"Heilige Scheiße!" - Ein Originalbericht von erebus, einem m(p)anischen Pilzjäger aus dem Raum Kitzingen:
"Heilige Scheiße! So einen fetten, matschigen fleischfarbenen Flatschen hatte ich ja noch nie vor der Linse!" Erebus hatte soeben einen von innen stark bedunsteten Audi passiert, der inmitten des Waldes geparkt stand.
"Ich vermutete Fußgänger." Erinnert sich Erebus. Er meinte das verschwommene Auftauchen eines Oberkörpers aus den Tiefen des Waschküchendampfes wahrgenommen zu haben.
Nichts wie weg...
- der Stubben mit dem Großen Fundstück stand indes unmittelbar hinter dem Audi und war momentan tabu.
Auf dem Rückweg hatte E. dann freie Bahn:
E. stand vor einem Rätsel, denn der stark frostgeschädigte Schleimhaufen erwies sich als aussergewöhnlich wiederstandsfähig.
Erst als mit einem lauten Knacks ein Stück des Fruchtkörpers abgetrennt war, dämmerte es Erebus:
"Aha!" sagte er wie zu sich selbst: "Ein Brotpilz!" Und er nickte sich selbst bestätigend zu.
Kein Wunder, das unser tapferer Pilzfinder hier an den Brotpilz (Panis volcornus) dachte, glich doch die Struktur seines Fundstückes demselbigen und ist nur durch spezielle Untersuchungsmethoden von diesem zu unterscheiden.
Irritiert zeigte sich E. weil der Brotpilz völlig geschmacklos, geruchsfrei und trotz der feuchten Witterung sehr trocken und leicht war. "Da steckte etwas anderes dahinter" meinte Erebus.
Des Rätsels Lösung:
Fensterpilz
Der Fensterpilz (Spuma fenestris nom. nov. Polyurethanus instructus [Erebus 2012], Erebus 2013), auch Enev-Schäumling genannt, zählt zur Familie der Schäumlinge, deren Typus-Art er ist.
Die Schäumlinge bilden eine Pilzgattung mit mehreren, z.T. nur schwer unterscheidbaren Arten beziehungsweise Kleinarten. Gemeinsam ist ihnen der fehlende Stiel, ihre hohe Resistenz gegen Witterungseinflüsse und ihre
fehlende Anfälligkeit für Schneckenfraß.
Neben verschiedenen gelblichen Arten treten seltener auch grünliche, bläuliche und rosa-farbige Fensterpilze auf.
Die Fensterpilze des gelblichen Farbkomplexes verfärben sich bei UV-Bestrahlung mit zunehmendem Alter zu einem satten Orange, während blaue, grüne oder rosafarbene eher zum Ausbleichen neigen.
Fensterpilze leben gewöhnlich nemotroph in Baukörperspalten, jedoch finden wir ihn auch in Restmülltonnen und auf Bauschuttdeponieen.
Der Fensterpilz ist nicht meldepflichtig, allerdings hat er eine behördlich angeordnete Verbleibungspflicht in Sondermüllbehältnissen kommunaler Müllentsorger, sofern er sich nicht in einer Baukörperspalte befindet.
Der Fensterpilz kennt drei metabolische Vorkommensformen, die vom juvenilen "Receptaculum" (auch Kartuschenform genannt) über eine Expansionsphase hin zum "Stupor" reichen, der nur noch bergmännisch veränderbar ist.
Nur selten finden wir diesen hübschen Kerl in der freien Natur - kein Wunder, dass E. hier vor einer scheinbar unlösbaren Aufgabe stand.
Wir verdanken die Erstbeschreibung des Fensterpilzes einer weiteren Auffindung des Fensterpilzes in unmittelbarer Nähe des Stubbens, die E. auf die richtige Fährte brachte:
LG, Uli