Wissenschaftliches: Aphyllophorales

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  • Hallo,


    die mykologische Klassifizierung der Aphyllophorales ist bekanntermaßen eine in der mykologischen Taxonomie strengwissenschaftlich nicht begründbare Unterabteilung der Basidomycota.


    Dennoch stellt diese Klassifizierung eine noch bis in die heutige Zeit nicht unbedeutende und immer wieder verwendete Bezeichnung der "Nichtblätterpilze" dar. Diese Bezeichnung basiert usprünglich auf einer rein makroskopischen Betrachtungweise der Basidenpilze ohne Lamellen.


    Allein schon aufgrund mikroskopischer Untersuchungen wurde diese makroskopische Klassifizierung obsolet (vergleiche z.B. lentinellus cochleatus "Aniszähnling"), und ganz zu Schweigen seit den Erkenntnissen der DNA-Analyse bzw. Gen-Sequentierung.


    Dennoch besteht immernoch das Bedürfnis einer aktuellen makroskopischen Zuordnung derjenigen Klassen und Ordnungen die zu den Aphyllophorales zu rechnen sind.


    Mich würde es sehr interessieren, wenn jemand von Euch eine heute noch vertretbare, verwendete Definition bzw. taxonomische Unterteilung der Aphyllophorales kennt und diese benennen kann oder gar eine eigene vertretbare präsentieren kann.


    Danke im Voraus für Eure Hilfe


    Beste Grüße Jorge

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  • Hallo Jorge,
    als neuesten Bestimmungsschlüssel - weit vor dem Einzug der Genetik in die Taxonomie - für Nichtblätterpilze kenne ich für Mitteleuropa nur


    Die Nichtblätterpilze, Gallertpilze und Bauchpilze : (Aphyllophorales, Heterobasidiomycetes, Gastromycetes) / von Walter Jülich. - Stuttgart ; New York : Fischer 1984.
    Gesamttitel: Kleine Kryptogamenflora ; Bd. 2, Teil b, Teil 1


    Aber den kennst Du ja sicherlich und das ist vermutlich auch nicht Deine Frage.


    Vermutlich meinst Du: gibt es einen Bestimmungsschlüssel, der mit der aktuellen, genetisch geprägten Taxonomie übereinstimmt und mindestens bis zur Gattung führt?


    Dui fragst auch, ob den jemand hat: Ich selbst habe natürlich auch keinen :shy: und ich vermute, dass es den zumindest taxonomisch flächendeckend nicht gibt.


    Ein Bestimmungsschlüssel neuerer Art, z.B. für Mitteleuropa, könnte meiner Meinung nach nicht mehr, wie bisher, im Wesentlichen von 1-2 Autoren geschrieben werden.


    Es würde eine zentrale Stelle benötigt, entweder an einer Universität oder einem Museum, das die Arbeiten koordiniert, aber für die einzelnen Familien, evtl. Gattungen jeweils einzelne Autoren gewinnt. Das Problem wird dabei sein, dass es vermutlich wenige Autoren gibt, die beide Seiten gut kennen: sowohl die Feldarbeit, die Gummistiefel-Mykologie [1], als auch die Labor-Mykologie. Ich vermute, dass es in Anbetrachte der Anzahl der Pilzarten noch einige Zeit dauern wird, bis genügend viele Arten genetisch untersucht sind und sich der Nebel lichtet.


    Vermutlich wird es auf einige Zeit so sein, wie es der mushroomexpert Michael Kuo beschrieben hat: dass es herkömmliche Schlüssel gibt, die am Ende dann auf die genetischen Zusammenhänge hinweisen.


    Kuo, M. (2007, October). Lepiota and satellite genera.
    Retrieved from the MushroomExpert.Com Web site:
    http://www.mushroomexpert.com/lepiota.html on 21. Dez. 2012


    Viele Grüße
    Lothar



    [1] So in der Abschlussdiskussion genannt in: Ökologische Rolle von Pilzen : Rundgespräch am 23. März 2009 in München / Bayerische Akademie der Wissenschaften (Hrsg.). Organisatoren: Andreas Bresinsky ; Hubert Ziegler. - München : Pfeil, 2009. Ich konnte das Buch bisher nur anlesen, es scheint aber sehr interessant zu sein.


    Der Witz ist, dass zur genetischen Untersuchung ja Material benötigt wird, das die Gummistiefel-Mykologen gesammelt haben.