Amanita muscaria var. formosa = Gelber Fliegenpilz

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    • Offizieller Beitrag

    Amanita muscaria var. formosa Pers.
    Gelber Fliegenpilz


    Syn.:
    - Amanita muscaria f. formosa (Pers.) Gonn. & Rabenh.
    - Amanita formosa Gonn. & Rabenh.


    Basidiomycota --> Agaricomycetes --> Agaricales --> Amanitaceae --> Amanita --> Amanita muscaria var. formosa



    Beschreibung des FundesÄhnelt dem Fliegenpilz (>Amanita muscaria<) in allen Teilen, weist allerdings keinerlei Rottöne auf.
    Hut bis 15 cm breit, halbkugelig bis flach ausgebreitet, zitronen- bis goldgelb, anfangs komplett mit weißlichem, warzigem Velum bedeckt, daß später in typischer - Fliegenpilz - Weise aufbricht.
    Stiel bis 15 cm lang, kräftig, weiß mit dicker Knolle, Knollenränder mit einem oder mehreren deutlichen Warzengürteln, ohne Scheide oder Randung oder umlaufende Velumwülste.
    Lamellen weiß, angeheftet, gedrängt.
    Der hier vorgestellte Fund betrifft eine Kollektion in einer Fichtenschonung im Odenwald auf ca. 250 bis 300 m üNN. Der Untergrund ist saurer Buntsandstein.
    Im Umkreis finden sich in der Erscheinungszeit auch sehr viele normal ausgeprägte Fliegenpilze. Nur an dieser einen Stelle entstehen regelmäßig und nur rein gelbe Fruchtkörper.
    Dabei meist mitten auf dem Weg zu fruktifizieren ist vielleicht nicht sehr schlau.


    Anmerkungen: Der Name "Amanita muscaria var. formosa" kann wahrscheinlich für diesen Pilz nicht verwendet werden. Vergleiche dazu den Beitrag weiter unten. Offenbar ist damit ein nicht vollständig gelber Pilz, dafür aber mit gelblichem Velum gemeint.
    Ein passenderer Name will sich aber noch nicht finden lassen.
    Europäische Aufsammlungen von komplett gelben Fliegenpilzen werden aber meist mit diesem Taxon belegt (siehe Bilder im Netz).



    Speisewert: Giftig.


    Sporenpulver: weiß



    Bilder:






    Links zu verwandten und ähnlichen Arten im Archiv:
    >Amanita muscaria<
    >Amanita gemmata<
    >Amanita citrina<

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Zarko!


    Blöderweise ist es mit Blitz photographiert.
    Die gezeigten Pilze stammen alle aus der selben Kollektion, aufgefunden in einem Radius von kaum einem Meter. Blöderweise standen dabei auch zwei jüngere Exemplare auf dem Waldweg, die dann auch schon überfahren waren. X(


    Hier mal der Teil der Kollektion, der nicht auf dem Weg wuchs:

    Leider auch mit Blitz geknipst.
    Allerdings hatte keines der Exemplare eine bescheidete Stielbasis. ;)



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,
    Ich weiß nicht mit welche kamera machst Du fotos, aber es gibt sicher eine option das du blitzt ein bisschen schwächer machst, habe auch früher viele fotos verbrannt :D


    aber mit eine stativ kannst du in vielen situationen blitz sparen ;)


    Gruß Zarko.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    Muss ich raussuchen.
    Mal ein paar Dokumente durchgehen.
    Oder hat zufällig jemand das hier auf Lager:
    Persoon, C.H. 1799. Observationes mycologicae. 2:1-106
    Das wäre die Originalbeschreibung. Wäre mal ganz interessant.
    Ich versuch's mal so zu erklären, wie es am schlüssigsten ist:
    Um einer Erscheinungsform Varietätsrang zu verschaffen, brauchst du ein hartes Merkmal. Also einen Punkt, wo immer eine Entscheidung zum Typus möglich ist. Hier wäre das das komplette Fehlen eines roten Farbstoffes.


    Das ist ähnlich wie bei der Unterscheidung zwischen Boletus erythropus und Boletus pseudosulphureus (da gibt's noch ein paar andere, wenn auch eher schwache Merkmale, darum dort auch oft eine Trennung auf Artrang).


    Fehlt der Farbstoff komplett (kann also nicht gebildet werden), hast du eine genetische Abweichung. Fehlt der Farbstoff nur teilweise, weil zB bestimmte Enzyme für die Produktion geblockt sind, dann hast du einen genetisch identischen Pilz.
    Letzteres zeichent eine unvollständige Pigmentstörung aus. So findest du zB gerne mal verschieden gefärbte Fruchtkörper, die aber zu ein und dem selben Mycel gehören. Also zB gelborangene neben quietschroten Fliegenpilzen. ;)
    Hast du aber eine Stelle, wo in einem gewissen Umkreis nur gelbe und auch immer nur rein gelbe Fruchtkörper stehen, sieht die Sache entsprechend anders aus.


    Ich suche auf jeden Fall morgen mal Literatur durch, damit das nicht nur bei Heißer Luft bleibt. :thumbup:



    LG, pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Moin.


    Nachtrag:
    >Observationes mycologicae<
    Das sollte - zumindest in Auszügen - die Originalbeschreibung sein.
    Insofern korrekt:
    "pileo aurantio - fulvo" = "Goldfuchsiger Hut" Das beinhaltet auch Rottöne.
    Damit kann man das "selten" oben eigentlich streichen, weil A. muscaria var. formosa im Sinne dieser Beschreibung eigentlich ein Massenpilz ist.
    Wäre der in dem Fall von A. muscaria s.str. zu trennen? Ich behaupte: Auf gar keinen Fall! Dann würde ich auch SpeciesFungorum folgen, und A. muscaria var. formosa lediglich als Synonym zu A. muscaria s.str. gelten lassen.


    Will ich aber nicht.
    Wie oben erwähnt, auch diese teilweise (aber nicht vollständig) gelben Flockis sind nach meiner ganz individuellen Einschätzung Boletus erythropus s.str. Und die ganz Gelben eben was anderes.


    Ich tendiere jetzt ernsthaft dazu, das hier ebenso zu handhaben.
    Wenn rotes Pigment innerhalb eines Mycels = 0 (und zwar konstant, jedes Jahr und alle Fruchtkörper des Mycels betreffend), dann eigenständig. Wenn irgendwo Rottöne, dann normaler Fliegenpilz.
    Dem zu folgen oder nicht steht jedem frei. Das hier ist kein wissenschaftlicher Aufsatz und meine persönliche Meinung in keinem Fall bindend.


    Berücksichtigen sollte man allerdings, daß zwischen einem Fliegenpilz mit teilweisem (oder alters-, standort-, witterungsbedingtem) Pigmentausfall und einem mit konstant fehlendem Pigment schon ein Unterschied besteht.


    Womit wir beim generellen Problem wären:
    Wirklich verlässliche Beschreibungen habe ich bislang noch nicht gefunden. Teils geistert da sogar die Ansicht durch's Netz, A. muscaria var. formosa hätte gar keinen gelben Hut, sondern würde sich durch gelbes Velum unterscheiden.
    "verrucis laxis subflavescentibus"
    So ganz reicht da mein Latein nicht, aber "flavescens" wäre gilbend, "verrucis laxis" wollen wohl "Hutschuppen" sein.
    Lateiner voraus!
    Bitte übersetzen!


    In der Beschreibung des Stiels ist ebenfalls von einer gilbenden Oberfläche und gelblichen Farbtönen zu lesen.
    gelbliches Velum kommt wie bei einigen Amaniten ja auch beim Fliegenpilz gelegentlich vor.
    Wenn hier aber eine Art mit konstant gelbem Velum und orangegelben Hutfarben (wie variabel?) beschrieben wird, dann ist der oben vorgestellte Pilz nicht A. muscaria var. formosa, sondern irgend was anderes.
    Fragt sich nur was?


    In Nordamerika gibt es noch die Amanita muscaria var. guessowii, die nach recht weit geprägtem Verständnis der hier vorgestellten "var. formosa" teilweise entspricht (teilweise, weil eben auch mit Rot- / Orangetönen) und auch oft synonymisiert wurde / wird.



    Fazit:
    Ein Haufen Recherchearbeit ohne befriedigendes Ergebnis.
    ich hoffe, daß der oben vorgestellte Pilz auch im nächsten Jahr standorttreu bleibt. Dann wird der noch sorgfältiger auseinandergenommen.
    Leider beliebt der, die meisten Fruchtkörper auf einem Forstweg zu bilden. So blieb mir von diesem Jahr nur ein grausligen Bild aus strömendem Regen von ein paar Resten:


    Oben baue ich mal etwas um.



    LG, pablo.