Manchmal verstehe ich nur Bahnhof

Es gibt 4 Antworten in diesem Thema, welches 1.546 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von pilzonkel.

  • Hallo
    Der ein oder andere wird sicher schon mitbekommen haben das ich mich mit den anbau von Pilzen beschäfftige und mit der Zeit kam bei mir das Interesse Eigenfunde zu klonen und Anbauversuche zu machen.
    Ein gutes Beispiel gibt ja Pilz-Kultur (Walter) mit seinen Anbau Versuchen vom Leberreichling und Wolligen Scheidling ab.


    Da ich nun nicht so Sortenkundig wie so mancher von euch bin, bleibt mir halt nicht anderes übrig als im net oder Fachbüchern zu lesen. Doch leider finde ich dabei immer wieder so große Unterschiede was den Speisewert der einzelnen Pilze angeht das ich nur noch Bahnhof verstehe.
    Ein Beispiel der Grünspan Träuchling, der wird als "minderer Speisepilz" als "ungenießbar Pilz" ja und sogar als "leicht Giftiger Pilz" beschrieben!
    Minder und ungenießbar ok, das kann man schon mal einen Geschmackstest starten zB. Berindeter Seitling den essen ja auch welche ja selbst im Tintling wurde schon mal über ein Pilzgericht aus diesen Pilz berichtet.
    Walter hat auch einen Selbstversuch mit den Wolligen Scheidling gemacht und ihm scheinen sie zu schmecken obwohl er in meinen Pilzbuch als ungenießbar eingestuft wird (Der große Kosmos Pilzführer/ Laux )
    Aber giftige Pilze will ich nun nicht kultivieren und bin deshalb schon verunsichert.
    Ich weiß nun echt nicht was man glauben soll, möchte aber noch erwähnen das ich alle Pilze die ich nicht kenne und weitervermehren möchte einen Pilzberater vorlege!


    Nun hoffe ich etwas mehr Aufklärung hier von euch zu bekommen.
    Gruß Pilzonkel

  • Genau so wie du unterschiedliche Meinungen zur Eßbarkeit findest, genauso facettenreich muß man das auch sehen.
    Würdest du Robbe essen ? Spinnen ? Dicke Larven ? Holz ? Hirn ? Kugelfisch ?
    Fertiggerichte ohne Inhaltsangabe ? Fliegenpilze ? Warmes geronnenes Blut trinken ?


    Für all diese Dinge können sich manche Menschen erwärmen.
    Und was Giftigkeit z.B. betrifft da bestehen viele Unsicherheiten bei Pilzen. Auch ist da enormer Platz für neue Erkenntnisse und reichlich Vermutungen.
    Das beeinflußt die Meinungen natürlich ebenfalls.
    Dann bestehen noch diverse kulturelle Hintergründe. Gutes Beispiel dafür ist Asien. Dort isst man :evil: alles was nicht bei drei auf dem Baum ist. Ist ja gesund, hilft gegen Pickel am Mors und macht schön. :D
    In verschiedenen Kulturen geht man dann auch noch unterschiedlich um mit den Pilzen. Gen Osten sammelt man ja erheblich mehr verschiedene Pilze zum Verzehr trotz Giftigkeit. So einigen Pilzen wird dort durch Silieren oder anderen Methoden ihre Giftigkeit oder Unbekömmlichkeit genommen. Manchmal wohl auch nicht. Trotzdem finden sich begeisterte Esser für allen möglichen Kram.


    Pilze in lukullische Wertigkeit einzustufen ist wirklich nicht einfach.
    Immerhin ist der titelgebende Bahnhof heutzutage schon multikulti und global. Also je nachdem was du eigentlich anbauen willst, du wirst wohl immer für jeden Pilz spezielles Klientel ansprechen.
    Wenn man ein bißchen Pionierarbeit gerne mag dann kann man bestimmt seine Freude an der Kultivierung finden. Wo hat man solche Möglichkeit zu entdecken heute schon noch ?!


    Ja, kompliziertes Metier. :)

  • ...vergorener Hering, verfaulter Hai...
    Ich halte mich an die Positivliste der DGfM und teste daraus was mir schmeckt.
    Die Art der Zubereitung hat oft einen entscheidenden Anteil an meiner Wertschätzung für eine Speisepilzart.

  • Ich kann mich im Wesentlichen nur Mausmanns Ausführungen anschließen.


    Ich ergänze also den Beitrag nur. Zur Genießbarkeit: Schaue Dir einfach nur mal die Beiträge zu den besten Speisepilzen und auch meinen zu den am schlechtest schmeckenden Pilzen an.


    Wenn Du die gelesen hast, wirst Du die Problematik, gerade imBezug auf Pilze , vermute ich , besser verstehen. Nirgendwo scheinen die Geschmäcker unterschiedlicher zu sein als bei Pilzen. Und die Geschmäcker können auch innerhalb einer Familie sehr varrieren- es scheint also die Gewohnheit , Geschmackserziehung (wenn wir mal den Begriff verwenden wollen) nicht mal eine entscheidende Rolle zu spielen. Die Geschmacksbewertung von Pílzen wäre echt mal eine Doktorarbeit wert.


    Zur Erläuterung: In der Regel haben meine Tochter und ich(und nehmen wir jezzt auch mal meine Mutter mit rein ) einen durchaus ähnlichen Geschmack- in der Regel würden wir z.B. bei Restaurantbesuchen, Chefkochbewertungen... gar nicht so weit auseinander liegen ( mit aber einigen durchaus signifikanten Unterschieden.-wobei die interessanterweise mehr die Konsistenz betreffen, beim eigentlichen Geschmack nur geringe Abweichungen)


    Bei Pilzen unterscheiden/unterschieden (meine Mutter ist mittlerweile verstorben) wir uns absolut krass.


    Um ein von Dir verwendetes Beispiel zu erläutern: ICH sehe den Grünspanträuschling als minderwertig an, meine Tochter mag ihn gerne. Meine Mutter-irgendwie war die zu Grünspanträuschlingsmahlzeiten nicht zur Stelle.
    Krass war im Test der Ockertäubling: Der Pilz wurde von mir als ungenießbar eingestuft (nur bei großem Hunger würde ich den runterwürgen- meine Tochter verstand das gar nicht- sie fand den Pilz zwar nicht bestschmeckendst,aber o.k (es war die gleiche Mahlzeit,also nichts Zubereitung oder so).


    Ich verstehe den Faible meiner Tochter für Steinpilze absolut nicht- für mich sind die o.k. , aber es gibt doch so viele, so viel bessere Pilze.


    Mittlerweile kochen wir echt z.Teil die Pilze in getrennten Pfannen- so einen Hype hätte ich bei Erziehung von Kindern echt daneben gefunden ( auch wenn ich meine,daß man nie ein Kind zu irgendwelchem Essen zwingen sollte, aber individuelle Mahlzeiten: gehts noch???) Meine Tochter ist erwachsen, also muß es da keine Befürchtungen mehr geben.


    Aber wir lieben Pilze und sie zu sammeln ist mühsam, sie sind kein Massenprodukt- und wir sind zu dem Schluß gekommen,daß Pilze viel zu kostbar sind,um sie an einen zu verschwenden, der sie nicht schätzt- es gibt also mittlerweile immer mehrere Pilzgerichte (wenn es Pilze gibt)- die Pilzpfannen(dafür haben wir jetzt extra kleine Pfannen- auch wenn Energieverschwendung) werden individuell zusammengestellt, jeder bekommt seine Lieblingspilze- individueller Genuß- Steinpilze z.B. esse ich GAR nicht mehr!!!- die bekommt ALLE meine Tochter. Ich muß nur immer ihr schlechtes Gewissen beruhigen,weil Steinpilze allgemein als besonders gut gelten und sie will natürlich nicht, daß ich ihrer! Meinung nach minderwertige Pilze esse,um sie zu verwöhnen- Ist nicht so ,sondern die Aufteilung ist total fair. Ich finde andere Pilze VIEL besser.


    Erklärt das die Frage zur Genießbarkeit und zum Speisewert?


    So nun zur nächsten Frage: Da geht es um potentielle Giftigkeit,leichte Giftigkeit,potentielle Gesundheitsschädigung.......
    Mein Tipp dazu: schaue immer viele Quellen an und hinterfrage die Ergebnisse.
    1. Es gibt viele Pilze die gewisse Gifte enthalten, aber es macht da auch sehr oft die Dosis. Kochsalz (NaCl ist auch giftig- unbestritten-bei hoher Dosis) und wird es verwendet?
    2. es gibt viele roh giftige Pilze, und im rohen Zustand sind manche Pilze echt um einiges giftiger als sonstige im Handel erhältlichen Lebensmittel- z.B.grüne Bohnen. Ein Großteil der Pilzgifte ist total hitzeinstabil (aber nicht ALLE) -Manche Pilze werden aufgrund der Giftigkeit im rohen Zustand als super bedenklich angesehen und ja sie sind dann auch giftiger als grüne Bohnen (ja,das gebe ich zu, rohe Pilze , die gekocht gut sind, können im rohen Zustand sogar zum Tode führen- oder zumindest auf die Intensivstation, aber gut durcherhitzt unbedenklich.
    3. es gibt bei Pilzen Unverträglichkeiten, und ja anscheinend prozentual mehr als bei sonstigen Lebensmitteln ( wie z. B. Weizen /vertragen auch viele Leute nicht)- die werden dann auch oft als giftig eingestuft, aber Weizen wäre dann eigentlich auch giftig.


    Zu dem Punkt kann ich dir nur den Tipp geben, viele Quellen zu lesen, zu hinterfragen...,manche Quellen wirst Du sehr schnell als Humbug entlarven.
    Das gemeine ist,daß auch noch nicht in allen Punkten echte Forschungsergebnisse vorliegen. Ich gebe zu,daß das die nächsten Jahre ein Problempunkt bleiben wird.


    LG



    Safran

  • Danke euch für die Antworten.
    @ Mausmann, sicherlich hast du recht und über Geschmack läßt sich streiten siehe auch Antwort von Safran. Für mich ist es nur verwirrend das gerade diese Beispiel mit dem Grünspan Träuchling so unterschiedlich beschrieben wird (leicht giftig), deshalb Fragte ich mal hier.
    Natürlich würde ich nicht alles kosten was da so aufgezählt wurde, früher habe ich mich immer verdrückt wenn meine Leute mal ein Schwein geschlachtet haben ich konnte schon den Geruch des Blutes und des frischen Fleiches nicht ab und dann tat mir das Tier auch Leid.
    Ja ok ich bin ein Waschlappen!
    Aber Kugelfisch würde ich schon mal probieren allerdings nur von einen Sushi Meister.


    @ Schleimrüpel der Tipp mit dem DGfM ist gut, warum bin ich da nicht selber drauf gekommen.


    @ Safran auch dir nochmals Dank für die ausführliche Antwort, natürlich hast du recht und Pilze roh essen würde ich eh keinen Raten. Unverträglichkeiten haben manche schon beim Shiitake, den habe ich zwar auch schon ganz frisch roh genossen aber nur ein winziges Stück. Meiner Frau verbiete ich es die Teile frisch zu essen.
    Eine vergleichsliste zum Geschmack wie die Umfrage hier kann man so nicht heranziehen weil ja logisch man nur Holz,Kompost oder Schüttsubstrat zersetzer kultivieren kann.
    Also werde ich wohl noch die eine oder andere dumme Frage stellen und hier aufmerksam Studieren wann und wo Pilzfreunde Funde machen die sich für mein Hobby lohnen um so meinen Horizont zu erweitern.
    Gruß und noch schönen Sonntag Pilzonkel