ich dachte ich hatte das grabenerlebnis schon geschrieben.
da ich es aber nirgendwo finde, erzähle ich nochmal
an einem herbsttag war ich in meinem hauswald unterwegs. es war ein trüber tag, und pilze fand ich ein paar, aber nichts aufregendes. also beschloss ich, von meinem gewohnten pfad abzuweichen, um mal ein bisschen in neuen gefilden zu stöbern. ich wollte um ein feuchtgebiet herum laufen um dann wieder zu meinem wald zurückzukommen.
es war ein matschiger und unerfreulicher weg, durch tiefes gras und noch tieferen schlamm, mitten durch brombeeren und farn. ich konnte die zecken förmlich krabbeln spüren und die mücken labten sich völlig enthemmt an meinem blut. es konnte nur besser werden, irgendwo muss es doch mal wieder vom sumpf zum wald werden?
ich schlenderte zwei stunden vor mich hin in dem versuch, den spaziergang als eine runde zu gestalten und abzuschließen. und da war er auch endlich wieder, mein hauswald, mal von der anderen seite. ich war heilfroh und marschierte auf die bäume zu.
nichts trennte mich mehr von heimatlichen gefliden, als ein kleiner graben.
beim näherkommen sah ich allerdings, dass er soooo klein nicht war.
eine weile überlegte ich, ob ich den ganzen doofen weg zurückgehen sollte. der graben gähnte mich an...hinterlistig schien er zu sagen: so tief bin ich gar nicht. vorne hinein und dann nur ein kleiner sprung auf die andere seite. das kann doch nicht so schwer sein
wer schon mit mir unterwegs war weiß, dass das mit den kleinen sprüngen bei mir so ne sache ist. ich hab eine leichte lähmung im linken fuß (die normal nicht auffällt) und springe äußerst tolpatschig, und darum am liebsten gar nicht. schon zu oft hab ich mich dabei auf den popo gelegt, oder mir die füße verknackst.
aber faulheit siegte mal wieder.
also vorsichtig mich an zweigen und ästen entlanghangelnd in die tiefen des grabens geklettert. soweit so gut. unten war ich schon mal angekommen. nun musste ich aber den letzten ast, der mich vor dem abgrund retten konnte loslassen. ein langer schritt auf die andere seite. war die vorher auch schon so steil? und ein schliddern, rutschen...und abwärts ging es. hatte ich erwähnt dass der graben voller wasser war? bis zu den oberschenkeln war ich drin, die stiefel festgesaugt im morast. und die wand des grabens stand wie eine senkrechte wand vor mir, kein ast, kein zweig zum rausklettern. ich bin 165 groß und konnte mit den händen den rand des grabens nicht erreichen. also hab ich mich am gras festgekrallt und versuchte mich hochzuhiefen, raus aus dem schlamm....schlammbäder sind gesund? keine ahnung, jedenfalls lag ich plötzlich der länge nach im schlammigen morast. allmählich wurde es mir ungemütlich. ich rappelte mich wieder hoch, inzwischen pitschnass und holte erstmal tief luft. zwei weitere male bin ich zurückgerutscht immer wieder hinein ins kühle nass. beim nächsten versuch fand ich mit den fingern ein stück wurzel unterm gras, an dem ich mich festhalten konnte. adrenalinspiegel und verzweiflung gaben mir kraft, so dass ich mich endlich hinausarbeiten konnte. mein puls hat 15 minuten gebrauch, um sich wieder zu beruhigen. von da waren es nur noch kalte 20 minuten zum auto. meine stiefel waren voller schlamm, innen und außen, ansonsten war ich zumindest körperlich unverletzt. nur mein stolz hat etwas gelitten.
übrigens handyempfang gab es dort nicht. zum glück war mein handy trocken in der tasche verwahrt und hat es, genau wie ich, überlebt.