Orbilia aprilis

Es gibt 17 Antworten in diesem Thema, welches 6.283 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

  • Hallo!


    Auch alle Jahre wieder und nichts Seltenes ist Orbilia aprilis (April-Knopfbecherchen).

    Ohne Lupe wird man den wohl kaum finden, zu klein, farblich meist sehr unauffällig und oft durch veralgtes Holz gut versteckt.


    Mikro:




    Will mal noch ein Bild von Sporen einer anderen Orbilia hinzufügen, die ich weglegen musste, weil sie nicht gut reif war.
    Da kann man mal die mit BKB blau angefärbten Sporenkörper (SBs = sporebodies) in den Sporen vergleichen.
    Ist nämlich unter Umständen auch ein hilfreiches Merkmal.
    Im Fall von O. aprilis-Ascus-Bildern oben kann man dadurch auch besser erkennen, dass oft die unteren Sporen in vitalen Asci verkehrt herum liegen. Nützt einem zwar nichts, aber schön anzusehen.
    Orbilia spec. (obtusispora)


    VG Ingo W

    ________________________________________________________________
    "Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten"

    150-15 (APR 2022) = 135-5 (GnE-Wette verloren "über 11 gelöst") = 130+4 (am nächsten an der 222.Schnapps-Punktzahl) = 134+7 (7.Platz im APR 2022) = 141+4 (KISD-Prozente von GnE) = 145-15 (APR 2023) = 130+3 (10. Platz) = 133+3 (Unbewusst-Phal) = 136+5 (Lupus-Wette-APR-Sieger=ü300) = 141+5 (GnE-Gewinnsteuer-APR23) = 146+7 (Phalplatz 1) = 153-20 (APR 2024) = 133

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Ingo!


    Will ich das hübsche Portrait mal nutzen, um eine Frage loszuwerden, die mich schon eine Weile plagt:
    Was sind "Glaskappen" auf den Paraphysen? Daß die Pilze Sand unter großer Hitze einschmelzen, kann ich mir so recht nicht vorstellen. Also vielleicht etwas anderes, ähnlich kristalloides?
    Also wenn ich Exsudat mal mit Ausfluss übersetze (Latein ist echt hilfreich, danke, Humanistisches Gymnasium ;) ), dann könnte diese Flüssigkeit (Plasma?) ja auch auf den Zellen kristallisieren.
    Und das nennt der Experte nun Glaskappen?



    @ Günter:
    Ich hätte so Lust, dich morgen zum Steinpilze suchen einzuladen. Ich bin ziemlich sicher, irgendwann in den nächsten Tagen den ersten in diesem Jahr zu finden. ;)



    LG, Pablo.


  • Wieder mal schön dargestellt, Ingo.


    @Tribun: Erscheinungszeiten sind relativ. :)


    lg björn

    Projekt Fungi: 3277

    [FERTIG] Band 1a: 440 Pyrenomyceten mit 0-1fach sept. Sporen; Band 1b: 380 Pyrenomyceten mit 2-M.

    Band 2a: Pezizomycetes, Hypogäische Eurotiomycetes, Lecanoromycetes, Arthoniomycetes

    Band 2b: Leotiomycetes, Geoglossomycetes, Taphrinomycetes, Laboulbeniales, Orbiliomycetes

    Band 3: Rindenpilze, Heterobasidiomycetes, Cyphelloide Pilze
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  • Du denkst, die relativ milden Temperaturen bringen das?
    Ist das vlt. auch der Grund, warum Ingo April-Knopfbecherchen findet zu dieser Zeit?
    (Wenn er sie jetzt gefunden haben sollte!)



    LG
    Günter


  • Genauso ist es, solche winzigen Pilze mit Monatsnamen zu versehen, ist ziemlich wenig aussagekräftig. Denn: Pilze kennen keinen Kalender. Nur die bescheuerten Menschen zählen doch in Tage und Monate. Was interessiert den Pilzen das?


    lg björn

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  • Okay....danke!


    Aber grad Steinpilze? 8|


    Man darf gespannt sein, wann hier der erste Fund gepostet wird!


    Sorry, wenn ich hier von Ingos Thema abgekommen bin...;)

  • Hallo Günter!


    Das mit den Namen musst man nicht so eng sehen.
    Der Namensgeber hat ihn halt im April gefunden.


    Ist so ähnlich wie mit dem Fichtensteinpilz, dem Birkenblättling, dem Rissigem Ackerling, der Herbsttrompete, dem Buchen-Adernzähling oder dem Rosablättrigen Egerlingsschirmling. Kann sein, muss aber nicht.


    VG Ingo W

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  • Hallo Pablo!


    Einige Orbilien haben so eine zähe Schicht auf ihrem Äußeren, sollte man wohl eventuell mehr als Gelschicht bezeichnen, bin mir da nicht so sicher. Exsudat ist wohl mehr was harzig-klebriges, was das Element ausscheidet, ist aber bestens anfärbbar.


    Die Glaskappen (glassy processes) sind irgendwie glasige Aufsätze auf den Zellen im Randbereich, die sich kaum anfärben lassen, irgendwas Massives, was sich aus den Zellen schiebt(?). Im Mikro sieht man so einen gestaffelten Aufbau nach oben, ähnlich wie Jahresringe, lässt sich meist nicht gut darstellen. Muss irgendwas Härteres sein, denn nicht KOH-löslich.
    Rechts oben im Bild:
    http://asco-sonneberg.de/pages…roup_id=26331&position=10


    @Günter:
    Alles aktuell gefunden, was ich einstelle (außer, es geht um ein bestimmtesThema, und ich wühle in der Daten-Kiste).


    VG Ingo W

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    Einmal editiert, zuletzt von Ingo W ()

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Ingo!


    Also ist die genaue Entstehung und auch die Aufgabe dieser Käppchen nicht wirklich geklärt?
    Einen Sturzhelm werden die Pilze ja nun nicht unbedingt brauchen. Wohingegen ja Panzerungen in der Natur weit verbreitet sind. Apropos Panzer: Pilze enzhalten ja viel Chitin. Das ist es aber nicht, woraus diese Kappen bestehen? Schade, daß es da keine Färbemethode gibt. Das wären sicher schöne Bilder.


    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo!


    Bestimmt gibt es irgendwas, dass die Kappen färbt. Nur es kennt eben noch keiner, nicht mal Zotto ist da fündig geworden, und der bringt ja demnächst auch mal die Welt-Monografie für Orbilien heraus und hat sich wie kein anderer mit der Gattung beschäftigt.


    Funktion ist unklar (mir zumindest). Aber es gibt auch andere Becher-Gattungen, die das können. Die Gattung Olla (Glashaar-Becherchen), die hatten wir ja gestern schon mal, kann das auch. Ist dann auch besser zu sehen:
    http://asco-sonneberg.de/pages…group_id=13951&position=2


    VG Ingo W

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  • Kappen und Kristalle sind bei Becherlingen allerorts zu sehen. Ich vermute mal stark, dass sie etwas mit Kleinstlebewesen wie zB Nematoden zu tun haben könnten (evtl. um diese abzuwehren und von der Fruchtschicht fernzuhalten).


    lg björn

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  • Bei Kristallen bin ich wieder mit im Boot.:D


    Also, man unterscheidet organische und anorganische Mineralien. Beide können Kristalle bilden. Anorganische Mineralien scheiden bei Pilzen aus, weil die Bildungsbedingungen nicht vorhanden sind, bzw. die Pilze nicht lange genug leben um einen regelmäßigen und artabhängigen Kristallisationsprozess zu ermöglichen.


    Bleiben also organische Mineralien übrig. Die können m.W. nur als Stoffwechelproduktion entstehen, wären demnach ein "Abfallprodukt", eine Ausscheidung i.e.S. oder schlicht eine Anhäufung von Molekülen, z.B. Vitaminen.


    Kristalline Bildungen haben immer fest definierte Strukturen, amorphe Strukturen gibt es zwar, die sind aber niemals immer gleich geformt. Ergo kann es sich bei den Kappen nicht um etwas kristallines handeln, im Gegensatz zu den winzigen Kristallen, die man bei vielen Pilzen unter dem Mikroskop sehen kann.


    Beorns Verdacht Richtung Chitin scheint da sehr naheliegend und ergibt mit Björns Abwehrtheorie durchaus einen Sinn.


    Chitin kann man mit Chlorzinkjodlösung anfärben. Hab ich aber noch nie gemacht, ist also nur theoretisches Wissen.

    • Offizieller Beitrag

    Moin.


    Wobei sich die Frage stellt - wenn die Kappen einen Abwehrmechanismus darstellen sollen - ob die dann nicht besser auf den Asci aufgehoben wären. Aber die Frage kann ich mir eigentlich selbst beantworten: Wenn ein Ascus mit so einer Kappe gedeckelt wäre, könnte er ja nicht so einfach die Sporen freisetzen. Andererseits wären die Nematoden usw gar nicht auf die Sporentragenden Elemente scharf, sondern auf die anderen Zellen. Und die würden dann geschützt.


    Irgendwie stelle ich mir das gerade so vor, wie die Schilde aus Kot, die sich einige Raupen zur Feinabwehr basteln.


    Ralf, jedenfalls hast du nun deine 82736489208347812635ste Aufgabe:
    Orbilia oder Olla herschaffen, mit Chlorzinkjod anfärben und schauen, ob da an den Glaskappen was bunt wird. :thumbup:



    LG, Pablo.

  • Ralf, jedenfalls hast du nun deine 82736489208347812635ste Aufgabe:
    Orbilia oder Olla herschaffen, mit Chlorzinkjod anfärben und schauen, ob da an den Glaskappen was bunt wird. :thumbup:


    Vorher sind die richtigen Kristalle in den Pilzen dran, die reizen mich ungemein. Dazu komme ich aber frühestens im nächsten Leben.
    Im übernächsten versuche ich dann, Chitin einzufärben.:D

  • Hallo!


    Ich hatte gerade was an Zotto geschickt, ihn nebenher mal gefragt.


    Die Exsudatschicht, die die Fruchtschicht bei manchen Orbilien bedeckt, könnte Fraßschutz sein und die Glashauben vielleicht so eine Art Wasser-Kondensationshilfe für trockene Zeiten. Genaues weiß aber keiner.


    Die Exsudatschicht auf der Fruchtschicht wird bei Reife von den Asci auf die Seite geschoben, sagt er, weil ich auch fragte, ob die beim Sporenentlassen nicht hinderlich sei.


    Schätze, es gibt da ganz viel, wo man nicht so richtig weiß, warum der Pilz das so "konstruiert" hat.
    Oben seht ihr ja auch die rot angefärbten apikalen Ascus-Verdickungungen (apical thickenings), die manche Arten haben.
    Irgendeinen Vorteil hat ´s, aber welchen?


    VG Ingo W

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Ingo!


    Über die Beschaffenheit und Zusammensetzung der Exsudatschicht und der Glashauben hat Zotto nichts gesagt? Immerhin: Sollte es sich bei den Glashauben tatsächlich um Chitin handeln, sollte das ja nun festzustellen sein.


    Warum Pilze was machen - das ist ja nun auch ein hervorragendes Thema. Nicht nur dort, wo es um Teratologie geht. Im Grunde läuft es ja immer auf Evolution heraus. Manches erweist sich dann als Sackgasse, aber nichts passiert grundlos oder zufällig. Oder wie Einstein so schön gesagt hat: "Gott würfelt nicht."


    Das ist wohl auch ein Grund, warum die Mykologie so spannend ist. Die Entwicklung geht hier oft recht schnell, Veränderungen lassen sich gut auch in einem begrenzten Zeitraum beobachten. Je genauer man hinsieht, desto deutlicher werden die Details der Veränderungen, aber auch die Zusammenhänge. Letztlich werden wir das nie völlig ergründen und verstehen. Doch da wir als Menschen ja auch ein Baustein der Evolution sind, ein Rädchen im Getriebe sozusagen, hilft die Forschunge auch, Zusammenhänge im ganzen Gefüge zu erkennen. Sofern man mit der nötigen Demut herangeht, und zugleich den Blick für das große Ganze nicht aus den Augen verliert.


    Letzteres ist leider ein Punkt, der bei vielen Naturwissenschaften zu kurz kommt. Was auch an der Fülle der Informationen liegen kann, die man wie eine Litanei lernen muss. Unter dem Druck, möglichst viele Details in möglichst kurzer Zeit einfach reproduktiv lernen zu müssen, leidet der philosophische Grundgedanke des Erkennens der Natur an sich.


    Das, was man früher einen "Universalgelehrten" nannte, gibt es ja so nicht mehr. Möge sich hier bitte niemand herabgesetzt oder angegriffen fühlen, der tief in ein Spezialgebiet eintaucht und diesem den Großteil der Lebenszeit schenkt. Möge der Forscher nur den Anreiz haben, auch immer wieder über den Tellerrand hinauszuschauen und sein Wissen mit dem anderer Gelehrter auszutauschen.


    Mathematiker, Mykologen, Theologen, Quantenphysiker, Ägyptologen:
    setzt euch an einen Tisch und quatscht über Gott und die Welt!



    So, pseudophilosophisches Geblubber ende. :)



    LG, Pablo.