Weiße Porenpilze --> Daedalea q., Tramestes hirsuta, gibbosa u. versicolor

Es gibt 6 Antworten in diesem Thema, welches 3.999 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Ingo W.

  • Hallo,
    ich stelle meine weißen Porenpilze zur Überprüfung ein.
    Ziemlich häufig sind bei mir im Wald an liegenden Baumstämmen (vermutlich überwiegend Buche) Trametes gibbosa (Buckeltramete) anzutreffen.
    Sofern die in der typischen Erscheinungsform ist, habe ich da auch keine Probleme.


    Ältere Pilze im April, leicht gebuckelt, auf der Unterseite typische radial verlängerte Poren.
    Bilder T01a,b


    Auch diese junge Tramete (ca. 5 cm breit) hat schon einen deutlichen Buckel und ist oberseits sehr filzig, die Poren sind noch klein.
    Allerdings sind die Buckel nicht immer so deutlich ausgeprägt, und ich habe im Web Vergleichsbilder von jungen Trametes hirsuta (ganz in weiß) gesehen, die für mich identisch aussehen. Sind die so leicht zu verwechseln?
    Bilder T02a,b


    Gerade im November habe ich diese Trametes gibbosa gesehen, etwas größer (über 10 cm), deutlich gebuckelt, auffällig finde ich aber das Verlaufen der Porenschicht nach unten.
    Bilder T03a,b


    Dabei ist mir eine ältere Aufnahme in den Sinn gekommen, viele weiße Porenpilze, Poren sehr stark verlaufend. Die konnte ich bis jetzt nicht eindeutig zuordnen.
    Ich dachte schon mal an Trametes suaveolens, aber wenn die nur (?) an Weide vorkommt, die an dem Platz wirklich nicht war - und hier auf der Rinde zusammen mit Kohlbeeren (nachgedunkelte Hypoxylon fragiforme (?), was wiederum für Buche sprechen würde. Eine deutlich-würzigen (Anis)-Geruch konnte ich auch nicht wahrnehmen.
    Oder eine Idee war Spongiporus stipticus (Postia stiptica), aber der soll ja ganz überwiegend an Nadelholz vorkommen, und relativ weich sein.Den kenne ihn noch nicht und ich habe hier auch nicht den Geschmack überprüft.
    Auffällig war, dass der kleinste Pilz - nur an den kam ich heran, weil der große Stamm auf einer Böschung oben lag, exakt so aussah wie eine junge Trametes gibbosa.
    Kann es sich denn hier auch um Buckeltrameten handeln?
    Bilder T04a,b,c


    Weiterhin hatte ich mal eine ähnliche Pilzansammlung fotografiert, deutlich herablaufende Poren, aber noch mit runder Zuwachskante, und mit gelblichen Farbtönen, Konsistenz relativ weich.
    Kann das der Nördliche Schwammporling sein (Climacocystis borealis)?
    Das Holz sieht aber nicht nach Nadelholz aus, sondern eher nach Eiche (?).
    Bilder C01a,b


    Und zuletzt, ein kleiner weißer Porenpilz, haarig aber mit einem ockerfarbenen Band, Unterseite kleinporig.
    Kann das Trametes hirsuta sein?
    T05a,b

  • Hallo abeja,
    also T01a,b ist der Eichenwirrling, Daedalea quercina.
    T02a,b, ja Trametes hirsuta.
    T03a,b, hier glaube ich dir einfach mal T. gibbosa, da ich die Unterseite nicht wirklich beurteilen kann.
    ...
    C01a,b, hier denke ich Oxyporus populinus.
    C01a,b, Schmetterlingstramete, Trametes versicolor

  • Hallo abeja!


    Das ist aber ein langer Text mit vielen Pilzen.
    Könnten wir uns nicht wieder auf "Nr. 1" und "Nr. 2" einigen?


    Nr. 1 (T01a,b): Daedalea quercina (Eichen-Wirrling);
    Nr. 2 (T02a,b): Trametes hirsuta (Striegelige Tramete);
    Nr. 3 (T03a,b): Trametes gibbosa (Buckel-Tramete);

    Zitat

    Auffällig war, dass der kleinste Pilz.....


    Wie klein?
    Nr. 4 (T04a,b,c): Trametes hirsuta (Striegelige Tramete);


    Wie groß?
    Nr. 5 (C01a,b): Trametes gibbosa (Buckel-Tramete);


    Nr. 6 (T05a,b): ich denke, Trametes versicolor (Schmetterlings-Tramete)


    VG Ingo W

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    "Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten"

    150-15 (APR 2022) = 135-5 (GnE-Wette verloren "über 11 gelöst") = 130+4 (am nächsten an der 222.Schnapps-Punktzahl) = 134+7 (7.Platz im APR 2022) = 141+4 (KISD-Prozente von GnE) = 145-15 (APR 2023) = 130+3 (10. Platz) = 133+3 (Unbewusst-Phal) = 136+5 (Lupus-Wette-APR-Sieger=ü300) = 141+5 (GnE-Gewinnsteuer-APR23) = 146+7 (Phalplatz 1) = 153-20 (APR 2024) = 133

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  • Hallo Ingo,
    auch hier danke für die Mühe.


    Ich sehe, dass ich da noch einiges durcheinander bringe.


    Pilze 1 waren eigentlich weniger gelblich als hier zu sehen (eben "goldenes" Licht)
    Aber diese lamellenartigen vergrößerten Poren sind wohl zu groß für Trametes gibbosa - nehme ich an - und dann muss es Daedalea quercina sein.


    Pilze 2 sind schon sehr striegelig, aber ich sehe auch einen Buckel.
    Sind junge Tramestes gibbosa durchwegs weniger haarig und stärker gebuckelt?
    Das war ja auch meine Frage, weil im Internet die Bilder zu jungen Pilzen oft so ähnlich sind (oder falsch sind.)


    Pilze 3 o.k (also Buckel, keine Haare und Herablaufen möglich)


    Pilze 4 "kleinster Pilz" (der losgemachte) ca. 5 cm, die großen ungefähr doppelt so groß.
    Also auch T. hirsuta wegen der starken Behaarung des kleinen Pilzes? Herablaufen auch möglich.
    Mich irritiert etwas die relativ schmale Ansatzstelle?


    Pilze 5 (C01a,b) von der Größe ähnlich 4 (vielleicht die größten Pilze etwas kleiner) - ich war nicht mit Maßband unterwegs und es handelt sich um ältere Aufnahmen.


    Pilze 6 (T05a,b), das ist jetzt eine Überraschung für mich - noch eine Farbvariante von Trametes versicolor (festzumachen an dem "seidigen" - nicht behaarten Band?)
    Hier irritiert mich etwas die sehr breite Ansatzstelle...

  • Hallo abeja!


    Frage 1:

    Zitat


    Aber diese lamellenartigen vergrößerten Poren sind wohl zu groß für Trametes gibbosa


    Daedalea quercina hat grobes verzweigt-lamelliges Hymenophor (irrgarten-lamellig)
    Trametes gibbosa hat (besonders im Randbereich) langgezogen poriges Hymenophor, also jede langgezogene Pore ist eine Kammer für sich:
    http://healing-mushrooms.net/archives/trametes-gibbosa.html


    Frage 2:

    Zitat


    Pilze 2 sind schon sehr striegelig, aber ich sehe auch einen Buckel.


    Ja gut, bloß weil ein Pilz Buckel-Tramete heißt, bedeutet das nicht, dass andere Pilze nicht auch einen Buckel haben dürfen.
    Richte dich beim Auseinanderhalten dieser 2 an die angesprochene langgezogene Porenform (hat Tr. hirsuta nicht), die Hut-Größe (hirsuta geschätzte Hüte bis 7cm, gibbosa das Doppelte bis Dreifache und an die Behaarung (hirsuta = striegelig abstehend und Haare etwas länger als bei der mehr samtighaarigen gibbosa).
    Andere , eher schwieriger zu erklärende Unterschiede wie unterschiedliche Farbe der Fruchtschicht, ökologischer Aspekt und Wuchsweise werden so nach und nach dein Bild vervollständigen, wenn du sie oft genug gesehen hast.


    zu 3:

    Zitat


    Pilze 3 o.k (also Buckel, keine Haare und Herablaufen möglich)


    Vergiss den Buckel als gutes Merkmal, auch das Herablaufen der Poren kann man bei beiden Arten finden, wobei ich das bei der Striegeligen eigentlich nie angedeutet stufig gesehen habe!
    Meine Kriterien hier: uneben-hügeliger Altbereich des Hutes und langgezogene Poren im Randbereich


    zu 4:

    Zitat


    Mich irritiert etwas die relativ schmale Ansatzstelle?


    schmaler Ansatz passt.
    Mich irritiert allerdings das 3. Bild dazu. Bin mir da nicht sicher, ob das wirklich dazugehört.


    zu 5:

    Zitat


    ....ich war nicht mit Maßband unterwegs ....


    Bin ich auch nicht, ich habe das zu Hause liegen (da messe ich dann meine Pilze).
    Musst verstehen, dass man irgendwie eine Vorstellung braucht. Manchmal hilft ein Laubblatt, ein Zapfen oder eine Nadel auf dem Bild für die Größen-Vorstellung, aber da ist z.B. bei der Nr. 5 (C01a,b) = Trametes gibbosa (Buckel-Tramete)-- nichts zu sehen.
    Ich war da aufgrund der gelblichen Zuwachsränder gedanklich schon beinahe bei Antrodiella hoehnelii (Spitzwarzige Weißfäuletramete)....
    http://www.pilzteam-bayern.de/…/displayimage.php?pid=131
    ....das ist ein Pilz mit Hüten von 1-2 cm.
    Solche Irrwege könnte man sich natürlich sparen, wenn die Größe der angefragten Pilzhüte gut geschätzt wären. Magst du das verstehen?


    zu 6:

    Zitat


    Hier irritiert mich etwas die sehr breite Ansatzstelle...


    So breit ist die nicht, musst bedenken, dass das 2 Hüte sind. Jeder für sich gesehen zielt vom Anwuchs her auf einen Punkt.


    Zu "Farbvarianten" wirst du genug Beispiele im Netz finden, normalerweise sind beim Gockel-Bilder-Aufruf der Tr. versicolor die meisten richtig.


    Das erste suspekte ist das Bild mit den violettrandigen Hüten bei wikipedia....
    http://en.wikipedia.org/wiki/File:Trametes_versicolor.jpg
    .....denn das wird sowas wie Trichaptum biforme sein:
    http://biology.duke.edu/fungi/…asheville/trichaptum2.JPG


    Weiter unten kommen dann ein paar Samtige Trameten (Tr. subtomentosum) als versicolor, sogar von der Uni.


    VG Ingo W

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    Einmal editiert, zuletzt von Ingo W ()

  • Hallo,
    danke nochmals für die ausführliche Antwort.
    Ich denke, ich sehe da jetzt klarer.


    Mein Problem ist, dass sich seit Anschaffung Digicam viele Fotos angehäuft habe (aber besonders Bäume, Sträucher, Krautiges), die ich inzwischen sehr systematisch geordnet habe - und zwischendurch seit ca. 2008 habe ich immer wieder Moos-, Pilz- und Flechtenbilder gemacht, die in der Bestimmung aber immer wieder etwas hinten "anstehen" und oft nur eine provisorische Einordnung haben z.B. in "Stielporl-Röhrenp-Krempl-uV", "Blätterp" oder "Schichtp-Porlinge-uV", darunter nach Gattungen.
    Bandwurmnamen wie "Trametes_gibbosa03a(POLYPORACEAE)_Buckeltramete_D_GW_01-2011_TotholzBucheWaldOben.jpg
    Gattungsbezeichnung dann oft mit "o" für oder :)


    Bei Tramete vs. Daedalea bin ich wohl auf die Beschreibung im Laux hereingefallen, wo es heißt zu T.g: Poren radial verlängert, selten lamellig.
    Also: schon bei der jungen T.g. sind die Poren radial verlängert, nie so klein und rundlich wie bei T. hirsuta, und auch nie so lamellig wie bei Daedalea, am Ansatz sieht man immer irgendwo Poren.
    Ich war fälschlicherweise davon ausgegangen, dass die "radiale" Verlängerung erst bei älteren T.g. zeigt.


    Daraufhin habe ich mir noch mal meine Bilder angeschaut, ich habe nämlich noch mehr unter T.g. abgelegt und siehe da, die anderen (noch relativ klein 5-10 cm) haben eine samtige (nicht striegelige) Oberfläche und schon im relativ jungen Zustand verlängerte Poren.


    Zu den Bildern 4 kann ich nur noch sagen (2009), dass der ganze Baumstamm (liegend oben auf Böschung) mit sehr vielen dieser "Verlaufspilze" voll war. Der kleine (nicht verlaufende) war auch an diesem Stamm, für mich greifbar. Ob es wirklich die selbe Art ist, kann ich nicht sagen - ich habe das damals vermutet.


    Was die Größenangaben und sonstige Hinweise angeht, gelobe ich Besserung, aber wie gesagt, oft handelt es sich um ältere Aufnahmen.
    Was das Maßband angeht, so war das durchaus ernst gemeint - wenn man nicht alles mit nach Hause nimmt (Pilze fange ich jetzt erst an, mitzunehmen und auch durch zuschneiden etc.)
    Zur Ausrüstung sollte dann auch immer ein Messer gehören, um die "Widerspenstigen" abzubekommen.
    Letztens habe ich extra ein Messer mitgenommen, um festzustellen, ob denn Daldinia concentrica wirklich Daldinia ist.


    Hier meine hoffentlich eindeutigen jungen Trametes gibbosa.

  • Hallo abeja!


    Die neuen Tr.-gibbosa-Fotos sind eigentlich Idealbilder. Da hast du auch die meist angetroffene Fruchtschichtfarbe eines Frischpilzes mit dem oranglich-rosalichen Schein. Diese Farbe hätte Tr. hirsuta nämlich auch nicht.


    Zitat


    Was das Maßband angeht, so war das durchaus ernst gemeint - wenn man nicht alles mit nach Hause nimmt (Pilze fange ich jetzt erst an, mitzunehmen und auch durch zuschneiden etc.)


    Es ist sowieso nicht vernünftig, alles mit nach Hause zu nehmen (auch der Natur zuliebe).
    Zwar ist schon alles interessant, aber nicht zu bewältigen. Das muss man einfach akzeptieren, auch, wenn einem vielleicht der eine oder andere Fund deswegen durch die Lappen geht.
    Lieber mit wenigen Arten beschäftigen und das ordentlich, den Rest registriert man halt nach dem Motto: "Ach, sowas gibt es auch noch".
    Du kennst dann die Art viel besser (siehe Tr. versicolor) und andere haben auch was davon.


    VG Ingo W

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