Nicht einfache Im-Winter-gibts-eh-keine-Pilze

Es gibt 6 Antworten in diesem Thema, welches 2.115 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Schwammolo.

  • Hallo in die Runde !


    Der herrlich milde Winter machts möglich, dass man in den Wäldern zur zeit echt haufenweise Interessantes findet.
    Nachem es in letzter Zeit hier aber etwas still geworden ist um zu bestimmende Pilze mit Stiel und Hut, habe ich hier ein paar (für mich) schwierige, an denen sich die Experten die Zähne ausbeißen dürfen. Zu einigen habe ich Vermutungen, da wäre es schön, wenn jemand das veri- oder falsifizieren könnte.


    1. Tephrocybe inolens - Geruchloses Graublatt (leider schlechtes Foto, der stehdende Pilz war schon eine Nacht im Körbchen, der liegende überständig)


    Hut: ca. 4 cm, einfarbig braun (er trocknete über Nacht kaum aus)
    Spp: weiß
    Stiel: im oberen Drittel bereift
    Geruch: irgendwie wie Eisengeländer
    Standort: Fichtennadelstreu



    2. Tubaria hiemalis - Winter-Trompetenschnitzling


    Hut: ca. 2-4cm, durchscheinen gerieft
    Spp: cremefarben, ganz helles Ocker
    Geruch: unbedeutend
    Standort: Holzreste, Borke Innenseite



    3. Tremella foliacea - Blattartiger Zitterling
    Mich irritieren nur die weißen Anteile


    Substrat: Laubbaum?



    Die Begleitpilze dazu: hm, Stereum hirsutum (wirklich?) und Phlebia raiata (ich weiß, schlecht zu erkennen)



    4. Puh, kaum eine Ahnung, in welche Richtung ich denken soll


    Hut: ca. 2m5 cm, deutlich bereift, flach, leichte Nabelung
    Stiel: flachgedrückt, deutliche Längsrille
    Geruch: nix
    Standort: in dichter, dunkler Fichtenschonung




    5. ???? Omphalina griseopallida - Grauer Nabeling (allerdings ohne Bereifung???)


    Hut: ca. 4cm, Rand durchscheinend gerieft
    Größe: ca. 5cm
    Stiel: zur Basis hin dunkler werdend
    Lamellen: gleiche Farbe wie der Hut (braun), evtl. etwas heller; bei dem halben deutlich herablaufend, beim anderen breit angeheftet
    Standort: Waldrand an einer Lichtung, Fichten
    Geruch: nix



    6. Mycena spec.?


    Hut: ca. 0,5 cm
    Stiel: ca. 4 cm
    Geruch: streng
    Substrat: ein ca. 1cm starker Zweig



    7. Ist das überhaupt ein Pilz?


    Höhe: 3 cm - Breite: 4 cm
    Standort: Moos auf Stumpf




    Herzlichen Dank und ein frohes Fest,


    Christian

    • Offizieller Beitrag

    Moin Christian,


    3 sollte stimmen, bei der ganzen Gattungen ist es, soweit ich weiß, so, dass sie bei Frost stark verblasst, vgl. Goldgelber Zitterling: frisch - knallorange bis knallgelb / nach Frost - ausgelutscht, schwach gelb


    7 sieht am ehesten nach einem Orangeroten Kammpilz aus, der irgendwie mit dem Moos verwachsen ist.


    lg und frohes Fest,


    Jan-Arne


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  • Hallo Christian !
    bei Pilz 4 hätte ich auf einen überständigen Falschen Pfifferling (Hygrophoropsis aurantiaca) getippt .
    Gruß Harry

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  • Hallo Christian!


    Eigentlich ist schon alles gesagt, was ich auch denke.


    Nr. 1: Tephrocybe, Clitocybe? Mit denen hat man, denke ich, schon ohne Frostschaden Probleme. Naja, und wenn dann noch der Lamellenansatz auf dem Bild abgetarnt ist, kommen sicher auch noch andere Gattungen in Frage.


    Nr. 3: Tremella foliacea (Rotbrauner Zitterling) passt. Die Farbstoffe einiger Gallertpilze ist
    irgendwie nicht frosttauglich, kann man auch beim Gelben Zitterling (Tr. m.) oder bei Gallerttränen (Dacrymyces) beobachten.


    Nr. 4: Falscher Pfifferling (Hygrophoropsis aurantiaca). Solche weißlamelligen werden immer erst nach den ersten Frösten gezeigt, deshalb ist m.M. nach auch hier einfach der gelbe Farbstoff zerstört.
    Was nicht heißen soll, dass ich nicht auch helle Hygrophoropsis-Arten akzeptiere, aber bei deinem gehe ich von Frostbleiche aus.


    Nr. 5: Würde ich für Clitocybe (Trichterling) halten.
    Robuster Nabeling in Fichtenstreu? Naja, nichts ist unmöglich, kenne ich dann aber nicht. Aber sicher ist es nicht der vorgeschlagene Wiesenbewohner.


    Nr. 6: Also Mycena ist das schon recht eindeutig. Aber mit strengen Geruch? Da fällt mir dann nichts mehr dazu ein. Was bedeutet "streng"? Ist das gemeint im Sinn von intensiv oder mehr im Sinn von unappetitlich oder lästig?


    Nr. 7 ist sicher Phlebia radiata/merismoides (Orangeroter Kammpilz). So wächst er, wenn Moos im Spiel ist, in deinem Fall, wenn oberseitig am Substrat wachsend.


    VG Ingo W

    ________________________________________________________________
    "Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten"

    150-15 (APR 2022) = 135-5 (GnE-Wette verloren "über 11 gelöst") = 130 + 4 (am nächsten an der 222.Schnapps-Punktzahl) = 134 + 7 (7.Platz im APR 2022) = 141 + 4 (KISD-Prozente von GnE) = 145 -15 (APR 2023) = 130 + 3 (10. Platz) = 133 + 3 (Unbewusst-Phal) = 136 + 5 (Lupus-Wette-APR-Sieger=ü300) = 141 + 5 (GnE-Gewinnsteuer-APR23) = 146 + 7 (Phalplatz 1) = 153

    Link: Gnolmengalerie

    Link: APR 2023

    Link: Phalabstimmung 2023

    Link: Nanzen

  • Hallo Christian,



    2. Tubaria hiemalis - Winter-Trompetenschnitzling


    die Splittung des Gemeinen vom Winter-Trompetenschnitzling (Tubaria furfuraceae vs. T. hiemalis halte ich für Unsinn. Die mikroskopischen Merkmale gehen fließend ineinander über.


    Zitat

    3. Tremella foliacea - Blattartiger Zitterling
    Mich irritieren nur die weißen Anteile
    Substrat: Laubbaum?


    Korrekt bestimmt. Die blassen Anteile sind dem Alter der Fruchtkörper geschuldet - das Phänomen ist bei Zitterlingen nicht selten zu beobachten.


    Zitat

    Die Begleitpilze dazu: hm, Stereum hirsutum (wirklich?) und Phlebia raiata (ich weiß, schlecht zu erkennen)


    Eine Stereum-Art muss sogar zwingend involviert sein, da der Zitterling wie alle Gattungsvertreter andere Pilze parasitiert und die Wirte jener Art Schichtpilze sind.


    Zitat

    4. Puh, kaum eine Ahnung, in welche Richtung ich denken soll


    Hut: ca. 2m5 cm, deutlich bereift, flach, leichte Nabelung
    Stiel: flachgedrückt, deutliche Längsrille
    Geruch: nix
    Standort: in dichter, dunkler Fichtenschonung


    Schließe mich dem Tenor an, dass es sich um einen Falschen Pfiffi handelt. Ingos Annahme mit dem Frostschaden halte ich für plausibel. Ansonsten kannst Du Näheres über die Gattung in einem meiner Tintlingsbeiträge nachlesen:


    Kunze, A. (2012): Der Falsche Pfifferling und andere heimische Afterleistlinge in Europa. Der Tintling 77. Heft 4/2012: 86-98.


    Gruß, Andreas

  • Danke an alle.


    Andreas: 1. Ja, die Kontroverse um den (Winter-)Trompetenschnitzling war in einem meiner Bücher thematisiert, ich hab ihn trotzdem mal so genannt, weils halt gerade so gepasst hat von der Jahreszeit. Dann heißt er also T. furfuracea? 2. Den Falschen Pfifferling hatte ich so gar nicht in Betracht gezogen, weil ich den als ziemlich dünnfleischig und mit eher dunkleren Lamellen (orange) als die Hutfarbe (gelb) kenne und weil da doch außerdem die Lamellen stark gegabelt sind. Habe leider nicht geprüft, ob die Lamellen sich leicht ablösen lassen. Ok, ich werde jetzt mal deinen Artikel lesen ;)


    Zu Nr. 1: Ja, stimmt, die Perspektive ist bzgl. des Lamellenansatzes mehr als bescheuert gewählt. Ich hatte allerdings nur vergessen zu erwähnen, dass sie leicht ausgebuchtet angewachsen waren, weshalb ich kurzzeitig noch Richtung Weichritterling gedacht habe. Aber soweit ich das in Erinnerung habe, trifft das auf Tephrocybe auch zu. Aber Clitocybe scheidet aus.


    Zu Nr. 5: Ich habe jetzt in einem Eichen-Buchenwald noch einmal zwei Exemplare gefunden und habe sie genauer untersucht. Sporenpulver war weiß, sie trockneten schnell aus und wurden weiß, behielten aber in der Nabelung das Braun. Der Rand war durchscheinend gerieft. Zudem war der Stiel deutlich rillig gefurcht. Nachdem ich daraufhin im Krieglsteiner nachgelesen habe, war ich mir eigentlich ziemlich sicher, dass es sich hier um Clitocybe metachroa, den Staubfüßigen Trichterling, handelt, weil nahezu alle Mermale und das Bild passen.
    Bei Bon und Gerhardt sieht das aber wieder ganz anders aus. Naja, Clitocybe, wenigstens das weiß ich jetzt.