netz ein zeimlich starkes Argument.


    Wie locken wir jetzt Andreas in diesen Thread?



    LG, Beorn.


  • Hallo miteinander, hallo Pablo,
    ich kenne Luridus auch eher mit farbigeren Poren, habe ihn aber auch selten mit sehr alten Exemplaren gefunden. Einen deutlich rötlichen Hauch, gerade zum Stiel hin, meine ich aber hier dennoch zu sehen, also ganz gelb scheint mir der Porenausgang auch nicht zu sein.


    Ich habe im Netz nach Bildern von sehr hellporigen Netzhexen gesucht und komme für mich verstärkt zur Überzeugung, dass die Porenfarbe auch stark variieren kann und gerade bei älteren, auch im Hut verblassenden Exemplaren, manchmal stark abflacht...
    Ich hoffe hier zuverlässige Netzbilder zum Vergleich bzw zur Visualisierung gefunden zu haben. Da jedoch natürlich auch im Netz Fehlbestimmungen möglich sind, erfolgt auch hier der Bildvergleich bitte unter Vorbehalt...


    http://www.fungi.biodiversity.bg/gal/boletus_luridus_1.jpg
    http://www.treknature.com/gallery/photo253394.htm



    Beim folgenden Bild sieht man m.E. gut den für B. Luridus typischen rötlichen Röhrenboden bei einem kaum rotporigen, alten Exemplar:
    http://www.funghiitaliani.it/u…3093-1121077223_thumb.jpg


    Bei Pinienwalds ersten Pilz hier meine ich beim Schnittbild einen leicht rötlichen Röhrenboden wahrzunehmen, aber das kann auch Einbildung sein. :/ Sehr ihr da etwas ?


    Andreas Meinung würde ich hier auch gern hören :)


    Noch zur weiteren Info ein Thread aus Pilzepilze (zum Thema gelber Röhrenboden und Netzhexen; z.T. kommen auch Bemerkungen die hier vielleicht relavant sein könnten):
    http://www.pilzepilze.de/cgi-b…9.pl?noframes;read=161376


    Edit: Hier nachgereicht nochmal eine Kollektion von Fruchtkörpern unterschiedlichen Alters, wo die älteste Netzhexe auch sehr helle Poren hat:
    http://www.steinpilz-wismar.de…ds/2010/07/k-p1130654.jpg


  • Man, ihr seid ja spitze! Konntet für meine Hexenriesen eine Familie finden! Vielen Dank!


    Mit meinem Suillus Granulatus bin ich allerdings immer noch am Kämpfen. Ich zog also gestern erneut los, um mir weitere Exemplare dieses, extrem lecker, leicht süßlich riechenden, Pilzes zu besorgen. Und dabei stieß ich auf ein Exemplar, welches ich ziemlich sicher für einen S. Granulatus halte und welches ich Euch im Folgenden vorstellen möchte:


    Der Pilz wuchs neben einem weißen Haubenpilz (den ich nicht kenne). Auf dem Bild fällt mir jetzt im Nachhinein sein weißer Rand auf, den ich im Wald nicht bemerkt hatte und von dem jetzt, bei dem Originalpilz auch nichts mehr zu sehen ist:


    Der angefressene Stiel gibt schon hier einen Blick ins Innere frei.


    Und hier an der Hutunterseite, diesmal wirklich in milchig, die Guttationstropfen des S. Granulatus.


    Mit der Darstellung des Stieles hatte ich große Schwierigkeiten. Da es schon dunkel war, musste ich blitzen, aber das Ergebnis war zu weiß:


    Doch ohne Blitz war der Längsschnitt zu gelb. Also nahm ich heute den schon angetrockneten Pilz und fotografierte ihn draußen in der Sonne. Mit folgendem, mich immer noch nicht völlig befriedigendem, Ergebnis:


    Soviel zu meinem Beweisstück, dass nicht alles, was gelb ist, auch ein Suillus mediterraneensis sein muss. Bei den anderen, nun im folgenden vorgestellten Pilzen, bin ich mir dagegen nicht sicher, ob sich darunter nicht doch Suillus mediterraneensis befinden. Was meint ihr?
    Handelt es sich bei allen Exemplaren um den Selben Pilz, oder könnt ihr bedeutsame Unterschiede feststellen?
    Hier fand ich eines der großen Exemplare (und gleich daneben eines von den kleineren, die später in den Vergleichsbildern auftauchen.)


    Der Schneckenfraß ermöglicht einen Blick an die Röhrenunterseite.


    Hier ein Exemplar mit stumpfgebuckelten Hut:


    So sieht er von unten aus:


    Und nun die heutigen Bilder des Vergleiches: (Das durchgeschnittene Exemplar, ist jenes, bei dem ich die Guttationstropfen gefunden hatte.)




  • Hallo Pinienwald,


    toll, dass du noch mehr Fotos nachlieferst! Du willst es jetzt wirklich wissen, oder? ;) :thumbup:


    Ich habe mich nochmal versucht im Netz schlau zu machen... und je mehr man liest, desto verzwickter werden die Schmierröhrlinge! ;)


    Hier habe ich noch ein paar Infos gefunden - der dort gezeigte Pilz ist deinem ebenfalls ähnlich, wurde aber als Suillus collinitus (ringloser Butterpilz) bestimmt... Interessanterweise werden dort u.a. für den Körnchenröhrling die hellen "Körnchen" auf dem Stiel als Merkmal angegeben, und in dem dort verlinkten Thread wird für S. mediterraneensis ein sehr gelber Hutrand als charakteristisch beschrieben. Den sehe ich bei deinem Pilz allerdings nicht!


    Allerdings ist das natürlich auch nur Info von einem anderen Pilzforum, also keineswegs eine abgesicherte Info...


    Ich fasse zusammen: Das ist ganz schön verzwickt, und ich gebe diesen Fall mal an andere weiter, die vielleicht mehr Ahnung (und dickere Bücher ;) ) haben! Beorn? ;)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    Nun, es wird immer komplexer. Und damit auch spannender.
    Zunächst mal schließe ich Suillus Collinitus (syn: Suillus Fluryi) aus. Der sollte keine Guttationstropfen aufweisen, zudem findet sich da immer eine rosane Stielbasis. Die Farbe kommt durch das rosa Basismycel dahin. Das ist hier aber auf keinem Bild zu sehen. Hier scheint das Basismycel entweder weißlich, oder blass gelblich zu sein. Auch hat Suillus Collinitus eine deutlich radialfaserige Hutoberfläche.


    Und jetzt ist bei mir Latein ende.
    Die Tröpfchen sind an sich schon symptomatisch für Suillus Granulatus. Sowaohl an den Röhren, als auch an der Stielspitze. Leider weiß ich nicht, ob es das bei Mediterraneensis auch geben kann. Interessanter schient mir der gelbe Hutrand zu sein. Denn der ist hier auf den Bildern schon ausgeprägt. Die Färbung des Fleisches ist hier echt schwer zu beurteilen.


    Weiß irgendjemand, wie das mit dem Habitus ist? Neulich tauchte hier im Forum doch der Mediterraneensis schon mal auf, allerdings mit einem sehr kräftigen Habitus, der fast schon an Boletus erinnerte...


    Und zwar meine ich >dieses Thema<


    Beim suchen habe ich noch was Anderes gefunden:
    >nächstes Thema<


    Wenn mich nicht alles täuscht, hat das ehemalige Mitglied Boletus1 schon eine Ahnung, wovon er spricht. ;)


    LG, Beorn.



    PS.:
    Pinienwald, ändere mal den Betreff im Startbeitrag in sowas wie: "Weißschimmernder Pilz + exotische Röhrlinge".
    Das könnte auf die Röhrlingsexperten im Forum noch attraktiver wirken. ;)