Ein kleiner Bericht über semiaquatische Ascomyceten.
Ralf Dahlheuser
Björn Wergen
Vorwort:
Dieser Bericht erhebt keinen wissenschaftlichen Anspruch. Er soll das Auge interessierter Sammler auf einen sehr speziellen Standort lenken in der Hoffnung, dass ihnen ähnlich schöne und interessante Funde gelingen und so mit der Zeit mehr Informationen über die Artenvielfalt dieses Habitats erfasst werden.
Die hier vorgestellten Arten wachsen semiaquatisch, d.h. am und im Wasser lebend. Wir haben keine fundierte Kenntnis darüber, ob die erfassten Arten speziell auf den beschriebenen Standort beschränkt sind, oder auch an anderen dauernassen Standorten (z.b. Sümpfe,Moore) vorkommen.
Auch diesbezüglich gibt es also noch viel zu untersuchen und zu entdecken.
Einige der hier vorgestellten Arten sind für Nordrhein-Westfalen noch nicht beschrieben. Für manche ist der Status für Deutschland noch unklar.
Aus der Not geboren
Hoher, selbst Bäume und Büsche bedeckender Schnee und langer Frost haben mich Mitte Januar davon abgehalten, die üblichen Standorte nach Ascomyceten abzusuchen.
Lange schon geisterten "aquatische" Arten in meinem Kopf und so wurde aus der Not eine Tugend und ich beschloss am nahen Bachlauf Ausschau zu halten. Große Erwartungen hatte ich nicht. Eigentlich war ich sogar sicher, nichts auf den Proben zu finden.
Überraschung
Die Überraschung war gewaltig. Nachdem die Substrate oberflächlich abgetrocknet waren, zeigten sich auf jedem einzelnen Stück Ascomyceten. Die Proben waren teilberindete Äste, Stücke von völlig vermoderten Stämmen und blanken Ästen, und sogar ein Stück einer alten Eichenbohle. Manches war sehr stark bemoost oder veralgt, anderes völlig blank.
Nun ist mein Finderwille wesentlich besser ausgeprägt, als meine Bestimmungskünste und so informierte ich Björn über die Funde und musst ihn nicht zu einer gemeinsamen Exkursion überreden, zudem der Fundort sowieso zu dem Bereich gehört, den wir seit einiger Zeit gemeinsam kartieren.
Dank Björn bekamen die meisten Funde dann auch einen Namen und als Zugabe Björns wundervolle Makro- und Mikrofotos der hier später vorgestellten Arten.
Das Biotop
Die Proben wurden einem Bachlauf im Bergischen Land bei Kürten, MTB 5009/122, gesammelt. Der Bach ist 0,5 bis 1m breit, die durchschnittliche Tiefe beträgt 10 bis 20 cm.
Führende Baumart ist Alnus glutinosa, untergeordnet vermischt mit Salix. Im Bachbett finden sich natürlich abgestorbene Substrate aller Art, deren Identifikation sich oft auf die Unterscheidung Laubholz/Nadelholz beschränken muss, da der fortgeschrittene Zerfallprozess eine seriöse Bestimmung nicht zulässt.
(Fotos R. Dahlheuser)
Im Feld ist auf den im Bach liegenden Faulhölzern mit der Lupe nichts zu sehen. Alles glänzt nass und ist z.T. mit Sand, Dreck, Moos und Algen verunreinigt. Also bleibt nichts anderes übrig, als willkürlich ein paar Substrate einzupacken und mit nach Hause zu nehmen. Dabei ist jedoch darauf zu achten, dass die Proben wirklich schon länger im Wasser liegen, um "falsche" Arten erst kürzlich abgefallener und zufällig im Bach gelandeter Substrate auszuschließen. Dazu nimmt man nur Stücke mit, die irgendwie verkeilt oder halb im Schlamm eingesunken sind. Und die Stücke müssen Kontakt zum Wasser haben, zumindest ständig von Spritzwasser oder Wellenschlag benetzt sein, was bei niedrigen Wasserstand bedeutet, dass sie bei normalem oder hohen Wasserstand, zumindest temporär, vollständig von Wasser umschlossen sind. Grundsätzlich sind bereits stark vermoderte Substrate härteren (jüngeren) Hölzern vorzuziehen.
Die Arten
Die hier vorgestellten Arten wurden auf Substraten gefunden, die wir innerhalb einer halben Stunde in ca. 30 Minuten, eingesammelt haben. Ein Beleg, wie fundträchtig dieses Habitat sein kann.
Annulusmagnus triseptatus
Auf stark zersetzter Quercus.
(Fotos B. Wergen)
Ascitendus austriaca
Auf stark zersetzter Quercus
(Fotos B. Wergen)
Capronia pleiospora
Auf Quercus
(Fotos B. Wergen)
Capronia pulcherrima
Stark zersetztes Laubholz
(Fotos B. Wergen)
Lentithecium aquaticum
Auf Quercus und Picea
(Fotos B. Wergen)
Pseudohalonectria lutea
Auf Quercus und Laubholz
(Fotos B. Wergen)
Trematosphaeria hydrela
Auf Quercus und Laubholz
(Fotos B. Wergen)
[hr]
Durella connivens
Auf Picea
(Fotos B. Wergen)
Coenogonium pineti
Auf Laubholz
(Fotos B. Wergen)
Poetschia cratincola
Auf Laubholz
(Fotos B. Wergen)
Sporormiella sp.
In Fraßgängen von Insektenlarven in! Laubholz
(Fotos R. Dahlheuser)
Phomatospora sp.
Auf Eichenbohlen
(Fotos R. Dahlheuser)
Hinsichtlich der Sporormiella tappen wir noch völlig im dunkeln. Unter den bekannten coprophilen Sporormiella findet sich keine passende Art. Für Hinweise zur Bestimmung oder zu Literaturhinweisen holzbesiedelnder Sporormiella sind wir sehr dankbar.