Parasol, meint der Simon, erkennt man daran, dass man den Ring rauf und runter schieben kann.
So einfach ist das Pilzerkennen!
Der Einstieg ins Pilzsammlertum ist schlicht instruiert und sackweise erfolgreich.
Nach vier Tagen Parasolschnitzeln in den verschiedensten Pannaden hängen Pommesbudengerüche im Haus und uns die Dinger zum Hals heraus. Aber: wir, Isa und Erebus, wir haben ein neues gemeinsames Hobby gefunden: Pilzefinden.
Parasol in allen Ehren, jetzt müssen wir erst einmal unser Spektrum erweitern. Per "Pilzwanderung am Schwanberg" mit K.E., "unserem" regionalen Pilzsachverständigen.
K.E. spricht, und das ist ärgerlich, hartnäckig von Parosolen. So ohne weiteres kommt man von den Dingern nicht weg, trotz persönlicher Vokalverschiebung weiß man ja, was gemeint ist. Oder auch nicht.
K.E. erläutert uns, dass bei weitem nicht jeder Parosol ein richtiger Parosol sei.
Nein, es gibt noch Chlorophyllum, und wir sollten uns hüten, den zu essen und könnten im Anschluss gerne den Kurs mit Schwerpunkt Parosol bei ihm buchen. Ich höre nicht richtig zu und frage mich, warum nur Parosol? Das klingt nach Herbizid und FCKW ... dennoch bleibt etwas hängen: ein richtig guter Parasol verfügt über eine Riemenscheibe, über einen Doppelring, und diesen kann man verschieben.
Klingt einfach, macht einen aber nervös, wenn man später nie Riemenscheibenparasole findet: was zum Teufel hat man da paniert?
Die Pilzwanderung wird letztendlich ein voller Erfolg. Was 30 Leute an Giftzeug zusammenklauben können ist beachtlich. Zwei Tapeziertische voll.
Und zwischendrin Essbares. Das dürfen wir mit nach hause nehmen: wer will. Isa und ich wollen, trauen uns aber nicht richtig (das sieht so gierig aus), und nachdem ein älterer Herr zwei Körbe Steinpilze zu seinem Auto schleppt, bleiben zuletzt noch sogenannte "Flockenstielige Hexenröhrlinge" übrig.
"Nein, die lasse ich mal da," sagte der Herr, "sonst sieht's so gierig aus" und legt die verhexten Pilze auf den Tisch zurück.
Die nehmen wir uns. Ich meine, wir haben ja schon die falschen Parosole überlebt, warum nicht diese giftig roten, blauenden Unpilze versuchen, oder wenigstens schon mal mitnehmen? Auch wenn der ältere Herr die verschmäht? Wir wagen's.
Und weil die Ausbeute deutlich zu groß ist und der erste Biss in diese unheimlichen Pilze noch etwas aufgeschoben sein will (in meinem Zwergenbuch, wo alle Zwerge in schönen Fliegenpilzhäusern lebten, hätten darin bestimmt die Zombiezwerge gewohnt), beschließen wir, Trockenpilze zu erzeugen. Dann kann man sich immer noch überlegen, wohin damit. Weihnachten steht ja vor der Tür, die Verwandtschaft, die Freunde ...
Der Kachelofen heizt die Stube, und obendrauf verdampfen kiloweise Hexenpilze zu einem unansehnlichen Mumienhaufen.
Das Trocknen funzt. Einwandfrei. Gut, dass wir noch das große stillgelegte Mehlgefäß haben!
Die freigewordenen Einäscherungsplätze rufen nach mehr, und wir entdecken zeitgleich den Trompetenpfifferling.
Nein, nicht einen, mehrere. Viele.
Schubweise schrumpfen wir Trompetenpfifferlinge, dann Samtfußrüblinge, Austernseitlinge.
Wir quellen sie wieder auf, essen sämige Pilzsuppen, Pilzsaucen mit Beilage, Pilzpfannekuchen. Wir sammel Pilze, wir trocknen Pilze, wir kommen ins Geschäft. Wir müssen unsere Trockenpilzaufbewahrungskapazitäten erhöhen.
Ich verbringe jetzt viel Zeit bei eBay, um verschiedene Dosen zu ersteigern. Einzeldosen, Dosensets. Dunkel mögen es die trocknen Pilze, Glasgefäße scheiden aus, auch Sichtfensterdosen. Es gibt aber noch weiters zu überlegen: welcher Dosengrundriss ist der richtige, welche Dosen passen zusammen, was ist die richtige Dosengröße? Welche Größe für welche Pilze? Wo ist der verflixte Meterstab, mit dem man sich das veranschaulichen kann? Warum sind die passenden schönen Dosen nur so teuer? Nockendeckeldosen? Aromaverschlüsse?
Dann: der Geistesblitz! Warum nicht direkt beim Hersteller kaufen?
Weil man da Großmengen abnehmen muss. Runddose mit Deckel Ø90x135mm, 30 Stück, könnte passen, oder Runddose Ø114x120mm davon 36 Stück.
Oder/Und? Ab 100 Euro keine Versandkosten. Ist ein Argument. Erebus ordert.
Als die Dosen in drei üppig bemessenen Kartons ankommen, beschleichen uns Zweifel. Sämige Suppen können Abhängigkeit erzeugen. Zum Verschenken sind diese Dosen zu groß. Da bleibt ja nichts übrig.
Nullproblemo. Erebus ordert Runddose Ø55x78mm mit Streueinsatz grob (ideal f.Gewürze), 48 Stück. Notfalls kann man darin Schrauben und Dübel verwahren (dafür bräuchte man keinen Streueinsatz, aber Erebus hält sich jetzt nicht mehr mit Kinkerlitzchen auf). Die Kellertür lässt sich nicht mehr schließen, jetzt stehen schon vier Kartons davor.
Denn gebraucht haben wir nicht alle, nein, auch Verwandtschaft und Freundeskreis muss ja noch durch ein Filterkriterium: wem trauen wir zu, dass er die köstlichen Trockenheiten mangels Vertrauen in unserer Kennerschaft umgehend entsorgt? Tja, da blieben nicht viele Aspiranten, aber umso mehr Dosen übrig. Und Pilze. Aber die können wir schließlich auch selber nutzen: für sämige Suppen.
LG,
Uli