Tremella Mesenterica (oder die Anderen)

Es gibt 10 Antworten in diesem Thema, welches 2.946 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Ingo W.

    • Offizieller Beitrag

    Moin, Pilzfreunde.


    Interessant waren ja in letzter Zeit immer mal wieder die Diskussionen zu gelbem Gelibber. So zB >diese hier<.
    Passt auch mit dem Substrat ganz gut.


    Nun habe ich eben auch mal sowas aufgestöbert. An marodem Ginster.
    Odenwald, so knapp gegen 400m üNN auf einer ehemaligen Weide, die nun so langsam verbuscht.


    Die Dinger zittern ja tatsächlich, wenn man sie antippt. 8|
    Schön, daß hier ein größeres Vorkommen zu finden war, verteilt auf drei verfallende Ginsterbüsche in direkter Nachbarschaft. Da sind so ziemlich alle Entwicklungsstufen präsent. Interessanterweise sind die jüngeren recht orange, während die älteren gelblich sind und auch ins durchsichtig - weiße ausbleichen. Weil nämlich ich bei Krieglsteiner auch dazu lese, daß die orangene Färbung gerade bei jüngeren Pilzen von der Konidienform stammen soll, auf der der eigentliche Fruchtkörper dann wächst.


    Die Oberfläche ist bei allen Fruchtkörpern mehr oder weniger gekörnt.


    Begleitpilze habe ich natürlich gesucht, viel gefunden habe ich nicht. Immerhin, an einigen Ästen fand sich ein weißer Belag, den ich so mit ach und krach mal als Rindenpilz unbekannten Vornamens definieren würde (siehe roter Kasten im Bild). An anderer Stelle fand sich noch lustig Crepidotus spec.











    So.
    Nun bin ich mir bei den Pilzen hier eigentlich sicher, daß es sich um Tremella Mesenterica handelt. Substratfrage hin oder her. Immerhin ist da ja irgendwas, das wohl ein Rindenpilz sein wird.
    Auf keinen Fall war da jedenfalls ein samtiger Schichtpilz. Jedenfalls keine Fruchtkörper.
    Des weiteren hätten wir hier eher dünne Ästchen, ist aber die Frage, inwiefern man das für T. Mesenterica als Bestimmungskriterium werten kann.
    Gerne gefunden hätte ich ja die Riesen - Gallertträne, Dacrymyces Chrysospermus, aber das halte ich für sehr unwahrscheinlich, siehe Substrat. Aber wie unwahrscheinlich ist es wirklich? Wie sicher kann man die makroskopisch auseinanderhalten? Immerhin scheinen ja beide Pilze sehr variabel zu sein.


    Generell würde mich freuen, wenn hier nochmal einiges an Infos zu den drei Arten zusammenkommt. Denn ich selbst habe da immer wieder Schwierigkeiten. Dabei wäre natürlich interessant, ob ich selbst hier bei der Bestimmung den richtigen Merkmalen gefolgt bin und also richtig liege.
    Und wenn soch hier die Merkmale zur Unterscheidung mal übersichtlich darstellen lassen, wäre das famos.



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,


    eine schöne und interessante Strecke. Mit guter Bebilderung.


    Andernortes schrieb ich ja, dass ich selbst immer über Tremella mesenterica stolpere.


    Bei der Bestimmung bin ich aber eigentlich immer unsicher. Zumeist fand ich die Zitterlinge allerdings auf Substrat, Ästchen und Zweigen, die zwischen ca. 0,8 und 2 cm dick waren. Nur zweimal an einem dickeren Zweig bzw. an einem stehenden dünnen Stämmchen (ca. 6cm). Zudem waren alle deutlich transparent, so wie auf den meisten deiner Bilder, jedoch niemals so opak wie auf deinem letzten Bild.


    Damit beschreibe ich nur, was mir auffällt. Gerne wüsste ich auch genauer Bescheid.


    LG Uli

  • Hallo Pablo,


    Zitterlinge sind leider nicht meine Baustelle, so dass ich Dir nicht helfen kann.
    Tja, wenn sie auf Dung wachsen würden...:D


    Auf jedem Fall ein feiner Bericht und der Springschwanz im letzten Bild ist einfach allerliebst! :thumbup:


    Nobi

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    Chips: 72

    • Offizieller Beitrag

    Ahoi!


    So richtig häufig ist Ginster hier sicher auch nicht. Aber hin und wieder findet man schon welchen, gerade natürlich an solchen Stellen als, wo ehemaliges Weideland zuwächst.
    Daß die Begleitpilze eben keine Fruchtkörper zeigen müssen, weil ja der entsprechende Parasit wohl das Mycel befällt, ist natürlich schon tricky.


    Die hier gezeigten Äste dürften schon so einen Durchmesser von bis zu 5 cm haben.


    Und Springschwänze wohnten da so einige drin. Ich bin mir aber nicht sicher, ob die Bestimmungsrelevant sind.


    PS.:
    Wie durchscheinend die Gestalten hier sind, ist recht variabel. Ich denke, am besten sieht man es auf den Bildern 3 & 4. Dort wachsen ältere Exemplare und jüngere Formen nebeneinander. Die Älteren Lappig und hyalin, die jüngeren eher gewunden, trüb / undurchsichtig und auch kräftiger gefärbt. Das würde zu Krieglsteiners Erklärung mit der Konidienform passen.



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo!


    Also, die kannst du schon ruhigen Gewissens als Tr. mesenterica ablegen.
    Ich schrieb ja anderswo auch schon mal, dass ich gerade an Ginster, aber auch manchmal an anderem Substrat, bei der Tremella ihre Fress-Grundlage auch nicht finde.


    Ich denke, es kann auch so sein, dass nicht unbedingt Fruchtkörper des Parasitierten ausgebildet sein müssen.


    Die Riesen-Gallertträne sollte hier schon wegen des Laubholz-Substrates keine Rolle spielen.
    Ich denke, die wäre makroskopisch zwar gewunden, aber die Windungen sind viel dichter aneinandergepresst und insgesamt weniger abstehend.


    Zitat


    Weil nämlich ich bei Krieglsteiner auch dazu lese, daß die orangene Färbung gerade bei jüngeren Pilzen von der Konidienform stammen soll, auf der der eigentliche Fruchtkörper dann wächst.


    Genau, bei den orange Bepulverten handelt es sich um die mit Konidiensporen.
    Es ist aber falsch interpretiert, wenn du glaubst, dass daraus sofort am Pilz etwas entsteht. Das ist lediglich eine parallele Fortpflanzungs-Variante auf ungeschlechtlicher Basis.


    Beschreibungen von durchsichtig-hyalinen oder hellgelben Formen, Varietäten oder gar Arten sind m.M. nach Schnell-Geburten. Den Kreateuren bescheinige ich gern sowas wie mangelnde Aufmerksamkeit.


    Man kann oft sogar in einer einzigen Kollektion schon oft gut nachvollziehen, dass ältere, schon öfter dem Frost ausgesetzte Fruchtkörper eher schlabberig werden und durchsichtiger (am Ende auch weiß) als jung hervorlugende Fruchtkörper.
    Gilt übrigens z.B. auch für Exidia recisa (Kreisel-Drüsling) oder Tremella foliacea (Rotbrauner Zitterling).


    VG Ingo W

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  • Hallo Pablo,


    was T. mesenterica angeht, schließe ich mich Ingo vollständig an.


    Aber beim Ginster solltest Du mal auf an der Erde liegenden, leicht verrotteten Stücken auf Pezizella parilis achten. Auf der Unterseite oder auch unter alter, loser Rinde sitzen diese hübschen, von gelb nach rot verfärbenden Becherchen. Wenn die Äste halb im Laub oder Gras verschütt sind, macht das nix. Einfach mal rumdrehen. Leider ist mein Foto nicht so toll geworden.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Ingo!


    Ja, so ein Fund ist schon sehr praktisch, wenn man den Pilz in allen möglichen Formen mal auf einem Fleck findet. Der Fortpflanzungswert der Konidienform war mir schon klar, nur dachte ich, daß die HFF hier die NFF quasi überwächst, wenn die Bedingungen dafür passen.
    Zu beobachten war auch sehr schön, daß die knalligen und weniger lappigen Fruchtkörper deutlich weniger "bekernt" oder eben bepulvert waren, als die Hauptfruchtformen. Womöglich ist auch die Körnung an den großen Lappigen auch nur von den NFFs rübergebröselt. Die wuchsen eben recht dicht beisammen.


    Auf die Substratangabe "nur Nadelholz" für die Riesengallertträne wollte ich mich jedoch nicht blind verlassen. Auch Krieglsteiner schränkt das hier ein, hält ein Vorkommen an Laubholz schon für möglich. Allerdings wäre das schon ein sehr außergewöhnlicher Fund. Allein an Nadelholz scheint Dacrymyces Chrysospermus schon recht selten zu sein.


    Würde ich trotzdem gerne mal finden. Bin gespannt, ob dann auch die dicht gepressten Windungen zu beobachten sind.



    Aber daß Tremella Aurantia an dickerem Holz wächst, und eben auf Stereum Hirsutum parasitiert, ist schon relevant, oder? Aber auch hier wäre es möglich, T. Aurantia zu finden, ohne daß S. Hirsutum Fruchtkörper gebildet hat?



    LG, Pablo.



    Edit:
    Wow! Der ist hübsch, Ralf. Schade, das hätte ich heute wissen sollen, dann hätte ich mal danach gesucht. Also beim nächsten Mal. :thumbup:

  • Hallo Pablo!

    Zitat


    Zu beobachten war auch sehr schön, daß die knalligen und weniger lappigen Fruchtkörper deutlich weniger "bekernt" oder eben bepulvert waren, als die Hauptfruchtformen.


    Nur noch mal zur Sicherheit:
    Die jungen orangefarbenen, bepulverten Fruchtkörper sind nicht alleine für die Vermehrung der Konidien da. In denen wächst auch eine ganz normale Fruchtschicht heran für "normale" Sporen.


    Um die Riesen-Gallertträne zu finden, wären Tannenbestände gut.


    Zitat


    Aber daß Tremella Aurantia an dickerem Holz wächst, und eben auf Stereum Hirsutum parasitiert, ist schon relevant, oder? Aber auch hier wäre es möglich, T. Aurantia zu finden, ohne daß S. Hirsutum Fruchtkörper gebildet hat?


    Genau so sehe ich das bisher (bis es mir jemand anders sagt :) ).
    Zumindest fehlt mir bisher die Aussage, dass Tremellen nur Fruchtkörper verwerten.
    Nein, kann nicht sein, denn dann würden sie ja direkt dran kleben.


    VG Ingo W

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    • Offizieller Beitrag

    Hai.


    Nein, kann nicht sein, denn dann würden sie ja direkt dran kleben.


    VG Ingo W


    So in etwa habe ich mir das auch zusammengereimt. Allerdings sind Pilze ja auch immer wieder für Überraschungen gut. So sind Maronen ja Mykorrhiza - Pilze, wachsen aber gerne mal scheinbar auf Totholz. Das Mycel wächst da eben auch durch, wenn es kann.



    "Ganz normale Sporen" wären also solche, die zur geschlechtlichen Vermehrung taugen? Bisher dachte ich, eine Konidienform würde zwar Sporen produzieren, diese könnten aber nur das Erbgut kopieren, nicht mit anderen Primärmycelien (?) austauschen.


    Aber Pilze können eben ziemlich viel. Vieles davon wirkt verwirrend. ;)



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo!

    Zitat


    Bisher dachte ich, eine Konidienform würde zwar Sporen produzieren, diese könnten aber nur das Erbgut kopieren, nicht mit anderen Primärmycelien (?) austauschen.


    Ähm, genauso ist das auch. Wo habe ich mich denn jetzt wieder missverständlich ausgedrückt.


    Also bezüglich der Tremella mesenterica:
    - Fruchtschicht noch unreif, aber Bildung von Konidiensporen
    - später auch auch Ausbildung von Fruchtschicht zur Bildung von geschlechtlichen Sporen
    - beides unabhängig voneinander
    - beide Sporenarten können auch nichts miteinander anfangen
    - aber alle Varianten von ungeschlechtlichen und geschlechtlichen Sporen dienen der Vermehrung ein und derselben Art


    Wobei natürlich die geschlechtliche Fortpflanzung normalerweise die gesündere, überlebensfähigere Reproduktion darstellt.


    VG Ingo W

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