Schwierige Pilze

Hallo, Pilzforum!

Was lange währt, wird endlich gut.
Hoffe ich zumindest. Am Sonntag war ich unterwegs. Heute ist Donnerstag, und noch immer sind nicht alle Pilze vom Sonntag bestimmt.
Einer wird wohl auch nicht mehr, also:

Trotzdem gibt es nun hier die Bilder, verbunden mit einem ganz großen Dankeschön an alle, die sich in den letzten Tagen mit meinen Pilzen auseinandergesetzt haben, und tatkräftig zur Bestimmung beitrugen!

Zum Glück muss ja nicht alles bestimmt werden, was man so auf der Straße findet. Blick aus meinem Fenster:

Das ist Mannheim, Neckarstadt west, liebe Leute...:D

Aber hier ist es schöner:

Blick von der Ursenbacher Höhe richtung Süden.

Hier fanden sich auch die ersten Pilze. Leicht angetrocknet, stark wurzelnd, daher wohl auch die Schwierigkeiten bei der Bestimmung:

Rosablättriger Helmling, Mycena Galericulata

Mit Helmlingen ging es auch weiter. An einer ehemals baumbestandenen Böschung, auch schon etwas trocken, aber dennoch keine große Herausforderung für die Bestimmer:


Rillstieliger Helmling, Mycena Polygramma

Nicht weit entfernt, der garstige Pilz:

Widersetzt sich nach wie vor einer Bestimmung. Gehört wahrscheinlich zu den Cortinarien, Untergattung Telamonia. Falls sich damit noch jemand die Zeit vertreiben möchte: Mehr Bilder und Angaben befinden sich >hier<.

Aber mal weg von den Wiesen und rein in den Wald jetzt. Ganz schnell fand sich hier der erste Butterpilz, den ich in diesem Jahr finde. Wird wohl auch der letzte sein.

Suillus Luteus, Butterpilz

Der Nächste ist ein wenig komplizierter. Und das kam so:
Beim Untersuchen einiger Trichterlinge, die sich recht schnell als Staubfüßige entpuppten, klappte mitten auf dem Weg ein Buchenblatt hoch.
Wie also nun mitten auf einem recht hoch frequentierten Waldweg eine filigrane Schönheit im Laub ablichten, die bei der kleinesten Berührung in sich zusammenfällt?
Da liege ich also auf dem Bauch im Laub, wälze mich hin und her auf der Suche nach günstigem Licht und einem guten Blickwinkel, während die vorbeikommenden Wanderer schon in Reanimatinsbereitschaft gehen.

"Hallo? Geht's ihnen nicht gut? Sind sie gestürzt?"
"Nein, nein. Ich mache nur Photos."
"Was machen sie da?"
"Photos."
"Photos? Was ist denn da?"
"Pilze."
"Ach?"

Der nächste Trupp. Mit Kindern.
"Mama! Mama! Was macht denn der Mann da?"
"Weiß nicht. Ich glaube, der fotodraphiert!"
"Wieso liegt der auf dem Boden?"
"Weiß ich nicht, Kind."

Der nächste Trupp. Mit Hund.
"Hasso! Aus! Fuß!
Mist. Hundesabber auf der Kamera. Pilze demoliert.
Braver Hund, will ja nur spielen. Und jetzt platz!
Für ein anständiges Bild hat's trotzdem gereicht:

Buchenblatthelmling, Mycena Capillaris wäre hier wohl die passendste Bestimmung.

Der Vollständigkeit halber noch der Trichterling, der mich zu dem Buchenblättling führte:


Staubfüßiger Trichterling, Clitocybe Metachroa

Nach Reinigung der Kamera ging es weiter. Bis zum Eichenstumpf. Hier nochmal meinen Dank an Ralf und seinen Totholzthread. Auf Eiche wachsen kleine Pilze in großer Anzahl, zum Beispiel:


Der dünnstielige Helmkreisling, Cudoniella Aciculare

und:


Das schneeweiße Haarbecherchen, Dasyscyphella Nivea (oder eine nahe verwandte Art). Die Dasyscyphella - Bilder wurden allerdings zuhause gemacht.

Kommen wir nun zu etwas ganz anderem.

Kopf hoch! Nacken entspannen!
Was ist das denn?

Näher ranzoomen:

Gelbstieliger Muschelseitling, Sarcomyxa Serotina.

Erkenntnis A) Ich brauche wirklich ein Stativ!
Erkenntnis B) Lange Stöcker sind super.
Damit konnte ich immerhin ein halbes Exemplar zur Bestimmung vom Baum kloppen.

Manchmal freut man sich dann auch, wenn man etwas findet, was man gleich im feld so im Vorbeilaufen bestimmen kann:

Birkenporling, Piptoporus Betulinus

Bei dem Folgenden brauchte es etwas länger und tatkräftige Unterstützung (vor allem von Ingo

Die zerfließende Gallertträne, Dacrymyces Stillatus. Zusammen mit dem entsprechenden Konidienstadium (hier nicht im Bild, aber >hier<) eigentlich sicher zu bestimmen und auch ziemlich häufig.

Weiter durch den Wald

und über Wiesen:

Zwischendurch fanden sich auch solche Sachen:

Trompetenpfifferling, Cantharellus Tubaeformis
Die durften aber im Wald bleiben, ich war ja nicht in Sachen Futter unterwegs.

Interessant war eher sowas:

Höchstwahrscheinlich der Seidenritterling, Tricholoma Columbetta.

Zuletzt fand ich sogar noch einen Pilz, den ich schon lange suche:



Goldfarbener Glimmerschüppling, Phaeolepiota Aurea
Leider durchweg etwas ältere Exemplare in einem schönen Hexenring an ungewöhnlichem Waldstandort. Dennoch eine prachtvolle Erscheinung.

Und am selben Platz kam mir auch noch die Idee, mal wieder ein paar Pferdeäpfel in Augenschein zu nehmen. Tatsächlich strahlten mich dann sogar meine ersten Dungi - Fungis an:

...die hoffentlich die Tage noch bestimmt werden. Einige andere Arten hat Ralf schon auf dem Köttel ausfindig machen können. Einfach mal im Dungforum reinklicken.

Jetzt freue ich mich auf die nächste Tour und weitere knifflige Pilze.

Mit liebem Gruß,
Beorn.

Hallo, Ihr alle!

In der Tat hat es dann auch einen gewissen Reiz, sich von entgeisterten Passanten als wunderlichen Excentriker bestaunen zu lassen. Und glücklicherweise hatte ich keinen Stock, der mir von Hunden hätte geklaut werden können.

Nein, in der Tat kamen sogar ab und an interesante Unterhaltungen dabei raus. So wurde ich von einem älteren Herrn zB erstaunt gefragt, ob ich Myxomyceten suche! Da war ich dann platt: Ein Wissender?

Es stellte sich dann heraus, daß er da jemanden kennt, der in einem entsprechenden Verein für Schleimpilze tätig ist. Es gibt Hoffnung für die Welt!

Übrigens: Ich hätte gerne auch ein paar einfachere Pilze vor die Linse bekommen. Es gab nur keine. Da ich die Jahre zuvor auch nie so spät im Jahr gesammelt habe (weil keine Steinpilze mehr), ist das nun auch wieder eine ganz neue Welt, die natürlich erforscht werden will. Freut mich, daß ich dabei euch auf Trab halte, aber ohne das Forum wäre ich auch oft aufgeschmissen.

Ob mich die Dungis schon geowned haben, kann ich nicht sagen. Aber insgesamt bin ich schon recht begeistert von den kleinen Prachtstücken, die nahezu überall zu finden sind. Vor allem ist es aber auch eine Offenbarung, wie weit man auch hier noch makroskopisch kommen kann, wenn man nur gut genug hinschaut.

Eigentlich hätte man auch nur ein Areal von wenigen Quadratmetern absuchen können, und immer noch eine große Anzahl an diversen Arten gefunden. Aber so ein bisschen laufen wollte ich dann eben auch noch. Das entspannt.

Ihr seid einfach super, denn was nützt einem das schönste Hobby, wenn man nicht mit anderen Begeisterten darüber fachsimpeln kann? Das habe ich durch euch gelernt. Und ohne das Forum gäbe es für mich auch all diese Pilze nicht. Sie würden mir wohl kaum auffallen, und ich wäre auch nur einer der Wanderer, die sich über Bodenkriecher wundern.

LG,
Beorn.